„Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes“

Welch ein Aufruhr gab es doch vor etlichen Tagen! Ein Aufruhr unter den „Strenggläubigen!“ Den „Strenggläubigen“ der römisch-katholischen Kirche. Der lateinischen Kirche natürlich.

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Der vom Papst kürzlich neu ernannte „Hüter“ der Glaubenslehre, Erzbischof Victor Manuel Fernandez, schrieb vor rund 30 Jahren als junger Geistlicher ein Buch über das Küssen. In einer Zeit, in der er als Jugendseelsorger tätig war, verfasste er in Zusammenarbeit mit jungen Menschen dieses Buch. Es trägt, nunmehr in aller Munde, den Titel „Sáname con tu boca.“ Zu Deutsch: „Heile mich mit deinem Mund.“ Die Kunst des Küssens.

Voll Poesie ist der Titel in italienischer Sprache: “Guariscimi con la tua bocca. L’arte di baciare.“

Wer mehr über das Buch erfahren möchte (das ich selbst noch nicht kenne), werfe einen Blick auf folgenden Link von Zenit, einem kath. Blog: es.zenit.org/2023/07/02/besame-mucho-sobre-el-manual-del-arte-del-beso-escrito-hace-30-anos-por-el-nuevo-prefecto-para-la-doctrina-de-la-fe/

Küss mich oft. Über das ‚Handbuch‘ der Kusskunst, geschrieben vom neuen Präfekten für die Glaubenslehre.“

Das Buch ist sicher tiefsinniger und auch spiritueller, als das Buch des Amerikaners William Cane The Art of Kissing aus den 1990er Jahren, in dem es u.a. auch um feinsinnige Techniken geht. Ein Buch, das es ebenso in italienischer Übersetzung gibt und den Titel der Sprache der Poesie und Musik geradezu anschmiegt:

“L’arte di baciare. Tutti i segreti del piu dolce piacere della vita.“

Heißt: „Die Kunst des Küssens. Alle Geheimnisse des süßesten Genusses des Lebens.“

Kein Wunder, dass die Italiener die in Silberpapier gewickelten Schokolädchen mit einem Kern aus Gianduja (dunklem Nougat) und einer Haselnuss als Baci = Küsse bezeichnen. Delikate Leckereien, die den Gaumen dahinschmelzen lassen.

Das Hohe Lied der Liebe

Von dem „süßesten Genuss des Lebens“ wussten die Liebenden, von denen das Hohe Lied Salomos im Tanach, der Hebräischen Bibel (dem Alten Testament) erzählt, wenn die Braut ihn voll Sehnsucht in der Liebe ihres Liebsten herbeibeschwört:

„Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; ja, deine Liebe ist köstlicher als Wein“ (Hld 1:2).

(Und hier handelt es sich mit Sicherheit nicht um unverfängliche Küsse der Ehrerbietung, der Freundschaft oder der Eltern-Kindes-Liebe).

Die Aufregung um das Kuss-Buch des argentinischen Oberhirten lässt darauf schließen, dass viele Katholiken, insbesondere die sehr konservativ und traditionalistisch orientierten, das Hohe Lied der Liebe des Alten Testamentes nicht kennen – wie diese, was ich oft schon feststellte, so Vieles aus der Bibel, der Grundlage unseres Glaubens, nicht kennen, sich stattdessen aber allein an Traditionen festbeißen. Die Aufregung unter einer Reihe von Katholiken um dieses Buch lässt ebenso darauf schließen, dass diese offenbar der leiblich-erotischen Liebe von Liebenden, selbst in der Ehe, noch immer nicht wirklich zugetan sind. Wie könnten sie sonst so massiv über diesen Bischof wegen seines „umstrittenen“ Buches herfallen? Ja, wegen seines „umstrittenen“ Buches… …!

So der Blog kath.net (4.Juli, s.u.), unter dessen Beitrag zum Thema sich die als super-fromm verstehenden „Apostel der Reinheit“ in Scharen sammeln. Es sind Katholiken, die großenteils alles negieren, was auch nur im Geringsten das erotische Wesen des Menschen umfasst oder auch nur einen Aspekt desselben darstellen kann („Küssen ist doch nun wirklich nichts Sexuelles“) und dieses mitunter sogar mit „moralischem Verfall“ gleichsetzen. Die negieren, dass Liebe und Erotik von Gott erschaffen wurden.

