Der Mythos vom wohltätigen Exportüberschuss

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Es vergeht kein Tag, an dem man nicht hört und liest, Deutschland profitiere am meisten von der Eurozone, weil es in die Eurozone exportiert. Der Kult, der in Deutschland um den Exportüberschuss betrieben wird, das ist schon fast eine fixe Idee. Exporte sind gut, sie sind aber nur deshalb gut, weil man mit den Einnahmen aus den Exporten Importe bezahlen kann. Dadurch steht jedem Einzelnen von uns ein größeres Warenangebot zur Verfügung als ohne den Handel und dank der Exporte haben wir die Einnahmen, um die Ausgaben zu bezahlen.

 Ein Beispiel: In Deutschland stehen Arbeitnehmer morgens auf, gehen in die Autofabrik, produzieren Mercedes, BMW und Audi. Diese werden dann im Ausland verkauft, das Geld fließt dann nach Deutschland. Die Arbeitnehmer können nun mit diesem Geld zum Beispiel in Griechenland Urlaub machen und das Geld fließt wieder zurück. Das ganze ist also ein fairer Tausch, Autos gegen preiswerten Urlaub. Je mehr deutsche Autos, Maschinen, Konsumgüter im Ausland verkauft werden, umso mehr Güter und Dienstleistungen können im Ausland eingekauft werden. Dies setzt aber immer eine Gegenleistung voraus. Das heißt, der Handelspartner muss wettbewerbsfähig sein.

 Es gibt aber auch einen Export, der arm macht. Nehmen wir an das Land A exportiert Güter und Dienstleistungen an Land B. Land B bezahlt die Güter und Dienstleistungen mit Krediten aus Land A. Eines Tages stellt Land B fest, dass es die Kredite aus Land A nicht bedienen kann. Die Steuerzahler von Land A kommen nun für die Kredite aus Land B auf und zahlen Transferzahlungen an Land B, damit dieses weiterhin Exportgüter aus Land A kaufen kann. Die Frage ist, worin besteht darin der Vorteil?

 

Wenn Deutschland in die Eurozone exportiert und die Exporte nur nachgefragt werden, weil die deutschen Steuerzahler für Kredite und Transferzahlungen aufkommen, mit denen die Importländer die Exporte aufkaufen können, dann hat das keinen Vorteil. Dies ist geradeso als wenn der Bäcker seinem Kunden das Geld gibt, damit dieser ihm seine Semmeln abkauft. Ein solcher Vorgang ist dann lediglich eine Subventionierung der Exportindustrie auf Kosten der übrigen Wirtschaftssektoren. Man könnte dann die Produkte genauso gut aufkaufen und verschenken. Das Ziel einen Exportüberschuss um jeden Preis zu erwirtschaften, dient einzelnen Sektoren der Wirtschaft, der Allgemeinheit dient es nicht.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: RealDeal

Der Titel "Exportweltmeister" ist eine zweifelhafte Ehre. Er beschreibt eine Volkswirtschaft, welche den grössten Überschuss an Waren und Dienstleistungen gegen bunte Papierschnipsel und zwielichtige Forderungen ausführt. Die Indianer waren auch begnadete Exporteure. Die erhielten Glasperlen für ihre Güter.

Gravatar: Friedrich Dominicus

Stimmt und dieser Chimäre sitzt sogar die SNB auf. Man stelle sich die Kaufkraftgewinne vor. Wieviele billiger wird sogar Öl bei schwachem Dollar?

Nein das sind nicht die Dinge die man sieht? Irgendwer auf der Exportschiene hat wohl am plakativsten geworben...

Gravatar: Christoph Sprich

Ich stimme vollkommen zu. Die Exporte sind kein Wohlstandsindikator und kein Maßstab für politische Erfolge. Dafür dürfen sie auch nicht gemacht werden. Aber für die Industrie sind sie sehr wohl ein Indikator, für die Nachfrage nach unseren Produkten in anderen Ländern, obwohl es hier nicht unerhebliche Erfassungsprobleme gibt.

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