Der geplatzte Pisa- Hoax

Finnland, das Traumland der Ultrasuperreformpädagogen, befindet sich im freien Bildungsverfall. Nicht etwa die supertolle Lernspaßschule finnischer Machart war der Motor des Erfolges, es waren die Nachwirkungen der blöden, bösen, alten Paukschule.

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So viel zur Illusion linksgrüner Bildungselemente in unserem Land. Alle Versuche Deutschland auf dem finnischen Weg an die Pisaspitze zu katapultieren, enden mit Sicherheit irgendwo im Mittelfeld eines schiefen Turmes. Bestenfalls!

Setzt sich etwa die Einsicht durch, daß die böse Paukschule doch gar nicht so übel war? Mitnichten. Die ideologische Vernichtung des deutschen Bildungssystems schreitet munter weiter voran. Sekundarschule heißt das Zauberwort. Es ist nichts anderes als ein altes sozialistisches Projekt der Einheitsschule im neuen Gewand, jetzt auch von vermeintliche konservativen Bildungspolitikern mitgetragen. Es ist modern, längeres gemeinsames Lernen zu fordern, Niveaus zu senken, aber ja nicht die Konturen zu schärfen.

Es könnte eine Binsenweisheit sein, daß ein Handwerker andere Bildungsvoraussetzungen braucht als ein Kaufmann und ein Akademiker noch einmal andere. Das öffentlich zu behaupten, hat vermutlich für sich genommen schon Shitstormpotential. Doch das Grausen beginnt schon viel früher.

Grundschulen haben, schon allein vom Wortsinn her, den Auftrag einen Grundbildungsschatz zu legen. Lesen, Schreiben, Rechnen sind in unserer Welt die grundlegenden Kulturtechniken. Es ist eine sagenhafte und historisch einmalige Errungenschaft, allen Menschen unabhängig von Stand, Herkunft, Vermögen oder welchen Kriterien auch immer, diese Kulturtechniken zu vermitteln. Das kleine Einmaleins zu beherrschen und die Tageszeitung lesen zu können, ist es, was den Arbeiter am Fließband mit dem CEO (früher Generaldirektor) verbindet.

Das ist Vergangenheit! Heute sollen Kinder ab dem dritten Lebensjahr lernen und am besten schon schreiben können, wenn sie in die Schule kommen. Die Wirklichkeit sieht grausam aus. Oft genug beherrschen sie ihre Muttersprache nur unzulänglich, wenn sie den Kindergarten verlassen. Dafür können sie ein paar Brocken Pidginenglisch und sind in der Grundschule überfordert, wenn sie lesen lernen sollen. Moderne Konzepte der Vermittlung von Schreiben machen das Chaos perfekt, indem Kinder so schreiben sollen, wie sie hören und erst einmal alles falsch lernen. Falsch gelerntes dann im Kopf zu korrigieren ist allerdings deutlich schwieriger als es gleich richtig zu lernen. Der Erfolg solcher Bildungspolitik produziert funktionale Analphabeten, deren Zahl ständig steigt.

Sechstklässler benutzen für das kleine Einmaleins den Taschenrechner und die Kassierin im Supermarkt ist bei einem Bedienfehler der Computerkasse aufgeschmissen. Dabei handelt es sich bei Einkäufen im Supermarkt um einfache Additionen oder bei Ermittlung des Wechselgeldes um  Subtraktionen. Eine unglaubliche Überforderung. Als Grundschüler war ich denkbar schlecht im Rechnen. Eine unterirdische Note war das Ergebnis. Irgendwann bin ich angefangen, den Einkauf für die Familie zu machen. Das war meine Rettung im Rechnen, denn ich begann die Preise der Produkte, die ich in den Einkaufswagen legte aufzuaddieren. Im Kopf!!! Nach wenigen Monaten hatte ich darin eine Präzision erreicht, die Kassiererinnen zutiefst beeindruckte und mich ab Klasse fünf in die vorderen Ränge im Fach Mathe katapultierte. Wie das kam, kann ich mir nur so erklären, daß ich es ja in der Schule gelernt hatte, wie es geht. Ich mußte meine Anwendung finden. Und schon waren auch die Kettenaufgaben in der Schule ein Klacks. Kettenaufgaben! Eine so dermaßen geniale pädagogische Strategie, daß es fast kriminell ist, sie heute nicht mehr anzuwenden. Förderung der Konzentration, der Merkfähigkeit und der Anwendung der Grundrechenarten. Ein besseres Training kann es gar nicht geben.

Es kann für unser Bildungsdebakel nur eine Lösung geben. Entschlackung der frühen Kinderjahre. Laßt die Kinder Kinder sein. Beginn des schulischen Lernens mit ca. sechs Jahren. Und dann erst einmal nur die Basics: Lesen, Schreiben, Rechnen. Nur so legt man die Basis für eine erfolgreiche weiterführende Schullaufbahn. Ob Schüler vier oder sechs Jahre zusammen lernen, ist dabei eher eine weltanschauliche Frage. Wichtig ist, daß in den letzten Schuljahren die Basis für berufliches Lernen gelegt wird.

Was nützt es, wenn ein Schüler die dritte Ableitung ein Funktion kennt, aber für drei mal sechs geteilt durch zwei den Taschenrechner zückt. Die dritte Ableitung einer Funktion habe ich im Alltag (im Beruf mag das anders sein) noch nie gebraucht, die Grundrechenarten begegnen mir täglich. Schreib- und Lesekompetenz sind fundamental für eine moderne Gesellschaft. Wir entlassen Schüler aus der Sekundarstufe I, die kaum in der Lage sind, einen Zeitungsartikel mit unbekanntem Inhalt zu lesen und wiederzugeben. Von der Anwendung des Konjunktivs reden wir hier noch gar nicht.

