Dawkins rudert … eigentlich nicht zurück

Unsicheres Glück gegen sichere Einschränkung des Glücks, die Dawkins als Paarung offenbar synonym mit Leid betrachtet – Weg damit! Das ist das Fazit Dawkins in seiner ausführlichen Antwort, von der man wohl annehmen kann, dass er die nun wirklich so gemeint hat.

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Wenn ich im letzten Beitrag einiges an Kritik über Richard Dawkins ausgegossen habe (meine eigentliche Kritik galt der naheliegenderen AfD) dann ist es ein Gebot der Fairness, eine Stellungnahme von ihm ebenfalls zu erwähnen … wenn sie auch meine Einschätzung gegenüber seiner Position nicht wesentlich verändert.

Natürlich beklagt er sich über die Hasstiraden, die ihn erreicht haben, die seiner Einschätzung nach daraus resultieren, dass sich deren Autoren bemühen, ihn misszuverstehen. Dennoch stellt er seine Ansicht noch mal klar und verabschiedet sich – oberflächlich – von dem ethischen Grundsatz einer gebotenen Abtreibung bei Down-Syndrom-Kindern. Dabei stellt er zunächst mal dar, um welchen Defekt es sich bei Trisomie-21 handelt, und welche Folgen eine entsprechende Diagnose hat, nämlich in den meisten Fällen die Tötung des Kindes im Mutterleib!

Weiterhin schreibt er, dass er seine Antwort auf die Frage einer Frau, die sich vor der ethischen Fragestellung gestellt sieht, ob sie ein mit dem Down-Syndrom diagnostiziertes Kind austragen solle, eigentlich nur an diese Frau haben richten und damit keine generelle Diskussion über seinen Twitter-Account habe auslösen wollen, und gibt dann eine Antwort, wie er sie meint gegeben zu haben, wenn er nicht durch Twitter auf 140 Zeichen begrenzt gewesen wäre.

Und hier ist die Antwort, die er gesendet hätte:

Obviously the choice would be yours. For what it’s worth, my own choice would be to abort the Down fetus and, assuming you want a baby at all, try again. Given a free choice of having an early abortion or deliberately bringing a Down child into the world, I think the moral and sensible choice would be to abort. And, indeed, that is what the great majority of women, in America and especially in Europe, actually do. I personally would go further and say that, if your morality is based, as mine is, on a desire to increase the sum of happiness and reduce suffering, the decision to deliberately give birth to a Down baby, when you have the choice to abort it early in the pregnancy, might actually be immoral from the point of view of the child’s own welfare. I agree that that personal opinion is contentious and needs to be argued further, possibly to be withdrawn. In any case, you would probably be condemning yourself as a mother (or yourselves as a couple) to a lifetime of caring for an adult with the needs of a child. Your child would probably have a short life expectancy but, if she did outlive you, you would have the worry of who would care for her after you are gone. No wonder most people choose abortion when offered the choice. Having said that, the choice would be entirely yours and I would never dream of trying to impose my views on you or anyone else.