Erschaffen in der Zweigeschlechtlichkeit des Menschen, in der Erschaffung von Mann und Frau.

Damit stehen die kath.net-Leser und Leserinnen! einigen Gruppierungen im Vatikan nicht nach, wie der Münchner Merkur kürzlich in Verbindung zu dem Kuss-Buch zu berichten weiß (Untertitel: Papst-Vertrauter im Vatikan in der Schusslinie: Nach dem Fall Georg Gänswein sorgt ein Buch über das Küssen für indirekte Angriffe auf Papst Franziskus, Merkur, 11.07.23).

Ausgerechnet im Vatikan! Wo es etliche der klerikalen Heuchler gibt, die den Küssen, selbst mit gleichgeschlechtlichen „Cousins“ und „Neffen“, nicht abhold sind… … … (s.u., Lit.)

„Die Heuchelei ist die Gangrän der Kirche…“ (Bischof Michel Aupetit, 17.02.22).

Die Gangrän, eine die Gliedmaßen zerstörende, zum Tode führende Krankheit.

Auffallend und äußerst aufschlussreich ist bei den konservativen bis traditionalistischen kath.net-Kommentatoren, dass gerade bei dem Kuss-Thema – in krassem Gegensatz zu den lebenswichtigen Themen wie Beihilfe zum Suizid – sich viele bemüßigt fühlten, zu antworten und z.T. endlose Kommentare zu schreiben … (Künftiger Glaubenspräfekt im Vatikan verteidigt sein umstrittenes Buch übers Küssen, kath.net, 04.07.23).

59 Kommentare stehen bei diesem Artikel vier bzw. null Kommentaren zu den Beiträgen über die wichtige Bundestagsentscheidung zur Suizidprävention gegenüber (Suizidprävention siegt im Deutschen Bundestag, kath.net, 07.07.23, ALfA: Suizidprävention und palliative Versorgung, kath.net, 07.07.23).

Erotik, Sex und Küsse scheinen die „frommen“ Konservativen offensichtlich weit mehr zu beschäftigen, als sie zugeben …

Ja – „Die Heuchelei ist die Gangrän der Kirche…“

„Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich…“ (Hld 1:2)

Da kann ich diesen Leuten nur empfehlen, die Bibel herzuholen und das Hohe Lied Salomos zu lesen, auch das Hohe Lied der Liebe genannt. Andere Sprachen nennen es das Lied der Lieder – il Cantico dei Cantici (italienisch), le Cantique des Cantiques (französisch), Shir haShirim (hebräisch).

Das Hohe Lied Salomos ist eines der wundervollsten Liebesdichtungen. Ursprünglich das Liebeslied eines Brautpaares, wurde es in späterer Zeit auch allegorisch als die Liebe Gottes zu seinem Volk Israel gedeutet (vgl. den Propheten Hosea) und im Christentum als die Liebe Christi zu seiner Kirche. Letztlich aber auch als die Liebe Gottes überhaupt, die sich in der Liebe zwischen Mann und Frau spiegelt.

Doch auch die allegorischen Interpretationen, auf die sich die „Frommen“ besonders stürzen, nehmen der Dichtung nicht den stark erotischen Charakter und dessen Zauber der sinnlichen Bilder, nehmen ihr nicht die ursprüngliche Intention, die ganzheitliche Liebe, d.h. die seelisch-geistig-erotische bzw. sexuelle Liebe, von Braut und Bräutigam, von Ehegemahl und Ehegemahlin zu besingen.

Zölibatäre Kleriker und ihre sexuellen Reflexionen

Wenn bestimmte Gruppen von Katholiken sich an dem „Kuss-Buch“ des argentinischen Erzbischofs stoßen, darf ich diese daran erinnern, das Papst Johannes Paul II. eine umfassende und sehr wichtige Katechese über „Die Theologie des Leibes“ entwickelte und bereits Ende der 50er Jahre als Weihbischof offen über die Sexualität von Mann und Frau (in der Ehe), ja selbst über den Orgasmus schrieb. Aaach!

