Ein zweiter Blick kann lohnen

Was bleibt nun von der ganzen “Causa Limburg”? Vielleicht eine Woche lang wird sicher noch kübelweise Medienhäme über den zurückgetretenen Bischof ausgekippt werden. Eine Schande für unser Medienlandschaft ist die kampganenartig vernichtende Berichterstattung allemal.

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In den Schlagzeilen des Tages überschlagen sich Meldungen, die zuweilen die Häme ihrer Verfasser kaum zu verbergen mögen.

Der Bischof von Limburg ist weg. Herzlichen Glückwunsch an alle Fazer und Spiegler, denen nun erneut ein Coup gegen einen katholischen Bischof gelungen ist. Aalglatt winden sich deutsche Bischöfe in ihren Statements um den jetzt neu in Limburg einkehren sollenden Frieden herum. Der Störenfried ist beseitigt. Nun kann wieder Ruhe einkehren.

Umso mehr lohnt sich ein zweiter Blick in die Pressemeldung aus dem Vatikan.

Zunächst einmal wird erwähnt, daß in der Bischofskongregation der Bericht studiert hat. Inhaltlich wird dazu keine Stellung bezogen und der Bericht nicht kommentert.

Es geht weiter:

Angesichts der Tatsache, dass es in der Diözese Limburg zu einer Situation gekommen ist, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch S.E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst verhindert, hat der Heilige Stuhl den mit Datum vom 20. Oktober 2013 durch den Bischof angebotenen Amtsverzicht angenommen und hat einen Apostolischen Administrator ernannt in der Person von S.E. Mons. Manfred Grothe.

Es ist in der Diözese Limburg “zu einer Situation gekommen”, diese Formulierung wurde bereits verwendet, als dem Bischof eine Dispenz von der Residenzpflicht gewährt wurde. Schon damals wurden gegen den Bischof von Seiten des Papstes keine Vorwürfe erhoben.

Auch jetzt werden gegen den Bischof keine Vorwürfe erhoben. Der angebotene Amtsverzicht vom 20. Oktober 2013 wird angenommen, weil es dem Bischof in dieser Diözese nicht mehr möglich ist, sein Amt auszuüben. In einer weniger kirchenamtlichen Sprache könnte man sagen, das Klima ist vergiftet. In ein solches Klima zurück zu kehren, wäre tatsächlich schon aus rein menschlichen Gründen ein Ding der Unmöglichkeit. Dem nun ebenfalls ausgeschiedenen Generalvikar Wolfgang Rösch ist es offensichtlich nicht gelungen, dieses Klima zu verbessern.

Ob es überhaupt möglich gewesen wäre, sei dahin gestellt. Immerhin hat der Apostolische Administrator Weihbischof Grothe ihn zunächst einmal zu seinem ständigen Stellvertreter ernannt.

Unter Umgehung des Domkapitels wird nun der Paderborner Weihbischof Manfred Grothe als Apostolischer Administrator eingesetzt. Vorläufig wird man in Limburg also nicht die Möglichkeit bekommen, einen neuen Bischof zu wählen. Das spricht für sich.

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wird ausdrücklich zugesagt, zu späterer Zeit eine neue Aufgabe übernehmen zu dürfen. Welche dies sein wird, ob eine andere Diözese oder eine Sonderaufgabe, wird sich zeigen. Auch dies spricht für sich.

Der Klerus und die Gläubigen des Bistums fordert der Heilige Vater ausdrücklich auf, die Entscheidung anzunehmen und “sich darum zu mühen, in ein Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung zurückzufinden”. Letztendlich spricht auch das für sich.

Was bleibt nun von der ganzen “Causa Limburg”? Vielleicht eine Woche lang wird sicher noch kübelweise Medienhäme über den zurückgetretenen Bischof ausgekippt werden. Eine Schande für unser Medienlandschaft ist die kampganenartig vernichtende Berichterstattung allemal. Darüber wird noch zu reden sein.Es wird nun allerdings höchsteZeit, daß Bischof Franz- Peter selber einmal öffentlich spricht. Am besten in einem Interview mit einem seriösen Journalisten – es soll ja noch ein paar davon geben – einer großen Zeitung.

