Die Stellung Intellektueller zu totalitären Systemen - Martin Heidegger und Max Horkheimer

Zum Philosophen Martin Heidegger erscheinen alle paar Jahre Veröffentlichungen, anhand derer der jeweilige investigative Autor Heideggers NS-Vergangenheit zu entdecken und aufzuarbeiten meint, jedoch vor allem ein Ziel verfolgt: Die eigene Profilierung!

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Zum Philosophen Martin Heidegger erscheinen alle paar Jahre Veröffentlichungen, anhand derer der jeweilige investigative Autor Heideggers NS-Vergangenheit zu entdecken und aufzuarbeiten meint, jedoch vor allem ein Ziel verfolgt: Die eigene Profilierung!

Im Folgenden wird gezeigt, daß Heidegger tatsächlich in der Anfangszeit des NS- Regimes, präzise von 1933-34, mit den Machthabern kollaboriert hat, daß er aber danach, nach seinem Rücktritt vom Rektorat der Uni Freiburg/Br. Mitte 1934 sich in Opposition zum Regime stellte. Heideggers philosophisches Denken war darüber hinaus von Anfang an nicht mit den Ideologien des NS- Staates vereinbar.

Max Horkheimer wiederum, ein marxistischer Intellektueller und ein entschiedener Gegner des NS- Staates, war hingegen sehr zurückhaltend in der Kritik, was die Verbrechen betrifft, die in der Sowjetunion an Millionen von Menschen verübt wurden. Kritik an Horkheimer wegen seiner beschönigenden Äußerungen zum Terror in der Sowjetunion ist jedoch bis heute kaum zu vernehmen.

Die Diffamierungsmechanismen an Heidegger und das unkritische Bild gegenüber Horkheimer illustrieren, daß politische Diffamierungen heute selektiv sind und eine lange Vorgeschichte haben.

Der Philosoph Martin Heidegger ist einer, wenn nicht der einflussreichste Philosoph des 20. Jahrhunderts, ein Meisterdenker in Frankreich und auch in Japan.

Doch Heidegger hat 1933, nach der Machtergreifung der Nazis, das Rektorat der Universität Freiburg/Br. übernommen und ist gleichzeitig in die NSDAP eingetreten. Er hat in der Zeit bis zum Rücktritt vom Rektorat in einer kurzen Zeitspanne unzweifelhaft mit dem NS- System kollaboriert. In diese Zeit fällt auch seine Rektoratsrede, von der mit Recht gesagt werden kann, daß diese sich in ihrer Terminologie nahe an der NS- Ideologie befand. Heideggers früher Rücktritt vom Rektorat Mitte 1934 beendete die Periode, sich der Ideologie des NS- Staates anzupassen. In seinem Denken war Heidegger zu jedem Zeitpunkt weit von der NS- Ideologie entfernt. Seine Schriften insbesondere die nach 1934 dokumentieren dies eindrücklich. Dennoch wird er bis heute immer wieder in einem immer kürzer werdenden Rhythmus als NS- Philosoph diskreditiert.

Begonnen hat diese Diskreditierung nach meiner Einschätzung mit dem Jahr 1953, in welchem Heidegger eine seiner zentralen Vorlesungen im Max Niemeyer Verlag veröffentlichte, dem Verlag, in dem auch Sein und Zeit in 19 Auflagen veröffentlicht wurde. Es handelt sich um die Veröffentlichung „Einführung in die Metaphysik“, die auf einer Vorlesung des Sommersemesters 1935 basiert und die von Heidegger selbst herausgegeben wurde (Heidegger, 1953, 6. Auflage 1998).