(https://www.katholisch.de/artikel/24270-der-koerper-als-geschenk-die-theologie-des-leibes).

Und der in der Kirche hochgeschätzte Theologe, Philosoph und Dominikaner Thomas von Aquin – aus dessen Traktaten über Die Sinneserkenntnis und die Schönheit ich sogar in meiner kunsthistorischen Dissertation zitierte –, ein fanatischer Verächter der Frau und alles Leiblichen, zerbrach sich allerdings im 13.Jh. seinen Schädel über bestimmte Stellungen beim Geschlechtsakt (https://www.sexm edpedia.com/katholische-kirche-und-sexualmoral/).

Was mich die Frage stellen ließ, was diesen „heiligen“ Mönch überhaupt zu solchen Gedanken veranlasste… Hatte dieser nicht genug zu tun mit dem Gebet und seinen theologischen Schriften?

An diesem Punkt darf ich für die Kuss-Buch-Kritiker eine besondere Empfehlung aussprechen: sie sollten einmal die Legenden um die Heilige Katharina von Siena lesen. Da wartet manche Überraschung… … … (s.u.)!

Absurde „Visionen“ sexuell-erotischer Art von „Heiligen“

Bezüglich der Erotik und Sexualität, die über viele Jahrhunderte von der Amtskirche als negativ, sündig und „entartet“ (Th. v. Aquin) gebrandmarkt wurde, bin ich erst neulich auf eine höchst eigenartige Sache gestoßen, die gerade bei „heiligen“ Personen der Kirche seltsam-groteske Blüten erotisch-sexueller Phantasien trieben. Grotesk in einer Weise, wie es mir zuvor unbekannt war, wie es aber ein ausdrucksvolles Beispiel für die natürlichen Empfindungen des Menschen und die möglichen Folgen einer krampfhaften Unterdrückung derselben darstellt und darüber hinaus den Nährboden für eine ausgefuchste Heuchelei bereitet.

Der erogene „Vermählungsring“ der Katharina von Siena

Ein hochinteressanter Vortrag von Prof. Alessandro Barbero, des international bekannten Historikers und Mittelalterexperten aus Italien (dem, der der italienischen Sprache mächtig ist, kann ich Barberos Vorträge wärmstens empfehlen) behandelte vor einiger Zeit bedeutende Frauen des Mittelalters, so auch die von der Kirche heiliggesprochene Katharina von Siena (1347-80).

Meine anschließenden Recherchen über sie förderten gar wunderliche Dinge zu Tage.

Abgesehen von ihrem großen Engagement, dem sündigen Papst und den liederlichen Kurialen den Spiegel vorzuhalten und ihnen die Leviten zu lesen, auch abgesehen von ihrem ausgeprägten Engagement für die Armen und die Kranken ihrer Stadt, gehörten ihr strenges Leben des Gebetes, des Fastens und der Selbstgeißelung ebenso zu ihren Charakteristika wie ihre Visionen, die sie der Überlieferung nach seit dem sechsten Lebensjahr begleiteten.

Unter den Visionen springt nun eine, die sie als 20jährige glaubte, gehabt zu haben, besonders ins Auge: die „mystische Vermählung“ mit Christus. (Die sie übrigens erst zu einem Leben für ihre Mitmenschen befähigt habe. Nach der auch ihre harten Bußübungen stark in den Hintergrund getreten seien).

Es war eine Vision, die eine intime, ja geradezu verliebte Begegnung mit Christus offenbart habe, die gleichzeitig jedoch nichts an erotischer Absurdität, als jungfräuliche Reinheit verbrämt, entbehrte.

