Das Zeichen eines jungen Heiligen: Umkehr zur Position Christi

Gerade gestern hatte ich über meine hilflose Wut auf die Christenverfolgung in islamischen und islamistischen Regionen dieser Welt geschrieben, und über meine Unfähigkeit, für die Täter zu beten.

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Ganz nebenbei: ich danke den Lesern des Blogs, die dazu schon kommentiert haben – die Spannbreite der bisherigen Antworten lässt erkennen, dass es für die von mir aufgeworfenen Fragen keine einfachen Antworten gibt, und sicher werde ich mich des einen oder anderen aufgezeigten Themas noch mal annehmen.

Parallel bin ich aber gerade dabei, das im Herder-Verlag erschiene Buch „Ich bin ganz in Gottes Hand“ mit persönlichen Notizen von Karol Woytila bzw. Papst Johannes Paul II. für eine Rezension durchzuarbeiten. Und siehe da, wenn einem die Bibel zu umfangreich und der Katechismus zu trocken erscheinen, dann sind es manchmal einzelne Sätze aus den Büchern eines Heiligen, die einem weiter helfen können.

Recht weit am Anfang (Seite 7 der Notizen der deutschen Ausgabe) habe ich gestern auf dem Heimweg von der Arbeit folgenden Absatz aus einer Meditation aus 1962 gefunden (die etwas eigentümliche Grammatik ist dem Faktum geschuldet, dass es sich um 1:1-Übertragungen aus Notizen handelt, die entsprechend formuliert wurden), der mich genau an der richtigen Stelle getroffen hat:

Die Bekehrung in actu quolibet (in jedem Handeln) muss darin bestehen, die Position Christi, des Herrn, zu finden. Es gibt keine andere Methode, um sich gegen die verschiedenen Impulse des menschlichen Hochmuts des Lebens zu wehren / das Problem der Macht, des Kritizismus, der Eifersucht, sogar dann, wenn eine gewisse Basis von „transzendenter“ Demut gegenüber Gott vorliegt.

Mir scheint, diese Beschreibung der Bekehrung hat viel mit dem zu tun, was ich gestern geschrieben habe. Bekehrung, die ein lebenslanger Prozess ist, macht also das Bemühen notwendig, sich zu vergegenwärtigen, wie Jesus ein bestimmtes Thema sehen wird. Mit welchem Blick schaut er auf das, was in der Welt geschieht? Wie sieht Jesus den Menschen, der mit einer Machete auf einen anderen wegen dessen Glauben einschlägt? Wie sieht Jesus die Menschen, die Massaker an ganzen Orten verüben, weil die sich nicht zum angeblich „rechten“ Glauben bekehren wollen?

Vielleicht zähneknirschend werden wir zugeben müssen: Er sieht sie mit Liebe an! Er wird sie wohl traurig ansehen, er wird vor allem seinen Blick wenden auf die Opfer der Gewalt. Er kennt alle Hintergründe, weiß, was aus diesem Menschen einen Täter gemacht hat, wie seine Vergangenheit aussieht, seine Hoffnungen und Enttäuschungen, wer auf ihn eingewirkt hat, wie sich sein Weltbild gefügt hat – nur Jesus weiß, warum dieser Mensch tut, was er tut, darum (ich hatte das geschrieben) ist es gut, dass wir nicht die Richter über andere Menschen sind).

Die „Position Christi“ in diesem Thema, sie schließt alles ein, was nur bedenkenswert sein kann. Dabei geht es nicht um billige Entschuldigungen wie die einer schweren Kindheit oder die einer fehlenden Bildung etc.pp. Es geht um den Blick ins Herz dieses Menschen – dessen Gewalt vielleicht einen Aufschrei der Seele darstellt. Und wie groß muss dann der Schmerz dieses Menschen sein, von dem er selbst vielleicht gar nichts weiß, wenn sich sein Schrei auf diese bestialische Weise ausdrückt?