In der FAZ erschien damals eine Rezension des Buches von dem jungen Philosophiestudenten Jürgen Habermas (Habermas, 1953, wiederabgedruckt, 1971, 1987), die letztlich auf das Politische in Heideggers Vorlesung abzielte. Gegen Habermas können wir mit seinen eigenen Worten das Unangemessene dieser Rezension formulieren. Er schreibt wörtlich zur Charakterisierung seines eigenen Vorgehens darin: „ Die Weise unserer Betrachtung ist in dem Sinne un-sachlich, als sie nicht auf den sachlichen Zusammenhang, sondern auf die Physiognomie der Vorlesung zielt.“

Also; Habermas bezeichnet seinen Beitrag über Heidegger selbst als „unsachlich“ aber will auf die „Physiognomie“ der Vorlesung zielen (wiederabgedruckt in Habermas, 1987, S. 69). Im Wörterbuch der philosophischen Begriffe wird unter Physiognomie die Beurteilung von Menschen, Tieren und auch Landschaften nach „ihrer natürlichen Beschaffenheit“ verstanden (Hoffmeister, 1955, S. 471). Und wenn man auch Physiognomie in einem übertragenem Sinn verwendet, was soll eine un-sachliche Betrachtung, die auf die Beschaffenheit der Vorlesung zielt, einer Beschaffenheit, die ja erst durch die sachliche und angemessene Betrachtung freigelegt wird? Dieser Beitrag blieb aber nicht auf den Artikel in der FAZ beschränkt. Habermas hat diesen in die verschiedenen Auflagen seiner „Philosophisch-politischen Profile“ aufgenommen (z.B. Habermas, 1971; Habermas, 1987).

Die Kritik an Heidegger hat sich in den nachfolgenden Jahrzehnten gesteigert, ist aber in der Regel auch nicht angemessener geworden. Vietta (1989) und Allemann (1994) haben detailliert gezeigt, daß bei den Diskreditierungen Heideggers vielfach mit Unterstellungen gearbeitet wurde.

Beispielsweise hat Farias (1989) in seiner weit verbreiteten Abhandlung, „Heidegger und der Nationalsozialismus“ behauptet, daß dieser anhaltend ein Nationalsozialist gewesen sei. Der Politologe Schwan, der sich ausführlich in zwei Auflagen mit der politischen Philosophie im Denken Heideggers kritisch auseinandergesetzt hat (Schwan, 1989, 2. Auflage), hat sein eher reserviertes Urteil über diesen nach dem Erscheinen der „Beiträge zur Philosophie- Vom Ereignis“ (Heidegger, 1989) revidiert. Mit Bezug auf Farias Buch schreibt Schwan in einem Beitrag für den Rheinischen Merkur/Christ und Welt vom 28.4. 1989:

Die Beiträge sind ein einziges großes Dementi für Viktor Farias Behauptung, Heidegger sei anhaltend, auch im ideologischen Sinne ein überzeugter Nationalsozialist gewesen“.

Die Beiträge zur Philosophie wurden zwischen 1936 und 1939 geschrieben (Vietta, 1989 S. 70), spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte Heidegger mit seinem Denken eine weitgehende Distanz zum NS- Staat erlangt. Und es kann auch präzise beschrieben werden, was diese Distanz ausmacht. In den Beiträgen zur Philosophie (Heidegger, 1989) wendet sich Heidegger ausdrücklich an mehreren Stellen gegen ein biologistisches Denken. Damit weist er den vielfältigen Rassismus der NS- Ideologie zurück, eines Rassismus, der ein Sonderfall biologistischen Denkens ist und ein zentraler Pfeiler der NS- Ideologie war. Dies ist vermutlich ein wesentlicher Aspekt, der Schwan zu seiner Einschätzung im Rheinischen Merkur veranlasst hat.

Und zu Heideggers kurzzeitiger Kollaboration mit dem NS- Staat hat der italienische Philosoph Franco Volpi wohl das Entscheidende gesagt: „Heidegger ist wohl Analphabet in politicis gewesen, aber Meister in der Anamnese (Erinnerung, Wiedererinnerung, J.G.) von Ungesagtem und Unhinterfragtem“ (Volpi, 2007).

Dies entschuldigt Heideggers Handeln in der Anfangszeit des NS- Staates nicht, aber weist den Weg zu einer angemesseneren Rezeption desselben.

