Das Merit-Order-Verfahren oder Der Zauberkasten der Energiewende

„Merit-Order“ – bedeutet Verdienstorden – wie „Pour-le-mérite“ aus der Kaiserzeit von Klaus Hellmuth Richardt

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Am Strommarkt gibt es zwei Arten von Preisen:

  1. Die zwischen Großkunden und Stromanbietern für einen bestimmten Zeitraum fest verhandelten Fixpreise

und

  1. Die täglich gleitenden Börsenstrompreise, die sich am teuersten Anbieter orientieren, der die letzte Stromlücke schließt. Das sind meist Gasturbinenkraftwerke, die schnell regelbar sind und mit hohen Grenzkosten produzieren. Damit der Teuerste nicht benachteiligt wird, wird jedem Marktteilnehmer der Tageshöchstpreis bezahlt. Das nennt man Merit-Order-Verfahren.

Mit den ansteigenden Brennstoffpreisen nach Beginn des Ukrainekrieges kam erschwerend hinzu, dass die Großanbieter von Strom sich nicht mehr trauten, zu niedrige Stromlieferverträge abzuschließen, weshalb sich die Preisfindung immer weiter in Richtung Börse verlagerte.

Dies führte dazu, dass der Börsenpreis im Juli 2022 auf 932,42 €/MWh oder 93,24 €-cent/kWh stieg, genau im E inklang mit dem Gaspreis.

 

Quelle und Grafik: www.energy-charts.de

Der Gaspreis bestimmte den Strompreis, mit

  • 9,68 USD am 22.8.2022 und

  • 1,99 USD am 29.3.2023 (s. unten, Grafik von finanzen.net):

In KW 16, 2023 betrug der Strompreis dagegen maximal 236,18 €/MWh (s. unten).

Quelle und Grafik: www.energy-charts.de

Und was machen die EVUs? Verunsichert durch die Strompreisschwankungen UND ermutigt durch die ‚Strompreisbremse‘, die 80% des zu bezahlenden Stromes künstlich auf 40 €-cent/kWh deckelt, haben z.B. die Stadtwerke Karlsruhe den Gesamtpreis für Kleinabnehmer zum 1.5.2023 auf 50,52 €-cent/kWh angehoben.

 

Grafik von TECH FOR Future

Und nicht nur das. Durch den Umstand, dass ‚Erneuerbarer Strom‘ (Wind und Solar) immer vorrangig eingespeist werden und sogar bei Nachfragemangel oder Netzengpässen bezahlt werden muss, bekommen die Lieferanten von Wind- und Solarstrom, die eigentlich zu sehr niedrigen Kosten, ohne Ausgaben für Brennstoff, produzieren, stark überhöhte Preise bezahlt. Von den Zusatzkosten für Ersatzkraftwerke, die bei Dunkelflaute einspringen oder für stabile Frequenz sorgen müssen, merken sie nichts. Das zahlt alles der Endverbraucher.

Fazit:

Deutschland ist spitze. Wir zahlen aufgrund planwirtschaftlicher Regulierung die höchsten Strompreise der Welt und rutschen deshalb im internationalen Standortwettbewerb, wegen zu hoher Kosten, immer weiter ab!

Oder wie bei Karl May, aus Winnetou 1, Kapitel Greenhorns:

Ein Greenhorn macht im Wilden Westen ein so starkes Lagerfeuer, dass es baumhoch emporlodert, und wundert sich dann, wenn er von den Indianern entdeckt und erschossen worden ist, darüber, dass sie ihn haben finden können. Ein Greenhorn ist eben ein Greenhorn –….

Bei uns passiert nur das eine: Das Licht geht aus und alle wundern sich!

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans Diehl

Wolfgang Pöschel schreibt.
Das führt dazu, dass für den gesamten Strom der Preis des teuersten Stromanbieters bezahlt wird. Dadurch machen die günstigeren Stromproduzenten Riesengewinne.

@ Wolfgang Pöschel.
Grundsätzlich richtig erkannt. Wenn Sie jetzt noch zur Kenntnis nehmen, wer seither die günstigsten Stromproduzenten waren, nämlich die AKW

Siehe ganz links auf der folgenden Merit Order Grafik die „Gelben“

https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order


dann wissen Sie auch wer seither die Riesengewinne gemacht hat.
Im Volksmund nennt man abgeschriebene AKW deshalb auch Gelddruckmaschinen.
Den Lesern hier haben Sie aber erzählen wollen, dass nach Abschaltung der AKW für sie der billige Strom wegfallen würde. Ich hoffe Sie haben nun selbst erkannt, dass von diesem billigen AKW Strom, außer den Aktionären, noch zu keiner Zeit ein Stromverbraucher was abbekommen hat.

