Drei Könige, oder waren es vier, und waren es Weise oder Sterndeuter?

Es hat einen guten Grund, warum das heutige Hochfest nicht in erster Linie „Dreikönig“ sondern Erscheinung des Herrn heißt.

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Als Kind war Dreikönig für mich immer ein wichtiges Fest – nicht, weil es dann noch mal Geschenke oder schulfrei gegeben hätte – beides nicht. Aber an diesem Tag wurde die Krippe bei uns zu Hause vervollständigt … eben um die drei Könige. Wobei es da bei uns ein Problem gab: Meine Eltern hatten eine sehr wertvolle Krippe, ich glaube aus Oberammergau, die einigermaßen vollständig war … bis auf einen der Könige! Scherzhaft hieß der Tag also bei uns „Heilige zwei Könige“ und erst später ist mir klar geworden, dass das womöglich gar nicht weit von der Wahrheit weg liegt. Die Bibel macht schließlich keine Aussage darüber, wie viele Könige, oder besser Weise oder Sterndeuter es gewesen sind. Erst die Überlieferung hat daraus drei gemacht, und auch zu Königen wurden sie erst später deklariert. Wer etwas dazu nachlesen möchte, der wird heute bei kath.net in einem Beitrag von Michael Hesemann fündig.

Und auch heute ist das Fest noch etwas Besonderes. Erstens haben wir für unsere kindgerechte Krippe (die ich übrigens für Eltern mit kleinen Kindern nur empfehlen kann) jetzt auch die drei Könige zugekauft, sodass unsere beiden Kleinen fleißig damit spielen und versuchen, sich die Namen zu merken und den blau gekleideten König von der ebenfalls blau gekleideten Maria zu unterscheiden (was aufgrund der Form eigentlich kein Problem sein sollte, aber Kinder denken da offenbar anders). Zweitens ist aber auch für einen Erwachsenen das Fest von Bedeutung.

Denn was ist nach den Beschreibungen der Bibel bislang geschehen? Jesus ist in Bethlehem in einem Stall geboren und Hirten aus der Gegend sind durch Engel auf ihn aufmerksam geworden. Mehr hätte es zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht gebraucht, umso erstaunlicher ist es, dass Gott die Nachricht seiner Menschwerdung weiter verbreitet haben wollte. Und er wollte das nicht nur im damaligen Israel sondern weit über dessen Grenzen hinaus verkünden – daher der Stern und daher die weite Reise der Weisen, denen bewusst gewesen ist, dass ein König geboren sein muss.

Ein Kinderbuch ist es auch, dass mich wieder auf das eigentlich Erstaunliche aufmerksam gemacht hat. Darin sind die Hirten ob des kleinen Kindes in einem Stall, in einer Futterkrippe liegend „verwirrt“ und fragen sich „Haben wir uns wohl geirrt?“ Was mögen sie erwartet haben? Vielleicht wähnten sie sich in Jerusalem bereits am Ziel, wenn schon nicht in wirklichen Metropolen der Antike dann doch wenigstens in diesem jüdischen Zentrum. Aber nein, sie mussten weiter, dem Stern nach Bethlehem folgen, vielleicht waren sie dort in der Stadt auf der Suche nach einer einem König adäquaten Bleibe? Nichts war es wieder, sie mussten vor die Tore der Stadt, auf die Felder, vermutlich neugierig beäugt von den dort anzutreffenden Hirten. Ob einer von ihnen zwischendurch wohl mal gedacht oder gesagt hat: Schluss jetzt, hier ist doch nie im Leben ein König!?

Aber sie sind dabei geblieben, haben sich nicht verwirren lassen, waren sich sicher – wie ich gestern geschrieben habe „glaubend gewiss“ -, dass sie dort in dem Stall oder in der Höhle, da wo der Stern dem sie folgten Halt gemacht hat, etwas Großartiges finden würden. Die von Michael Hesemann im oben verlinkten Beitrag berichtete Legende des Sinns der drei Geschenke (Gold für einen König, Weihrauch für den Gott, Myrrhe für den Heiler) macht auch vor diesem Hintergrund Sinn. Man fand nicht weniger als einen, der alles das – Göttlichkeit, Königtum und Erlösung – in sich vereinte. Die Weisen müssen sich sehr sicher gewesen sein, wenn sie in dem in der Krippe und in schmutzigen Windeln liegenden Kind den Erlöser gesehen haben!

Aber so ist unser Gott, seine Erscheinung ist nicht die der Macht, nicht die des Erfolgs, nicht die des Wohlstands. Wenn der Herr erscheint, dann so wie es hier beschrieben wird. Der emeritierte Kölner Kardinal Meisner hat es mal so beschrieben, dass die Geschichte Jesu bei den Menschen mit dreckigen Windeln beginnt und mit blutigen Tüchern endet. Und wir folgen diesem Jesus – manche vielleicht deswegen, aber eigentlich trotzdem – noch heute. Die weltliche Geschichte Jesu ist nicht eben eine Erfolgsgeschichte. Dass heute noch Milliarden Menschen ihm folgen muss etwas mit einer Überzeugung zu tun haben, die nicht erklärbar ist. So wie die drei Weisen wohl nicht erklären konnten, warum sie einem Stern bis zu einer Krippe in einen entlegenen Winkel Israels gefolgt sind.

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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