Natürlich wäre das Ihre Entscheidung. Ich allerdings würde mich so entscheiden, den Down-Fötus abzutreiben und, angenommen Sie wollen ein Kind, es erneut zu versuchen. Bei der freien Wahl zwischen einer frühzeitigen Abtreibung und ein Down-Kind in die Welt zu setzen, glaube ich, die moralische und vernünftige Entscheidung wäre eine Abtreibung. Und tatsächlich ist es das, was die große Mehrheit der Frauen, in Amerika und vor allem in Europa, tut. Persönlich würde ich noch weiter gehen und sagen, dass, wenn Ihre Moralvorstellungen wie meine auf dem Wunsch basieren, die Summe des Glücks zu steigern und Leiden zu vermindern, die freiwillige Entscheidung, ein Down-Kind zur Welt zu bringen, wenn Sie die Wahl haben, es in einer frühen Phase der Schwangerschaft abzutreiben, aus der Sicht des Wohlergehens des Kindes tatsächlich unmoralisch sein könnte. Ich stimme zu, dass diese persönliche Meinung strittig ist und weiter diskutiert werden müsste, vielleicht sogar zurückgezogen. Jedenfalls würden Sie sich als Mutter (oder als Paar) vermutlich selbst verurteilen zu einem Leben der Sorge um einen Erwachsenen mit den Bedürfnissen eines Kindes. Ihr Kind hätte vermutlich eine geringe Lebenserwartung, aber falls es Sie überleben würde, müssten Sie sich Sorgen machen, wer sich nach Ihrem Ableben um das Kind kümmern könnte. Kein Wunder, dass diejenigen Menschen, die die Wahl haben, sich für eine Abtreibung entscheiden. Nichtsdestotrotz ist die Wahl aber vollständig ihre eigene und ich würde nicht im Traum daran denken, Ihnen oder irgendjemand anderem meine Sicht aufzwingen zu wollen.

[Eigene Übersetzung]

Was Dawkins hier weg lässt, ist seine Twitter-Argumentation über den Nutzen, den ein Mensch gesellschaftlich stiften sollte – aber nehmen wir für einen Moment an, er habe das auch nicht so gemeint. Nachfolgend lässt er sich dann noch über die aus, die seine Twitter-Äußerungen kritisiert haben, ohne jedoch auf deren Argumente einzugehen, weshalb ich mir dieses umfangreiche Zitat zu übersetzen spare zumal er hier auch nicht mehr über das Maß des oben geschrieben hinaus argumentiert. Englischsprechende Leser kann ich aber nur ermuntern, sich auch diesen Abschnitt durchzulesen.

Ich gebe zu, ich habe Dawkins Bücher nicht gelesen, die Zeit ist mir zu schade, Titel wie den „Gotteswahn“, in dem ein Biologe sich außerhalb seines Wissensgebietes gegen Gott und die Religionen auslässt, zu lesen. Dennoch scheint mir, kann man aus obigem Zitat einiges aus dem Menschenbild eines Richard Dawkins herauslesen. Da ist zunächst mal die Frage, ob, wie er behauptet, es moralisch ist, die „Summe des Glücks“ zu steigern. Man müsste an dieser Stelle zunächst mal fragen, was denn Glück in diesem Zusammenhang bedeutet (es muss wohl, folgt man den weiteren Ausführungen, so etwas wie ein persönliches Wohlbefinden sein) um sich direkt der Frage zuzuwenden, von wessen Glück wir hier sprechen (abgesehen davon ist dies sicher ein Ansatz, sich eine „Moral ohne Gott“ zu bauen, wenn man nicht zugeben will, dass ohne Gott eigentlich alles erlaubt sein müsste, nichts jedenfalls langfristige Konsequenzen hat).

Aus Dawkins Sicht ist es das Wohlbefinden einer Mutter, oder eines Paares, das durch die Entscheidung für ein Kind mit Behinderung einiges an zukünftiger Belastung auf sich nimmt. Das ist sicher auch für einen Lebensschützer ein Argument, über den Wunsch, diese Belastung zu vermeiden nicht einfach hinwegzugehen. Ob jedoch die Einschränkung des persönlichen Glücks die Tötung eines Menschen, und sei es in einer frühen Entwicklungsphase, tatsächlich moralisch rechtfertigt, darf man wohl bezweifeln. Dawkins bezieht sich aber auch – nicht näher erläutert – auf das Wohlergehen des Kindes mit Down-Syndrom, dass er in durch die Geburt in Frage stellt, wobei er immerhin zugesteht, dass man diese Frage näher untersuchen müsste. Letzteres ist aber der entscheidende Faktor einer Moral, die sich eben nicht nur am eigenen, persönlichen Wohlergehen sondern an so etwas wie einem gesellschaftlichen Glück orientieren sollte. Selbst jemand, der die Existenz Gottes negiert, wird kaum umhin können, Moral nicht lediglich auf sich selbst sondern auf die Gesellschaft zu beziehen. Diesen Schritt spart sich Dawkins hier, in dem er andeutet, das Wohlergehen des ungeborenen Kindes sei fraglich, die zukünftige Einschränkung der Mutter oder der Eltern dagegen Fakt.