Faye (2009) spitzt die Diffamierung gegenüber Heidegger noch weiter zu und fordert die Entfernung von Heideggers Werken aus Bibliotheken und ein Verbot zu Lehrveranstaltungen zu Heideggers Werk, mit der Begründung, es handle sich nicht um Philosophie sondern um nationalsozialistische Propaganda. Dieser Unsinn ist dankbar von einigen Vertretern der akademischen Welt aufgenommen worden, beispielsweise von dem mittlerweile verstorbenen Honorarprofessor in Freiburg/Br W. van Reijen. Die Forderung der Tabuisierung Heideggers durch Entfernung seiner Werke aus den Bibliotheken und das Verbot der Lehrveranstaltungen diskreditiert beide, Faye (2009), der faktisch eine neue Bücherverbrennung fordert und van Reijen, der diese Forderung ohne Zurückweisung zitiert (van Reijen, 2009, S. 114).

Wer darüber hinaus, wie van Reijen (2009), eine Biographie von Heidegger vorlegt und dabei den politischen Heidegger betont und sogar in den Vordergrund stellt, der kann nicht auf die Kenntnisnahme und Diskussion der Beiträge von Schwan (1989), Vietta (1989), und Allemann (1994) verzichten. Aber genau dies hat von Reijen (2009) getan und am eigenen Beispiel gezeigt, daß sich Biographien des politischen Heideggers nicht immer um die Sache scheren.



Auf der anderen Seite steht die Lichtgestalt eines Intellektuellen, Max Horkheimer, bis 1933 Direktor des Institutes für Sozialforschung in Frankfurt/M und Mitbegründer der „Kritischen Theorie“. Horkheimer und das Frankfurter Institut waren Verfolgte des NS- Regimes und konnten sich nur durch eine kluge und vorausschauende Institutspolitik und Flucht über die Schweiz in die USA retten. Zentral und wegweisend für die gesamte Kritische Theorie war sein Artikel in der Zeitschrift für Sozialforschung -Traditionelle und kritische Theorie- von 1937 (wiederabgedruckt z.B. in Horkheimer, 1977, S. 521-575).

Horkheimer setzte sich schon früh mit der Sowjetunion (Russland) auseinander.

Schon im Jahr 1934 (Horkheimer, 1934) veröffentlichte er unter dem Pseudonym Heinrich Regius in Zürich Notizen, in die er auch einen Beitrag aus dem Jahr 1930 aufnahm und der seine Einschätzung von (Sowjet) Russland wiedergab:

Im Jahre 1930 wirft die Stellung zu Russland Licht auf die Denkart der Menschen. Es ist höchst problematisch, wie dort die Dinge liegen. Ich mache mich nicht anheischig zu wissen, wohin das Land steuert, zweifellos gibt es viel Elend. Wer Augen für die sinnlose, keineswegs durch die technische Ohnmacht zu erklärende Ungerechtigkeit der imperialistischen Welt besitzt, wird die Ereignisse in Russland als den fortgesetzten, schmerzlichen Versuch betrachten, diese furchtbare Ungerechtigkeit zu überwinden, oder er wird klopfenden Herzens fragen, ob dieser Versuch noch andauert“ (Horkheimer, 1934, zit. nach W. Post, 1981, S. 112).

Man muß wissen, was in Russland bis 1930 und bis 1934 geschehen ist, um das Ungeheuerliche dieser Horkheimerschen Beschönigung zu begreifen. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre wurden nicht nur die Gruppen der Menschewiki, Sozialrevolutionäre und Trotzkisten exzessiv verfolgt, es begann der Aufbau des GULAG-Systems, und ab 1928/29 begann die Verfolgung der Bauern (Kulaken). Der französische Historiker Werth (1998, S. 165) hat diese wie folgt zusammengefasst: „Wie die heute zugänglichen Archive bestätigen, war die Zwangskollektivierung des Agrarlandes ein regelrechter Krieg des Sowjetstaates gegen eine Nation von kleinen Betrieben. Mehr als 2 Millionen Bauern wurden deportiert, darunter 1.8 Millionen zwischen 1930 und 1931. Sechs Millionen verhungerten und Hunderttausende starben während der Deportation…. Der Krieg war mit dem Winter 1929/30 keineswegs zu Ende, sondern dauerte mindestens bis in die Mitte der dreißiger Jahre. Sein Höhepunkt war die furchtbare Hungersnot von 1932/33, welche die Behörden mit Absicht verursacht hatten, um den Widerstand der Bauern zu brechen“.

