Die merkwürdigen Ausflüge des Siemenschefs Joe Kaeser in die Politik

Joe Kaeser sollte eigentlich genug zu tun haben. Er ist der Vorstandsvorsitzende eines der wichtigsten deutschen Unternehmen, der Siemens AG.

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Siemens beschäftigt weltweit über 370.000 Arbeitskräfte, davon fast ein Drittel in Deutschland. Und dies in einem regulatorisch-politisch schwierigen Umfeld. So hat Siemens alle Hände voll zu tun, die Fusion seiner Mobilitätssparte mit der französischen Alstrom unter Dach und Fach zu bekommen. Das Gasturbinengeschäft leidet unter den Kapriolen der deutschen Energiewende, zu deren großen Unterstützern Siemens andererseits wegen Windfall-Profiten (im wahrsten Sinne des Wortes) im Bereich Windenergie zählt und die betriebswirtschaftlich hergeleitete mögliche Schließung ihres Werks in Görlitz musste der Weltkonzern – zum Glück für die betroffene Region Nordsachsen – wieder abblasen.

Man sollte also denken, dass Joe Kaeser ausgelastet ist und es sich im Sinne seines Unternehmens dreimal überlegt, bevor er sich politisch exponiert. Aber der Drang, auch ein wenig vom Wohlwollen der liberalen Weltelite für die Politik der Kanzlerin abzukommen, scheint wohl stärker zu sein. Denn Joe Kaeser kann nicht an sich halten, obwohl er durch seinen PR-technisch eher verunglückten Auftritt beim Essen bei Präsident Trump doch mehr als gewarnt sein dürfte. Man in der freien Wirtschaft doch eigentlich versucht von den Fehlern anderer zu lernen. Die Sprüche der Autokonzerne auf dem Höhepunkt der Willkommenswelle hängen deren Bossen noch heute an.

Aber Joe Kaeser kann offenbar nicht anders, er muss sich politisch einmischen. Mit der AfD hat man es als weltläufiger Konzernlenker ja vermeintlich leicht. Und mit Twitter auch das richtige Medium. Also haut Joe Kaeser nach der Generaldebatte im Bundestag in die Tasten und greift Alice Weidel frontal an: Natürlich gleich mit der größten Keule: Weidels Kritik an ‚Kopftuchmädeln‘ kontert Kaeser stilsicher damit, dass dies besser als ‚Bund deutscher Mädel‘ wäre. Was für ein schlimmer Vergleich! Was hat die Mädchenorganisation der Nationalsozialisten mit den aktuellen Diskussionen um nicht integrationswillige Migranten zu tun? Und was will uns der Siemenschef damit sagen? Ach ja, der angebliche Weidel-Nationalismus schadet unserem Wohlstand.

Diese peinliche Volte eines deutschen Konzernchefs wäre aber schon längst vergessen, wenn Kaeser nicht ständig nachlegen würde. Erst mischt er sich in den Sachstreit zwischen dem Innenminister und der Kanzlerin ein (raten Sie mal, auf welche Seite sich der Mutbürger Kaeser schlägt!), dann beklagt er sich, dass er und seine Familie angeblich auf Grund seiner Positionierung gegen Alice Weidel bedroht werden. Ob Claudia Roth oder Kaeser: Es ist inzwischen Mode, mit angeblichen Drohungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Tätlich attackiert worden sind bisher vor allem AfD-Politiker, bis hin zu Mordanschlägen, indem die Radmuttern von Autos gelockert wurden – eine Methode, der sich schon die Stasi gern bediente. Man wartet vergeblich auf die Verurteilung solcher Praktiken. Im Gegenteil: Den Betroffenen wird noch nahegelegt, sich nicht zum Opfer zu stilisieren.

Den Vogel abgeschossen hat Kaeser aber, als er vor einigen Tagen kundtat, dass ihn seine Dax-Vorstandskollegen in dem von ihm als notwendig angesehenen Kampf gegen Populismus, Nationalismus und Alice Weidel allein lassen würden.

