Am 10.12.2021 erschien in einer Tageszeitung der folgende kurze Leserbrief (editiertes Originalzitat): "Nun ist es also amtlich: R. H. wurde zum Minister für Wirtschaft und Klimaschutz der Bundesrepublik Deutschland gekürt. In dem Buch eben dieses Grünen Ministers, Patriotismus. Ein Linkes Plädoyer, München 2010, finden sich folgende beängstigende und abscheuliche Thesen wieder:-- Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland nichts anzufangen und weiß es bis heute nicht.-- Diese Aussagen und Äußerungen finde ich zum Kotzen. M. U. aus H." 

In der deutschen Vulgärsprache bedeutet diese Phrase "etwas abstoßend, abschreckend bzw. widerwärtig" finden-- oder auch "hassen, verachten, ablehnen". Im Gegensatz zu diesem "Grünen" Minister-Vaterland-Hass äußerte sich die "Blaue" AfD-Politikerin Frau Dr. A. Weidel  zwei Jahre später zur "V.-Frage" in einem Interview wie folgt : "Ich liebe Deutschland -- ich liebe mein Vaterland" (Auf-1 TV, 6. 2. 2024). Diese "Blaue" Heimatverbundenheit führt uns zurück zu Bedrich Smetana, der als Begründer der tschechischen Nationalmusik in die Geschichte eingegangen ist.

Am 2. März 1824 gebar die dritte Ehefrau eines kleinwüchsigen, musikalischen, erfolgreichen tschechischen  Bierbrauers in Leitomischl ,120 Km östlich von Prag, nach 7 Töchtern aus früheren Beziehungen den lange ersehnten Sohn -- Bedrich, in deutscher Sprache: Friedrich. Die Familie Smetana erfreute sich an der außergewöhnlichen musikalischen Begabung ihres Sohnes, der bereits als Kind sehr gut  Klavier und Violine spielte und zu komponieren begann. Nach mehreren berufsbedingten Umzügen und Abschluss des Gymnasiums in Pilsen wechselte Bedrich 1843 gegen den Willen des Vaters nach Prag, um dort Musik zu studieren. 

Ab 1845 wirkte Smetana, der nur 1,60 m hoch war,-- Körpergröße ist weitgehend erblich-- als Pianist und Klavierlehrer, allerdings unter finanziell ärmlichen Verhältnissen. In seiner Not schrieb er einen Bittbrief an Franz Liszt, der einen Verleger für Smetanas Opus 1-- Sechs Klavierstücke-- fand und den jüngeren Tschechen jahrelang mit Rat und Tat unterstützte. Aus Smetanas 1849 geschlossener erster Ehe gingen vier Töchter hervor, von denen 3 früh starben -- nur Tochter Sophie überlebte die Kindheit;  sie kümmerte sich später um den ertaubten, psychisch angeschlagenen Vater.

 Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Smetana 1860 ein zweites Mal; aus dieser unglücklichen Ehe mit einer eigenwillig-egoistischen Dame gingen 2 Töchter hervor.  Treffen mit Franz Liszt und Aufführungen von Smetanas  frühen Orchesterwerken  waren Höhepunkte seiner ersten Prager Zeit. Da der kreative Mensch im eigenen Land oft nicht zählt, nahm Smetana eine Position in Schweden an. Nach 5 relativ glücklich-erfolgreichen Jahren als Kapellmeister in Göteborg, wo man die Kompositionen des "Kleinen Tschechen"  außerordentlich lobte und schätzte, kehrte er 1861 nach Prag zurück, um dort, zunächst wieder als Klavierlehrer mit eigenem Lehrinstitut, zu wirken. Von 1868 bis zum völligem Gehörverlust 1874 wirkte Smetana in Prag als Theater-Dirigent und Kapellmeister, allerdings wieder unter finanziell armseligen Bedingungen. 

Die sogenannten "Alt-Tschechen"-- konservativ-feudal geprägt, bekämpften den progressiv-künstlerisch lebenden "Jung-Tschechen" Smetana, der klar seine Vaterlandsliebe zum Ausdruck brachte. Obwohl seine erste Sprache -- z.B. dokumentiert durch Smetanas Tagebucheinträge-- deutsch war, definierte sich der Musiker deutlich als tschechischer Patriot. Beleg: z.B. ein Brief aus dem Jahr 1860 -- dort schrieb Smetana, er "sei mit Leib und Seele Tscheche und Stolz darauf, sich einen Sohn unserer rühmlichen Nation nennen zu dürfen". 

Ab 1874 war der Hörverlust des Theater-Dirigenten derart weit fortgeschritten, dass Smetana sein Amt, wegen völliger Taubheit, niederlegen musste. Die "Alt-Tschechen", eifersüchtig-kleinliche Spießbürger in wichtigen Ämtern, bekämpften den sensiblen Komponisten mit Intrigen und Demütigungen; man bezahlte ihm ein so kleines Ruhegehalt -- mit Verpflichtung zur Ablieferung von Theater-Kompositionen --, dass der Musiker im Alter von 50 Jahren zum Versorgungsfall wurde. Ein "Bürgergeld" für Alle, wie heute in Deutschland, gab es aber damals in Tschechien nicht, sodass große, reale existentielle Sorgen zu bewältigen waren..

