Griechenlandkrise und BRICS-Treffen

Was verbindet die USA mit BRICS und Griechenland?

Zwei Ereignisse bewegen aktuell die US-Regierung: die Griechenlandkrise und der Schulterschluss der BRICS-Staaten. In den letzten Tagen wurde offensichtlich, wie die Fäden zusammenlaufen.

Foto: Пресс-служба Президента России/wikimedia.org/CC BY SA 2.0 (Ausschnitt)
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Die Griechenlandkrise hat sich zugespitzt. Europa zeigt sich von seiner schwachen und uneinigen Seite. Differenzen zwischen der EU-Kommission, einzelnen Mitgliedsländern, der EZB und dem IWF sind deutlich geworden. Die Situation in Griechenland ist prekär. US-Präsident Barack Obama hat sich besorgt über die Situation geäußert. Die New York Times macht Stimmung: Deutschland solle Griechenland entgegen kommen.

Uneinigkeit in Europa, Einigkeit bei den BRICS-Staaten

Während die EU am Griechenlandproblem verzweifelt und innerlich zerstritten ist, demonstrierten beim Gipfeltreffen im russischen Ufa die Vertreter der BRICS-Staaten Einigkeit und Zuversicht.

Die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) waren vertreten von der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem indischen Premierminister Narenda Modi, dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und dem südafrikanischem Präsidenten Jacob Zuma. Zusammen vertreten sie rund drei Milliarden Erdenbewohner.

Parallel fand das Treffen der „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ)“ statt. Zur SOZ gehören neben Russland und China auch Kasachstan, Usbekistan, Kirgisien und Tadschikistan. Als Beobachter mit Beitrittsambitionen sind Pakistan, Indien, der Iran und die Mongolei assoziiert.

Eurasien hält an Seidenstraßenstrategie fest

Der chinesische Präsident Xi Jinping betonte die Notwendigkeit der transeurasischen Handelsrouten und warb um den Ausbau der nördlichen Seidenstraßenroute, die durch die Mongolei führt. Für die Mongolei ist eine verstärkte Zusammenarbeit Russlands und Chinas wichtig, weil das Land als Binnenstaat zwischen beiden Großmächten bisher regelmäßig in Loyalitätskonflikte geriet. Der Ausbau der Handelsrouten betrifft vor allem Zuglinien, Straßen und Pipelines. Aber auch die südliche Seidenstraßenroute via Usbekistan soll ausgebaut werden. Schon jetzt sind Russland und China die wichtigsten Handelspartner Usbekistans. Der Traum von der Seidenstraße, die Ostasien mit Europa verbindet, ist Chinas großes neues Projekt des 21. Jahrhunderts. Mehr als 40 Milliarden US-Dollar soll China schon in dieses Projekt investiert haben.

BRICS-Staaten wollen sich von der Finanzdominanz des Westens lösen

Während die EZB und der IWF um den Erhalt der Eurozone und die Finanzsituation Griechenlands ringen, haben sich die BRICS-Staaten längst auf die Gründung der BRICS-Development-Bank geeinigt. Umgerechnet bis zu 200 Milliarden US-Dollar an Währungsreserven sollen die BRICS-Bank stützen. Damit will man sich vom IWF und der Weltbank unabhängiger machen.

Als Erfolg wird bereits die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) gewertet. 57 Staaten aus fünf Kontinenten waren an der Gründung der Bank mitbeteiligt. Die USA nicht. In der ZEIT wurde die Gründung der AIIB denn auch als „Niederlage für die Finanzmacht USA“ gewertet.

Geostrategische Sorgen der USA

Die Parallelität von EU-Schwäche einerseits und der BRICS-Einigkeit andererseits bereitet in den USA Kopfzerbrechen. Der Grund hierfür ist geostrategischer Natur. Griechenland könnte durch einen Grexit, in die Arme Russlands beziehungsweise der BRICS-Staaten getrieben werden. Besonders Russland hat traditionell ein starkes geopolitisches Interesse an den Balkanstaaten und der Ägäis. Es geht um den Zugang zum Mittelmeer.

Außerdem trifft es in Washington nicht gerade auf Jubelrufe, wenn die BRICS-Bank zunehmend die internationale Rolle des IWF und der Weltbank relativieren sollte. Der direkte Draht zur Finanzwelt ist immerhin ein wichtiger Standortfaktor für die US-Wirtschaft.

Die USA scheinen an einer Schwächung des Euro-Raumes nicht interessiert zu sein

Allen Unkenrufen zum Trotz, scheint in den USA wenig Interesse daran zu bestehen, die EU oder den Euro-Raum zu spalten. Vielmehr wird in Washington die Sorge geäußert, dass eine Währungs- und Finanzkrise Europas negative Konsequenzen für die US-Wirtschaft haben könnte. Das heißt jedoch nicht, dass es auch Gruppen gibt, die aus der Situation Profit zu schlagen gedenken.

