Die Linken und die Religion

Die Linken gelten als die größten Gegner der Religion. Andererseits sympathisieren sie mit dem Islam. Ist das nicht widersprüchlich?

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Die Linken standen früher an vorderster Front im Kampf gegen die Religion. Sie haben den modernen Atheismus erfunden und setzten sich auch politisch mit allem Nachdruck für die Beseitigung der Religion ein. Karl Marx schreibt am Anfang seines berühmten Buches „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“: „Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik“. Für Marx ist Gott ein Produkt der menschlichen Phantasie. Die Religion als „Opium des Volkes“ lenkt die Menschen von ihren eigentlichen Problemen ab. Mit ihrer Hilfe wird das Volk von der herrschenden Klasse unterdrückt. Ein Ziel des Kommunismus ist daher die Abschaffung der Religion.

 

Die Linken nach Marx folgten diesem radikal atheistischen und antireligiösen Standpunkt. Die orthodoxen Marxisten versuchten in den von ihnen errichteten kommunistischen Diktaturen, die Religion mit allen Mitteln auszumerzen. Die Neomarxisten der 68er Bewegung bekämpften das Christentum und die katholische Kirche, indem sie die sexuelle Revolution in Gang setzten, sich für das Recht auf Abtreibung und gegen den Religionsunterricht aussprachen. Die 68er Bewegung war eine antiautoritäre Bewegung. Sie lehnte jegliche Autorität, sei es familiärer, erzieherischer, staatlicher, intellektueller oder religiöser Art ab.

 

Ich kann mich daran erinnern, dass noch in den 80er Jahren (in meiner Studienzeit) die Mitglieder der Katholischen Studentengemeinde von linksgerichteten Studenten gar nicht ernst genommen, oft wegen ihres Glaubens ausgelacht wurden. Nebenbei bemerkt: Studenten aus dem islamischen Kulturkreis, die ich damals kennen gelernt habe, waren ausnahmslos links. Es waren Marxisten, Kommunisten und Sozialisten, die völlig areligiös waren. Sie kamen meist aus der Türkei, dem Iran und Palästina.

 

Alles änderte sich mit dem Zusammenbruch des Kommunismus und mit der in den 90er Jahren einsetzenden sog. „Wiederkehr des Religiösen“, insbesondere dem Erstarken des Islam. Die Linken (dazu zähle ich die Partei Die Linke, die linksalternativen Grünen und die Linken in der SPD) änderten ihre Strategie. Sie zeigen nun nicht nur Verständnis für Gläubige, sondern solidarisieren sich mit ihnen. Allerdings betrifft es nicht die Christen, sondern nur die Muslime.

 

Die Linken sympathisieren mit dem Islam, also mit einer Religion, die wesentlich mehr als das (heutige) Christentum deren Welt- und Lebensauffassungen widerspricht. Die Kritik, die von linker Seite seit der Aufklärung gegenüber dem Christentum vorgetragen wurde, wird gegenüber dem Islam gar nicht geäußert. Die einzige Ausnahme stellt die Kritik von linken Feministinnen, wie Alice Schwarzer, dar. Doch sie kritisieren den Islam nicht aus atheistischer, sondern aus frauenrechtlicher Perspektive.

 

Betrachtet man das Verhältnis der Linken zu Muslimen, muss man zwischen dem gebotenen Einsatz für die Rechte von Minderheiten und dem Eintreten für die eigenen atheistischen Überzeugungen unterscheiden. Doch von dem Letzteren hören wir von linker Seite gar nichts mehr.

 

In dem Streit um das Minarett-Verbot in der Schweiz zeigten sich linke Politiker und Publizisten empört über die Entscheidung der Schweizer. Das klingt widersprüchlich und ist heuchlerisch, denn von ihrem atheistischen und antireligiösen Standpunkt aus müssten sie sich gegen den Bau jeglicher Gotteshäuser aussprechen. Es fällt ihnen offenbar nicht schwer, ihre tiefsten Überzeugungen zu verstecken, solange es ihrer politischen Strategie nützt.