Unsicheres Glück gegen sichere Einschränkung des Glücks, die Dawkins als Paarung offenbar synonym mit Leid betrachtet – Weg damit! Das ist das Fazit Dawkins in seiner ausführlichen Antwort, von der man wohl annehmen kann, dass er die nun wirklich so gemeint hat (wenn sie auch inhaltlich nicht exakt mit dem übereinstimmt, was er vorher auf Twitter geschrieben hat, nicht mal, wenn man die notwendige Kürze eines Twitterbeitrags berücksichtigt). Dabei hilft übrigens auch seine Einschränkung nicht, er wolle seine Sicht niemandem aufdrängen. Aus irgendeinem Grund sehen viele (atheistische) Menschen Richard Dawkins als eine Instanz von Ethik und Moral, deshalb sollte er seine Worte mit Bedacht wählen, und nicht so tun, als könne er sich äußern wie ein kleiner Blogger oder Twitterer, der von nur wenigen Menschen gelesen wird.

Abschließend also: Dawkins wollte – nach seinen Worten – nicht, dass seine Antwort an die anfragende werdende Mutter, in die Öffentlichkeit gelangt, verstärkt seine eigene moralische Einschätzung dann aber noch mal in seinem aktuellen Statement – zugegeben abzüglich der Nützlichkeitsbetrachtung, die er in seiner „Entschuldigung“ nicht thematisiert. Diese Mutter wird seine Botschaft verstanden haben, und – so steht zu befürchten – sich entsprechend verhalten. Er hat damit das Todesurteil über ein Kind gesprochen (von den weiteren Folgen einer Abtreibung ganz zu schweigen) – ob er sich dessen bewusst ist (bewusst sein will) oder nicht! Und er wird damit noch viele weitere Urteile gesprochen haben – in einer Frage, die, man kann das nicht oft genug betonen, außerhalb seines Fachgebietes liegt!

Zuerst erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: sehwolf

"Ob jedoch die Einschränkung des persönlichen Glücks die Tötung eines Menschen..."

oh weh, da hat jemand die Grundsätze redlicher Argumentation völlig außer acht gelassen

Gravatar: MicroHirn

Nun ja, Erdinger, ich habe das Argument nicht einfach wiederholt, sondern präzisiert, weil ich den Eindruck hatte, nicht verstanden worden zu sein. Ein potentieller Mensch ist natürlich kein vollwertiger Mensch (ich nehme mal an, ein Mensch mit Bewußtsein und allen kognitiven Fähigkeiten), aber eben voll entwicklungsfähig und von vornherein der Art Mensch gemäß seiner Abstammung zugehörig. Daher muß ich auch nicht definieren was ein Mensch definitionsgemäß ist.

Der Sprung von der Ontogenese zur Phylogenese hilft bei der Beantwortung eines Zeitpunktes der Schutzwürdigkeit einer Embryonalentwicklung beim Menschen nicht weiter und die Bestimmung der Artzugehörigkeit ist ein anderes Thema.

Sie schreiben, Sie haben keine feste Antworten, dennoch existieren Situationen in denen konkret entschieden und gehandelt werden muß. Erst diese Handlung zeigt dann, wie die Antworten ausfallen, auch wenn man sich im unklaren über die Gültigkeit seiner Handlungsweise befindet.