Und da veröffentlicht Horkheimer 1934 Sätze, die das Experiment in Russland noch ernsthaft als Versuch bezeichnen, die furchtbare Ungerechtigkeit zu überwinden. Konnte Horkheimer von den Verbrechen der Bolschewiken wissen? Sicher, Diplomaten aus westlichen Ländern brachten zu der Zeit Berichte über das, was in Russland geschah. Sie brachten auch Bilder über Bauern, die in den Straßen beispielsweise von Charkow 1933 verhungerten, wobei die Passanten schon so abgestumpft waren, daß sie sich nicht darum kümmerten. Oder es waren auch Bilder im Umlauf, von vor den Bolschewiki in Wälder geflüchtete Bauern, die dann, mitsamt dieser Wälder von den Machthabern angezündet wurden (in Courtois et al., 1998, Bildtafeln zwischen S. 320 und 321).

Selbst wenn man konzedieren kann, daß Horkheimer 1934 das ganze Ausmaß der Verfolgungen in Russland noch nicht erkennen konnte, so zeigt seine Betrachtung nach 1945, daß er seine Haltung zum bolschewistischen Russland nicht wesentlich revidiert hat.

Er hat sich einer Selbstkritik entzogen und hat eine andere Charakterisierung gewählt, wörtlich:

Das was Karl Marx sich als Sozialismus vorgestellt hat, ist in der Tat die verwaltete Welt“ (Horkheimer, 1981, S. 171).

Und so hat er auch nach 1945 das Sowjetsystem als erstarrten Bürokratismus bezeichnet oder ähnliche Formulierungen verwendet.

Eine erstarrte Bürokratie oder die verwaltete Welt als Charakterisierung für ein politisches System, das lange Zeit ein weit verzweigtes System von Arbeits- und Todeslager unterhielt, das weitrechend und umfassend große Gruppen der Gesellschaft verfolgte und vernichtete mit Verantwortung für eine zweistellige Millionenzahl Ermordeten und Verfolgten?

Horkheimer hat noch zu Lebzeiten im Rahmen einer Neuauflage alter Aufsätze ein aus dem Jahre 1968 stammendesVorwort vorangestellt (Horkheimer, 1977). Darin zitiert er aus dem „Roten Buch“ von Mao Tse-tung wörtlich:

Will man einen Gegenstand wirklich kennen, dann muß man alle seine Seiten, alle seine Beziehungen und Vermittlungen erfassen und studieren“.

Dieses wenig informative Zitat ist offenbar gewählt, um seine Konnexion mit den Studentenprotesten, die ja teilweise unter dem Schild von Mao demonstrierten, unter Beweis zu stellen. Daß im Rahmen der chinesischen Kollektivierung der Landwirtschaft 1958-62 rund 45 Millionen Menschen verhungerten (Dikötter, 2014, andere Erhebungen bewegen sich in der Spanne von 36- 55 Millionen Hungertoten in diesem Zeitraum), daß im Rahmen der Kulturrevolution Schätzungen von 20- 30 Millionen politisch Verfolgten sprechen, bleibt außen vor.

Die Charakterisierungen der Gräuel des Sowjetstaates durch Horkheimer nach 1945 sind durchgängig verharmlosend und das Wegsehen von den Verbrechen des sozialistischen Chinas unter Maos durch Max Horkheimer unangemessen.