 Bedrich Smetana verbrachte seine letzten neun Lebensjahre  als Gast im Forsthaus des Ehemannes seiner Tochter Sophie, wo er, ohne etwas zu hören, als Komponist wirkte. Mit unglaublicher Selbstdisziplin schuf er aus dem Gedächtnis weitere Werke von Weltruhm, wie z.B. sein Streichquartett in d-moll. Es sei an Ludwig van Beethoven erinnert, der seine 9. Sinfonie ebenfalls nach völligem Gehörverlust komponierte. Smetana starb am 12. Mai 1884 in der "Landesirrenanstalt Prag" -- verarmt, einsam, geistig verwirrt -- vom Leben enttäuscht.

 Neben seiner 1866 komponierten Erfolgs-Oper "Die verkaufte Braut"  hinterließ Smetana weitere Bühnenwerke, Kammermusik, Orchester-Kompositionen, und, als virtuoser Pianist -- zahlreiche Klavier-Solo-Stücke, die er oft zu Zyklen zusammengefasst hatte. Sein berühmtestes Orchesterwerk, der 6-teilige Zyklus "Mein Vaterland", aus jeweils einer Sinfonischen Dichtung bestehend, vollendete er, bereits taub, ab dem Schicksalsjahr 1874.

 Teil-2 dieses genialen Meisterwerkes, "Die Moldau", ist eine ca. 13 Minuten lange Ton-Schöpfung ersten Ranges. Smetana zeichnet sinfonisch diesen Fluss, von der Quelle bis zum  Abgang, nach. Die ersten beiden Sinfonischen Dichtungen des Zyklus "Mein Vaterland", "Wyschehrad" und "Die Moldau", wurden 1875 uraufgeführt-- die anderen, ebenso brillanten Teile folgten später. Was zeichnet  "Die Moldau" derart aus, so dass dieses Teilwerk die anderen 5 Parts des Zyklus bis heute überschattet? 

Smetana verwendet eine eingängig-volksliedhafte Melodie, die er, in romantischem e-moll gesetzt, durch andere Tonarten führt, um dann in strahlendem E-Dur ein furioses Finale zu gestalten. Da der Komponist ein relativ langes-abstraktes Intro voransetzte und in den Mittelteilen der Sinfonischen Dichtung komplexere Themen vorstellt, ist dieses Meisterwerk leider bis heute bei unseren "Pop-und Rock-Fans" nicht angekommen. 

Ich habe daher eine "Rocky Smeta-Moldau" "re-composed", wobei mir die Originalpartitur als Leifschnur diente. Über zart-sanfte Melodiebögen erhebt sich dieses Musikstück für Piano, Synthesizer und Schlagzeug -- und endet in rockigen Akkorden, die dem Zeitgeschmack entsprechen dürften. Im November 2024, d.h. zum 150. Geburtstag von Smetanas Moldau, wird diese populäre Version via Spotify, Amazon Music, Youtube Music usw. weltweit verfügbar sein -- in der Hoffnung, Bedrich Smetana bei den unter-25-Jährigen bekannt & beliebt zu machen. Ob mir das gelingen wird, steht derzeit noch in den Sternen.

Zurück zum eingangs zitierten Leserbrief vom Dezember 2021. Der Autor dieses Protestschreibens findet den Vaterlands-Hass des damals neuberufenen Grünen Wirtschaftsministers abstoßend -- und deutet somit an, dass er die "Blaue Vaterlandsliebe", z.B. von der AfD-Politikerin Dr. A. Weidel zum  Ausdruck gebracht, befürwortet. Mitte 2023 hat der britische "Economist" geschrieben, Deutschland sei wirtschaftlich der "Kranke Mann Europas". Als politisch neutraler Evolutionsbiologe, Buchautor und Musiker erlaube ich mir die offenkundige Frage,-- ob das nicht auch mit der  fehlenden Vaterlandsliebe des betreffenden Ministers zu tun haben könnte? 

Bedrich Smetana war ein tschechischer Patriot, der sein Vaterland verehrte -- sonst hätte er wohl niemals "Die Moldau" und andere geniale musikalische Werke komponiert, und er wäre auch nicht zum "Urvater der tschechischen Nationalmusik" geworden -- ein Ehrentitel, der ihm vollumfänglich zusteht.

 Fazit: "Blaue" Vaterlandsliebe, so politisch inkorrekt sie  derzeit  im "Grünen" Deutschland  auch sein mag, hat in der Geschichte der Menschheit durchaus Positives bewirkt. Ohne Smetanas geniale Musik wäre zumindest mein Leben ärmer an ästhetischen Genüssen. Daher wünsche ich mir, dass dieser "Tschechische Beethoven", ein heimatverbunden-authentischer Tonkünstler, zum 200. Geburtstag weltweit angemessen gewürdigt wird.

 Nach dem Ende  seines armselig-entbehrungsreichen Erdendasein --1884-- strahlt noch heute Smetanas musikalisch-kreativer Genius auf uns herab und bereichert unser Leben.  Friedrich Nietzsche hat einmal sinngemäß gesagt: "Ohne Musik ist unser Dasein erbärmlich"-- Bedrich Smetana hat bis kurz vor seinem Tod in völliger Taubheit unsterbliche Ton-Schöpfungen hervorgebracht -- und konnte damit sein einsames Forsthaus-Dasein als frustrierter Kostgänger seiner Tochter mit Schwiegersohn bis zum geistigen Verfall einigermaßen ertragen. 

 Weitere Infos, s. twitter.com/kutschera_u 

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