Gravatar: Erdinger

„Ab der Befruchtung ist es ein potentieller Mensch, das ist ein Unterschied.“ Das genau ist aber der strittige Punkt. Das angegriffene Argument zu widerholen hilft nicht weiter. Es gibt gute Gründe, das so zu sehen – aber eben auch gute Gründe, es in Zweifel zu ziehen!
„Zusammenhang von Leben spreche, meine ich selbstverständlich die Definition von menschlichem Leben“.
Naja – Sie haben sich damit eine Definition festgelegt. Und zwar OHNE vorher zu klären, was sie eigentlich definieren. Was ist ein Mensch? Ein nicht lebensfähiger Körper ohne Gehirn – wäre der eine Mensch? Ein Körper mit genug Hirnresten um die Lebensfunktionen aufrecht zu erhalten (aber ohne kognitive oder emotionale Fähigkeiten) – wäre der eine Mensch? Eine ziemlich wahrscheinlich lebensfähige Kreuzung eines Schimpansen mit einem Menschen – was wäre das? Wenn wir in der Evolution weit genug zurückgehen – können wir dann irgendwann sagen: Aaha- Mamma war noch kein Mensch aber der Sohn ist jetzt einer?
Und wenn eine befruchtete Eizelle ein vollwertiger Mensch ist – wie ist das mit einem lebensnotwendigen medizinischen Eingriff bei der Mutter, der den Embryo töten würde?
Die Grenze lässt sich eben schlecht ziehen. Ich habe da auch keine festen Antworten. Aber wir muessen das eben rational diskutieren.

Gravatar: MicroHirn

In den religiösen Wahrheiten steckt mehr, als allgemeinhin annehmen mag.

Ab der Befruchtung ist es ein potentieller Mensch, das ist ein Unterschied. Die Keimzellen zu schützen, d.h., die Potentialität auszudehnen, verdünnt natürlich das Argument der befruchteten Eizelle als schützenswert und ist damit absichtlich einer gewissen 'Unlogik 'anheimgestellt, weil dies niemand als potentielles Leben identifizieren würde.
Mit der Hilfe einer solchen Übertragung wird dann auch die befruchtete Eizelle als schützenswertes Objekt relativiert. Wenn ich hier in diesem Zusammenhang von Leben spreche, meine ich selbstverständlich die Definition von menschlichem Leben und die Eingrenzung eines Zeitpunktes.

Gravatar: Erdinger

Na klar brauche ich eine befruchtete Eizelle. Ich brauche vorher aber auch eine getrennte Eizelle und ein Spermium. Aus den beiden kann dann ein neuer Mensch entstehen. Einfach zu sagen „ab der Befruchtung ist es ein Mensch“ führt nicht weiter. Das ist das Problem, wenn man mit Potenzialität argumentiert.
Um die Definition von Leben geht es hier nicht. Jede einzelne Zelle lebt. Die Frage ist, ab wann wir Leben als besonders schützenswert definieren. Z.B. bin ich ein Anhänger der Forderung, den großen Menschenaffen begrenzte Menschenrechte zuzugestehen.
Wie gesagt ist die Diskussion unglaublich kompliziert. Aber wir müssen darüber eben sehr sehr lange nachdenken – und uns nicht mit vorgeblich absoluten religiösen Wahrheiten zufrieden geben.

Gravatar: MicroHirn

Erdinger sagt:
29. August 2014 um 11:23

"Warum ist diese Potenzialität dann erst ab der Befruchtung schützenswert. Warum reicht nicht schon die potenzielle Befruchtung (was den Verzicht auf Sex quasi zur Abtreibung machen würde)? Und was bedeutet „menschlich“. Gehört das Bewusstsein dazu oder reicht die richtige DNA? Was ist das Besondere am Menschen, wenn nicht sein Bewusstsein?
Wie gesagt: das sind keine einfachen Fragen. Und Menschen, die glauben, darauf immer wahre und eindeutige Antworten zu haben machen mir etwas Angst…"

Aus den Keimzellen an sich kann nichts Neues entstehen. Erst die Befruchtung ist der Anstoß für Rekombination und damit individuelles Leben. Dies durch unpassende Vergleiche ad absurdum führen zu wollen, führt genau in die falsche Richtiung.
Die graduellen Unterschiede der einzelnen Entwicklungsstufen zum Maßstab der 'Menschlichkeit' zu machen ist einer Weltsicht geschuldet, die meint aufgeklärt und wissenschaftlich zu sein und dennoch dem Irrtum unterliegt Leben definieren zu können.
Ein Trugschluss und daher handeln die Menschen so als hätten sie eine eindeutige Antwort.
Dies kann einem tatsächlich Angst machen.

