Es geht nicht nur um Geld in „Nicht mit unserem Geld!“

Das Buch von Frank Schäffler ist eine Herausforderung an den Leser, egal ob er politisch engagiert ist oder nicht. Freiheit, das wird deutlich, bietet wesentlich mehr Chancen als staatlicher Interventionismus, beinhaltet aber auch die Freiheit zu Fehlentscheidungen – und sie beinhaltet das Tragen der Konsequenzen durch jeden Einzelnen.

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Wieder ein Wirtschaftsfachbuch im PAPSTTREUENBLOG. Die Wirtschaft hat enorme Auswirkungen auf unser aller Leben, und man sollte sich nicht einbilden, der Mammon, auch wenn man ihn nicht anbetet, wäre ganz einflusslos auf unser geistliches Leben. Soweit würde ich bei den Implikation des Buches von Frank Schäffler unter dem Titel „Nicht mit unserem Geld! Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle“, das heute erscheint nicht gehen. Trotzdem ist es gut, sich auch mit Wirtschaftsthemen auszukennen, nicht alles zu glauben, was uns Medien und Parteien so erzählen und sich darüber klar zu sein, in welche Lebensbereiche das Geld alles hineinwirkt.

Im Buch geht es um die Ursachen, den Ablauf – mit einem Schwerpunkt auf den deutschen parlamentarischen Reaktionen – und die weiteren Folgen der diversen Wirtschaftskrisen, die uns in den vergangenen Jahren mit steigender Schlagzahl eingeholt haben. Das ist durchaus keine leichte Kost, auch wenn es Frank Schäffler schafft, anhand von prägnanten Beispielen und zwischengestreuten Ausflügen in die Wirtschaftswissenschaften, vor allem die Österreichische Schule der Nationalökonomie, auch für Laien zu verdeutlichen, woran unsere Wirtschaft, in Deutschland, in Europa und weltweit, krankt.

Da ist – als ein Schwerpunkt – das staatliche Geldmonopol mit der beinahe unbegrenzten Möglichkeit der ungedeckten Geldschöpfung (Stichwort „Fiat Money“) zu nennen, die aber noch verstärkt – man könnte auch sagen „verschlimmbessert“ – wird, durch staatliche und überstaatliche europäische Interventionen, die zu den bekannten Investitionsblasen und deren Platzen führen. Die Reaktionen der EU wie auch der Bundesregierung bzw. des Bundestages werden von Schäffler sehr detailliert dargestellt, was einerseits die Entscheidungswege und deren Dynamiken verdeutlicht. Andererseits habe ich mich bei der Breite der Beschreibungen, der vollständigen Wiedergabe von Redemanuskripten inkl. Zwischenufen und Briefen, deren Aussagen sich teilweise auch wiederholen, durchaus dabei erwischt, einzelne Abschnitte nur noch überflogen zu haben. Ich meine, das hat dem Verständnis nicht geschadet, ein bisschen mehr „Kürze“ hätte dem Buch an dieser Stelle gut getan.

Grund für diese vertiefte Darstellung der Abläufe mag aber auch die Auseinandersetzung Schäfflers mit seiner eigenen Partei, der FDP sein, für die er bis 2013 im Bundestag saß und der er deutlich ihren Kuschelliberalismus vorwirft, der nicht nur zur Abstrafung durch den Wähler bei den letzten Wahlen geführt hat, sondern mit dem die Partei auch die wirtschaftsschädlichen Interventionen der EU und des Bundes mitgetragen hat. In dieser Hinsicht wurde für mich bei der Lektüre wieder deutlich, dass eine liberale Partei, wie sie Schäffler und vielen anderen wirklich liberalen Politikern mit der FDP vorschwebt, in der Tat ein Wählerpotenzial von – wie Studien und Umfragen belegen – bis zu 25% haben mag, eine FDP wie sie sich zur Bundestagswahl 2013 präsentiert hat, aber wirklich niemand braucht. Stellt sich die Frage, ob diese Partei ihre Lektion gelernt hat oder – wie es im Moment aussieht – weiter nach links schielt. Dabei wird auch die Frage des Umgangs der Partei mit ihrem „Rebell“ Schäffler sprechend sein: Sägt sie ihn ab, betrachtet sie das Buch als „parteischädigend“, wird sie vermutlich untergehen ... zu Recht! Sind die Parteistrategen dagegen mutig genug, sich in Richtung mehr wirtschaftlichem und politischem Liberalismus zu bewegen, könnte sie eine echte Alternative zur bestehenden etablierten Parteienlandschaft bieten (von sogenannten „Alternativen“ ganz zu schweigen).

