Eine Sendung, die den Blutdruck hochtreibt

Die chronisch gut gelaunten Moderatoren des öffentlich-rechtlichen „Morgenmagazins“ (MoMa) beschäftigen sich in dieser Woche mit den Ängsten und Befürchtungen der Bevölkerung in Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise.

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Will man seinen Blutdruck schon morgens in Form bringen, lohnt das Einschalten bei den Öffentlich-Rechtlichen allemal. Sie schaffen in 10 Minuten mehr Bluthochdruck als eine ganze Kanne Kaffee. Heute Morgen war das Thema Kranken- und Rentenversicherung dran und die Frage, ob der Zustrom der Flüchtlinge nicht enorme Kosten und Belastungen mit sich bringe. Brav hatte man dazu ein paar besorgte Bürgerstimmen eingefangen, die das äußerten und erwartungsgemäß endete der Beitrag mit dem Ergebnis: Befürchtung unbegründet. Dazu präsentierte man die völlig nutzlose Zahl, dass in den vergangenen Jahren schließlich 900.000 Einzahler mit Migrationshintergrund in die Rentenkasse hinzugekommen sind. Dazu der rührselige Bericht eines fleißigen Einwanderers (wenigstens war auf das Klischee syrischer Arzt verzichtet worden), dem von seinem Arbeitgeber ab nächstes Jahr eine Festanstellung versprochen wurde. Quod erat demonstrandum, oder etwa nicht?

Die interessanten Zahlen hatte man beim MoMa leider nicht parat, nämlich die Frage, wieviel Prozent der Einwanderer tatschlich als Einzahler und nicht als Empfänger in der Rentenkasse zu erwarten sind. Oder gar, wie viele Prozent der jetzt Zuwandernden überhaupt jemals auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß fassen werden. Schon heute haben wir es in Deutschland mit einer extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit unter den Bewohnern Deutschlands mit Migrationshintergrund zu tun. Und die leben teilweise bereits seit ihrer Geburt hier, waren auf deutschen Schulen, landen aber dennoch anstatt auf dem Arbeitsmarkt nicht selten zielsicher in Hartz 4. Wie schwer wird es also werden, Einwanderer, die in der Regel kein Deutsch sprechen und in nicht unerheblicher Zahl nicht einmal lesen und schreiben können, in einen Job mit Mindestlohn zu bekommen?

Immerhin nötigte sich das MOMA noch den Expertenhinweis ab, für die Rentenkasse werde ausschlaggebend sein, wie viele der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Wie das verlaufen wird, steht in den Sternen, sieht aber nicht rosig aus. Erste Frage also schon mal nicht beantwortet. Es folgte das System der Krankenkassen. Auch hier steht die Befürchtung im Raum, die Versorgung der Flüchtlinge werde zu einer hohen Zusatzbelastung für das System. Um dies zu entkräften stand die SPD-Gesundheits-Allzweckwaffe Karl Lauterbach als Experte parat mit der aberwitzigen Behauptung, der Gesundheitszustand der Flüchtlinge sei durch die monatelange Flucht gestärkt und im Schnitt wohl sogar besser als der der Deutschen. Fast hätte ich kurzfristig zum Koffer gegriffen und schnell ein paar Sachen gepackt, um zur Kur nach Syrien aufzubrechen. Immer noch nichts zur eigentlichen Frage, nämlich der finanziellen Mehrbelastung für unser Krankenkassensystem. Stattdessen wieder Lauterbach, der beklagt, dass es immer noch keine Krankenkarte für Flüchtlinge gibt, mit der sie unbürokratisch zum Arzt gehen können. Sie müssen sich nämlich vorher sowas genehmigen lassen. Das scheint wohl unzumutbar. Ins allgemeine Gequassel gepackt die Information, dass die ersten 15 Monate eine kostenlose ärztliche Versorgung für alle gewährleistet sei. Die Kosten hierfür, als auch für die medizinische Erstversorgung, das Impfen der Flüchtlinge und die zahnmedizinischen Behandlungen, die in den ersten 15 Monaten anfallen, hätten mich dann als Zuschauer doch interessiert. Auch die Frage, aus wessen Geldbeutel das beglichen wird. Dazu kamen sie aber nicht im MoMa, wahrscheinlich ging zu viel Zeit drauf, das Morgenrätsel redaktionell vorzubereiten. Zweite Frage auch nicht beantwortet.