Gravatar: Erdinger

Warum ist diese Potenzialität dann erst ab der Befruchtung schützenswert. Warum reicht nicht schon die potenzielle Befruchtung (was den Verzicht auf Sex quasi zur Abtreibung machen würde)? Und was bedeutet „menschlich“. Gehört das Bewusstsein dazu oder reicht die richtige DNA? Was ist das Besondere am Menschen, wenn nicht sein Bewusstsein?
Wie gesagt: das sind keine einfachen Fragen. Und Menschen, die glauben, darauf immer wahre und eindeutige Antworten zu haben machen mir etwas Angst…

Gravatar: MicroHirn

Ein Foetus, entstanden aus einer menschlichen Eizelle und einem menschlichen Spermium IST immer menschlich. Das gebietet die Logik.
Warum sollte es dünnes Eis sein, festzustellen, dass Potentialität, schützenswert ist?

Gravatar: Erdinger

@Klemens
Ich hatte eine interessante Diskussion mit Klemens, die ich hier an einem Punkt fortführen möchte. Sie sagen: „die Moralvorstellung der Christen sind NICHT anpassbar, das wäre ja ein Verrat am Anspruch offenbarte Wahrheit zu sein“.
Das entspricht in etwa meiner bisherigen Wahrnehmung. Zumindest vom Anspruch her. In der Praxis hat sich da natürlich unglaublich viel getan.
Sie schrieben aber auch:
„Das katholische Naturrecht argumentiert allein mit der Natur der Dinge.“
Ich versuche jetzt ernsthaft, die Logik dahinter zu verstehen. Wie reagiert ein Katholik dann auf neue und veränderte Erkenntnisse?

Gravatar: Klemens

Die Zehn Gebote sind KEIN Teil des Islam.

Gut, zum Naturrecht müssten wir jetzt wirklich in eine Fachdiskussion einsteigen, was den hiesigen Rahmen sprengen würde.
Sie haben allerdings unrecht: die Moralvorstellung der Christen sind NICHT anpassbar, das wäre ja ein Verrat am Anspruch offenbarte Wahrheit zu sein. W

Gravatar: erdinger

Ab wann ist denn ein Foetus "menschlich"? Gar nicht so einfach! Ein Zellhaufen ohne Nervensystem ist was genau? Wenn man da damit argumentiert, dass das ja mal ein Mensch werden KOENNTE, ist man auf duennem Eis. Das Sperma eines Priesters und die Eizelle einer Nonne KOENNTEN auch ein Mensch werden. Trotzdem verlangt keiner Sex von denen. Es ist ein sehr schwieriges Thema. Und sobald man seinen Gott ins Spiel bringt, ist jede vernuenftige DIskusion vorbei.....

Gravatar: Erdinger

Das Christentum hat seine Wurzeln selbstverständlich – wie Judentum und Islam - in der Bronzezeit. Oder zählen Sie z.B. die 10 Gebote nicht dazu? Das bei einer der 3 großen monotheistischen Religionen zu leugnen ist schlicht faktisch falsch! Aber selbst wenn wir das außer Acht lassen - eingefrorenen Moralvorstellungen von 30n Chr wären auch nicht so toll!
Es gibt einen moralischen Zeitgeist, dem die Religion hinterherläuft. Insofern ist zumindest das Christentum tatsächlich anpassungsfähig. Allerdings ist es dabei sehr träge.
Sie sagen: „Das katholische Naturrecht argumentiert allein mit der Natur der Dinge.“
Diese Selbstdarstellung ist mir bekannt. Allerdings muss man dazu erst einmal die Natur der Dinge zur Kenntnis nehmen. Genau daran scheitert man aber, wenn man das im Zwangskasten verkündeter ewiger Wahrheiten tut!
Moral muss ohne Ketten der Religion ausdiskutiert werden. Dass es früher viele clevere Christen gab (es war ja auch lebensgefährlich, in Mitteleuropa etwas anderes zu sein) ändert nichts an diesem Grundproblem.
Kurz – Ihre Argumentation geht schlicht an dem eigentlichen Problem vorbei.