Nach dem Tausch ihrer beider Herzen streifte ihr Christus seine bei der Beschneidung entfernte Vorhaut, eine im Mittelalter hochverehrte Reliquie (s.u.), als Vermählungs-Ring über den Finger. Dabei habe er zu ihr die folgenden Worte gesprochen: „„Siehe, ich vermähle dich mir, deinem Schöpfer und Erlöser, im Glauben. Du wirst diesen Glauben stets unversehrt bewahren, bis du im Himmel mit mir ewige Hochzeit feiern wirst… …“ (Legenda maior, Raimund von Capua)

Katharina – eine junge Frau, die eine Heirat kategorisch ablehnte, die von Männern nichts wissen mochte. Die „um des Himmelreiches willen“ ihre Jungfräulichkeit bewahren wollte, wie so viele junge Frauen ihrer Epoche. Insoweit stellte sie nicht gerade eine Ausnahme dar.

Dennoch kann man an der ganzen Geschichte eines nicht leugnen: die erotisch-sexuellen Phantasien der „Heiligen“ aus Siena, die diese in der Nähe zu Jesus von Nazareth „überfielen.“ Den sie auch „im Glauben“ ganz als Mann erlebte.

In seiner Männlichkeit. Die sie mittels einer der wichtigsten erogenen Zonen des Mannes erfuhr – wenngleich mittels des von seinem Leib entfernten Teils, der dann für sie zum Zeichen ihrer mystischen „Vereinigung“ wurde. (Der erogene „Vermählungsring“ sei übrigens für andere, die um sie waren, unsichtbar gewesen).

Die erotischen Phantasien, die sie überwältigten und die laut Augenzeugen selbst vor ekstatischen „spirituellen Umarmungen“ mit Jesus nicht haltmachten, legten ihre unterdrückten, sexuellen Empfindungen als Frau frei, drifteten dabei jedoch, diese kompensierend, ins Widersinnige ab. Waren sie eine Folge ihres übertriebenen, den Körper schädigenden Fastens und ihrer häufigen Selbstverwundung?

Offenbar aber war Katharina nicht die einzige „Braut Jesu“, die Visionen dieser Art zu erfahren glaubte. So schrieb einer der ersten Schüler des Jesuiten-Gründers Ignatius von Loyola, Alfonso Salmerón (1515-85), folgende Worte, die von abstrusen Vorstellungen zeugen:

„Jesus schickt seinen Bräuten den fleischlichen Ring des höchst kostbaren Präputiums (der Vorhaut). Der Hersteller ist der Heilige Geist, seine Werkstätte ist Marias reinster Schoß. Das Ringlein ist weich!”

Eine Imagination, die für mich Gott zum Narren macht.

Eine Vorstellung, die das Charisma einer Liebesehe sowie das Charisma eines frei gewählten ehelosen Lebens der Lächerlichkeit preisgibt.

Wir haben hier das Abgleiten ausgeprägter sexueller Empfindungen ins völlig Absurde, ja in pure Perversität vor uns. Pervers abgleitende Empfindungen, von der Kirchenmänner in einem kranken und heuchlerischen Keuschheits-Wahn diese spirituell überhöht und mit dem Schleier der „Reinheit“ geschmückt sich vorgaukelten… Deren verdrehte Auswirkungen noch Jahrhunderte danach zu spüren sind…

Die erotische Perversion einer „heiligen“ Reliquie

Man lese nun und staune! Über Jahrhunderte lebte in der Christenheit die Vorstellung von einer Vorhautreliquie, der heiligen Vorhaut von Jesus von Nazareth. lateinisch sanctum praeputium genannt.

Von Jesu Körper sollen nach seiner Himmelfahrt nur jene Bestandteile auf Erden zurückgeblieben sein, die er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr hatte. Das waren Nabelschnur und Vorhaut, letztere nach jüdischem Brauch am achten Tag nach seiner Geburt im sogen. Beschneidungsritual entfernt. Im Mittelalter behaupteten gleich mehrere Kirchen, im Besitz der Nabelschnur, insbesondere aber der Vorhaut zu sein, der – wie wäre es auch anders zu erwarten – ein weitaus größeres Interesse entgegengebracht wurde, als der unverfänglichen Nabelschnur!!!

So die Erzählung.