Die Position Christi, sein Blick bei den Bildern, die uns allen vor Augen sind, ist nicht die auf die Masse des außer Kontrolle geratenen Mobs gerichtet, es ist der Blick auf den Einzelnen. Irgendwo habe ich mal von einem Soziologen gelesen, dass der industrialisierte Massenmord der Nazis nur funktionieren konnte (im Sinne, dass so viele Menschen mitgemacht haben), indem man den Opfern die Individualität geraubt hat. So mag unter anderem auch erklärbar sein, wie die Täter auf diese grausame Weise agieren können: sie sehen nicht mehr den Menschen, den Sohn oder die Tochter, den Vater oder die Mutter, den Freund, den Arbeiter … sie sehen nur noch die Masse der „Ungläubigen“ zu denen er gehört.

Die Gefahr besteht, und wer nicht mehr für die Täter beten kann, wie ich es gestern beschrieben habe, ist wohl schon in sie hineingetappt, dass wir auch diese Täter nur noch als Masse sehen – unterschiedslos in ihrem Furor gegen das, was sie für widergöttlich halten. Das hat nichts mit Relativierung der Taten zu tun – der Hass auf die böse Tat ist weiterhin da, der Hass gegen die im Hintergrund stehende Sünde, die nicht erst beim Mord an einem Menschen beginnt, ist nicht nur normal sondern auch richtig – schützt er uns doch hoffentlich vor reinen Racheakten. Aber Hass gegen den Täter – der kann nur entstehen, wenn ich die „Position Christi“ verlasse oder sie gar nicht erst suche.

Eigentlich ist die Aufforderung, die Welt mit den Augen Jesu zu sehen für einen Christen keine besondere Neuigkeit – und doch fällt die Umsetzung manchmal schwer. Hat man sich aber erst mal davon verabschiedet, schlägt der „menschliche Hochmut“ zu, der sich erlaubt, ein Urteil über einen anderen zu sprechen, selbst dann, wenn – wie Karol Woytila geschrieben hat – „eine gewisse Basis von ‚transzendenter‘ Demut gegenüber Gott vorliegt“, die man als Christ sicher gerne für sich in Anspruch nehmen würde. Niemand ist davor gefeit, die Position Christi wissentlich oder unwissentlich zu vernachlässigen – umso wichtiger, dass uns Gott immer wieder darauf hinweist und sei es durch ein Zitat aus dem Buch eines Menschen, der mal ein heiliger Papst werden sollte.

Nein, das Gebet für die Täter fällt mir immer noch schwer, aber vielleicht ist der Versuch (!), sie mit den Augen Jesu zu sehen, die Position Christi einzunehmen, mehr wert als jedes Lippenbekenntnis für deren Seelenheil. Ein Gebet aufzusagen ist eine Sache, die Position Christi einzunehmen, umzukehren zu einer Sicht Jesu, eine ganz andere und unser eigentlicher Auftrag. Das wusste der Heilige Papst Johannes Paul II. schon in recht jungen Jahren!

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: P.Feldmann

Sehe ich auch so, die Art, wie Herr Datko auftritt, disqualifiziert seine zeitgeistige Allerweltsansicht in einer Weise, dass er aus möglicher Erwiderung herausfällt.

Bis in 18.Jhdt. galt es als "unwissenschaftlich" NICHT an Gott zu glauben. Und der Kardinal Nicolaus von Cues stellte im 15.Jhdt. wissenschaftliche/ erkenntnistheoretische Grundthesen auf, die bis heute tragend sind, wenn es um die theoret.Einschränkung von erkennbarer Wahrheit geht (s.Poppers Fallibilismus, s.Försters Konstruktivismus) Soviel zu Zeitgeist und Begrifflichkeit.

Gravatar: Andreas Schneider

Hallo, Herr Kolbe, danke.

Ein vitales Interesse am Thema habe ich nicht, aber das Video ist bestimmt ein interessanter Zeitvertreib während einer meiner schlaflosen Nächte ;-)

Meine Bemerkung bezog sich auf mein grundsätzliches Verständnis. Nach meinem Dafürhalten nimmt sich der Mensch schlicht zu wichtig - wie groß sind wir (körperlich) und wie ist unsere Lebenserwartung im Hinblick auf Größe und Existenzdauer des gegenwärtigen Universums? Sollte es eine allumfassende Macht geben (nennen wir die gemeinhin mal "Gott"), die all das im Blick und im Griff hat - was kann der Mensch da mehr sein als eine Mikrobe, der ein Arzt wohl mit Impfungen entgegen wirken mag?