Gravatar: MicroHirn

Eine grauenhafte Moral bringt ebensolche Sätze hervor:

Dawkins auf Twitter am 13.3.13

"With respect to those meanings of "human" that are relevant to the morality of abortion, any fetus is less human than an adult pig"

Wo der Name Dawkins fällt, darf auch das Buch 'Der Atheismus-Wahn' von McGrath Erwähnung finden. Eine Antwort an Dawkins und seinem fundamentalem Atheismus.

Gravatar: Josef

Das Problem an Dawkin's Äußerung ist, dass er sich selbst als letzte Instanz sieht, wie Moral auszusehen hat. Wenn man aber von der Moral Gottes in der Bibel ausgeht, dann hat man die Verantwortung zuerst vor Gott. Natürlich kommt es dann trotzdem ab und zu oder auch öfter mal vor, dass man seine Meinung, den Geboten Gottes gleichstellt. Aber das ändert nichts daran, dass Gottes Gebote bleiben.

August Bebel sagte einmal folgendes:

"Es gibt natürlich keinen Gott; aber wenn es einen gibt, dann sind wir die Lackierten."

Gravatar: Klemens

Bronzezeit war 3000 v.Chr. , die christliche Moral (die sich von der jüdischen unterscheidet) ist ca. 30 n.Chr. enstanden.
Es ist schlicht falsch, was Sie behaupten. Das katholische Naturrecht argumentiert allein mit der Natur der Dinge. Freilich wird dies in der Annahme getan, dass Gott durch die Natur seine Regeln offenbart hat. Das funktioniert aber ohne jegliche Heilige Schrift bzw. Überlieferung.
Und auch sonst unterscheiden sich die Moralverständnisse der Religionen auf's intensivste.

Ich weiß von keinen Generationen von katholischen Theologen die jetzt versuchen irgendetwas anzupassen, denn das wäre auch Unsinn. Die katholische Kirche hält nach wie vor an den antiken Positionen fest (z.B. Unauflösligkeit der Ehe, übrigens eine christliche Erfindung). Und wenn Sie mittelalterliche Philosophen und Theologen (z.B. halt Aquin) lesen, werden Sie sehen, wie sehr diese Fragen diskutiert wurden, anstatt Sie schlicht als gegeben und un-hinterfragbar hinzunehmen.

Kurzum: Sie liegen faktisch falsch.

Gravatar: Erdinger

Und inwieweit ist ein Philosoph jetzt qualifizierter als ein Mechaniker, wenn es um die Frage geht, OB es einen Gott gibt? Biologen sollen dazu nichts sagen. Physiker sollen dazu nichts sagen. Geologen sollen dazu nichts sagen. Wer darf sich äußern? Der Papst?
Die Annahme, Philosophen oder Theologen hätten zur Frage ob Gott existiert mehr zu sagen als jeder andere, ist durch nichts gedeckt. Man muss kein Schneider sein, um zu sehen, dass der Kaiser nackt ist!
Zum Thema Religion und Ethik:
Gibt es durchdachte Ethikansätze? Ganz klar. Wir brauchen da gar keine einzelnen herausgreifen. Aber die Basis für religiöse Ethik sind nun einmal alte – uralte – unabänderliche heilige Überlieferungen. Und die reflektieren im Fall der großen Monotheistischen Religionen nun einmal ein bronzezeitliches Weltbild. Dass Generationen von Theologen versuchen, dass irgendwie an die Moderne anzupassen ändert nichts an dem Grundproblem.
Das Dawkins Prozesse außerhalb der Biologie ignoriert stimmt übrigens nicht. Dass tut kein mir bekannter prominenter Atheist. Aber das nur am Rande…..