Die Reduktion der US-Interessen auf eingleisige Motive greift ins Leere, weil es in Washingtoner Regierungskreisen unterschiedliche Interessengruppen gibt. Washington ist übervoll an Lobbyisten: Da gibt es die Vertreter der Militärs und Sicherheitsfirmen, der Rüstungsindustrie, die Sprecher der Energiekonzerne und Öl-Multis, die US-High-Tech-Branche und die Trendsetter aus Silicon Valley, die Interessen milliardenschwerer Einzelinvestoren, die um ihre Investitionen fürchten, die weltweit größte Gesundheits- und Pharmaindustrie, die Vertreter der Banken und Finanzinstitute, die Federal Reserve Bank und Wallstreet.

Die unterschiedlichen Einflüsterungen in Washington werden bereichert durch die Stellungnahmen der Think Tanks und Regierungsberater. Diese Vielzahl der Impulse kann dazu führen, dass die Politik der US-Regierung gelegentlich erratisch statt stringent wirkt. Oftmals müssen Interessen gegeneinander abgewogen werden. Man sucht dann das kleinere Übel.

Ohne ausschließen zu können, dass es in den USA Interessen gibt, den Euro-Raum zugunsten des US-Dollar-Raumes zu schwächen, um die US-Wirtschaft auf die Beine zu helfen, scheint es übergeordnete Interessen zu geben. Und die sind in diesen Tagen klar erkennbar: Eine Schwächung des Euroraumes und ein Austritt Griechenlands könnte das Land der Hellenen an die BRICS-Staaten führen und somit die Position Russlands und Chinas gegenüber den USA stärken. Das will man unter allen Umständen verhindern.

Das machte US-Präsident Barack Obama deutlich, als er mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ein ernsthaftes Wörtchen zu reden hatte. Wie die Presse berichtete, drängte Obama die EU dazu, einen Schuldenschnitt in Erwägung zu ziehen, um Griechenland nicht zu verlieren. Das wird besonders in der US-amerikanischen Berichterstattung deutlich, die die deutsche Haltung klar kritisiert. Nicht umsonst werden in der New York Times die Erinnerungen an den Schuldenschnitt für Deutschland 1953 aufgefrischt. Man will daran erinnern: Auch Deutschlands Wirtschaftswunder profitierte vom Teilschuldenerlass.

( Schlagwort: GeoAußenPolitik )

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: frohgemut

die amerikaner sollen ersteimal ihr problem mit costa rica klären bevor sie europa ratschläge erteilen wollen,und auserdem fand der ausbruch der finanzkrise in amerika statt-

Gravatar: karl deutscher

die erste Pflicht des Kanzlers und dessen Government ist das Interesse der Heimat zu verteidigen . Weder Frau Kasner noch Herr Krueppel tun dies. Das Problem Ds. hat einen einzigen Namen : die Besatzung. Diese Herren/Frau(en) haben keine Moral und sollten weg .

Gravatar: Hajo Blaschke

Griechenland macht 2% der Wirtschaftsleistung der EU aus. Ein lachhafter Wert. Das brauchen die BRICS bestimmt nicht. Außerdem kennt vor allem Russland die griechischen Pappenheimer bestens und wird denen keine Kopeke hinterherwerfen. Was die USA anbetrifft: die wollen Chaos und Krise in Europa aufrechthalten. Außerdem ist die Türkei als Flugzeugträger und Aufmarschgebiet viel interessanter als Griechenland.

Die Geldverschwendung für die Griechen hat einzig und allein den Sinn, dass das Murksel nicht eingestehen muss, welchen immensen Schaden die für Deutschland abgerichtet hat.

Gravatar: Hans von Atzigen

Die Argumentation mit Griechenland kann man getrost als weitestghenden Unsinn einstufen.
Es passt nicht ins grosse Bild in den ,,rooten,,Faden.
China und Russland haben sich in den letzten 25 Jahren auf de internationalen Bühne zurückgehalten. Zum Einen auch klar mangels Masse und Bedacht. China hat Real Produktive Mass aufgesogen.Russland hat sich konsolidiert
und Militärisch erholt.Die USA-EU haben Wirtschfats- Geopolitisch abgegeben. Die BRICS Staaten sind im wesentlichen gute Stücke.
Es ist aus Wirtschaftlicher Sicht unlogisch Pleitestaaten
wie Griechenland, Ukraine usw. ins Boot zu holen oder um jeden Wirtschaftlichen Preis zu halten.
Das schwächt letztlich die eigene Position im Geostrategischen Spiel.
No.1 Ganz klar ist Wirtschaft.
No.2 Militärstrategie.
Klar auch es gibt ,,Grauzonen,, und Überschneidungen.
Zusammenhänge die unübersehbar auch den US so langsam bewusst werden, es beginnt zu Dämmern.
Der Aktionismus der USA hat ganz handfeste Gründe,
die das aktuelle Gebaren im Wesentlichen erklären Logische Volge.
Ohne Zweifel US sind KEIN Weltherrschaftsgebilde.
Es ist die mildeste Vorm Welthegemon.
Die gerät zunehmend unter Druck, natürlich mit den unvermeindlichen Wirtschaftlichen Begleiterscheinungen.
Die Allgemeine Lage muss als Brisant eingestuft werden.
Die sog. Globalisierung auch als Gescheitert.
Zwischen Zielbild und handfester Realität klafft eine erhebliche Lücke.
Da liegt Zeitenwende- Geruch in der Luft.
Tja nicht allzuviel aus der Geschichte gelernt.
Freundliche Grüsse

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