Heute befände sich die „heilige Vorhaut“ zusammen mit anderen Reliquien angeblich in der Kapelle Sancta Sanctorum im Lateran… Sie spielt jedoch in der Kirche, die in der Zeit der Aufklärung mit dieser Geschichte dem wachsenden Spott ausgesetzt und der sie auch zunehmend peinlich geworden war, keine Rolle mehr. Auch wurde der einst seit dem 6. bzw. 9. Jh. am 1. Januar gefeierte „Tag der Beschneidung Jesu“ mit dem II. Vatikankonzil abgeschafft, sodass auch das Thema „Vorhaut“ vom Tisch war… …

Der gesamte Themenkomplex zeigt mir eines deutlich: Wie die Verdrängung und die jahrhundertelange, durch die römische Amtskirche betriebene Verteufelung der von Gott erschaffenen Sexualität des Menschen sich ihre Ventile in abartigen Vorstellungen suchten.

Eine Verteufelung, die während der Epoche des Mittelalters in der zunehmenden Drangsalierung der Eheleute und ihres leiblichen Zusammenseins sowie im gnadenlosen Durchpeitschen des Priesterzölibats ihren ersten großen Höhepunkt erreichte.

Eine Verteufelung, die perverse Vorstellungen gebar, welche letztlich auch dem sexuellen Missbrauch den Boden mit bereiteten…!!!

Das erogene Wunder, gebettet in „fromme“ Wallfahrten

Jahrhunderte zuvor präsentierte Karl der Große dem ihn krönenden Papst Leo III. die „ihm von einem Engel – oder der byzantinischen Kaiserin Irene – in Jerusalem geschenkte Vorhaut“ des beschnittenen jüdischen Mannes Jeschua, des Mannes, der für die Christen der Gekreuzigte und der Auferstandene, schlichtweg der Sohn Gottes ist, „der zur Rechten des Vaters sitzt.“ Die Vorhaut Jesu, des Mensch gewordenen Gottessohnes, dessen Leib verklärt und verherrlicht wurde. Mit diesem, einem der intimsten und „zur Kostbarkeit“ mutierten „Körperteile Jesu“, wollte Karl wohl den von römischen Adligen verfolgten Papst offenbar als einem Zeichen Gottes stärken und sich die Krönung sichern… …?

Auf die Geschichte sprang die den Leib und die Sexualität in der Folge immer mehr verdammende Kirchen-Hierarchie in nicht zu überbietender Heuchelei an.

Mit den Vorhaut-Wallfahrten, die aus dieser Geschichte entstanden, neutralisierten die Kleriker den Teil der lustvollsten Körperzone des Mannes – wohl, weil sie selbst permanent „der Hafer stach“ – in der göttlichen Person Jesu und erhoben den erogenen, nun „geheiligten“ Teil gleichzeitig zum Gegenstand der Verehrung – wenn auch zu einer ausgesprochen fragwürdigen „Verehrung.“ Glaubten die Kirchenoberen, mit diesen Wallfahrten auch die „Gefahr“ der „fleischlichen“ Sehnsüchte und Begierden ihrer Gläubigen wenigstens ein Stück weit zu bannen und umzulenken…?

An dieser Stelle kann ich nur eines sagen: Wie gut, dass es in deutschen Landen Martin Luther gab!

Und die Katharinen der Reformation.

So Katharina von Bora, die Lutherin.

Anregende Partnerin ihres Mannes. Mutter von 6 Kindern. Vielseitige Wirtschafterin, Hospizleiterin und Krankenpflegerin.

So Katharina Zell, die Gattin Matthäus Zells, des ersten evangelischen Münsterpfarrers von Straßburg. Seine „hilfreiche Partnerin.“

Glaubensverkünderin, Autorin. „Mutter der Schutzsuchenden und Notleidenden.“

Frauen. Christusverbunden und liebende Ehefrauen.

Frauen, die keinen Vermählungsring aus der „Vorhaut Jesu“ nötig hatten. Eine neue Therapie?

