Deutschlands Euro-Austritt ist ein Gebot der Solidarität

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Mit einem Austritt aus dem Euro würden Deutschland und andere Nordländer wie Holland und Österreich nicht nur sich selbst einen Gefallen tun. Profitieren würden auch die verbleibenden Euro-Länder aus Südeuropa.Nach mir meldete sich letzte Woche ein weiterer Ex-Präsident des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) zum Thema „Eurorettungspolitik“ zu Wort. Dr. Heinrich Weiss, erfolgreicher Familienunternehmer aus dem Siegerland, schätzt die Eurorettungspolitik ganz anders ein als der amtierende BDI-Chef, Dr. Ulrich Grillo. Letzterer meinte in der vergangenen Woche im ZDF, man müsse Europa nur „besser erklären“.  Am Wahlabend verbreitete er vor Millionen Fernsehzuschauern die Lüge, die AfD sei europafeindlich. Weiss, Anfang der 90er Jahre Präsident des BDI, hielt nun in der „Wirtschaftswoche“ dagegen:

„Der Erfolg der AfD zeigt, dass immer mehr Bürger die Vertuschung und Verleugnung der auf uns zukommenden Belastungen durch die Euro "Rettung" durchschauen. Das Ergebnis für die AfD wird die Politik zur Wahrheit ermahnen, die Öffentlichkeit aufwecken und den Parlamentariern klarmachen, dass Sie nur dem Wohl der Bürger und Ihrem Gewissen, aber nicht der Fraktionsführung verpflichtet sind. Die Medien haben nun eine besondere Verantwortung als einzige - wenn auch außerparlamentarische - kompetente Opposition in der Euro-Problematik.“

Gerade wem Europa am Herzen liegt, sollte sich gegen die Eurorettungspolitik auflehnen, denn diese bringt die Länder in der Eurozone zunehmend gegeneinander auf. Der Euro macht deutsche Politiker glauben, ihre Nase dauernd in die Angelegenheiten anderer Länder stecken zu müssen. Kein Wunder, dass die deutsch-französischen Beziehungen stimmungsmäßig auf einem Tiefpunkt angekommen sind und Kanzlerin Merkel bei ihrem letzten Besuch in Athen von 7000 Polizisten beschützt werden musste. Der Euro verbreitert den Graben zwischen den E.U.-Ländern nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der Eurozone: Die Politik der Zentralisierung droht nun sogar, Großbritannien ganz aus der E.U. zu treiben.

Nicht nur die „Professorenpartei“ AfD, auch eine wachsende Zahl bekannter internationaler Ökonomen kritisiert die verheerenden wirtschaftlichen und politischen Folgen des Einheitseuros. Wie ihre deutschen Kollegen auch, sind sie zu der Überzeugung gelangt, dass der Euro längst zu schwer für den Süden geworden ist und dort massive ökonomische und gesellschaftspolitische Schäden anrichtet. Sie beklagen ebenso, dass der Euro für den Norden zunehmend unterbewertet ist und damit zu einer  Subvention der Exportindustrie zu Lasten der Bürger wird. Schließlich tragen diese das finanzielle Ausfallrisiko im Süden.

Wachstumschance für verbleibende Euro-Länder

 

Diese Ökonomen haben sich jetzt zusammengeschlossen und sich mit einem „Manifest für Europäische Solidarität“ an die Öffentlichkeit gewandt. Sie wollen nicht weiter akzeptieren, dass die gewachsenen unterschiedlichen Kulturen verschiedener Nationen den Bedürfnissen einer Währung untergeordnet werden. Sie schlagen vor, stattdessen die Eurozone den realen Verhältnissen anzupassen. Dies kann nach ihrer Überzeugung am besten durch den gemeinsamen Austritt der sogenannten „Überschussländer“ Finnland, Holland, Deutschland und Österreichs aus dem Euro geschehen (Arbeitstitel „Nord-Euro“). Dadurch würde der Euro abgewertet und den im Euro verbleibenden Ländern wieder eine Wachstumschance eröffnet.

Den Bürgern der „Nordländer“ würde die Inflationsangst genommen. Die in der Folge der Aufwertung entstehenden Probleme könnte man genauso beherrschen, wie man es bei den 17 Aufwertungen zu D-Mark-Zeiten auch konnte. Da der Austritt der „Nordländer“ auch und gerade im Interesse des Südens liegt, finden sich in dieser Gruppe vor allem Ökonomen aus den Südländern, einschließlich Frankreichs. Mehr dazu unter: www.european-solidarity.eu. Man sieht, nicht nur in der deutschen Industrie mehren sich die Stimmen, die die Merkelsche Alternativlosigkeit in Frage stellen.

 

 

Beitrag erschien zuerst auf: handelsblatt.com

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Glotzkopp

Zum 2. Okt.:
Natürlich wäre das keine Gegen-Regierung', auch keine Mit-Regierung. es müsste eine Art Plattform sein, die ein Zusammenspiel von Bürgern und Organisatoren darstellt; also nicht eine Partei, sondern eine Überpartei, etwas, an das sich der Bürger wenden und gleichzeitig etwas, das ihm Richtung und Wert vorstellt, zumindest eine Organisation ist, die weniger predigt, Vorschriften macht, das Volk beleidigt, ausraubt...nur zu eigenem Zweck handelt, im Gegenteil eher eine Einrichtung, die das Volk konzentriert darstellt. - Das könnte im Kleinen geschehen (wie das in einer Moschee zu sehen ist) oder im Großen, wo bestimmte Themen bevorzugt abgehandelt werden.
Wenn man glaubt, Demokratie ließe sich auf kommunaler Ebene eher realisieren, irrt man sich, weil die Herrschaft auch dort sofort in Überwältigung, Demütigung, Missbrauch und Verfügung verfällt (man braucht sich nur in unserer Gesellschaft die Teile anzusehen, in denen mehrere Personen eine Organisation unterhalten, wo sofort Kampf untereinander Unterordnung und Herrschaft entsteht; man blicke auf die Zünfte oder auch nur in eine Gemeindeordnung des 19.Jahrhunderts, die gar Auskunft verlangte, warum man einen Tag ins nächste Dorf ging).
Deshalb dürfte eine 'Überordnung' keine Herrschaft sein (diesmal darf man nach Afrika blicken, wo jede auch noch so angesehene und ausgebildete und zum Regieren gewählte
Person sofort in bestialische Aktionen abtaucht).