Gravatar: Hans Diehl

@ Wolfgang Pöschel schreibt.
Wie soll ich es Ihnen denn noch erklären, wenn Sie nicht in der Lage sind, den Mechanismus auf die Stromerzeuger zu übertragen?

@ Wolfgang Pöschel.
Ich habe doch deutlich gemacht, dass die Stromerzeugung aus Sonne und Wind, durch den Merit Order Effekt die Strompreise senken würden, wenn diese – wie das bis 2010 der Fall war – noch mechanisch auf der Merit Order Kurve angeboten würden, und nicht als Überschuss am Spotmarkt der Börse quasi verramscht werden müssten.

Für Sie im Folgenden noch einmal die Merit Order Grafik, wo das zu erkennen ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order

Wenn Sonne und Windstrom ganz links auf der MOE Kurve angeboten würde, kämen rechts die teuren Kraftwerke nicht mehr zum Zuge, und ein billigeres Kraftwerk würde den Preis bestimmen.


Ergänzendes können Sie meinen beiden Kommentaren entnehmen.

Ich hoffe, dass der „Mechanismus“ nun bei Ihnen angekommen ist.

Gravatar: Wolfgang Pöschl

@Hans Diehl

Wie soll ich es Ihnen denn noch erklären, wenn Sie nicht in der Lage sind, den Mechanismus auf die Stromerzeuger zu übertragen?

Gravatar: Hans Diehl

Wolfgang Pöschel schreibt.
Der Merit-Order-Effekt folgt einfach aus den Marktgesetzen zur Preisbildung zwischen Angebot und Nachfrage in freien Märkten. Wenn ein rationaler Mensch z.B. auf den Marktplatz geht, um dort Obst zu kaufen, und wenn auf diesem Maktplatz zwei Obststände stehen (Stand A von Meier und der Stand B von Huber) und am Stand B der Preis für dasselbe Obst doppelt so hoch ist, wie beim Stand A, dann wird der rationale Mensch immer sein Obst beim Stand A kaufen.

@ Wolfgang Pöschel.
Auf dem Strommarktplatz, genauer gesagt auf dem „Großhandels“ Marktplatz wo die Preise entstehen, gibt es aber kein Stand A und Stand B, zwischen denen man wählen kann, weil eine Obstsorte den Bedarf nicht decken kann. Es gibt nur.. „einen“.. Stand und der heißt „Strommix“ Und nur an dem einen Stand können Sie kaufen, wenn Ihr Bedarf gedeckt sein soll. Damit für diesen Mix ein Preis entsteht, werden solange – der preislich aufsteigenden Reihe nach – Früchte angeboten, bis der Bedarf gedeckt ist.

Siehe dazu die folgende Merit Order Grafik

https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order

Lesen Sie dazu meinen Kommentar vom 04.05. um 12.56 Uhr. Wo ich deutlich mache, dass, wenn Sonnen und Windstrom auch auf dieser Kurve angeboten würden, rechts die teuren Gaskraftwerke nicht mehr zum Zuge kämen, und der Börsenpreis für Strom – auch Ihren Strom betreffend – entsprechend sinken würde.

Gravatar: Wolfgang Pöschl

Der Merit-Order-Effekt folgt einfach aus den Marktgesetzen zur Preisbildung zwischen Angebot und Nachfrage in freien Märkten. Wenn ein rationaler Mensch z.B. auf den Marktplatz geht, um dort Obst zu kaufen, und wenn auf diesem Maktplatz zwei Obststände stehen (Stand A von Meier und der Stand B von Huber) und am Stand B der Preis für dasselbe Obst doppelt so hoch ist, wie beim Stand A, dann wird der rationale Mensch immer sein Obst beim Stand A kaufen. Wenn jedoch der Stand A ausverkauft ist, dann wird er zwangsläufig zum Stand B gehen, wenn er das Obst noch will. Genau so funktioniert das Merit-Order-Prinzip am Strommarkt und weil Strom = Strom ist, kann man nicht unterscheiden von welchem Anbieter der Strom über das Netz kommt. Das führt dazu, dass für den gesamten Strom der Preis des teuersten Stromanbieters bezahlt wird. Dadurch machen die günstigeren Stromproduzenten Riesengewinne. Die Einspeisevergütung mit Vorrang ist eine Marktmanipulation, die den Strompreis nach oben treibt.

