“Das ist einer der Gründe, warum die Menschen heute lieber in den öffentlichen Dienst – da haben Sie ja auch gearbeitet – gehen, statt sich zu gründen. Weil man nämlich, wenn man Erfolg hat, in das Visier der sozialdemokratischen Umverteiler gerät und wenn man scheitert, ist man sich Spott und Häme sicher.” Dieser Satz hat Chancen, neben dem kurzen und prägnanten “Ha, das hat Spaß gemacht!” zu meinem persönlichen Satz des Jahres zu werden.
Dabei bin ich kein besonderer Fan von Christian Lindner, der ihn in dem, was als seine Wutrede bekannt geworden ist, benutzt hat, und – zwischenzeitlich – auch kein besonderer Freund der FDP. Zu lange Jahre hat die FDP an der Sozialdemokratisierung des politischen Liberalismus mitgewirkt, auch Lindner selbst, als dass ich Partei und Vorsitzendem so ohne weiteres den guten Willen zur freien Wirtschaft und die (noch nicht mal öffentlich bekundete) Reue für mitgetragene staatsdirigistische Umtriebe abnehme. Aber macht nichts: Der Satz ist einfach richtig, brilliant formuliert und es macht Spaß, ihn und die ihn umgebenden Sätze der Rede von Lindner vor dem NRW-Landtag zu hören.
Und jetzt treten natürlich auch die Kritiker auf: Sein Ausbruch sei nicht ausreichend durchdacht gewesen (ach was, deshalb war es auch ein “Ausbruch”), die Herleitung sei gar getürkt gewesen (und dazu hat sich tatsächlich ein SPD-Mann hergegeben, über den jetzt die Republik lacht?), die ganze Wutrede sei viel zu brilliant formuliert gewesen, als das man an einen spontanen Ausbruch glauben könne (ich bin in dieser Hinsicht sicher, dass Lindner schon länger auf eine solche Steilvorlage gewartet hat und jetzt den Zeitpunkt gekommen sah, und dass er generell ein guter Redner ist, werden ihm auch politische Gegner nicht absprechen). Offenbar gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die einem Christian Lindner seinen Matchpunkt nicht gönnen … leider unabhängig davon, ob er Recht hat.
Womöglich liegt aber genau hier der Hund begraben: Der Redeausschnitt verbreitet sich in rasender Geschwindigkeit in den sozialen Medien, Ottonormalverbraucher, und besonders sowohl erfolgreiche wie auch gescheiterte Unternehmer, stimmen einhellig zu. Als Unternehmer steht man in Deutschland in jedem Fall auf der gesellschaftlichen Verliererseite: Entweder man ist ein böser Ausbeuter, der seine Gewinne besser sozialisieren sollte, oder man wird abgewatscht, die Existenz vernichtet, wenn man erfolglos sein sollte. Dazwischen gibt es vielleicht eine ganz kleine Schicht von Unternehmern, die in Umwelt- oder Sozialthemen erfolgreich agieren, wofür man ihnen auch von linker politischer Seite Lob zollt – wobei man bei denen nicht davon ausgehen kann, dass sie ein erfolgreiches Unternehmen betreiben, solange sie von Subventionen abhängig sind.
Diese Wahrheit in Lindners Rede bildet die Basis für diesen Verbreitungserfolg – und er muss den “sozialdemokratischen Umverteilern”, den Steuerprofiteuren und den “neosozialistischen Ausbeutern aller Parteien” (mit Dank für den letzteren Begriff bei André Lichtschlag) in den Ohren klingeln. Die Gegenreden haben nur einen Grund: Selbst diejenigen, die Lindner oder die FDP nie wählen würden, sich aber einen Rest an gesundem Menschenverstand erhalten haben, wissen, dass er Recht hat. Und vermutlich wissen auch die, die er damit anspricht, in der Tiefe ihres Herzens, dass er Recht hat. Ich möchte gerne glauben, dass in deutschen Parlamenten zwar Menschen unterschiedlicher politischer Auffassung sitzen, aber doch auch alle mit ein wenig Vernunft begabt. Und die sollten wissen: Lindner hat Recht!
