Fast Blogfasten - und eine Einladung!

Einigt man sich auf die Notwendigkeit der Buße, dann sind auch wieder moderne „Bußpraxen“ sinnvoll.

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Wenn man der deutschen "Huffington Post" glauben darf, dann will „mindestens jeder Zehnte Erwachsene in Deutschland in der Fastenzeit auf etwas verzichten (10 Prozent haben einen festen Fasten-Vorsatz)“ – dafür, dass der Begriff der Fastenzeit wohl noch weithin bekannt sein dürfte, nicht eben eine besonders hohe Zahl. Von den befragten Fastenden gaben zudem 27 % an, aus religiösen Gründen zu fasten. Das sind also dann – einfach zu rechnen – 2,7 % aller Erwachsenen in Deutschland, die aus religiösen Gründen fasten. Dem steht ein 57,8 %-Anteil von Christen in der deutschen Bevölkerung gegenüber (siehe hier) – wobei man dabei einschränken muss, dass es sich dabei um Kirchenmitglieder (römisch-katholisch oder evangelisch) handelt, nicht zwingend um überzeugte Christen.

Irgendwo zwischen 2,7 % und rund 58 % ist also die Bedeutung des Fastens verloren gegangen – und die Frage ist wohl nicht unberechtigt: Wie konnte das passieren?

Vielleicht liefern auch die anderen Gründe (bei denen aber Mehrfachnennungen möglich waren), in der Fastenzeit zu verzichten, einen Hinweis, wieso die religiöse Begründung so marginal ausfällt: 53 % der Fastenden tun dies aus gesundheitlichen Gründen; ebenfalls 27 % tun dies aus Traditionsgründen. Ergänzen kann man dazu, in welchen Bereichen gefastet wird: „Auf Süßigkeiten verzichten 74 Prozent der Fastenden, 52 Prozent wollen die Finger vom Alkohol lassen. Für 6 Prozent der Fastenden stehen 40 Tage ohne Sex bevor.“ – so die Huffington Post.

Eine etwas andere Fragestellung wird in der „Welt“ aus einer Forsa-Umfrage der DAK zitiert. Nach der würden die meisten Befragten, wenn sie denn fasteten, „auf Alkohol verzichten (64 Prozent) oder die Finger von Süßigkeiten lassen (59 Prozent).“

Nun sind das alles keine schlechten Gründe, auch keine schlechten Objekte des Fastens, aber der christliche, zumindest der katholische Sinn des Fastens wird dort überhaupt nicht deutlich. Kann er aber – so möchte man hinzufügen – in der heutigen Welt auch gar nicht. Das Fasten ist nämlich eine „Bußübung“, zu denen neben dem Fasten im engeren Sinn auch das Beten und das Almosengeben gehören. Buße aber ist etwas, das in unserer Welt so weit weg erscheint wie nur irgendwas – ist sie doch eine Folge der Sünde. Ich werde mir als Christ also meiner Sünden bewusst und tue Buße durch mein Fasten.

Wofür aber büßen, wenn ich mir doch gar keiner Sünde bewusst bin? Da kommt uns die Welt schon fast entgegen und bezeichnet als Sünden vielleicht noch das Schlemmen oder den ungezügelten Konsum (wohlgemerkt nicht als moralische sondern als Gesundheits- oder Umweltkategorie). Die Welt sieht aber für solches Verhalten gar keine Buße sondern lediglich das Unterlassen vor – Fasten als „Nicht-Schlemmen“ anstatt Fasten als Buße für das „Schlemmen“. Und dabei gerät zusätzlich noch aus dem Blick, dass die Sünde durchaus mehr umfassen kann als das, was die Welt als solches bezeichnet. Es ist die Entfernung von Gott, die durch die Sünde eintritt, und das kann auf die verschiedensten Arten und Weisen eintreten – ein Blick in einen Beichtspiegel gibt einem einen Einblick, was das alles sein kann.

Die Welt kennt also die Sünde kaum noch, und gar nicht mehr in einer spirituellen, religiösen Dimension, und sieht alleine deshalb schon keine (selbstauferlegte) Buße mehr vor. Wer etwas tut, was dem Weltengeist widerspricht, soll dies nicht mehr tun (man könnte das als eine Art „Umkehr“ bezeichnen) und kann notfalls bestraft werden. Buße „tun“ – das aktive Handeln – ist hier nicht vorgesehen. Und schon gar nicht, dass die Buße mit der Sünde selbst gar nichts zu tun haben muss. „Buße tun“ soll die Gemeinschaft mit Gott wiederherstellen, zeigt mir einen Weg mit Gott auf, indem ich mich von dem fernhalte, was mich von Gott trennt (fasten), oder tue, was mich zu ihm führt (beten und Almosen geben).

Einigt man sich auf die Notwendigkeit der Buße, dann sind auch wieder moderne „Bußpraxen“ sinnvoll. Auf Süßigkeiten zu verzichten, nicht weil ich davon dick werden könnte, sondern weil der Genuss von Süßigkeiten eine zu große Bedeutung in meinem Leben einnimmt, auf Alkohol zu verzichten, weil mich der Konsum zwischen Gott und mich stellt, das sind durchaus mögliche Varianten. Am Ende, so meine Überzeugung, muss aber jeder selbst entscheiden, was es denn ist, was in seinem Leben eine übergroße Bedeutung einnimmt. Ein Indiz mag sein, wenn man sich selbst einzureden versucht, dass dieser oder jener Verzicht aber nun wirklich nicht geht … Auf’s Auto verzichten? Auf Facebook? Auf’s Fernsehen? Alles nur Vorschläge, für die es kein Tabu gegen sollte.

In den vergangenen Jahren hatte ich mir selbst ein Blogfasten auferlegt, im letzten Jahr eingeschränkt durch Papstrücktritt und –wahl und einige Betrachtungen zum Fasten. In diesem Jahr möchte ich mich in der Themenwahl ein wenig beschränken und einen Themenschwerpunkt in der Buße und der Passion Jesu setzen. Insofern wird es also auch in der heute begonnenen Fastenzeit Beiträge in diesem Blog geben, allerdings weniger, und ich werde jeden Beitrag vor der Frage zu beurteilen versuchen, ob er geistlich sinnvoll ist oder nicht. Wer also in den kommenden Wochen den einen oder anderen bissigen Kommentar zur Politik oder zur Entwicklung in der Kirche vermissen sollte, der kann sich denken, woran das liegt.

Was ich aber gerne tun möchte: Meine Leser einladen, mir zu berichten (als Kommentar oder per Mail), welche Bußpraxis sich für Sie als effizient erwiesen hat im Blick auf eine vertiefte, geheilte Gottesbeziehung. Vielleicht ist der eine oder andere Ratschlag ja auch für andere interessant – und kann helfen, das Fasten und die Buße wieder mehr unter Christen zu verankern: 2,7 % ist wenig mehr als nichts, 58 % aus christlich-religiösen Gründen fastende Erwachsene die Vision!

Ebenfalls erschienen auf papsttreuer.blog.de

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