In diesem Zusammenhang ist es auch bedeutsam, daß Jürgen Habermas, so kritisch er sich auch aufgrund von „physiognomischen“ Überlegungen gegenüber Heidegger immer gezeigt hat, bereitwillig die Horkheimersche Charakterisierung des Sowjetstaates übernahm. Anlässlich der Neuedition von Bänden der Zeitschrift für Sozialforschung schreibt er unter dem Titel Max Horkheimer -Die Frankfurter Schule in New York wörtlich:

Die ausgebliebene Revolution, der Erfolg der Faschistischen Diktatur in Deutschland, die bürokratische Entstellung des Sozialismus im stalinisierten Russland, das waren zeitgeschichtliche Ereignisse, die den Sinn für die psychischen Vermittlungen zwischen Bewußtseinswandel und sozialökonomischen Veränderungen geschärft hatten“ (Habermas, 1987, S. 412, 413).

Heidegger verstrickte sich in der Anfangszeit des Regimes, ziemlich genau ein Jahr lang als Universitätspräsident in den NS- Staat und legitimierte diesen dadurch nach außen. Für Heidegger hat dies dazu geführt, daß er, bei aller großen und wachsenden Rezeption im Ausland, in Deutschland im offiziellen akademischen Diskurs weitgehend verdrängt ist, wie vor kurzem der Vorsitzende der Martin- Heidegger Gesellschaft, Harald Seubert feststellte.

Horkheimer beschönigte auch nach 1945 das stalinistische System als bürokratische Entgleisung und verharmloste Mao.

Und sind die Forderungen nach der Entfernung von Heideggers Büchern aus Bibliotheken und das Verbot von Lehrveranstaltungen über ihn, das Faye fordert und van Reijen unkommentiert zitiert, nicht der Anfang von Zensurprozessen, die zum Abwürgen von Diskursen führen? Wenn Hochschulprofessoren an Universitäten heute nicht mehr öffentlich referieren können, weil deren Ansichten einigen Studentengruppen nicht gefallen, wenn politische Diskurse in den etablierten Medien nur noch selektiv unter Etablierten geführt werden, so operieren dabei Zensurprozesse, die schon seit langem im Diskurs um Heideggers politische Vergangenheit eine Bedeutung haben.



Dabei ist das Denken Heideggers gerade heute wichtig.

Er hat mit Sein und Zeit (Heidegger, 2006) ein philosophisches Hauptwerk, wenn nicht das Hauptwerk des 20. Jahrhunderts vorgelegt.

Er hat, präzise wie kein anderer eine Beschreibung und Kritik der Metaphysik geliefert und eine mehrfach neue Formulierung des Wahrheitsbegriffs unternommen (Heidegger, 1992; Heidegger, 1998)

Er hat über mehrere Jahrzehnte die Grundbegriffe des Anfanges des abendländischen Denkens insbesondere bei Parmenides und Heraklit immer wieder neu aufgenommen und wie kein anderer für unser Denken heute fruchtbar gemacht (Heidegger, 1997; Heidegger, 1998; Heidegger, 2000).

Er hat die Technikdiskussion aus den Beliebigkeiten der Technikfolgenabschätzung in den Bereich des Verstehens zurückgeholt (Heidegger, 1962; siehe dazu die exzellente Dissertation von Seubold, 1986)

Und nicht zuletzt hat er eine grundlegende Kritik am Fortschrittsbegriff formuliert, indem er den Anfang des abendländischen Denkens durch Parmenides, Heraklit und Anaximander als groß auffasste und formulierte, daß dieser Anfang anfänglicher wiederaufgenommen werden müsse, in einem anderen Anfang (Heidegger, 1998, S. 12).Dies ist ein Gedanke, der, ernst genommen, in tiefer Weise eine Kritik am unreflektierten Fortschrittsbegriff erlauben würde.

Und schließlich, aber bestimmt nicht zuletzt, hat er zusammen mit Norbert von Hellingrath, Hölderlin in die Aufmerksamkeit geführt, die diesem Dichter angemessen ist. Wer Heideggers Vorlesungen zu den beiden Hölderlinschen Hymnen „Andenken“ und „Der Ister“ gelesen hat, kann sich kaum der Dichtung und der Heideggerschen Auslegung entziehen (Heidegger, 1984; Heidegger, 1992).