Sondern ein Forum, wo das Volk selbst anwesend ist, ein Ort, der herrschaftsfrei ist; vielleicht, wie gesagt eine Art Moschee, eine Genossenschaft, eine Stiftung usw.

Wenn das eine Utopie sein sollte? nun gut. Ich halte nur diese für eine friedliche und anerkennende Einrichtung. Sorry.

Gravatar: Karl_Murx

"Worüber beschwert sich eigentlich das deutsche Volk?
Man hat doch genau die Politik gewählt die man haben wollte.
Leider……."

Stimmt. Es soll dann nachher bitte niemand klagen und behaupten, er habe von nichts gewußt und hätte außerdem nichts machen können. Chance gehabt, Cowboy.

Die Entwicklung wird zeigen, daß die AfD mit ihren Warnungen und Voraussagen richtig lag, und z war Punkt für Punkt. Bereits jetzt haben wir zwei eklatante Brüche von Wahlkampfversprechen der CDU wie auch der anderen etablierten Parteien vor Augen: Erstens die Große Koalition, auf die es jetzt wohl hinausläuft, die vor den Wahlen keiner wollte, niemals nicht, und die Steuererhöhungen, die vor dem 22. September mit Händen und Füßen bestritten wurden, welche aber kommen werden. So what, liebe deutsche Wähler?

Gravatar: Glotzkopp

Ich sehe überhaupt keine Lösung; alles Theoretisieren ist statisch, genauso wie die darin enthaltenen Begriffe (wenn auch interessant oder gar wahr). Handeln ist nicht möglich. Einmal, weil man glaubt mit Reden habe man schon gehandelt; zum anderen kann oder will auch keiner handeln, weil die Verhältnisse absolut abgesichert sind (alle Parteien, Millionen von Parteifunktionären in den verschiedensten Organen stehen auf der anderen Seite).
Daher kann, so weit ich sehe - Bewegung oder Handeln, nur von der Straßengewalt initialisiert werden...Dann erfordert diese Lage einen Napoleon, der jener eine Form gibt. (Auch der Feudalherr formte am Anfang mit blanker Gewalt seine Ordnung).

Es sei denn, Sie bauen(!) eine zweite Regierung auf und vertreten damit das Gemeinwesen (wie das zu genüge auch in unserer Zeit beobachtet werden kann). Man wäre damit gar nicht so weit entfernt von den Aktionen der EU-Bürokratie, die selbst dort Gesetze formuliert, wo kein Recht sie autorisiert hat.
Selbst der ein oder andere Papst praktizierte das.




Was machen? Ich meine wirklich: Machen?

Gravatar: Gerd

@ Hans Geier

"(...) Richtig wäre eine gemeinsame europäische Wirtschafts- und Sicherheitspolitik. Ansonsten hat sich Brüssel nirgendwo mehr einzumischen."

Soll das ein Scherz sein? Die EU besteht schlechterdings nur aus Wirtschafts- und Sicherheitspolitik. Wenn das die zukünftigen Arbeitsgebiete der EU sein sollen, dann braucht sich gar nichts ändern. Vielmehr sollte die EU komplett abgewickelt werden, das wäre ein Zuwachs an Sicherheit. Warum? Nehmen wir ein wertfreies Beispiel: Napoleon mußte viele einzelne Staaten erobern und besetzen, bis diese Staaten zeitweilige Bündnisse gegen ihn eingingen. Heute indes braucht man nur die Posten der EU besetzen und hat faktisch alle europäischen Staaten in der Tasche. Das ist das Maximum an Unsicherheit. Elsässer hat neulich sehr treffend beschrieben, daß Nationalstaaten und Imperien Antagonismen sind; die Nationen wurden eben erst im Kampf gegen allmächtige Imperien wie die EU erfunden. Deshalb liegt die Lösung nach wie vor im Nationalstaat, heute sogar mehr als je zuvor.

Gravatar: MorkvomOrk

Worüber beschwert sich eigentlich das deutsche Volk?
Man hat doch genau die Politik gewählt die man haben wollte.
Leider.......

Gravatar: Hans Geier

Mit dem Euro-Austritt ist es nicht getan, denn die EU ist kein Deut besser.
Richtig wäre eine gemeinsame europäische Wirtschafts- und Sicherheitspolitik. Ansonsten hat sich Brüssel nirgendwo mehr einzumischen.

Gravatar: Wilfred

Ist es Zufall, dass Herr Henkel immer exakt die INSM-Standpunkte vertritt?

Gravatar: HofmannM

So ist es Hr. Henkel. Nicht die Marktwirtschaft versagt, sondern die Politiker, die sich in die Marktwirtschaft (Gewinnstrebung und Insolvenz) einmischt.
Der Bruch des Maastrich Vertrag war das Ende der EURO-Marktwirtschaft und der Anfang der politischen Einmischung auf Basis einer staatlichen Planwirtschaft.
Auf Kosten der europäischen Bürger und zu Gunsten von Pleite-Banken (Finanzwelt)!

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