Fakt bleibt, selbstverständlich führt der nicht enden wollende Flüchtlingsstrom erst einmal für gewaltige Kosten im Krankensystem, die von uns allen getragen werden. Ob über unsere Beiträge in den Krankenkassen oder über Steuern, ist da schon nahezu unerheblich. Ob das System Rentenkassen-Rettung mittels Zuwanderungspolitik jemals aufgehen wird, ist ebenfalls fragwürdig. Es bräuchte Millionen von Einwanderern, die sofort auf dem Arbeitsmarkt loslegen und dazu auch noch viele Kinder bekommen, um unser umlagefinanziertes System zu stabilisieren. Arbeitsministerin Andrea Nahles rechnet mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen und einem Zusatzpaket von drei Milliarden, die sie für Programme zur Integration auf den Arbeitsmarkt, Deutschkurse und die Sicherung des Lebensunterhalts von Flüchtlingen benötigt. Ohne Zweifel werden wir erst einmal eine hohe finanzielle Kraftanstrengung brauchen, wenn der Flüchtlingsstrom sich jemals positiv auf die Bilanzen der sozialen Sicherungssysteme auswirken sollen. Und ganz nebenbei fällt bei dem Thema eine nahezu groteske Argumentations-Diskrepanz auf. Was haben Einwanderer aus allen Teilen der Welt und Mütter im Erziehungsurlaub gemeinsam? Man sollte meinen nichts, und doch verbindet ein Thema: Die Frage ihrer Eingliederung in den deutschen Arbeitsmarkt. Geht es um Flüchtlinge, gilt neuerdings jeder als brauchbar und integrierbar auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

Zu Recht wird darauf hingewiesen, dass doch viele von ihnen, gerade aus Syrien, sogar studiert hätten, und wir brauchen ja Arbeitskräfte. Jetzt schnell ein bisschen Deutsch lernen und dann sollte es kein Problem sein, für einen Flüchtling, der Willens ist zu arbeiten, auch eine bezahlte Aufgabe zu finden. Geht es hingegen um Mütter, die mehr als ein Jahr oder – Gott behüte – sogar drei Jahre oder mehr vom Arbeitsplatz fern bleiben, weil sie sich um die Kinder kümmern, heißt es komischerweise immer: Wer so lange aus dem Job raus ist, hat kaum eine Chance, wieder genommen zu werden. Deshalb bitte am besten nach sechs Monaten wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren, und die Kinder in die Krippe geben.
Ein Flüchtling ohne Deutschkenntnisse und ohne deutschen Abschluss ist also für den Arbeitsmarkt zu gebrauchen, eine deutschsprachige Mutter mit Universitätsabschluss in Deutschland, sei aber angeblich bereits nach drei Jahren Elternzeit geistig nicht mehr voll einsatzfähig. Ist es nicht eine seltsame Diskrepanz in der Argumentation? Ja, das ist es.

Morgen will man sich im Morgenmagazin mit den Befürchtungen der Bevölkerung um die kulturelle Identität Deutschlands befassen. Ich bin nicht sicher, ob mein Arzt mir die Sendung genehmigt. Ich packe doch lieber Koffer, und fahre zur Kur. Nach Syrien.

Beitrag erschien auch auf: denken-erwuenscht.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: MathiasW

Wie sehr hat doch Song Mali recht !
Ich bin seit einiger Zeit tief bestürzt über die offizielle Berichterstattung zu diversen Themen (Krim,Ukraine,Pegida,Euro und jetzt Flüchtlinge).
Da ich als politischer Mensch ,aufgewachsen und sozialisiert in der DDR, mir damals alle meine politischen Überzeugungen aus dem öffentlich, rechtlichen (West)-Fernsehpogrammen ,extra nicht aus den DDR-Medien oder schon entstehenden Privaten bildete, trifft mich die aktuelle Einschätzung dieser Medien besonders schmerzlich ,da ich bisher ein Verfechter unserer freiheitlichen Demokratie war.
Ich habe aktiv an der ,, Wende " mitgewirkt und muß mich nun wieder mit einer staatsgelenkten Medienindustrie konfrontiert sehen.
Da anscheinend nicht nur ich ,der dies schon persönlich erlebt hat, sondern auch geborene Westdeutsche so empfinden ,scheint mir Recht zu geben.
Eigentlich bin ich über diesen Zustand sehr betrübt ,da meine Illusion von freier Presse und Meinungsfreiheit seit einiger Zeit zerstört ist !
Gut das es solche Blog`s gibt ,leider werden auch diese immer mehr zensiert .
MathiasW

Gravatar: H.Roth

Solche Sendungen sind zu jeder Tagszeit gesundheitsschädlich! Es ist ein Skandal, dass diese Selbsthilfegruppen-Gesprächsrunden überhaupt ins Fernsehen kommen! Die sollten besser unter sich bleiben und ihre Friede-Freude-Eierkuchen alleine verzehren.