Der Abschied von der Spaßschule ist ein unbedingtes Muß. Aus der eigenen Erinnerung bleiben gerade mal eine Handvoll Lehrer übrig. Das waren alles harte Knochen. Jeder auf seine Art eine echte Autorität, zu der man aufblicken konnte, selbst wenn man die temporär hätte erwürgen können. Jede Note, die man von diesen bekam, war wohlverdient. Ganz gleich ob eins oder sechs. Die Weicheier, Diskutierer, Gruppenarbeiter, Stuhlkreisaufsteller, die Laberköppe und Pädagiksofties waren im besten Falle erholsam. Man verkraftet ein paar davon im Schulalltag, aber nicht zu viele, sonst hört man auf, die Schule ernst zu nehmen.

Haus – auf – ga – be … mit jeder Silbe schwand die Hoffnung auf ein wenig Freizeit am Nachmittag. Bei gutem Wetter nahm man schon mal innerlich Abschied vom Freibad. Wir haben es trotzdem immer geschafft. Immerhin endete unsere Schule um 13:05 Uhr und nicht erst um 15 oder 16 Uhr. Und es blieb am Ende dann doch auch irgendwie die Zeit fürs Freibad. Was wird um Hausaufgaben heute ein Bohai veranstaltet? Was wird um die Schule heute ein Bohai veranstaltet?

Die Schule prägt Kindheit und Jugend. Man überlebt sie irgendwie. Doch immer wenn die Politik mit ihren Ideologien die Schule zu sehr für sich okkupiert, wird sie für die Schüler zunehmend unerträglich und für die Gesellschaft immer weniger fruchtbar. Wenn darüber hinaus auch noch die Frage, wie gut der Rechtsanwalt der Eltern ist, maßgeblich den Schulerfolg des Kindes bestimmt, ist das System mehr als nur oberfaul.

Es ist hoch an der Zeit, von der Ideologenschule Abschied zu nehmen und die Schule wieder zu einem echten Ort des Lernens zu machen. Es wird Zeit, der Schule die Flügel zu stutzen. Schule von sechs Jahren an und am Tag von 8 bis 13 Uhr reicht aus. Es darf dann auch gerne ein Schuljahr oder zwei  mehr sein. Lernen braucht auch Zeit. Abitur nach 14 Jahren ist auch kein Weltuntergang. Und wer sein will und kann, soll es dürfen. Generelle Schulzeitverkürzungen führen am Ende gerade nicht dazu, junge Menschen schneller in den Beruf zu bringen. Das Gegenteil ist der Fall, sie brauchen länger, weil sie noch alle möglichen Qualifizierungsmaßnahmen machen müssen, bevor sie so weit sind, sich wirklich im Berufsleben zurecht zu finden.

Differenzierung in der Mittel- und Oberstufe nach Fähigkeiten, Eignungen und Neigungen war ein Erfolgsmodell der deutschen Schullandschaft. Es gibt eigentlich keinen Grund, das abzuschaffen. Förderung von Eliten ist nur Sozialisten zuwider, vernünftige Menschen sehen den Vorteil. Und Last not least, auch das mag manch einer nicht gerne hören, wir brauchen auch gute Handwerker. Gute Handwerker brauchen kein Abitur. Die Hochschulreife brauchen angehende Akademiker. Die angehenden Kaufleute und Handwerker aber brauchen eine wirklich gute Schulbildung, die sie in die Lage versetzt, die Inhalte der Fachkunde und des Fachrechnens zu verstehen. Auch das ist nämlich am Ende eine Form von Eliteförderung.

So lange nun die Schule leider in den Händen (vorwiegend linker) Ideologen ist, wird sich wohl kaum etwas verbessern. Schade.

Beitrag erschien auch auf: katholon.de 

 

 

 

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ian Krukow

Vielen Dank! Besonders gefreut hat mich die Aussage, dass wir auch gute Handwerker brauchen. Das sollte sich auch im allgemeinen Ansehen widerspiegeln. Ein guter Handwerker ist mehr wert als ein schlechter Akademiker. Und er sollte natürlich in der Ausbildung das lernen, was er für seinen Beruf braucht (und nicht irgendetwas anderes, damit man dem Kind einen schöneren Namen geben kann). Und nicht nur das Studium packt nicht jeder - auch handwerkliche Fähigkeiten hat nicht jeder.
Ich bin seit ein paar Jahren fertig ausgebildeter Bauingenieur (seitdem in der Forschung). Trotzdem habe ich sicherlich sehr viel weniger Ahnung vom Bau als die meisten Handwerker. Während meines Baustellenpraktikums habe ich mir auch oft überlegt: Eine Gruppe erfahrener Handwerker kann auch ohne Ingenieur ein Haus bauen. Aber was macht der Ingenieur, wenn er keine Handwerker hat?

Gravatar: Dr. Bruno Köhler

Wir sind gerade voll davon betroffen. Unseren Sohn haben wir in Baden-Württemberg nach der Grundschule auf die Realschule gegeben. Nun wird er aber nicht mit einem Realschulabschluss die Schule beenden sondern mit einem Einheitsbreiabschluss. Da hätten wir ihn gleich auf der Hauptschule belassen können.

Gravatar: Jana

Danke für den guten Artikel!

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