Man kann nur hoffen, dass dieser kleine Achtungserfolg des nicht übermäßig großen Vorsitzenden einer kleinen Partei an der Schwelle zwischen Regierungsbeteiligung und “Sonstige” nicht einfach untergeht. Egal was mit der FDP passiert, egal ob sich diese oder andere liberale Parteien im deutschen Politsystem noch mal etablieren, es bleibt zu hoffen, und es ist Aufgabe aller Liberalen sicherzustellen, dass die tiefere Botschaft, die in Linders Sätzen liegt, nicht untergeht. Das Land lebt von Unternehmern, die etwas wagen, das Risiko persönliches Scheiterns eingehen, und die auf der Basis auch von Misserfolgen erfolgreich werden, Arbeitsplätze schaffen, die Gesellschaft voranbringen. Von subventionierten Windparks und politischen Ideologen und Weltverbesserern wird dieses Land nicht leben. Von denen, die von Politikern in aller Regel entweder geschröpft oder verhöhnt werden, kann man den Hut ziehen.
Darum hat es nicht nur Christian Lindner Spaß gemacht, seine kleine Wutrede zu halten, deshalb macht es auch Spaß, sie sich immer wieder anzuhören, und es macht vor allem Spaß zu beobachten, wie sie so vielen Menschen Spaß macht.
Lindners “Wutrede” auf youtube
Zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de
Kommentare zum Artikel
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Bin Gesellschafter und Geschäftsführer seit über 30 Jahre. Habe mein Unternehmen selbst gegründet. Weltweit haben wir 150 Mitarbeiter.
Die Rede von Herrn Lindner habe ich zufällig direkt gehört. Bin (noch) kein FDPler. Diese Rede hat mich als Unternehmer wieder enorm aufgebaut! Habe sie auch meinen Töchtern, meine Nachfolger, vorgespielt. Unglaublich, dass es einen Politiker, vielleicht sogar wieder eine Partei,
gibt, die weiß wie schwer wir es mittlerweile in Deutschland haben. Ehrlichen Dank gibt es nie.
Außer einem Existenzgründungsdarlehen von DM 180T hatte mein Unternehmen noch nie Hilfe von unserem Staat. Ganz im Gegenteil. In einer Krisenzeit, nicht von uns hervorgerufen, kämpften wir erfolgreich gegen unsere Regionalbank und die Behörden und die Politiker haben sich blamabel versteckt! In unserer Laufbahn habe ich in unserer unmittelbaren Umgebung mindestens 3x mitbekommen wie Unternehmen mit Subventionen gepuscht wurden, die es heute aber nicht mehr gibt. Die, die sich damals sonnten, haben Ehrungen erfahren, die unglaublich sind! Das ist Betrug u.a. Anderem an unserem Unternehmen.
MfG. Rudolf Boll/GF
Was von dem S-Kerl LIndner aus chrislticher Sicht zu halten ist, können Sie hier lesen:
http://monarchieliga.de/index.php?title=Lindner%27s_Lektionen
“Das ist einer der Gründe, warum die Menschen heute lieber in den öffentlichen Dienst – da haben Sie ja auch gearbeitet – gehen, statt sich zu gründen. Weil man nämlich, wenn man Erfolg hat, in das Visier der sozialdemokratischen Umverteiler gerät und wenn man scheitert, ist man sich Spott und Häme sicher.” Dieser Satz hat Chancen, neben dem kurzen und prägnanten “Ha, das hat Spaß gemacht!” zu meinem persönlichen Satz des Jahres zu werden.
Sagt Lindner, der ewige Pleitier und Abzocker von öffentlichen Geldern (KfW.)
Es war eine Wutrede mit deutlich angezogener Handbremse, ich würde sogar sagen, schon während Lindner redete, kalkuliert. Aber immerhin, die Leute fühlen, dass da einer ist, der auch mal anders als mit vorgestanzten Worthülsen reden kann.
Ältere unter uns werden mit Wehmut an F. J. Strauß oder H. Wehner denken, als es noch emotionale Rededuelle gab.