Der Apostolische Administrator hat eine wahre Kärrnerarbeit vor sich, im Bistum Limburg aufzuräumen. In der gegenwärtigen Situation traut man dem Bistum und seinem Domkapitel nicht einmal zu, einen neuen Bischof zu wählen. Mit einem neuen Bischof eigener Wahl gar weiter zu machen wie bisher, das wäre auch nicht im Sinne des Papstes. Baffile, die Schwangerenkonfliktberatung und am Ende ein Bistum, daß seinen Bischof nicht will, das ist das Bild, das in Rom von Limburg entstanden ist und sich noch lange halten wird. Das ist die große Hypothek, die neben den zahlreichen Konflikten im Bistum Limburg, der Apostolische Administrator nun übernehmen muß. Wenn der Stadtdekan zu Eltz im Frankfurter Haus am Dom bei der Veranstaltung “Aufräumen nach dem Knall” einen Richtungsstreit im Bistum zugab, dann ist die innere Spaltung schon längst vollzogen und die äußere eine virulente Gefahr. Auch dies dürfte man in Rom deutlich gesehen haben.

Weihbischof Manfred Grothe dürfte wohl zu den besten Kennern der Situation im Bistum Limburg gehören, die es derzeit in Deutschland gibt. So war es eine sehr gute Entscheidung des Papstes, den Vorsitzenden der Untersuchungskommission nun zum Apostolischen Administrator zu ernennen. Ein kluger und erfahrener Priester, Bischof und last not least Verwaltungs- und Finanzfachmann ist Weihbischof Grothe allemal. Verbindlich und freundlich im persönlichen Gespräch wird er sicher dem Wunsch des Papstes Nachdruck verleihen, im Bistum ein Klima der Versöhnung und Barmherzigkeit wieder zu finden. Man kann für ihn und das Bistum Limburg jetzt nur beten, daß es gelingen möge.

Ebenfalls erschienen auf blog.peter-winnemoeller.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Florian Hohenwarter

Nun hat man es geschafft. Nach der achten Hetzkampagne seit seinem Amtsantritt 2008. Im September 2008 nahm die Nassauische Neue Presse den Geistlichen zum ersten Mal unter politisch korrektes Feuer. Weil er einen Dekan wegen unerlaubter Segnung eines homosexuellen Paares entließ "sei er eine reaktionäre Kreatur". Ein unter dem liberalen Vorgänger und Medienliebling Franz Kamphaus angeschaffter BMW wurde Tebartz-van-Elst zugeschoben. Anfang 2012 brachte die FAZ den Bischof in Zusammenhang mit Plagiaten, obgleich Textähnlichkeiten mit Kamphaus auf den gleichen Redenschreiber zurückgingen. ... Aber wir sind von unseren Hetzmedien ja nichts anderes mehr gewohnt. ( Eva Hermann, Christian Wulf,...)
Würde mich nicht wundern, wenn so mancher Vorwurf sich wieder als nichtig herausstellt.

Gravatar: Joachim Datko

Aktuell: Bei uns in Regensburg haben im Januar über 1,6 Promille der Mitglieder (mit Haupt- und Nebenwohnsitz) die beiden großen christlichen Kirchen verlassen, ein Januarrekord!

Es geht nicht nur um die Bischöfe in Deutschland, die die öffentlichen Kassen ausbeuten, jeden Monat über 8.000 € Gehalt, sondern auch um die Zinserträge der kleinen Leute.

In Zukunft sollen die Banken die oft mickrigen Zinsen mit Kirchensteuer belasten, wenn der Kunde Kirchenmitglied ist. Millionen Menschen zahlen Kirchensteuer, obgleich sie nur Taufscheinchristen sind.

Ich bin gerne bereit, ausführlich zum Niedergang der großen christlichen Kirchen in Deutschland Stellung zu nehmen. So verliert z.B. die r.-k. Kirche innerhalb von 5 Jahren 1 Million Mitglieder!

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

Gravatar: Michael Schneider-Flagmeyer

Eine richtige und hervorragende Einschätzung der Lage von Peter Winnemöller. In der Tat, ein zweiter Blick auf die offizielle Mitteilung des Vatikans lohnt nicht nur sondern ist dringend notwendig besonders für oberflächliche Journalisten und alle, die nun meinen triumphieren zu müssen. Sehr gut interpretiert Winnemöller die Erklärung des Vatikans, der in seiner 2000jährigen Geschichte eine Sprache entwickelt hat, in der jedes Wort gewogen werden will. Schon Henry Kissinger hat in seinen Memoiren dafür höchste Bewunderung gezollt.

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