Literatur

Allemann, Beda (1994): Martin Heidegger und die Politik. In Pögeler, Otto (HRG) Perspektiven zur Deutung seines Werkes. Beltz Athäneum, Weinheim, S. 126- 260.

Dikötter, Frank (2014): Maos großer Hunger. 2. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart.

Farias, Victor (1989): Heidegger und der Nationalsozialismus. S. Fischer, Frankfurt M.

Faye, Emmanuel (2009): Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie. Matthes und Seitz, Berlin.

Habermas, Jürgen (1971;1987): Philosophische-politische Profile. Suhrkamp, Frankfurt M.

Heidegger, Martin (1962): Die Technik und die Kehre. Neske, Pfullingen.

Heidegger, Martin (1984): Hölderlins Hymne „Der Ister“. 2. Auflage. Gesamtausgabe, Band 53. Vittorio Klostermann, Frankfurt M.

Heidegger, Martin (1992): Parmenides. 2. Auflage. Gesamtausgabe, Band 54. Vittorio Klostermann, Frankfurt M.

Heidegger, Martin (1992): Hölderlins Hymne „Andenken“. 2. Auflage. Gesamtausgabe, Band 52. Vittorio Klostermann, Frankfurt M.

Heidegger, Martin (1994): Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis). 2. Auflage. Gesamtausgabe, Band 65. Vittorio Klostermann, Frankfurt M.

Heidegger, Martin (1997): Was heisst Denken? 5. Auflage. Max Niemeyer, Tübingen.

Heidegger, Martin (1998): Einführung in die Metaphysik. 6. Auflage. Max Niemeyer, Tübingen.

Heidegger, Martin (2000): Zur Sache des Denkens. 4. Auflage. Max Niemeyer, Tübingen.

Heidegger, Martin (2006): Sein und Zeit. 19. Auflage. Max Niemeyer. Tübingen.

Hoffmeister, Johannes (1955): Wörterbuch der philosophischen Begriffe. 2. Auflage. Felix Meiner, Hamburg.

Horkheimer, Max (1977): Kritische Theorie, Studienausgabe. S. Fischer, Frankfurt M.

Horkheimer, Max (1981): Gesellschaft im Übergang. 2. Auflage. Fischer Verlag, Frankfurt M.

Post, Werner (1981): Max Horkheimer: Die Widersprüche der bürgerlichen Gesellschaft. In Speck, Josef (HRG) Grundprobleme der großen Philosophen, Philosophie der Neuzeit IV. Vandenhoek und Rupprecht, Göttingen, S. 106- 146.

Schwan, Alexander (1989): Politische Philosophie im Denken Heideggers. Westdeutscher Verlag, Opladen.

Seubold, Günter (1986): Heideggers Analyse der neuzeitlichen Technik. Karl Alber, Freiburg, München.

Vietta, Silvio (1989): Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und an der Technik. Max Niemeyer, Tübingen.

Volpi, Franco (2007): Hannah Arendts Rehabilitierung der Praxis. Intern. Z. f. Philosophie, 16, S. 78- 79.

Werth, Nikolaus (1998): Ein Staat gegen sein Volk. Gewalt, Unterdrückung und Terror in der Sowjetunion. In Courtois, Stephane et al. (HRG) Das Schwarzbuch des Kommunismus. Piper, München, Zürich, S. 51- 295.

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Gravatar: Gernot Radtke

Der große Historiker und Essayist Joachim Fest berichtet von einem Besuch bei Horkheimer in der Schweiz, als er während des Gesprächs aus einem Nebenzimmer ein Klackergeräusch vernahm. Horkheimer, befragt zu dem Lärm, gab unverblümt zu, an der Wall-Street zu spekulieren; den Krach mache die Telefaxmaschine. - Gleichzeitig inszenierten, vom Meister angeleitet, seine Studenten und Protagonisten des Weltfortschritts nicht nur in Frankfurt/M. die neo-marxistische Weltrevolution. So geht Revolutionskomik eben auch, wenn sie von marxistischen Narren betrieben wird..

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