Es war einmal... Musik

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Es war einmal ein Kontinent, der zum Klingen gebracht werden wollte. Wer sich zuerst dort niederließ, ist nach Jahrtausenden nicht mehr genau rekonstruierbar, aber er wurde schon sehr früh, wenngleich nur spärlich besiedelt. Irgendwann kam ein Gigant namens Bach und nahm ein riesiges Areal in Besitz. In seiner Nähe siedelten Couperin und Rameau. Es folgten Mozart und Beethoven mit gewaltigen Landnahmen fast Bachschen Ausmaßes, sodann Schubert, Liszt und Chopin, Brahms und Tschaikowski. Mussorgski riss ein Stück Land an sich und Wagner ein Gebirge, Mahler und Bruckner ließen sich nieder, es erschienen Debussy, Ravel, Strauss, Verdi, Puccini, Schönberg, Berg, Strawinsky, Janáček, Bartok und andere, wobei immer wieder Gebietsüberschneidungen und Grenzkonflikte entstanden, auch mit den Ländern der Vorgänger, und schließlich waren nur noch kleine Fleckchen in Steppe und Wüste frei, die von Männern wie Ligeti oder Henze besiedelt wurden. Auch manche Fata Morgana wurde dort gesichtet, der größten gab man den Namen Stockhausen. Eines Tages war kein weißer Fleck auf dem Kontinent mehr übrig. Seine Eroberung war beendet. Es gab zwar immer noch Neuankömmlinge, aber sie mussten sich auf längst entdecktem und bewirtschaftetem Land niederlassen. Sie gehören nicht mehr zur Geschichte, sondern bereits zur Nachgeschichte des wahrscheinlich schönsten Kontinentes aller Welten.

Beitrag erschien zuerst auf: michael-klonovsky.de 

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