Ich möchte in aller Deutlichkeit sagen, dass ich darüber nur froh bin. Es ist nicht die Aufgabe eines Dax-Vorstandsvorsitzenden für die Bundeskanzlerin die Opposition klein zu halten. Es ist völlig daneben, dass der Chef eines deutschen Konzerns in einer innenpolitischen Debatte gegen die Fraktionsvorsitzende einer gewählten Partei die Nazikeule schwingt. Es wäre eine schlimme Rollenübertretung, wenn die Chefs anderer großer Firmen ihm bei diesem Tun unterstützen würden. Wenn Joe Kaeser grüne Politik machen will (von da kam natürlich das einzig erwähnenswerte Lob), dann kann er sich in Erlangen gerne um eine Kandidatur bemühen. Nur ist dies eine völlig andere Aufgabe, als einen Weltkonzern zu lenken.

Eine lebendige Demokratie lebt vom Wettstreit und Rollentreue. Opposition kontrolliert Regierung, Medien kontrollieren Politik und Wirtschaft, Justiz und Behörden agieren auf Basis der Gesetze und die Wirtschaft kümmert sich um Innovation, Wachstum und Beschäftigung und kämpft für sinnvolle regulatorische Rahmenbedingungen.

Lieber Joe Kaeser: Selbst in der DDR hat die Parteilinie in den Betrieben zu allererst der Parteisekretär vertreten – die besseren Firmenchefs haben auch in einem totalitären System versucht, sich möglichst rauszuhalten. Besinnen Sie sich auf ihre hoch dotierte Kernaufgabe und halten sich aus dem innerpolitischen Tagesgeschäft in Deutschland bitte raus.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Regina Ott-Hambach

Das liegt im Trend der Zeit: Bischof Marx und sein dicker Freund von den Evangelen mischen sich fortwährend in die Politik ein. Eigentlich wäre es besser, wenn beiden Herren sich um ihre Kirchenprobleme kümmern würden.

Vergleichbar ist es bei diesem Kaeser mit seinem Vornamen Joe. Er macht Politik, hetzt gegen gewissen politschen Strömungen und weiß auch, die Zustimmung der Merkel zu haben. Deswegen darf der Joe auch stets im Regierungsflieger mitfliegen. Wer sich wie dieser Joe
ständig um Dinge kümmert, die nicht Teil seiner Aufgabe sind, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass es bei SIEMENS eher bergarb als aufwärts geht.

Gravatar: Jürgen kurt wenzel

Das genau ist ja das perverse an der Industie und Politik seit Kaisers-Zeiten !!Das sind die ewigen Kriegsgewinnler welche aus den ,,Scheffetagen "das Unheil steuern und sich am Blut des besaufen !Welcher (Welt )Konzern steckt nicht bis über die Ohren am Profit durch Zwangsarbeit für Waffen ,Gift und derFinanzierung und Steuerung ihnen dienender Partein (Käiser -Wilhelm Institut )Nun,diese Stolche haben ja dann auch dank ihrer internationalen verflechtungen kurz nach dem Krieg weiter gemacht und bis Heute mit unerträglicher Arroganz,gedeckt durch ihre Lackeien in der Politik immer weiter gemacht !Hoffendlich entwickelt sich die Afd zu einem eisernen Besen ! Sonst gnade uns Gott !!!

Gravatar: karlheinz gampe

Kaeser ist wie der kriminelle Bankster Ackermann ein Spezi.von CDUs Stasi Erika. Die kriminelle Managerniete Ackermann hat die Deutsche Bank geschrottet, wird Kaeser Siemens schrotten? Jedenfalls begleitet dieser Typ ja öfters CDUs rote Stasis Erika, das Fossil aus dem Stasi Mörderstaat, die alte CDU SED Oma auf ihren Reisen. Klientelpolitik oder Vetternwirtschaft ?

