Betrachtungen zur Fastenzeit: Besser als Petrus?

Petrus möchte so gerne bei Jesus bleiben, er versichert ihm seine Treue … und doch weiß Jesus, dass er ihn in den kommenden Stunden verraten wird.

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Wer das heutige Tagesevangelium (Johannes 13, 21-33.36-38) vom letzten Abendmahl liest, der kann schon ein bisschen mitfühlen mit Petrus. Er möchte so gerne bei Jesus bleiben, er versichert ihm seine Treue … und doch weiß Jesus, dass er ihn in den kommenden Stunden verraten wird: „Du willst für mich dein Leben hingeben? Amen, amen, das sage ich dir: Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“

Und man würde als Christ heute so gerne sagen: Nein, Herr, ich nicht! Ich werde Dich nicht verraten, notfalls gehe ich für Dich in den Tod!

Und doch ist mir intuitiv klar, dass das nicht so ist, dass ich kein besserer Freund Jesu bin als Petrus. Denn ich kenne doch die Situationen, in denen ich Jesus verleugne. Nein, ich behaupte nicht, ihn nicht zu kennen, bin aber auch nicht mit dem Tod bedroht, wenn ich aufgefordert würde, ihn zu bekennen. Ich bin nur mit so etwas wie sozialer Ausgrenzung bedroht – und selbst das weitgehend nur „gefühlt“ – wenn ich mich zu meinem Glauben bekenne.

Da ist das Unwohlsein beim Tischgebet in der Öffentlichkeit – selbst wenn ich mich durchringe, was auch eine Übungssache ist, in der Kantine oder im Restaurant zu beten, weiß ich doch, dass es nicht die Selbstverständlichkeit ist, mit der ich meinen Glauben bekenne, die mich vermuten ließe, dafür auch aufrechten Hauptes in den Tod zu gehen.

Da ist mein Schweigen in Gesellschaften, in denen der Glaube ablehnend betrachtet wird. Selbst wenn ich mich auch hier dazu durchringe – was mal gelingt und mal auch nicht – meinen Glauben, Gott und auch die Kirche auch in ungelegenen Situationen zu bekennen und zu verteidigen, weiß ich doch, dass es letztlich um kaum etwas geht. Ich stutze, obwohl nicht mehr dran hängt, als vielleicht ein abschätziger Kommentar eines Kollegen oder Bekannten. Und da meine ich, ich würde für Jesus mein Leben hingeben?

Christen sind die weltweit am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft, und man kann nur den Hut ziehen und für die Betroffenen beten, die in Nordkorea oder islamischen Ländern ihre Existenz, ihr Leben auf’s Spiel setzen, wenn sie auch nur eine Bibel besitzen. Dagegen ist in unseren Breiten munteres Christsein, selbst wenn man mal irgendwelche gesellschaftlichen Nachteile in Kauf nehmen muss. Und da glaube ich, besser zu sein als Petrus, Jesus nicht zu verraten?

Skepsis und Demut ist da angesagt, und wenn wir ehrlich sind, sollten wir als erste Etappe mal dafür beten, nicht so zu sein wie Judas Iskariot, der Jesus „aktiv“ verraten hat, als einen von der Gegenwart verklärten und nachsichtigen Blick auf Petrus zu werfen in der Annahme, seine Fehler niemals zu begehen. Ich mache sie hundertfach, setze – wie Petrus bei der Ankündigung des Leidens Jesu – mich, meinen Willen, meine Vorstellung von meinem Leben und dem was Christsein bedeutet an die erste Stelle – und glaube trotzdem, Jesus nachzufolgen?

Herr, lass nicht zu, dass ich werde wie Judas Iskariot, und hilf mir mit Demut auf das Beispiel Petrus zu schauen, der mit Dir gemeinsam Großes geschaffen hat, ohne Dich und ohne sich an Dir zu orientieren aber verloren war.

Ebenfalls erschienen auf papsttreuer.blog.de

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