Für Oskar Lafontaine gibt es sogar „Schnittmengen zwischen linker Politik und islamischer Religion“. Sie bestehen in der Hervorhebung der Gemeinschaft, in der Verpflichtung zu teilen und im Zinsverbot. Die unüberwindbaren Unterschiede wie die Verneinung der Existenz Gottes und die Ablehnung jeglicher Religion sowie jeglicher religiöser Autorität, aber auch die Befürwortung der Abtreibung, der sexuellen Freizügigkeit und der gleichgeschlechtlichen Ehe durch die Linken werden von ihm verschwiegen.

 

Die Linken sind an einem echten Dialog mit dem Islam gar nicht interessiert. Sie instrumentalisieren den Islam für ihre politischen Ziele. Die von ihnen angestrebte Allianz mit dem Islam soll sich in einer gemeinsamen Front gegen die Politik der USA und Israels sowie in dem gemeinsamen Kampf gegen das Kapital und das verhasste Bürgertum manifestieren. Doch die Aussichten für die Etablierung einer solchen Allianz sind klein, denn nichts ist für die Muslime so fremd wie die gottlosen Linken.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Tina Möller

der Linke Ministerpräsident Ramelow ist aktiver Christ. Die Linke und die Grünen werden von Religiösen geführt: Christen und Muslime. Man sehe sich die Lebensläufe der Politiker an, dann weiß man bescheid, wohin die Reise geht.

Gravatar: Noah

@Ferdinand Knauß
Ein Kommentar, wie er treffender nicht sein könnte und in wenigen Sätzen die offenkundige Dummheit, ja selbstmörderisch verklärte Sorglosigkeit der Vertreter unserer Politikergarde und ihrer vertrottelten Mitläufer aufzeigt.
Hoffentlich wird uns dieses allgegenwärtige "Vogelstrauss-Syndrom" nicht alle Kopf und Kragen kosten!

Gravatar: Ferdinand Knauß

Die Islamfreundlichkeit des politisch korrekten Mainstreams hierzulande (es sind nicht nur die von Ihnen genannten Linken) ist nach meiner Erfahrung nicht zuletzt durch Naivität, also völlige Unwissenheit über diese Religion und durch die Unterschätzung ihres politischen Anspruchs zu erklären. Das wiederum ist vermutlich eine Folge des Bedeutungsverlusts der christlichen Religion und der intellektuellen Schwäche ihrer Vertreter hierzulande. Religion insgesamt wird als politische und gesellschaftliche Kraft unterschätzt, weil das Christentum schwach geworden ist. Dass der Islam vor politischer Vitalität und Expansionswillen strotzt und mit dem gegenwärtigen Christentum überhaupt nicht mehr zu vergleichen ist, kann und will der säkularisierte Mensch des Westens nicht wahr haben.

Gravatar: Ebenherz

Fakt 1) Sozialismus ist eine, zugegebenermassen, schoene Utopie, die mit der Spezies Homo Sapiens Sapiens niemals verwirklicht werden kann. Jegliche Versuche, dem Menschen dies hohe Glueck zu bescheren, fuehrte zu den schlimmsten bekannten Diktaturen, und wird im naechsten Versuch wieder fuehren.

Wie gesagt, ist die Idee aber doch so verlockend, weil auch einfach zu erklaeren, dass es immer moderne Priester geben wird, die es in den Fingern juckt.

So will die heutige Linke natuerlich alles gaaaaanz anders machen als damals in der Sowjetunion, DDR oder gar Kambodia. Sicher sicher, aber siehe oben Fakt1.

Wenn sich die Linke, welche sich in Deutschland uebrigens durch alle grossen Parteien und Medien zieht, dann und wann auf die Seite des Islam stellt, ist das sicher kein Bekenntnis zum Selben oder gar eine Verbruederung.
Es geht nur darum so viel Juenger wie moeglich um sich zu scharen um den naechsten Versuch angehen zu koennen, das Paradies auf Erden zu schaffen,- dann braucht doch auch keiner mehr einen Gott.