Gravatar: WF BECK

Die Mafia, vertickt Drogen zu Höchstpreisen. Die Ampelregierung mach solches mit Strom und Energie unterstützt durch einen korrupte Vereinigung, welche sich EU nennt. Die Paten solcher Vereinigungen sind charakterlich Brüder im Geiste.

Gravatar: Hans Diehl

Lassen Sie mich das Merit Order Prinzip bei der Strompreisfindung ins richtige Licht rücken.


Merit Order ( MOE ) heißt das Zauberwort, auf dem der ganze Preisfindungsprozeß für Strom aufgebaut ist.
Und mit der Tatsache, dass Sonne und Wind keine „Rohstoffrechnungen“ schicken, bekommt dieser MOE eine besondere Brisanz.

Das letzte, und teuerste – mit den höchsten Grenzkosten – noch für die jeweilige Nachfrage benötigte Kraftwerk bestimmt den Preis für alle anderen die billiger – weil niedrigere Grenzkosten – produzieren. Das mag zwar auf den ersten Blick etwas absurd erscheinen, ist aber durchaus sinnvoll, wenn es richtig zur Anwendung kommt. Das heißt, wenn Sonne und Wind integriert werden.
Dazu siehe die folgende Merit Order Grafik

https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Sinnvoll heißt, ein Anreiz zu schaffen, dass möglichst viel Erzeugung – mit niedrigen Grenzkosten – links auf der MOE Kurve angeboten wird, um rechts auf der Kurve viele Angebote– mit hohen Grenzkosten – nicht zum Zuge kommen zu lassen.. Das heißt für die Verbraucher den günstigsten Strompreis zu schaffen.


Und genau dieses „Sinnvolle“ ist 2010 auf drängen von Lobbyisten der konventionellen Stromwirtschaft abgeschafft worden.

Siehe im Folgenden unter Auswirkungen, und bei Gründe für die Reform.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung

Da wurden nämlich die Erneuerbaren, mit nahezu „Null“ Grenzkosten von dieser MOE Preisfindungskurve runter genommen, und müssen separat an der Börse als Überschuss, quasi verramscht werden.

Die Erneuerbaren mit fast „Null“ Grenzkosten, können seit dem rechts auf der MOE Kurve, keine teuren Gaskraftwerke mehr verdrängen, sodass diese den Börsenpreis bestimmen.

Wie das bis 2010 geregelt war, wo die Erneuerbaren noch auf der MOE Kurve aktiv waren, versuche ich nun deutlich zu machen. .

Dazu siehe im folgenden Merit Order Link das vierte Bild von oben, wo dargestellt ist, wie nach Angebot und Nachfrage der Strombedarf und Preis an der Börse ermittelt wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Wenn die Erneuerbaren vorrangig im Lande verbraucht werden, das heißt den Bilanzkreisen der Versorger „physisch“ mit sogenannten Ökobändern zugeteilt werden, wie das bis 2010 der Fall war, dann haben die schon mal etwa 35% Ökostrom in ihrem Vertriebsportfolio, die sie bei der Preisbildung an der Börse nicht nachfragen müssen.
Dadurch fällt auf der Merit Order Grafik N1 auf N2 und infolge dessen sinkt P1 auf P2.
Zwei Fliegen mit einer Klappe werden geschlagen. Denn zum einen sparen wir Gas, und zum anderen sinken die Börsenpreise, weil die „teuren“ Gaskraftwerke nicht mehr zum Einsatz kommen, und den Preis bestimmen können.
So einfach wäre Energiewende, zum Wohle der Verbraucher, wenn sie nicht zu einem „Kalter krieg“ zwischen zwei Systemen ausgeartet wäre..

Die frage warum wir die höchsten Strompreise haben, kann sich anhand der Daten und Fakten die ich genannt habe, jeder selbst beantworten.

Gravatar: Werner Hill

Weg mit dem Merit-Order-System!

Es subventioniert letztlich maßlos die Anbieter erneuerbarer Energien und trägt bei zum wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands und zur Verarmung der Bevölkerung.

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