Der Erfolg der preußischen Hugenotten - Lehrbeispiel erfolgreicher Integration?

Die Einwanderung der frz. Hugenotten nach Preußen im 17./18. Jh. gilt als Beispiel gelungener Integration. Welches waren die Bedingungen?

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"Nur wenige Gruppen von Migranten, die in Europa Asyl begehrten, waren so angesehen, dass es unter der Landesherren einen regelrechten Wettstreit um ihre Aufnahme gab. Zu ihnen zählten die um 1685 aus Frankreich vertriebenen Hugenotten. Dies hängt damit zusammen, dass ihnen der Ruf einer besonderen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit vorauseilte."

Mit dieser Feststellung leitet Arnulf Siebeneicker im Auftrag des Deutschen Historischen Museum seinen Essay über die Auswirkungen der Hugenotten-Migration auf die wirtschaftliche Verfassung der Aufnahmeländer ein. Zweierlei ist hervorhebenswert: Erstens, den Asylsuchenden lief ein Ruf der Leistungsfähigkeit voraus, was ihre Aufnahme erleichterte; nicht zuletzt, da örtlich von Seiten der Alteingesessenen teils heftige Proteste aufbrandeten. Zweitens, die aufgenommenen Hugenotten enttäuschten ihre Aufnahmeländer auch in ihrer zweiten und dritten Generationen nicht, im Gegenteil:

 "Wir haben ihnen [den Hugenotten] unsere Manufakturen zu danken, und sie gaben uns die erste Idee vom Handel, den wir vorher nicht kannten. Berlin verdankt ihnen seine Polizei, einen Teil seiner gepflasterten Straßen und seine Wochenmärkte. Sie haben Überfluss und Wohlstand eingeführt, und diese Stadt zu einer der schönsten Städte Europas gemacht. Durch sie kam der Geschmack an Künsten und Wissenschaft zu uns. Sie milderten unsere rauen Sitten, sie setzten uns in den Stand, uns mit den aufgeklärtesten Nationen zu vergleichen, […].",

so Carl Ludwig Freiherr von Pöllnitz (Berlin, 1791). Die erste wie die nachfolgenden Generationen leisteten demnach einen Beitrag zum Gemeinwesen oder, wenn man so will, zur Volkswirtschaft.

Der dritte, nach Siebeneicker entscheidende Faktor, ist aber ein anderer. Denn in der Tat sei es auffällig, so Siebeneicker, dass die Hugenotten nur so lange überdurchschnittliche ökonomische Leistungen erbrachten, wie ihr juristischer Status sie von den Einheimischen unterschied:

"Die Isolation von der Mehrheitsgesellschaft zwang sie, aus eigener Initiative zum Erfolg zu gelangen […]. Der Ausschluss von bestimmten Karrierewegen verengte die beruflichen Anstrengungen auf den wirtschaftlichen Bereich."

Für eine erfolgreiche Integration und "Win-Win" für beide Seiten sorgte mitgebrachte Leistungsfähigkeit, ein rechtlicher Sonderstatus, ein freier Zugang zum Arbeitsmarkt und Eigenverantwortlichkeit.

Dem Artikel liegt zugrunde:

Arnulf Siebeneicker, Börse und Bibel. Auswirkungen der Hugenotten-Migration auf die wirtschaftliche Verfassung der Aufnahmeländer, In: Zuwanderungsland Deutschland. Die  Hugenotten. Für das Deutsche Historische Museum, herausgegeben von Sabine Beneke und Hans Ottomeyer, Berlin 2005.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karl Brenner

Man muss zw gute und schlechter Einwanderung unterscheiden.

Hier einige Beispiele:

Die vielen Intellektuellen, welche durch die Nazis nach Amerika gegangen sind, haben das Land aufgebaut und weiter vorangebracht. Das war für die USA positive Einwanderung.
Dabei sollte man auch nicht vergessen, das Briten und Amerikaner Hitler zunächst unterstützt haben.

Als die Germanen in kompakten Massen den Rhein überschritten, brachten sie eine primitivere Religion (Arianer oder heidnische Bräuche) und Kultur mit. Entsprechend ging es erst einmal Jahrhunderte abwärts. Europa brauchte lange, bis diese Kultur und diese Menschen in einen Zivilisierten Modus kamen.