Wie gut, dass wir solch homorvolle Beiträge von Faru Kelle lesen können, die uns ebensogut kurieren, wie tagelange Fußmärsche über den Balkan!
Wir lachen uns gesund! :-)

Gravatar: MSander

Mittlerweile meide ich das deutsche Propagandafernsehen, wo ich nur kann. Nicht mal einen Krimi kann man dort noch schauen, ohne politischer Indoktrination ausgesetzt zu werden.

Gravatar: Song Mali

@ Reiner Schöne 23.09.2015 - 14:10

Anderes Diktum: "Hatten von 100 Flüchtlingen immerhin 10 eine gute, in D/Europa verwartbare Ausbildung wie Berufsqualifikation, dann müssten nur 90 von Anderen versorgt werden, da immerhin nur diese keine Arbeit bekommen koennen. Jedoch, diese recht optimistische, realitaetsferne Hoffnungseinschaetzung teilen nicht allzu viele Regionalkenner. ..."

Gravatar: Song Mali

Staatsrats- und Volkskammer 2.0 Agitprop. Vorwaerts, immer!

Fuer geuebte Prop-Interpreten aus Sovjetzeiten keine Mediennuss die da zu knacken sei.

Im uebrigen: Die Volksblock-Partei hat immer Recht.
Insb. bei Sendungen ihrer verlaengerten "Aktuellen (Dauer-)Kamera" Formate.

"Mein Staats-TV, mein Propagandakampfplatz fuer den Frieden", haengt wohl in den Senderzentralkoepfen aus.

Gravatar: Gerd B.

Eine Krankenversicherungskarte in Verbindung mit einer mehrmonatigen Dauer des Asylverfahrens und der Möglichkeit, gegen abgelehnte Asylanträge Beschwerde einzulegen, eröffnet jedem Erdenbürger der Welt die Möglichkeit, sich mit dem einzigen Ziel nach DE zu begeben, sich hier kostenlos behandeln zu lassen.

Oder einfacher ausgedrückt ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sogar moch US-Amerikaner auf die Idee kommen, hier Asyl zu suchen. Es wird sich jedenfalls unter den Nichtversicherten dieser Welt herumsprechen, daß die Deutschen gerne teure Gebißsanierung bezahlen. Nicht versichert und krank? Aber nach Germany!

Gravatar: ewald

diese chronisch gut gelaunten aber eher humorlosen moderatoren sind an einseitigkeit, oberflächlichkeit und zt unverschämtheit nicht zu überbieten.

mein blutdruck steigt besonders bei den interwies mit politikern.Nicht-Rot-Grüne politiker oder experten ( da fällt mir grad niemand ein ) werden rotzfrech behandelt insb csu politiker.als minister herrman was von gl. auffanglagern für flüchtlinge erwähnte,fiel von seiten des fragenden moderators das wort konzentrationslager.

schaltet man auf N 24 oder NTV, werden die nachrichten zwar informativer ( das sollte eigentlich aufgabe der öffentlich rechtlichen sein ) aber die TEXTE sind gleich einseitig. Heute Lese ich von pegidaleuten , die Kinder angepöbelt hätten.( näheres erfärt man nicht ) vor kurzem las ich die reißerische überschrift : Rechtsradikale pöbeln
ich vermute es handelte sich um wutbürger die ihre meinung sagten ; es wäre ja noch schöner,wenn das pack auch noch pöbelt.

gleichzeitig erfährt man gottseidank über eure und andere guten bloggs,daß bei der" demo für alle " linke gepöbelt hätten; obwohl die demo friedlich verlaufen ist.weder das eine,noch das andere wurde von den medien hinreichend aufgegriffen.

gleiches gilt dafür, daß die hauptdemo untersagt wird,aber die gegendemonstration zugelassen wurde.diese prügeln sich dann mangels masse mit den polizisten.nicht einmal eine commedy sendung interssiert sich dafür

Gravatar: Gernot Radtke

@ Reiner Schöne
.
Alle wissen es, und doch erzählen uns die Verderber vom Schlage der Göring-Eckardts immer noch und immer wieder, Deutschland habe nun endlich die Chance, ein "besseres Deutschland" zu werden. Die Nazis haben ihre verbrecherische Vivisektion und Eugenik 'nur' an Individuen betrieben; die grünen Totalitaristen nehmen sich gleich den ganzen 'Volkskörper' her. Hart gesagt, aber wahr.

