Die Angst hilft zu verstehen

 

Vor 20 Jahren fiel die Berliner Mauer. Die Angst, die die Kommunisten während ihrer Herrschaft verbreitet haben, steckt noch in vielen Menschen. Doch diese Angst hat auch etwas Positives.

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Die Kommunisten verbreiteten Angst zunächst in der Stalin-Zeit. Unschuldige Menschen wurden damals verhaftet und zum Tode verurteilt. Andere wurden gar nicht abgeurteilt, sie verschwanden spurlos. Einschüchterung, Kontrolle und Zwang verstärkten die Atmosphäre der Angst. Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen setzten sich diejenigen, die im Stalinismus aufgewachsen sind, kaum mit ihrer Vergangenheit auseinander. Sie teilten das Leben in die Zeit vor dem Zusammenbruch und die Zeit danach. Mit ihrem Leben davor wollten sie nichts zu tun haben. Eine emotionale Verarbeitung ihrer Vergangenheit fand nicht statt. Die Angst ist bei ihnen geblieben.

Ihre Kinder blieben von der Angst nicht verschont. Sie wuchsen zwar in anderen, poststalinistischen Verhältnissen auf, doch die Bedingungen, unter denen Angst gedeihen kann, sind im Wesentlichen gleich geblieben. Nur Wenige von ihnen befreiten sich von der Angst und wandten sich gegen das System. Sie setzten vor 20 Jahren die friedliche Revolution in Osteuropa in Gang. Doch die überwältigende Mehrheit der Menschen dieser Generation blieb passiv. Die Angst wirkt bei ihnen – wenn oft im Unterbewusstsein - weiter. Die Haltung der „inneren Emigration“, die viele von ihnen im Kommunismus angenommen hatten, wandelte sich in die Gleichgültigkeit gegenüber der Politik um.

Die Kinder dieser Menschen, also die 3. Generation, spüren die von den Kommunisten verbreitete Angst nicht mehr. Sie lassen sich nicht so einfach einschüchtern und kontrollieren. Sie können offener über ihre Wünsche reden und freier über ihr Leben bestimmen. Die endgültige Agonie des Kommunismus scheint also eine Frage der Zeit zu sein.

Doch Angst hat auch Vorteile. Diejenigen, die die Angst des Kommunismus noch kennen, haben ein besonderes Gespür für totalitäre Denkweisen und Ideologien, besondere wenn sie von links kommen. Die Angst hilft ihnen, sie besser zu verstehen, denn auch moderne linke Ideologien wie Ökologismus, Politische Korrektheit, Feminismus und Multikulturalismus (nicht zu verwechseln mit echtem Verständnis und echter Liebe für andere Kulturen) stützen sich auf Angst. Menschen, die mit ihnen nicht einverstanden sind, werden gebrandmarkt, eingeschüchtert und ausgegrenzt. Nicht selten verlieren sie ihre Jobs.

Moderne linke Ideologinnen und Ideologen schreiben anderen vor, wie sie denken, sprechen und handeln sollten. Sie haben aus dem Scheitern des Kommunismus gelernt. Ihre Methoden sind sehr ausgeklügelt und subtil. Den totalitären, demokratie- und freiheitsfeindlichen Charakter der modernen linken Ideologien aufzuspüren, ist eine Aufgabe, bei der die Erfahrungen der Bürger aus der Ex-DDR und Osteuropa sehr hilfreich sein können.

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