Gravatar: Freigeist

Wo bitte ist die Moral mit Gottes-Wahn? Jahrhundertelang haben katholische Heere sich abgeschlachtet, davor große Siegesbittmessen abgehalten. Moral mit Religion zu verbinden ist eine Hinterlist der Gottes-Wahnsinnigen. Moral entstand evolutionär, der Gottes-Wahn hat nur draufgesattelt mit folgenschwerem Missbrauch.

Gravatar: Klemens

Ihre Naivität straft Ihre Worte Lügen.
Es gibt außer der Theologie ja auch die Philosophie und hier kann man sehr wohl wissend als auch unwissend sein. Ich würde Ihnen mal die Lektüre von Thomas v. Aquin empfehlen, auch dieser Argumentiert auch sehr logisch.
Wenn Sie sich des weiteren noch mit dem Naturrecht im Detail beschäftigten, würden Sie auch heraus finden, dass diese Moral äußerst durchdacht und sehr viel diskutiert ist. Es ist eine arrogante Annahme zu glauben, dass nur die eigene Position reflektiert ist, was der Fehler ist, den Sie mit Dawkins gemeinsam haben.
Man darf halt nicht meinen, dass man von allem Ahnung hat, nur weil man in einem Gebiet gut ist. Man könnte ja ein Fachidiot sein. So kommt mir das oft bei Dawkins vor. Nur weil Evolution die Entstehung der Arten erklärt, heißt das ja noch nicht, dass es keinen Gott gibt. Viel mehr wirft es die Frage auf, woher die Prozesse kommen, die dort wirken. Das läge aber außerhalb der Biologie, entsprechend ignoriert Dawkins das lieber.

Gravatar: MicroHirn

Was sollen die wesentlichen Argumente denn in diesem Fall sein?
Eine Moral ohne Gott unterscheidet sich von der mit Gott, dieses Merkmal ist wohl das entscheidende und darauf baut sich die jeweilige Argumentation auf.

Gravatar: Erdinger

Allerdings zeigt der Autor, dass er mit den wesentlichen Argumenten eben NICHT vertraut ist...

Gravatar: Edinger

Man muss nicht alles toll finden, was Dawkins sagt. In seinen Büchern zeigt er, dass er ein scharfer Denker ist. Und meistens stimme ich ihm zu. In diesem Fall eher nicht. Obwohl sich schon die Frage stellt, was man tun soll, wenn man ein schwer krankes Kind abtreibt um dann ein gesundes zu bekommen. Hat das dann entstehende gesunde Kind KEIN Recht zu leben? Das ist keine simple Frage von Gut und Boese….
Nun darf man dazu eine andere Meinung haben. Nur eines geht gar nicht: Feststellen, dass er als Biologe keine Experte zum Thema „Gott“ ist und das man eine Moral ohne Gott erst mühsam bauen muss.
NIEMAND ist dazu ein Experte. Es gibt Theologen, die die Details IHRER jeweiligen Religion kennen (von mir aus auch von ein paar Religionen mehr). Aber zur Frage, OB es einen Gott gibt, kann sich ein jeder von uns sehr wohl fundiert äußern. Ich muss kein Märchenautor sein, um eine fundierte Meinung zur Existenz von Elfen zu haben. Dawkins argumentiert da sehr nachvollziehbar in seinen Büchern. Ich würde empfehlen, den Gotteswahn zu lesen bevor man über dieses Buch schimpft….
Die Frage der Moral ohne Gott ist aus Sicht eines Atheisten einfach. Wenn es keinen Gott gibt, ist jede Moral – auch die der Bibel – letztlich von Menschen geschaffen. Allerdings ist die religiöse Moral dann eine, die – im christlichen Fall – auf konservierten Moralvorstellungen der Bronzezeit besteht. Mir ist eine gut durchdachte und ausdiskutierte Moral lieber.