Seit dem ominösen "Urknall" dehnt sich das Universum aus - was, wenn dies einem Atemzug vergleichbar ist? Muss dann nicht irgendwann auch ein Ausatmen, sprich das Zusammenziehen des Universums erfolgen, mit einem erneuten"Urknall", worauf ein Kreislauf von Neuem beginnt? Nur, weil unsere Lebensspanne so kurz ist und wir dies nicht zu erfassen vermögen, müssen wir doch nicht unsere knappe Zeit damit verbringe, etwas zu ergründen, was a) sowieso nicht zu ändern ist und b) uns auch nicht länger leben lässt.

Unbestritten: sieht man einen Beitrag über einen "erdähnlichen Planeten" einige Lichtjahre entfernt, so regt das die Phantasie an. Solange aber nicht ein Raumschiff Enterprise zur Verfügung steht, ist selbst der umgefallene Sack Reis in Peking mit weitaus mehr Konsequenzen für die Menschheit behaftet.

Dass sich der Mensch seiner Existenz bewusst und bemüht ist, dem Allen einen Sinn abzugewinnen, mag jeder tun, was er will. Der Eine (wie meine verstorbene Tante) findet Trost und Ruhe in einem religiös motivierten Glauben an einen Gott, unser Herr Datko wird hingegen nicht müde, seinen eigenen Glauben zu postulieren. Dass er dies mit nicht weniger Eifer tut als ein religiöser Fanatiker, der tagaus, tagein aus der Bibel zitiert, nötigt mir kaum mehr als ein müdes Grinsen ab.

Wer nun Recht hat? Mit Verlaub - wen interessiert es wirklich? Mag sein, dass meine Tante eine Überraschung erlebte und nun als Stückchen Staub Teil des Universums ist, anstatt im Himmel gelandet zu sein. Wie aber Herrn Datkos Kiefer herunter klappen mag, wenn er sich nach seinem Ableben unversehens einem würdevollen Herrn mit Rauschebart gegenüber sehen sollte?

Gravatar: Klaus Kolbe

@ Andreas Schneider sagt am 8. August 2014 um 9.57 Uhr

»Aber auch der „Urknall“ als Beginn aller Dinge erfordert ein gewisses Maß an Glauben, woran auch immer. Von „Verständnis“ ist man da nicht nur meilenweit entfernt.«

Falls Sie dieses Thema interessiert, Herr Schneider, sehen und hören Sie sich doch einmal einen Vortrag unter folgendem Link an:

https://www.youtube.com/watch?v=aOr9jnsmbEw

Auszug:
»Die Wissenschaft sucht bisher vergeblich nach jenem Schlüssel, der die Entstehung von Ordnung und Intelligenz aus dem Chaos erklären kann. Es ist überliefert, daß es unmöglich sei, die Schöpfung zu erkennen, geschweige, sich Vorstellungen darüber zu machen, was „Gott“ ist oder wie die Schöpfung in Gang gesetzt wurde.«

Gravatar: Andreas Schneider

Wenn dann diese "Gelehrten" einmal einen stichhaltigen Argumentation für das Zustandekommen der "Urknalls" (was war vorher??) vorzubringen imstande wären, wäre zumindest der Nachweis erbracht, dass sie sich "richtig ins Zeug gelegt" haben.

Aber auch der "Urknall" als Beginn aller Dinge erfordert ein gewisses Maß an Glauben, woran auch immer. Von "Verständnis" ist man da nicht nur meilenweit entfernt.

Gravatar: Waldgänger aus Schwaben

Das Böse ist letztlich Unerklärlich.
Menschen morden andere Menschen, nicht andere auch die eigenen Kinder, Nachbarn, getrieben von was ?

Ich nenne das Unerklärliche "Teufel", andere mögen es anders nennen. Aber die wissen auch nicht mehr.

Weder die Psychologie noch die Biologie (Evolutionstheorie) können das Böse in Gänze erklären. Ausser diese Wissenschaften werden unwissenschaftlich und verzichten darauf ihre Thesen zu beweisen. Dann aber sind sie Religion, aber eine intolerante Religion, die meint alle anderen seien dumm oder böse., weil sie die angeblichen "Beweise" nicht akzeptieren wollen.

Ich aber glaube an die Lehre der katholischen Kirche, und ich weiß dass ich glaube, dass mein Glaube nicht beweisbar ist. All die an die Wissenschaft glaubenden Atheisten wissen nicht, dass sie glauben.