Für wesentlich interessanter halte ich aber dennoch die Teile des Buches, die sich mit den Folgen der gegenwärtigen politischen Richtung und den Alternativen beschäftigen. In plastischen Beschreibungen macht Schäffler im Kapitel „Die Folgen der falschen Politik“ deutlich, wohin die Reise gehen könnte – die Stichworte, die er nennt sind eindringlich, erscheinen plakativ, sind nach der Lektüre aber auch nachvollziehbar: Interventionismus, Schuldenwirtschaft, Zentralismus, Kungelwirtschaft, Steuererhöhungen, Überwachungsstaat, Enteignung der Sparer und letztlich eine Gefährdung von Demokratie und Freiheit. Das sind große Kaliber, mit denen Schäffler da schießt, er bleibt den Nachweis aber nicht schuldig, sodass dem Leser eigentlich nur die Frage bleibt, ob – oder besser warum – er als Wähler und Souverän des Staates eine solche Entwicklung mittragen will, mit der die Politik an dem Ast sägt, auf dem wir alle sitzen.

Denn es gibt durchaus Alternativen, die nur zurzeit jedenfalls parteipolitisch von niemandem vertreten werden. Insofern ist das Buch Frank Schäfflers auch programmatisch im Hinblick auf die bestehende FDP, womöglich aber auch für neue, sich liberal aufstellende Parteien, zu nennen. Dazu, und das ist eines der Resümees Schäfflers, braucht es in aller erster Linie mal Mut: Den Mut, sich gegen den wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Mainstream zu stellen und die Dinge anders anzugehen, als es die Mehrheit tut und verlangt. Im Kapitel „Was jetzt zu tun ist“ verdeutlicht Schäffler, wie eine Politik und eine Gesellschaft aussehen müsste, die sich am langfristigen Gemeinwohl und nicht an Wahlerfolgen und kurzfristigen Wählerberuhigung orientiert. Mehr Freiheit, mehr Vielfalt, mehr Marktwirtschaft, weniger Politik, weniger Umverteilung, Gleichheit der Regeln für alle (insbesondere aber nicht nur im Steuerrecht), eine Sparkultur, die Zulassung von Privatwährungen und damit die Möglichkeit einer marktwirtschaftlichen Geldordnung (was die Phantasie der meisten schon erheblich strapazieren dürfte) – letztlich die wirklich freie Gesellschaft, in dem Sinne, dass der Staat die Menschen in Ruhe lässt und keinen Zwang über das Maß der Freiheitssicherung hinaus ausübt – das alles sind die in Überschriften gepressten Empfehlungen Schäfflers, die eine solche sowohl wirtschaftlich als auch politisch freie Gesellschaft ausmachen. Unnötig zu sagen, dass er es nicht bei Stichworten belässt, sondern durchaus auch das Für und Wider, die Chancen und Gefahren der Alterantiven auslotet - mit dem Ergebnis, dass eine freie, liberale Gesellschaft in jedem Fall der Vorzug zu geben ist vor dem bestehenden politischen Mainstream.

Darin steckt Sprengstoff und neben ein paar Kleinstthemen, bei denen schon der gesunde Menschenverstand die Rebellion gegen staatliche Gängelung eingibt, ist die Entwicklung zu mehr Freiheit trotz des überwiegend positiv besetzten Begriffs alles andere als gesellschaftlicher Konsens. Damit ist das Buch auch eine Herausforderung an den Leser, egal ob er politisch engagiert ist oder nicht. Freiheit, das wird deutlich, bietet wesentlich mehr Chancen als staatlicher Interventionismus, beinhaltet aber auch die Freiheit zu Fehlentscheidungen – und sie beinhaltet das Tragen der Konsequenzen durch jeden Einzelnen. Das erfordert, ich habe es oben schon erwähnt, Mut – und so stellt sich mir am Ende der Lektüre die Frage, ob ich selbst – bei aller zur Schau gestellten Liberalität – tatsächlich selbst diesen Mut habe, den ich von der Politik und der Gesellschaft als Ganzes erwarte. Mir erscheint aber – und das nicht erst nach der Lektüre des Buches – in Abwandlung einer stehenden Redensweise unserer Bundeskanzlerin dieser Mut tatsächlich als alternativlos.

