Der Sozialismus, der Venezuela ruiniert hat, wird nicht erwähnt

Man kommt mit dem Schreiben nicht mehr hinterher, um auch nur annähernd alle Irreführungen, die von unseren Mainstream-Medien produziert werden, zu erwähnen.

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Im Spätwinter diesen Jahres las ich in der Sauna in einer herumliegenden Modezeitschrift einen erschütternden Bericht über Venezuela. Da war nicht nur vom Elend der leeren Supermärkte die Rede, den täglichen Stromausfällen, der Jagd nach Benzin oder nach Grundnahrungsmitteln. Da wurde auch Klartext geredet, dass dies die Folgen eines wieder einmal gescheiterten sozialistischen Experiments seien.

Mit seinem Machtantritt berief sich Hugo Chávez auf sein Vorbild Simón Bolívar und dessen Kampf für ein vereintes Südamerika.

Nach ihm benannte Chávez seine Bolivarische Revolution, in die er sozialistische und marxistische Ideen einbezog. Nach sozialistischem Muster nutzte Chávez nach der Verstaatlichung der Schlüsselindustrien den Ölreichtum Venezuelas zur Umsetzung seiner Vorstellung vom „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ in der Sozialpolitik. Daneben bediente er sich des Reichtums zur Unterstützung seiner Klientel.

Chávez’ Person, seine Politik, sein Führungsstil und seine Medienauftritte haben die Linken jubeln lassen. Endlich würde bewiesen werden, dass der Sozialismus funktioniert. Aufmerksamkeit und Anerkennung gab es auch von globalisierungskritischen Gruppierungen.

Zwar gab es von Anfang an kritische Stimmen, die Chávez sein autoritäres Vorgehen und eine nicht nachhaltige Wirtschaftspolitik vorwarfen. Aber das waren unbelehrbare Rechte. Umstritten war auch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Diktatoren und militanten Bewegungen sowie sein Umgang mit Oppositionellen und Gegnern, aber darin unterschied sich Chávez nicht wesentlich von anderen sozialistischen Führen.

Trotz des ungeheuren Reichtums Venezuelas brach das versprochene Paradies nicht aus, sondern die Bevölkerung verarmte weiter. Gleichzeitig wurde es immer stiller um den sozialistischen Hoffnungsträger. Als er krank wurde, war das noch einmal Nachrichten wert. Über die Krankheit seines Landes wurde geschwiegen.

Nun gab es bei focus-online einen Bericht. An dem ist vor allem interessant, was nicht darin steht.

„Seit fast vier Jahren kämpft Venezuela gegen eine Hyperinflation. Auslöser war der Verfall des Ölpreises von mehr als 100 auf zeitweise bis zu 20 Dollar pro Barrel. Venezuelas Wirtschaft ist zu 95 Prozent vom Öl abhängig, ohne die Einnahmen aus dem Export des Schwarzen Goldes ging es bergab – auch, weil die Regierung seitdem viel falsch machte.“

Nicht das sozialistische Experiment, der Ölpreis ist schuld am Elend des Landes und zu einem kleinen Teil die Regierung, die „viel falsch machte“.

Ansonsten liest sich der Bericht wie Szenen aus dem Abenteuerurlaub.

„Es gibt mittlerweile Facebook-Seiten und Chatgruppen zum Tauschen von allem von Zahnpasta bis Babybrei“, schreibt Fabiola Zerpa aus Caracas, Reporter der Finanznachrichtenseite Bloomberg. Er zählt auf, was er schon getauscht hat: „Mais gegen Reis, Eier für Bratöl, ein Kilo Zucker gegen ein Kilo Mehl bei einem Straßenhändler.“

So kommt sich doch die sozialistische Menschengemeinschaft näher. Bei einer Inflation von geschätzten 18.000 Prozent im Jahr kann man mit Geld halt nichts mehr anfangen. Außerdem, weiß der Autor, eine gelungene Tauschaktion zaubert „ein Lächeln ins Gesicht“, wenn auch nur für einen Moment. Denn im nächsten muss ein Venezolaner für Toilettenpapier stundenlang anstehen. Immerhin räumt der Reporter ein, „dass die Motivation in den meisten Fällen schiere Notwendigkeit, ja Verzweiflung ist“. Die nimmt mitunter seltsame Formen an: Weil auch Medikamente knapp sind, kaufen Menschen ihre Medizin teilweise schon beim Tierarzt. Weil z. B. die Hauskaninchen längst im Kochtopf gelandet, Hund und Katze abgeschafft sind, weil sie nicht mehr ernährt werden können, gibt es noch ausreichend Tiermedikamente. Mensch muss dann nur vorsichtig sein mit der Dosierung. Das ist nur einer von vielen Fallstricken, wenn der Sozialismus keinen Spaß mehr macht.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: MenschundRecht

So ist es wohl, Frau Lengsfeld, man kommt mit dem Schreiben nicht mehr hinterher.

Und jetzt auch noch der Babtschenko.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/arjadij-babtschenko-ist-nicht-tot-a-1210381.html

Ein vortreffliches Beispiel - ausnahmsweise einmal nicht so - furchtbar geheimer, westlicher 'Geheimdienstarbeit.'

https://www.youtube.com/watch?v=Gmc_xLe6tpw

Also, Herr Babtschenko, willkommen im Club, und machen Sie sich nichts aus Nazi2.1 und Stasi2.0.

Mich haben deutsche Behörden zwischen 2011 und 2014 'von Amts wegen als verstorben abgemeldet.'

Und ich lebe doch und lebe noch, ohne wiederauferstanden zu sein. In aller Bescheidenheit, ich bin auch weder Jesus noch der Liebe Gott.