Näheres hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Abgrenzungsproblem

Gravatar: Freigeist

Den Unsinn, eine Teufel zu postulieren ist so dämlich, dann man Leute, die solche einen Unsinn verbreiten, von Blogs ausschließen sollte, als Leute zu blockieren, die sich um Wissenschaftlichkeit bemühen. Die Teufelsgläubigen profitieren von den Leuten, die sich streng wissenschaftlich für den Wohlstand ins Zeug legen und jahrelang studieren, um die Wissenschaft weiter zu bringen zu neuen Höhen vom Verstehen der Welt.

Gravatar: Freigeist

einen Teufel gibt es nicht. Es gibt nur das Gewaltpotential, das wir von unseren nichtmenschlichen Vorfahren geerbt haben im Rahmen der Evolution.
(Anm. d. Red.: gekürzt)

Gravatar: Joachim Datko

Zitat: "Christen-Bashing, Religions-Bashing in dieser Form und Frequenz hat für mich schon die Qualität von Stalking und ich würde mir wünschen, dass dies von der Redaktion zukünftig unterbunden würde."

Es ist doch harmlos, wenn man, wie hier darauf hinweist, dass es keine Teufel gibt.

In Afrika werden zurzeit auf eine Schiff einfache Augenoperationen durchgeführt, die in der Regel zu einer wesentlichen Verbesserung der Sehfähigkeit führen. Die Operierten waren zum Großteil vorher verfemt, weil die gläubige Bevölkerung die Sehbehinderung als "Teufelswerk" ansah.

Siehe: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/41259/1/1

"Es werde Licht In Westafrika kann schon ein grauer Star lebenslange Blindheit bedeuten. Und viele Kranke werden verstoßen, denn sie gelten als Opfer des Teufels. Letzte Rettung ist die »Africa Mercy«, ein schwimmendes Krankenhaus"

Gravatar: MicroHirn

Diese permanente Nachstellerei des Herrn Datko bei nahezu jedem Beitrag, der sich auch nur irgendwie mit religiösen Themen beschäftigt, seinen abqualifizierenden und abwertenden Stempel aufzuzwingen, hat mehr mit Trollerei als mit freier Meinungsäußerung zu tun.
Christen-Bashing, Religions-Bashing in dieser Form und Frequenz hat für mich schon die Qualität von Stalking und ich würde mir wünschen, dass dies von der Redaktion zukünftig unterbunden würde.

Gravatar: Joachim Datko

Vorab: Es gibt keinen Gott, es gibt keine Götter!
Es gibt keine Teufel!
Zitat: "Wir müssen anerkennen, dass der Teufel eine personale Macht ist und Menschen seine Werkzeuge in dieser Welt sind."

So ein Unsinn wird den Menschen meist in der Kindheit, von klein auf, eingetrichtert. Streng religiösen Menschen empfehle ich einen langen Urlaub vom Glauben.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

Gravatar: Waldgänger aus Schwaben

"Es geht um den Blick ins Herz dieses Menschen – dessen Gewalt vielleicht einen Aufschrei der Seele darstellt. Und wie groß muss dann der Schmerz dieses Menschen sein, von dem er selbst vielleicht gar nichts weiß, wenn sich sein Schrei auf diese bestialische Weise ausdrückt?"

Das ist mir zu psychologisierend. Jesus hat oft und deutlich vor Satan gewarnt und Dämonen ausgetrieben. Es ist ein Fehler im Bösen in dieser Welt, wie gerade jetzt im Nahen Osten, nicht auch das Wüten Satans sehen zu wollen.

Wir müssen anerkennen, dass der Teufel eine personale Macht ist und Menschen seine Werkzeuge in dieser Welt sind. Es sind nicht immer verletzte Seelen, die Menschen zu Tätern werden lassen. Es kann auch das Wirken des Teufels sein. In wie weit der einzelne Mensch sich freiwillig dem Teufel ausgeliefert hat, wie groß seine Schuld ist, darüber kann nur Gott richten.

Wenn ich für die Menschen im Nahen Osten bete, dann bete ich dafür, dass Gott sie aus den Fängen Satans befreie. Und da sind dann auch die Täter eingeschlossen.

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