Der Cordes- Effekt

Die Gazetten sind voll davon, daß Kardinal Meisner noch in diesem Jahr dem Papst seinen Rücktritt anbieten wird. Täusche ich mich oder klingt in den Meldungen eine Mischung aus Erleichterung (Endlich sind wir den los) und Trauer (Schade, dann können wir nicht mehr auf ihn eindreschen) mit?

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Wie auch immer, es ist keineswegs so überraschend, daß ein (Erz-)Bischof  mit 75 und ein Kardinal mit 80 dem Papst seinen Rücktritt anbietet. Insofern frage ich mich wirklich, worin der Neuigkeitswert dieser Meldung liegt. Das Fremdeln der weltlichen Journalisten mit der Kirche ist ja keine so ganz große Neuigkeit, darin könnte ein Grund liegen. Einen anderen kann man in der Tatsache verorten, daß in Rom ein im Grunde für jedes Bistum geeigneter Kandidat sitzt. Es handelt sich um den Präfekten des Päpstlichen Hauses Erzbischof Georg Gänswein.

Schon einmal hatten wir in Rom einen Bischof, der de fama auf jeder Besetzungsliste eines vakant gewordenen deutschen Bistums gestanden haben soll, aber seine aktive kirchliche Laufbahn dennoch als Kurienkardinal beendet hat: Paul-Josef Kardinal Cordes. Dieser Cordes- Effekt scheint sich jetzt in den Medien mit Erzbischof Gänswein zu wiederholen. Jedenfalls wird er nicht erst seit gestern als Nachfolger von Kardinal Meisner gehandelt. Wird er dort nicht Erzbischof, so stehen dann noch Freiburg, Mainz und andere Bistümer an, für die er gehandelt werden wird.

Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Kurienerzbischof Diözesanbischof wird, kann als sehr gering eingeschätzt werden. Die Aura der Papstnähe, die Erzbischof Gänswein umgibt, natürlich neben der Tatsache, daß er als gut aussehender Mann auch diesen Attraktivitätspunkt für sich verbucht, steigert seinen Medienwert bei Spekulationen um Besetzungen von Bischofsstühlen ins Unermeßliche.

In den nächsten Jahren allerdings, so lange er noch kein Kurienkardinal ist, werden wir zu unser aller Erheiterung bei jedem vakanten Bischofsstuhl wieder über den vermeintlich heißen Kandidaten Georg Gänswein stolpern.

Beitrag erschien zuerst auf: blog.peter-winnemoeller.de

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