Empfehlenswerte Lektüre zum Ersten Weltkrieg: Die Schlafwandler

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Ich bin eigentlich erstaunt darüber, dass alles ganz anders war, als ich es bis jetzt gelesen und gehört habe, damals im Vorfeld zu 1914.

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Zwar liest man in Nebensätzen immer mal wieder, dass die Alleinschuld Deutschlands am 1. Weltkrieg “schon seit einigen Jahren” von bedeutenden Historikern relativiert werde.

Doch fundierte Artikel, welche die neue/revidierte These erläutern, habe ich bis jetzt noch keine gelesen.

Die Vorgeschichte des 1. Weltkrieges “neu geschrieben”, (ich weiss, eine belastete Formulierung), hat Christopher Clark, ein in England lebender australischer Historiker in seinem (Spiegel-Bestseller) “Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog.”

Auftakt und Einstimmung ist dieser Satz:

“Der Konflikt, der in jenem Sommer begann, mobilisierte 65 Millionen Soldaten, brachte drei Reiche zu Fall und forderte 20 Millionen militärische und zivile Todesopfer sowie 21 Millionen Verwundete.”

Das Buch ist zeitgemäss, also spannend geschrieben, lässt einen hautnah und mit Fakten unterlegt teilnehmen am damaligen Geschehen, beleuchtet Fakten, die mir bis anhin nicht bekannt waren, überhaupt ist dieses Buch eine äusserst anregende Geschichtslektion über weiss nicht wieviele Seiten, weil ich das Buch im Kindle-Format lese.

Historische Absurdiditäten, mit denen der Leser konfrontiert wird – beispielsweise, wenn Kaiser Wilhelm II allen Ernstes dem amerikanischen Präsidenten (Roosevelt) angesichts der Kriegsgefahr zwischen Japan und den USA anbot, “ein preussisches Armeekorps an der kalifornischen Küste zu stationieren”, sind in jedem Kapitel mehrfach zu finden.

Bemerkenswert ist dieses Buch auch deshalb, weil man anhand dieser Zeitreise in die über weite Strecken abstruse Denkweise von sogenannten Weltpolitikern gebeamt wird und mit diesem Blick die aktuelle Lage in Afghanistan und in Nordafrika betrachten kann, (damals beharrte King George darauf, Afghanistan gehöre zum exklusiven Einflussbereich Grossbritanniens “…würde keine Ruhe geben, bis wir ganz Afghanistan eingenommen hätten und behielten.”, eine Stelle, wo mir sein Nachfahre Harry in den Sinn kam, der dort kürzlich dort auch rumgeballert hat).

Wer also wie ich gerade etwas Zeit übrig hat, dem empfehle ich dieses Buch zur Lektüre.

Man kann es auch analog kaufen, aber dann bitte in Basels bester Buchhandlung. Der Herr Buchhändler – habe so langsam das Gefühl, er sei der letzte seiner Gattung – schickt das Buch per Post auch an Leute, die beispielsweise im Rheintal oder sonstwo in der Schweiz einen Briefkasten stehen haben.

Beitrag erschien auch auf: arlesheimreloaded.ch 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Kolbe

„Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ von Christopher Clark ist nicht die einzige neue Lektüre zu dem Thema, Herr Messmer.
Das Buch „Als Deutschland Großmacht war – Ein Bericht über das Kaiserreich, seine Feinde und die Entfesselung des Ersten Weltkrieges“ von Bruno Bandulet kann ich sehr empfehlen.
Die damaligen europäischen Regierungen sind eben nicht, wie der Titel des Buches von Christopher Clark suggeriert, wie „Schlafwandler“ in den Ersten Weltkrieg gezogen, sondern sie waren hellwach – und dieser Krieg wurde schon lange vor Ausbruch zielgerichtet vorbereitet. Von wem, kann man in Bruno Bandulets Buch nachlesen.
Ihr Erstaunen, Herr Messmer, wird vielleicht sogar noch etwas größer werden.

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