Gravatar: Mino Cair

@ Isabel Ruiz: Sie wissen aber schon, daß ihr Land im Würgegriff US-amerikanischer Wirtschaftssanktionen ist? Sozialismus allein ist nicht das Problem, denn auch eine freie Marktwirtschaft kann ein Handelsembargo nicht überleben. Was nützt eine Menge Erdöl, wenn man es nicht exportieren kann?

Gravatar: Hand Meier

@Bálint József

Erst als die KP-Chinas die Marktwirtschaft zugelassen hat hörte die „Mangelwirtschaft“ auf und verbesserte sich die Versorgung der Bevölkerung. In China versucht man „weise Wege“ zu gehen.
Ich gebe Ihnen Recht, was die Grundlagen der Regierungspolitik Chinas betrifft, im Umgang mit der eigenen Bevölkerung und mit den Handels- und Kooperations-Partnern schaut man voraus.
Dabei habe ich in Erinnerung, was der aktuelle chinesische Präsident in etwa so formulierte:
Die verantwortlichen Politiker haben dafür zu sorgen, dass sich der Wohlstand der Bevölkerung durch jährliches Wirtschaftswachstum verbessert. Dazu gibt es keine bessere politische Alternative, als eine stabile politische Ordnung zu erhalten, und es bedarf keiner politischen Opposition die Chaos verursacht, die Erfolge und den Frieden gefährdet.

Gravatar: Thomas

Alles lief nach Plan - nur der Plan war Kacke!
So kann man Sozialismus oder Kommunismus beschreiben.
Die Theorie von Marx hat in keinem der über 90 Staaten funktioniert, die das Experiment gewagt haben.

Mangelwirtschaft, Diktatur und "die eigene Politik schön lügen" sind typische Merkmale sozialistischer Staaten.

Gravatar: Peter

Sozialismus ist das perfekte Unterdrückungssystem für Politiker und Gewaltherrscher. Egal ob braun oder rot angemalt (die rote Variante ist effektiver).

Gibt nichts Besseres um die Leute auf Trab und in Armut zu halten. Denn wer arm ist und den ganzen Tag für Klopapier ansteht hat keine Zeit und Energie mehr um die Herrscher vom Thron zu stürzen.

Andererseits wollen viele Leute Sozialismus, weil sie keine Ahnung haben wie Wirtschaft und Wertschöpfung wirklich funktionieren (man lernt das in der Schule eben nicht) und weil der Mensch nunmal auf Bequemlichkeit gepolt ist und begabten Schwätzern glaubt, wenn sie das blaue vom Himmel versprechen. Die meisten Leute wollen auch charismatische Anführer (Politik, Religion, Sekten), weil sie zu faul oder zu doof sind sich selber zu führen.

Dann geht alles den Bach runter und keiner will's gewesen sein.

Gravatar: Isabel Ruiz

Vielen Dank fuer ihren recht guten Artikel ueber Venezuela Frau Lengsfeld. Wir leben nun fast 20 Jahre hier und was hier wirklich die elende Realitaet ist kann sich kein Europaeer vorstellen. Das Land geht zu Grunde und China bzw. Russland nehmen uns den ganzen natuerlichen Reichtum, also die Bodenschaetze, weg.Den Rest raubt die Rgierung. So ein herrliches Land, diese Regierung hat die verarmte Bevoelkerung nicht verdient!

Gravatar: Bálint József

@Hand Meier
"Die Regierung Chinas hat sehr klar gezeigt, daß eine Planwirtschaft, gelenkt von Berufsfunktionären niemals Erfolg hat."
Ich bin weder ein Freund vom Sozialismus, noch von chinesischem System, wo der christlicher Glaube verboten is.
Aber China ist kein gutes Beispiel dafür, daß eine Planwirtschaft nicht funktionieren kann.
China konnte als einziges Land in der Welt der Zinsknechtschaft aus den USA Paroli bieten.
Auch ist China ein gutes Beispiel dafür, daß man mit den afrikanischen Staaten ehrlichen Handel treiben kann.
Viel ehrlicheren, als der Westen das macht.

Gravatar: Gerstenmeyer

Der Kampf gegen Sozialismus und Kommunismus und gegen marxistische Denke ist wichtigste Kampf des 21. Jahrhunderts.
Wird dieser Kampf nicht gewonnen, ist auf der Welt alles verloren.

Gravatar: Günter Schlag

Das kenn ich noch einigermaßen. Trabiauspuff gegen Fliesen, Handwerkerleistung gegen Salami oder ungarischen Muskateller.

Gravatar: Hand Meier

Das „Dumme“ ist, den Wettbewerb um die besseren wirtschaftlichen Konzepte durch „eine ideologische Blockade“ zu verhindern. Die Regierung Chinas hat z. B. sehr klar gezeigt, das eine „Planwirtschaft, gelenkt von Berufsfunktionären“ niemals Erfolg hat, und das sieht man sowohl in Venezuela wie in Nordkorea oder der ehemaligen DDR wo materielle Not und Bedrohung durch Funktionäre die Geisel der ideologischen Dummheit zeigen.
Jeder der rational denken kann sieht ein, dass der Wettbewerb um die effizientere Lösung, im Sozialismus keine Chance hat, und damit die Lebensqualität der Normalbevölkerung blockiert ist, die politische Freiheit erstickt wird und eben die Dummheit von abgehobenen Theoretikern zum Dogma gemacht wird, weil die Intelligenz der Sozialismus-Ideologie zum Opfer fällt, in der sich Berufsfunktionäre wie ein elitärer Adel aufführen.

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