Gravatar: Hand Meier

Joe Kaeser steht einem deutschen Konzern vor der traditionell ganz tief in der deutschen Behördenpolitik „lukrative Verankerungen“ geschaffen hat, und „die Alternative für eine ehrliche Politik in Deutschland“ mit gutem Grund fürchten muss.
Außerhalb Deutschlands werden Siemens-Manager mit Haftbefehlen wegen aktiver Bestechung von Politkern und Amtsleitern gesucht und bedroht.
Jedem der schon mal im Ausland unterwegs war, ist aufgefallen, alle Nachbarn können wunderschöne Kreisverkehre bauen, um die Mobilität im Straßenverkehr, sich selbst zu geringsten Kosten ganz ohne Siemens optimal regulieren zu lassen.
Betrachtet man eine durchschnittliche Siemens-Ampelanlage in Deutschland dann existiert dort ein Mega- Aufwand plus Stromverbrauch und teuren Wartungsverträgen zu Gunsten eines Konzerns, der die Finger ganz tief im deutschen Straßenverkehr drin hat, um in die öffentlichen Kassen zu greifen, und Kaeser ist klar, ewig geht das nicht gut, weil sich die AfD nicht so wie alle Anderen der Altparteien schmieren lässt, um den Volksbetrug fortzusetzen.
Wobei man sich auch die verkehrstechnische Menschenverachtung bewusst machen muss, denn in allen Kreisverkehren sind tödliche Frontal-Zusammenstöße unmöglich, aber an allen Siemens-Ampel-Kreuzungen sterben jährlich hunderte von Zweiradfahrern, die von Linksabbiegern übersehen werden. Da hat ein Konzern auf Kosten der Bürger Deutschlands reichlich Leichen angesammelt und Angst die Tarnung durch die Gefälligkeits-Politik, zu verlieren.
Denn auch die Beteiligung des Siemens-Konzern in dem Energiewende-Blödsinn ist ein ähnlich widerliches politisch korrumpierendes Lobby-Manöver was nur teure Probleme schafft.

Gravatar: Heinz Becker

"Soll es etwas Gutes sein, oder darf es auch von Siemens sein?" - Produkte dieser sich stets der herrschenden Politik prostituierenden Firma kommen bei uns schon lange nicht mehr (wissentlich) ins Haus. Wir kaufen mittlerweile konsequent amerikanische Produkte. Die Qualität ist zwar auch nicht besser, aber wenigstens stimmt der Preis.

Gravatar: Karl Napp

Gottseidank sieht es so aus, als sei Herr Kaeser unter den deutschen Dax-Firmenchefs der einzige politische Trottel. "Si tacuisses philosophus mansisses" und "Schuster bleib bei deinen Leisten". Beides passt.

Gravatar: Marc Hofmann

Diesen Joe Kaeser haben auf den Facebook Seiten von Siemens schon einige zurecht gestutzt...für irgendwas muss ja Facebook schließlich auch gut sein ;)

Dieser Kaeser Joe von Siemens soll sich in Zukunft dreimal überlegen ob er zu twitter oder zu facebook greift....diesen Medien sind KEINE EINBAHNSTRAßE, Hr. Kaeser!

Ach so...ich habe natürlich auch meinen Unmut über die politische Einmischung (AfD Bashing) auf der Facebook Seite von Siemens kundgetan (geschrieben)...auf der in den USA und Deutschland! ;)

Vielleicht findet sich ja einer bei Siemens USA, der schon lange auf den Stuhl von Kaeser Joe scharf ist...habe jedenfalls geschrieben, dass ihr Vorstandschef Kaeser KEIN guter Salesmanager ist und alles dafür getan hat das Image von Siemens mit dem Bashing von einer demokratischen Partei wie es die AfD ist zu versauen.
Joe Kaeser...der das Geschäft von Siemens mit seiner politischen Einmischung nachhaltig geschädigt hat.

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