Andererseits - darauf weist Schäffler auch in seinem letzten Kapitel „Jetzt sind Sie dran!“ hin - sollte man sich auch nicht der Illusion hingeben, dass der beschriebene Wandel, bei noch so viel Mut der einzelnen Akteure von heute auf morgen umzusetzen wäre. Es braucht neben Mut eben auch Ausdauer, Ausdauer auch, um die Konsequenzen einer unfreien Gesellschaft zu verdeutlichen, die erst klar machen, warum eine Alternative notwendig ist. Für Leser dieses Blogs wird auch ein Zusammenhang wesentlich sein, in dem Schäffler die Auswirkung von Finanz- und Steuerpolitik auf Familien und Kirchen betrachtet:

Der überbordende Wohlfahrtsstaat zerstört die Familien, indem dieser die Erziehungsaufgabe für die Eltern übernimmt. Selbst die Kirche ist in Gefahr. Sie ist nicht unabhängig vom Staat. Die Koppelung der Kirchensteuer an die Einkommensteuer führt zu einer nibelungentreuen Abhängigkeit der Kirche vom Staat. Die Amtskirche hängt am Tropf des Staates und seinem stetigen Einnahmenzuwachs. Dieses süße Gift infiziert fortwährend auch die Budgets der Amtskirchen.

Um hier einen Wandel zu initiieren ist mehr notwendig als die Einflussnahme einzelner Politiker im Parlament. Schäffler macht deutlich, dass ein Bewusstseinswandel eingeleitet werden muss in einer Gesellschaft, die ganz offensichtlich keine Vorstellung mehr davon hat, was Freiheit von staatlichem Zwang, damit auch Freiheit zu mehr Eigenverantwortung, eigentlich bedeutet, diese Freiheit im Zweifel aufgrund des Risikos für die persönliche Situation sogar ablehnt. Aus diesem Grund hat Frank Schäffler aktuell einen neuen „Think Tank“ unter dem Namen Prometheus gegründet, der sich der an der notwendigen Veränderung des Meinungsklimas in Richtung Freiheit und Rechtsstaatlichkeit widmen soll. Im Rahmen seiner Möglichkeiten engagiert sich also Frank Schäffler, und ich bin sehr gespannt, was wir in Zukunft noch von diesem Institut hören werden. Das alleine wird aber nicht helfen, und so steht am Schluss der Appell Schäfflers, den ich gerne wiedergebe und den ich den Lesern ebenfalls mit auf den Weg geben möchte:

Machen Sie sich bemerkbar, stehen Sie auf, nehmen Sie nicht alles hin, engagieren Sie sich und wehren Sie sich. Sorgen Sie dafür, dass die Sozialisten in allen Parteien – die Herz-Jesu-Sozialisten, die Ökosozialisten, sozialen Zentralisten, die nationalen Sozialisten, die Steuererhöher, die Subventionsgrabscher, die Ober-Planer, die konservativen Beckenrandschwimmer, die ewigen Geldausgeber und die nimmersatten Umverteiler – endlich eine wirkliche Gegenmacht verspüren, die sich gegen sie stellt.

Deshalb müssen Sie sich einbringen. Es geht nicht nur um unser Geld, es geht um viel, viel mehr: Es geht um unsere Freiheit und die Freiheit unserer Kinder. Fangen Sie an. Jetzt!

Zu guter Letzt noch ein kleiner Kritikpunkt: Der Titel des Buches! Natürlich ist der Untertitel „Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle“ zu sperrig um Verkaufszahlen in nennenswerter Größe zu generieren, und ich bin kein Werbefachmann um einen passenden Titel zu erfinden. Aber der Haupttitel „Nicht mit unserem Geld!“ suggeriert eine Fokussierung auf den Mammon, der sich im Buch zum Glück nicht wiederfindet und der bei mir einen schalen Beigeschmack hinterlassen hätte. Wie Schäffler schreibt, „Es geht nicht nur um unser Geld“, es geht nicht um „mein Geld“ – es geht um das Gesellschaftsmodell und das Menschenbild in der Politik, es geht um unsere Freiheit – da hätte ein bisschen mehr Investition von Kreativität in den Buchtitel schon noch gelohnt. Ich kann nur hoffen, dass der Titel nicht Leser abschreckt, die mit den vertretenen Thesen durchaus einverstanden sein könnten, sich aber keine auf dem Mammon basierende Gesellschaft vorstellen mögen.

Abgesehen von dieser Kleinigkeit aber von meiner Seite ein klarer Lesebefehl für alle an Politik, an der Wirtschaft, aber vor allem für an der Freiheit interessierte Leser.

Frank Schäfflers Titel „Nicht mit unserem Geld! Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle“ ist im September 2013 im FinanzBuch Verlag erschienen.

Zuerst erschienen auf papsttreuer.blog.de

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