Ein Buchtip für die Osterzeit

Der Roman "Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow beweist deutlich, daß verordneter Atheismus eine lächerliche Obsession ist.

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1966 erschien der bereits 1940 fertiggestellte Roman "Der Meister und Margarita" des russischen Autors Michail Bulgakow. Er eignet sich als erbauliche Karfreitags- und Osterliteratur, weil in einer Handlungsebene die Kreuzigungsgeschichte von Jesus Christus erzählt wird.

Bulgakow hat mit dem Buch den deutlichen Beweis geliefert, daß Atheismus nicht funktioniert. Gleich eingangs des Romans leugnet der gottlose Vorsitzende einer kommunistischen Künstlervereinigung die Existenz von Jesus. Flugs erscheint der verärgerte Teufel in Moskau und läßt diesen Leugner mittels einer Ölspur bei den Patriarchenteichen unter die fahrende Straßenbahn geraten. 

Langsam, sehr langsam begreift der sozialistische Sicherheitsapparat, daß in Moskau nichts mehr stimmt. Insbesondere ein Angestellter des Teufels, der menschengroße und recht aufgeweckte Kater Behomoth, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, zieht eine Spur der Verwüstung durch die Metropole der III. Sozialistischen Internationale. Er ist gegen die Kugeln der Miliz immun. Nach der Verwüstung eines Intershops und der Demolierung der luxuriösen Wohnung eines Kulturfunktionärs brennt er das Restaurant der Künstlervereinigung MASSOLIT bis auf die Grundmauern nieder. Der Teufel selbst veranstaltet in einem Varietee eine Zaubershow, wo er den deutlichen Beweis führte, daß Habgier und Heuchelei im Sozialismus ihre feste Heimstatt haben und daß sich am menschlichen Charakter durch eine Revolution überhaupt nichts ändert.

Es ist nicht die reine Lehre der Heiligen Kirche, die in diesem Roman, welcher vom Durchschnittsleser wie im Rausch geradezu verschlungen wird, gepredigt wird. Denn der Autor kommt aus dem orthodoxen Kulturkreis. Aber auch mit diesem sollten wir uns dann und wann beschäftigen.

Insbesondere zwei Gesetzmäßigkeiten vermittelt der Roman vorrangig: Daß mit dem Sozialismus die Wohnungsnot alle moralischen Werte zerstört. Und daß verordneter Atheismus eine lächerliche Obsession ist. 

Das Haus Sadowaja 302b, in welchem die Entourage des Teufels abgestiegen war, und in der Bulgakow eine Weile lebte, ist heute noch zu besichtigen und hat sich geradezu zu einer Wallfahtsstätte von Literaturliebhabern entwickelt. Die Wohnung Nr. 50, in der sich viele der skandalösen Romanhandlungen abspielten, ist heute ein Museum.

Die braven Russen machten sich über den Atheismus ihrer gottlosen Führung immer wieder lustig. Eine Anekdote aus den Siebzigern nimmt die gescheiterten Verhandlungen des Kreml mit dem Lieben Gott über ein Konkordat auf die Schippe: Die Präambel: "Gott hat den Menschen geschaffen," wollte der Generalsekretär Breschnjew unbedingt durch den Zusatz ergänzen: "Unter Führung der Partei".

 

 

 

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans-Peter Klein

Lieber Herr Prabel,
als geborener Wessi, mit frühkindlicher Prägung sozusagen, muß ich Ihnen ja mal ein Kompliment machen, stellvertretend für alle Ossis, die noch so ein Gespür für das gute, verborgenen Leben im Falschen lebendig halten.
Da mir diese prägende Erfahrung, wie durchhalten und überleben in einem totalitären Umfeld, fehlt bei meiner Wessi-Sozialisierung, überkommt mich ein stellenweise ein Gefühl der Ohnmacht, Resignation im Hier und Jetzt, wären da nicht jene Ossis, die uns mit hintersinnigem Witz, beißender Ironie demonstrieren, wie man dem hohlen, dekadenten Gegenwarts – Mainstream widerstehen und auseinander nehmen kann.

Überhaupt erwarte ich mir hier in diesem Forum bei FW mehr positive Ermunterung und Stützung in diesen ja nicht gerade einfachen Zeiten, da wirken kurze Ausflüge in Literatur- und Geisteswissenschaft wie frischer Wind im stickigen Gegenwarts-Klima so mancher hier behandelten Themen .

MfG, HPK

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