Gravatar: Klemens

Sie sollten sich mal genau informieren.
Ja Aquin hat gelehrt, dass die Seele erst nach 40 bzw. 80 Tagen in das Kind eingepflanzt wird. Er hat nie gelehrt, dass Abtreibung daher in Ordnung sei. Aquin ist zwar ein genialer Theologe, aber eben auch nur ein Theologe, er hat keine unfehlbare Autorität und spricht nicht in allem für die ganze Kirche.
Wenn Sie sich die Mühe machen würde, alle offiziellen Lehren der Kirche anzuschauen und zu suchen, wo das Lehramt (d.h. die Päpste in Ihrer Funktion als Päpst und Dogmen der ökumenischen Konzilien) sich widersprochen hat, dann werden Sie sehr frustriert aufgeben.

Es hat auch die Frage nach der Moral nichts mit Wissenschaft zu tun. Ja, Krankheiten sollten wir behandeln, wenn wir Sie verstehen. Aber das tangiert die Frage ob eine Abtreibung Mord ist rein gar nicht. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass ein ungeborenes Kind kein Mensch wäre (biologisch wär's das, weil es ein Lebewesen mit menschlichen Eltern ist).

Zu sagen Wissenschaft ändert an dem Umstand was, wäre dasselbe wie zu behaupten, dass es weniger Mord ist, wenn ich jemanden mit einer Pistole (ein wissenschaftliches Produkt) erschieße, als wenn ich Ihm mit einer Axt (weil vorwissenschaftlich) den Schädel zertrümmer.

Gravatar: MicroHirn

In erster Linie sind es ja die öffentlich gemachen Äußerungen Dawkins, die kritisiert werden.
Reszensionen seiner Bücher gibt es genug und man muß sie nicht gelesen haben, um den Kern seiners Anliegens zu verstehen.

Gravatar: MorkvomOrk

Werter Herr Honekamp,

wie Sie selbst schreiben ist Ihnen die Zeit zu schade sich überhaupt mit Dawkins auseinanderzusetzen.

Zitat: "Ich gebe zu, ich habe Dawkins Bücher nicht gelesen, die Zeit ist mir zu schade, Titel wie den „Gotteswahn“, in dem ein Biologe sich außerhalb seines Wissensgebietes gegen Gott und die Religionen auslässt, zu lesen."

Gleichwohl erlauben Sie sich allerdings ein umfassendes Urteil über, lt. Ihrer Interpretation, vermeintliche Absichten des Autors.
Damit dolkumentieren Sie exemplarisch die von Dawkins angeprangerte dogmatische Verblendung von Leuten Ihres Schlages. Unfähig und unwillig sich mit rationalen Überlegungen auseinanderzusetzen.

Das 9. Gebot "Du sollst nicht falsch über Deinen Nächsten reden" ist Ihnen wohl gerade entfallen. Also Abmarsch nach Hause und beten Sie zur Buße 20 Vater Unser.

Friedvolle Grüße

Mork vom Ork

Gravatar: Freigeist

Ihr Fachgebiet ist also "Gott", d.h. was die Menschen unter Gott so alles erfunden haben. Sie interpretieren frühere Erfindungen auf die Jetztzeit. Die Erfindung von Thomas von Aquin war: Abtreibung ist erlauft, bis 40 Tage für männlichen und 80 Tage für weiblichen Nachwuchs, nach der Befruchtung. Ihr Gotteserfinder ändert eure Meinung ziemlich häufig. Richard Dawkins sieht dies jedoch wissenschaftlich, evolutionär, d.h. jede Menge Fehlentwicklungen treibt die "Natur" von sich aus ab. Bei manchen Syndromen versagt jedoch die "Natur". Deshalb sollte es der Mensch tun, denn er versteht nun das Ganze viel besser als früher.

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