Gravatar: Frank

Ist schon bemerkenswert. Der Autor versucht, die Linken an ihre Herkunft und Verantwortung für dem säkularen Staat zu erinnern- das ist konstruktiv.
Die Mehrheit der Kommentatoren betreibt aber lediglich blankes LINKEN-bashing. Destruktiv.
Und konterkarieren damit die Intention des Verfassers.
Leute, wischt euch den Schaum vom Mund ;-)

Gravatar: Menschenskind

Die „Linken“ leiden, wie sich in der Diskussion zeigt, unter Verfolgungswahn. Sie kämpfen gegen Phantome. Sie vereinen die Kennzeichen des geistig unreifen Menschen auf sich, erscheinen in ihren Anklagen und Forderungen kindlich naiv: das Böse ist monokausal, und die Welt ist schlecht. Für Grautöne haben Linke keine Rezeptoren, nichts ist ihnen schwerer erträglich als die Unwägbarkeiten der Zukunft, der sich jeder Mensch stellen muß – das ist ein Naturgesetz. Weil sie die Offenheit dieser Zukunft nicht ertragen wollen, konstruieren sie Pläne, die sie auch gegen das Daseinsrecht und die Freiheit anderer verwirklichen – denn der „gute“ Zweck heiligt ja bekanntlich jedes Mittel, auch wenn es Millionen von Menschenleben kostet. Der Linke mischt sich in fremdes Leben ein, diktiert und befiehlt, und jeder, der sich dabei in den Weg stellt, gilt als Feind und wird angegriffen. Da es auf jedem Lebensweg zahllose Hindernisse gibt, ist der Weg der Linken zu einer erlösten Welt geradezu mit „Feinden“ gepflastert. Dies wird aus einigen zuvor erfolgten Beiträgen deutlich.
All das fiele unter das Gebot der Toleranz, wenn die Linken ihrerseits ebenfalls tolerant wären, was jedoch nicht der Fall ist. Sozialismus ist ein Dogma.
Der Verstand einer Person, die an den Sozialismus glaubt wie an eine Religion, ist in der Regel – es muß einfach gesagt sein, ja, entrüstet euch ruhig, ihr „Linken“! – nach dem einfachsten Strickmuster geformt. Sie gleichen Kindern, die von den Eltern enttäuscht sind, weil diese nicht genügend Macht haben, fernzuhalten, was im Leben unvermeidlich zu bewältigend ist: Anstrengung, Unsicherheit, Schmerz, Angst und unzählige kleine und große böse Überraschungen sowie die größte uneingestandene Bedrohung: den Tod.

Gravatar: Noah

Die Linke kollaboriert mit Jedem, der den bösen Kapitalisten der westlichen Welt den Krieg erklärt hat.
Bei der besagten Partei hat dies beispielhaft seinen Ursprung in der bereits in der DDR propagierten und verordenten Kritik an Israel und der "Freundschaft" zu den armen Palästinensern, Waffenlieferungen für diese inklusive.

Gravatar: Manfred von Beinen

Die deutsche Linke sympathisierte schon bei der Machtübernahme Khomenis heftig mit dem Islam, da islamische Bewegungen als anti-imperialistisch galten und ihren Hass gegen die USA richteten. Man hatte also einen gemeinsamen Gegner.
Ich meine, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Linken mit dem Islam schmusen, weil dieser ein totalitäres Gesellschaftsverständnis hat, welches auch Teilen der Linken nicht fremd ist.
Die Feststellung, dass es "Schnitt-mengen" zwischen Islam und linker Politik gibt, macht denjenigen, der das äußert nicht zum Sympathisanten des Islam oder zum Befürworter eines Totalitarismus. Schnittmengen gibt es auch mit dem Judentum und dem Christentum. Das ist keine Glaubens-frage.