Gravatar: Karl Brenner

Ein Vergleich mit der derzeitigen "Einwanderungspolitik" von Merkel, Gabriel, CDU, SPD, Grünen und Linken drängt sich förmlich auf.

Bei den Fähigkeiten, Fertigkeiten und sozialen Kompetenzen waren die damaligen Einwanderer sehr gut.
Das gilt nicht für die heutigen Einwanderer.

Die damaligen Einwanderer brachten eine fortschrittliche Religion mit. Man mußte gut Lesen und Interpretieren können. Die Heilserwartung war an den ehrlichen wirtschaftlichen Erfolg im Rahmen der gesetzlichen und ethischen Möglichkeiten in der neuen Gesellschaft gebunden.
Das gilt nicht für die heutigen Einwanderer.

Die damaligen Einwanderer mußten um ihr Überleben und ihre Etablieren in der neuen Gesellschaft kämpfen.
Das gilt nicht für die heutigen Einwanderer.

Den damaligen Einwanderern wurden Kredite und Geld gewährt, um sich zu entwickeln, weil sie die Fähigkeiten hatten.
Das gilt nicht für die heutigen Einwanderer.

Die damaligen Einwanderer brachten eine Religion mit, die kompatible und naheliegend war.
Das gilt nicht für die heutigen Einwanderer.

Ich würde einen ganz anderen Vergleich riskieren. In Deutschland gehen viele wichtige Fachkräfte in die USA. Es gehen Headhunters umher, um den wichtigen Leute die Reise schmackhaft zu machen. Es gibt in den produktiven Zentren der USA deutsche Vereine um die Kultur zu pflegen. Die Deutschen, Schweden und Nordländer sind sehr gefragt. Heraus ergibt sich wiederum die Frage, welchen Herren dienen die Politiker und ihren Medien in Deutschland?

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Karl Brenner

Gravatar: H.Roth

Wer sich mit der Geschichte der Hugenotten, und auch der Waldenser, beschäftigt, muss doch erkennen, wie sehr sich das von der der aktuellen Migrationsbewegung unterscheidet.
Die französischen Protestanten hatten einen höheren Bildungsstand als die preußische Bevölkerung. Sie brachten, außer wirtschaftlichem Know-How, vor allen Dingen hohe moralische Werte mit, wie Zuverlässigkeit, Fleiß, eheliche Treue, uvm. Damals wurden Verträge mit S.D.G. (Soli Deo Gloria) in Preußen unterzeichnet. Und es ist diese Zuverlässigkeit, die bis heute noch als "deutsche Tugend" bezeichnet wird. Ebenso profitierte Preussen auch von den vertriebenen Protestanten aus Österreich, die reichlich Geld ins Land brachten. Die Waldenser brachten die Feinmechanik mit, von der die Schweiz und Baden-Würrtemberg bis heute wirtschaftlich profitieren.
Es ist also durchaus so, dass es ein großer Gewinn für die Gebiete war, in die diese Christen flüchteten, also mehr als nur "Win-Win", denn mehr als Freiheit bekamen sie meist nicht als Starthilfe. Die Integration war ebenso eine eigene Leistung dieser Flüchtlinge. Es gabe keine Integrations-Beamten dafür.

Gravatar: Emmanuel Pracht

Sollte es am Ende einen Unterschied ausmachen, ob man Mitglieder einer hochentwickelten Gesellschaft oder einer archaischen Kultur einwandern lässt?

Wer den Unterschied erkennen kann und zu benennen weiß, ist sicherlich "voll Nazi".

Jetzt ist schließlich Buntland!

Wohlan...

Gravatar: Gerd Müller

Damals waren auch alle gleich arm, hatten den gleichen niedrigen Bildungsstand und es gab auch noch keine Wohltaten von Gutmenschen zu kassieren ..........

Wer das allen Ernstes mit der heutigen Überflutung mit illegalen Einwanderern vergleichen möchte, der gehört auf Zurechnungsfähigkeit untersucht.

Es ist das gleiche dämliche und völlig verlogene Beispiel, wie die Behauptung Maria und Josef wären auch Flüchtlinge gewesen.

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