Gravatar: Reiner Schöne

Wenn von 100 Flüchtlingen 10 eine gute Ausbildung haben, müssen 90 mit ernährt werden da sie keine Arbeit bekommen. So jedenfalls sagen inzwischen die Verantwortlichen. Nun um einen Ausgleich zu bekommen müßten aber mindestens 50 arbeiten. Das ist ein Verhältnis was nicht funktionieren kann, niemals.

Gravatar: Michael Loehr

Die Damen und Herren "Flüchtlinge" die jetzt nach Deutschland kommen, werden unser umlagefinanziertes System noch weiter destabilisieren. Auf Dauer.

Dafür freuen sich aktuell die Neuvermieter von Schrottimmobilien, die im Moment wie warme Semmeln weg gehen.

Und da wir dieses Jahr mit ca. 800.000 bis 1.000.000 Millionen "Flüchtlingen" nur die Spitze des Eisbergs erleben, dürfen wir uns in den nächsten Jahren auch noch über den Nachzug der Restfamilie freuen.

Gravatar: Gernot Radtke

Vorzüglicher Beitrag! Trotzdem ein paar Anmerkungen: Es ist nicht „nahezu unerheblich“, ob die Krankheitskosten der Migranten aus Krankenkassenbeiträgen oder aus Steuern finanziert werden. In dem einen Fall müssen nur die gesetzlich Versicherten und deren Arbeitgeber (also eine Teilmenge der Deutschen) für die Umsetzung der deutschen Willkommenskultur aufkommen, obwohl diese Kultur im Namen aller deutschen Staatsbürger exekutiert wird. Im anderen Fall, dem steuerfinanzierten, würden alle dafür einstehen müssen (z.B. über die Mehrwertsteuer), daß sie sich eine Regierung gewählt haben, die, um die Welt (EU, Euro, Griechenland, Ukraine, Migranten, Klima, ihren Nimbus, ihre Macht) zu retten, ihren Auftraggeber, den Bürger als eigentlichen Souverän, in den Untergang führt. Am Ende werden wieder, natürlich über höhere Beiträge, die gesetzlichen Kassen geplündert, damit die Regierung weiter ihre Märchen von den schwarzen Haushaltsnullen erzählen kann.
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Verehrte Frau Kelle, ich bin von meinem ganzen Naturell her kein Schwarzseher, aber auf die gelingende Integration der jetzt Einwandernden, außer aus christlich geprägten Zivilisationsregionen, würde ich keinen Cent wetten. Wenn schon in der dritten Generation hier Lebende wieder in den alten und im Fall der Salafisten sogar besonders bösartigen Muselmanentrott zurückfallen - und das ist empirisch nicht nur in Marxloh und Dinslaken verifizierbar – weiß ich nicht, woher wir da die Hoffnung nehmen sollten, daß das mit den jetzt bei uns einflutenden Neusiedlern anders werden sollte. Der Islam ist eine totalitäre Einstellung zur Welt, in der es nur Gebot und Gehorsam gibt und Kritik und Weltoffenheit nicht vorkommen. Auch keine Selbst- oder Religionskritik. Das ist eine Hinterweltler-Ideologie von Untergehern, die sich zudem noch den Luxus erlauben, die Intelligenz der Hälfte ihrer Bevölkerung, die der Frauen, sich in keiner Weise (wert-) schöpferisch entfalten zu lassen. Wären es Chinesen, Japaner, Vietnamesen, die jetzt bei uns die Einreise erzwingen, wäre mir um unsere Sozialsysteme nicht bange. Die scheuen die Arbeit nicht und sind auch im Kopf nicht so blockiert wie die Muselmanen. Das hören letztere zwar nicht gerne, aber es ist die traurige Wahrheit. Zukunftssicherung für Deutschland ist das nicht, im Gegenteil: jetzt kommt der zivilisatorische Niedergang noch schneller. Der ‚schafft‘ dann uns.

Gravatar: Klartexter

Super, Frau Kelle. Alles drin.

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