Gravatar: Konrad

@ maromano & frank
Religion ist Privatsache: Ich kann es langsam nicht mehr hören, dieses Meinungsverhinderungsargument. Christen und besonders die Kirchen haben die Pflicht, sich in die Politik einzumischen. Die Basis unserer Werte und unserer Kultur ist nun einmal das Christentum und nicht der Islam, Marx, Engels, Mao oder Ho Tschi Minh. Das Christentum unterscheidet im Gegensatz zum Islam grundsätzlich zwischen Staat und Religion (...gebt des Kaiser was des Kaisers ist...), fordert aber nicht ergebenes Kuscheln und Anbiedern, sondern das Gegenteil. Um eine Gesellschaft zu verändern, braucht es mehr als nur Gesetze, sondern Menschen mit Grundsätzen, Überzeugungen und Mut. Nur tote Fische schwimmen mit dem Fluß, der heute bezeichnenderweise Mainstream heißt.

Gravatar: maromano

Was man in diesen Kommentaren teilweise spürt, ist nicht der Hass der Linken auf das Christentum, sondern eher der Hass der Konservativen auf die Linken. Diese scheint mir zum größten Teil daraus zu resultieren, dass man den Sozialismus und sogar allgemein linkes Gedankengut mit dem Stalinismus bzw. dem DDR-System gleichsetzt. Das ist natürlich Unsinn. Kein Linker in irgendeiner Partei fordert ein solches System.
Im Gegensatz dazu steht die Auffassung des „Gedankenreisenden“, es herrsche in diesem Land „eine nahezu sozialistische Mediendiktatur“ – hier scheint eine andere Art von Sozialismus gemeint sein, außer der Kommentator unterstellt den Medien, sie hätten eine gewisse Affinität zum DDR-System. Inwiefern unsere Medien heute „sozialistisch“ sind, wüsste ich wirklich gern. Wenn sie dies wirklich wären, hätten wir mit Sicherheit keine schwarz-gelbe Regierung in diesem Land. Und Kritik an dieser macht die Medien noch nicht sozialistisch. Auch hier scheint in jedem Fall ein sehr diffuser Begriff vom „Sozialismus“ vorzuliegen. Schlimm nur, dass man als Linker (und besonders als Sozialist) immer wieder in eine autoritäre Ecke gestellt und damit kriminalisiert wird, egal ob die Ursache dafür nur Unwissenheit oder politisches Kalkül ist. Das ist keine Auseinandersetzung im Sinne des Pluralismus, sondern erinnert eher an eine Handhabung mit dem politischen Gegner, wie man sie aus anderen Systemen kennt. Sie sollten hier etwas gelassener (bzw. rationaler) damit umgehen, dass es in diesem Land nicht nur Konservative und Liberale gibt.

Gravatar: Gedankenreisender

Es ist so wie sie schreiben, Herr Dr. Ulfig. Seit Jahren darf man den Kopf über genau diesen Widerspruch schütteln. Es scheint vielen linken (auch Möchtegern-)Intellektuellen, die sich ja ganz besonders auf ihre Fahnen schreiben wollen, stets vernünftig, wissenschaftlich und logisch argumentieren zu können, diese Inkonsequenz gar nicht mehr aufzufallen. Vielleicht deshalb, weil ihr Hass auf das Christentum nur noch emotional begründet ist. Sachlich halten ihre Argumente gegen das Christentum einer ernsthaften Prüfung jedenfalls nicht stand. Nein, der Kampf der linken Intellektuellen gilt nicht der Religion als solche, sondern einzig und allein dem Christentum. Stalin hatte bei seinem berühmten Ausspruch das noch starke Christentum im Zarenreich vor Augen. Man denke nur an die vornehme Zurückhaltung der politisch Linken, wenn im Orient oder in Fernost christliche Einrichtungen niedergebrannt, Christen vertrieben, brutal gefoltert oder ermodert werden. Umgekehrt aber drängeln sich geradezu dieselben Linken auf die mediale Bühne, wenn es entweder einen Anschlag auf muslimische Mitbürger oder eine angebliche Verfehlung, eine zweifelhafte Entscheidung oder anstößige Äußerungen christlicher Vertreter, insbesondere katholischer Würdenträger, zu kommentieren gilt. Hier schreien dann die Künasts, Trittins und Roths zumeist völlig unwissend immer ganz besonders laut. Im Kampf gegen das Christentum in Europa ist den Linken zunächst jeder Verbündete recht. Wie sonst sind die Ideen der politisch Linken in Sachen islamischen Religionsunterricht und Feiertag zu verstehen?

