Das wahre Problem ist zuviel Vertrauen in den Staat

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Oder: Replik auf  "Misstrauen gegen den Staat"

Man kann in dem dortigen Beitrag nicht mehr kommentieren. Daher zitiere ich von dort:

"Obwohl ich Ängste und scharfe Kritik am Vorgehen der amerikanischen Geheimdienste und an der lahmen Reaktion der Bundesregierung verstehe, sehe ich einen entscheidenden Widerspruch nach wie vor nicht aufgelöst: Schon heute werden wir in vielfältiger Hinsicht kontrolliert und staatlich gegängelt – ohne dass uns jemand vorher fragt. Das Finanzamt checkt unsere Konten, ohne zu fragen."

Also weil es sowieso schon zweifelhafte Angriffe auf Bürgerrechte gibt, machen ein paar mehr oder weniger auch nichts aus?

"Und dann kommt die freiwillige Herausgabe persönlicher Daten: 20 Millionen Deutsche sind in sozialen Netzwerken wie Facebook, viele begehen Seelenstriptease. In Fernsehsendungen geben Menschen sämtliche Peinlichkeiten des eigenen Lebens preis. Nichts bleibt geheim, niemand schert sich ernsthaft um all das.

Wenn aber Polizei und Sicherheitsbehörden Zugriff auf Daten nehmen wollen, ist die Empörung groß. Was man in vielen Zuschriften deutlich herauslesen kann, ist ein tiefes Misstrauen gegen den Staat im Allgemeinen und gegen die USA im Besonderen. Und Misstrauen gegen die Obrigkeit ist erst einmal angebracht."

Dazu fehlen mir die Worte. Aber ein Kommentator hat dazu die richtige Antwort; Holger Lass schreibt dazu:

"Am schwerwiegensten ist jedoch die seltsame Auffassung dass da viele Ihre Daten freiwillig hergeben, oder der Staat schon bedenkliche Eingriffe in nderen Zusammenhängen macht, eine Rechtfertigung für noch mehr Kontrolle zu folgern. Wenn ich freiwillig mein Geld einem Bettler schenke, darf der nächste mich ja auch nicht beklauen. Hier haben Sie schon das entscheidene Wort gesagt: “freiwillig” und somit auch transparent!

Man muss sich immer bewusst machen, dass die grausamsten und zahlreichsten Verbrechen immer vom Staat ausgehen. Die MAfia ist dagegen im historischen Vergleich ein Kindergarten."

Es steht meines Erachtens jedem frei mit seinen Daten zu machen was man will. Es steht aber niemanden den staatlichen Organisationen nicht zu alles was Bürger betrifft als "Staatsgut" aufzufassen.

Kommentator Stefan S. meint dazu:

"Mißtrauen gegenüber einem Gewaltmonopolisten – und das ist der moderne Staat – ist immer angebracht.

Wer glaubt , daß Gewalt (also das politische Mittel – im Gegensatz zum ökonomischen Mittel, dem Vertrag) dadurch besser wird, daß diese auch noch monopolisiert wird, hat wirklich nichts verstanden und steht offen gegen jede empirische, praxeologische, anthropologische, ökonomische und soziologische Erkenntnis, die allesamt um die Nachteile eines solchen Konstrukts wissen.

Die moderne Staatsidee ist gescheitert und mußte scheitern. Selbst liberale Initiativen, diese human einzugrenzen (Menschenrechte, Verfassungen etc.,) haben diesem Ungeheuer keine Zivilisation beigebracht. “Staat” dient inzwischen nur noch dazu, Meinungen mit Gewalt durchzusetzen, Sonderrechte zu beanspruchen, Rechte zu verletzten und einzuschränken und Menschen zu gängeln und zu schikanieren. Ökonomen sprechen von Leistungsabfall und Monopolgewinnen, Orwell sprach davon, daß es doch immer wieder “bessere Schweine” gäbe."

Unser Problem ist, daß sich Staaten immer weiter ausdehnen, immer weiter in Bereiche einmischen, die ihn gar nichts angehen. Es gilt garantiert die Regel. "Alles was Sie sagen und tun wird gegen  Sie verwendet werden".

Die Ergebnisse kann man auf den unzähligen unbenannten (und unbekannten) Friedhöfen dieser Erde sehen. Herrn Keller könnte man nahelegen einmal "Killing Fields" anzuschauen, dort werden einem die Auswirkungen vom totalem Staat sehr plastisch vor Augen geführt.  Alternativ wäre das Thema Hexenverbrennung durchaus passend.

Frau Karin Weber bringt es insgesamt bestens auf den Punkt:"mir ist ehrlich gesagt völlig egal, ob mich ein demokratischer Staat oder eine Diktatur bespitzelt, ich möchte einfach nicht bespitzelt werden. Wenn Sie wie ich einmal in der Lage gewesen wären, die eigene Stasi-Akte zu lesen und nach Jahrzehnten über „nette Nachbarn“ und Informanten informiert zu werden, dann beschleicht Sie ein ungutes Gefühl."

Ich vergebe hier noch den Preise für das Understatement des Jahres "ungutes Gefühl" .... Meine Reaktion darauf ist mit "ungut" weitaus zu harmlos umschrieben.

Gerade passend dazu muß ich mich heute noch verhöhnen lassen. Der Herr Profalla ließ gestern verkünden es gäbe keine flächendeckende Überwachung - nach den Antworten die er vom amerikanischen und britischem Geheimdienst bekommen hat.

 

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