Vielleicht aber … vielleicht sollte man die Vorhaut-Wallfahrten für die kuss-kritischen „Apostel der Reinheit“ wiederaufleben lassen… Bei ihnen fänden sich bestimmt Interessenten, die dann ihre zutiefst menschlichen Sehnsüchte auf das „Heilige“ und Unverfängliche projizieren könnten…

Vielleicht aber sollten sie auch die lateinischen Bischöfe wieder ins Leben rufen, die Pilgerfahrten des „heiligen“ Präputiums:

als therapeutische Maßnahme für die Missbrauchstäter ihrer Kirche. Verbunden mit einer Beschneidung als Spezial-Rosskur… … …

Empfahl doch Jesus von Nazareth schon die Amputation eines Körperglieds zur Vorbeugung einer schändlichen Tat und verwies damit auch auf die Rettung der Seele: „Wenn dich aber deine Hand zum Bösen verführt, so haue sie ab!“ (Mk 9,43 u. i. f. – 48).

Zur Literatur

über die „Heilige Vorhaut“ – damit Sie mir die Geschichte auch glauben können. Sowie über Katharina von Siena:

  • Badde, Paul: Das Geheimnis der Vorhaut Jesu Christi, in: Welt, 28.09.2012
  • Widmann, Arno: Die Vorhaut des Erlösers, in: Frankfurter Rundschau, 21.07.2012/21.01.2019
  • Springer, Markus: „Die Vorhaut Christi – Vom Niedergang einer Reliquie“, in: Sonntagsblatt, 360 Grad evangelisch, 2021
  • Heilige Vorhaut, Wikipedia. Mit zahlreichen Literaturangaben.
  • Katharina von Siena, Wikipedia, Ökumenisches Heiligenlexikon

Zur Homosexualität in Vatikankreisen:

  • Bericht von einem homosexuellen Ex-Priester, der 14 Jahre lang als Geistlicher im Vatikan tätig war, seinen Priester-Beruf aufgrund seiner Veranlagung und Beziehung aufgab und nüchtern über die homosexuellen Aktivitäten etlicher, dort lebender Monsignori spricht. Siehe Fanpage.it
  • La confessione di Francesco: “Io, ex prete gay vi racconto l’omosessualità in Vaticano“
  • Francescos Beichte: „Ich, ein Ex-Priester Gay, erzähle euch von der Homosexualität im Vatikan“, 2019.

Seine Aussagen decken sich mit den Aussagen in dem Buch von David Berger „Der heilige Schein. Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche“ aus dem Jahr 2010.

Nachbemerkung

Und zum Schluss ein „Schmankerl“ der besonderen Art:

„Die erste Pfarrfrau“

Katharina Zell ähnelt nicht nur hinsichtlich ihres großen sozialen Engagements für die Kranken, Elenden und Bedürftigen ihrer Namensvetterin Katharina von Siena in gewissem Sinn; sie redete desgleichen den Klerikern ins Gewissen und schrieb dem damaligen Bischof von Straßburg, Wilhelm III., „rauhe Briefe.“ Einem Bischof, der große Mühe hatte, den Lebenswandel seiner Priester in der 1.Hälfte des 16. Jahrhunderts zu ändern – diese lebten nämlich „die Begierde nach der Frau“, vor der Papst Innozenz III. im Jahr 2015, rund 75 Jahre nach der Festsetzung des Pflicht-Zölibats, so sehr warnte, gar reichlich aus… … …

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: R. Avis

In einer deutschen Zeitung der 1920er Jahre (ich weiß nicht mehr ob im “Simplizissimus” oder im “Kladderadatsch” gab es ein Bild, wo ein Zeitungskiosk dargestellt war mit lauter Pornoblättchen, daneben der rundgefressene Besitzer mit Schweinsohren und Rüssel. Hinter dem Kiosk ein Bäumchen, an dem ein Putto mit gefesselten Flügeln am Strick baumelte. Unterschrift: “Amor ist tot, es lebe das Schwein!”
Es ist einfach unsagbar, wie Politik, Medien und nun auch die Kirchen die Menschen auf ihre primitivsten Bedürfnisse reduzieren: essen, schlafen, f***.
Der Geist in uns, die Seele soll getötet werden, möglichst schon im Kindesalter, siehe Drag Queens und spezielle Räume zur sexuellen Erkundung im Kindergarten. Da sind satanische Kräfte am Werk, Gott steh uns bei!

Gravatar: Achmed

Ziemlich wirres Zeugs...

Gravatar: ewald

HABECK ist doch auch ein Poet ......

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