Höchst perfide und pervers aber wird es, wenn gerade diese Politiker einerseits nicht müde werden, nach rechtsradikalen Anschlägen, an Gedenkstätten, bei Ehrungen und Jahrestagen den Zeigefinger mahnend zu erheben, andererseits aber im Kampf gegen das Christentum, insbesondere gegen den Katholizismus, zu ganz ähnlichen propagandistischen Methoden greifen, die gerade ihre ideologischen Vorfahren so perfide und raffiniert gepflegt haben, mit denen man sich dereinst den Unbequemen und Widerständlern entledigte.

Der zuvor vom Kommentator "Frank" eingestellte Kommentar zeigt nur allzu eindrucksvoll welch´ Geistes Kind die Linken sind, wie menschenverachtend ihr Denken sein kann, wenn er eine Nonne, die ein "Mensch" ist - zudem noch als Pädagogin im Dienst am Nächsten stehend – vergleichend auf eine Ebene mit "rückständigen Handlungen" wie Verboten und Riten stellt, die im Widerspruch zur Freiheit und Würde eines jeden Menschen im christlich- abendländisch geprägten Verständnis stehen (und damit niemals Dienst am Nächsten sein können), wenngleich sie aus christlicher Sicht dennoch zu respektieren sind. Sein Satz: "Wir als Linke sollten also dafür sorgen, dass die URSACHEN für Leid verschwinden, …." ist in seiner Aussage identisch mit dem in der Genesis, als die Schlange dem Menschen in Aussicht stellte, wie Gott werden zu können. Der Eifer, die Ursachen für das (eigene) Leid in der Welt verschwinden zu lassen, ist das klassische Leitbild sozialistischer Diktaturen (heute eine nahezu sozialistische Mediendiktatur, die unsere Demokratie bestimmt), in denen sicht stets ein durch und durch eitler Mensch anmaßt, es besser, gerechter zu können als ein Gott. In Europa war das Ergebnis die Shoa und der Gulag.

Gravatar: maromano

Leben und leben lassen! Gestatten Sie den Linken doch auch ihren Pluralismus. Religion per se muss nicht abgelehnt werden, solange sie sich nicht in die Politik einmischt. Mit einer solchen Auffassung kann man trotzdem noch ein Linker sein.
In diesem Sinne würde ich auch die „linke Empörung“ über das Minarettverbot deuten – als eine Abkehr von pluralistischen Grundsätzen und damit als falsches politisches Zeichen. Das ist erstmal unabhängig davon, wie man inhaltlich zum Islam steht.
Ein besonders prominentes Beispiel für das strategische Ausnutzen von Religion gab es ja mit George W. Bush – bekanntlich kein Linker. Das soll heißen, dass meiner Meinung nach auch Konservative die Religion zumindest in der Öffentlichkeit nur strategisch benutzen: oder inwiefern kann man deren Politik als „christlich“ bezeichnen? Wenn jetzt Linke à la Nahles mit derselben Strategie auf Stimmenfang gehen, ist dies für Konservative natürlich ärgerlich – ich persönlich empfinde dies auch nicht als besonders fortschrittlich. Vielleicht sollte man Religion wieder mehr als Privatsache betrachten. Und vielleicht ist die Hoffnung der Linken ja, dass dies auch beim Islam möglich sei.

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