„Russia Today“

RT-Deutsch: Aller Anfang ist schwer

Seit Mitte November gibt es eine deutschsprachige Internetpräsenz des russischen Nachrichtensenders „Russia Today“ mit verlinktem YouTube-Kanal. Doch der Sender steckt noch in den Kinderschuhen.

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Lange wurde darauf gewartet, nun ist es soweit. Der russische Nachrichtensender „Russia Today“, kurz „RT“ genannt, hat seit diesem Monat einen deutschen Ableger. Um es gleich vorwegzunehmen: Es handelt sich noch nicht um einen kompletten Fernsehkanal, sondern lediglich um eine Internetseite mit angeschlossenem YouTube-Channel.

Dennoch haben zahlreiche deutsche Zeitungen und Fernsehsender bereits Alarm geschlagen und einen Popanz aufgebauscht: Putins Propaganda auch auf Deutsch! Als ob es kein Satellitenfernsehen und kein Internet gäbe, in dem sowieso bereits alle Sichtweisen dieser Welt auffindbar und zugänglich sind. Die journalistische Hysterie gegen ausländische oder alternative Nachrichtensender nimmt in der deutschen Medienlandschaft zunehmend groteske Züge an.

Wer oder was ist „Russland Heute“?

Doch worum geht es eigentlich? „Russia Today“ bzw. RT ist ein staatlich finanzierter Fernsehsender. Wer das weiß, dem ist klar, dass es sich um das internationale Sprachrohr Russlands handelt. Na und? RT war als Gegenstück zu anderen international ausstrahlenden Nachrichtensendern gegründet worden, als Pendant zu DW-TV (Deutsche Welle), BBC World (Großbritannien), France 24 (Frankreich), CCTV (China), PressTV (Iran), Al-Jazeera (Katar), Al-Arabiya (Dubai), Euronews und CNN International. Wer hält diese Sender für unabhängig?

Besonders die englischsprachige Version von RT ist international sehr erfolgreich. Wir haben bereits darüber berichtet, wie weltweit immer mehr Fernsehzuschauer auf die englischsprachigen Sender von RT oder Al-Jazeera ausweichen, um andere Sichtweisen auf internationale Krisen und Konflikte kennen zu lernen. Dieses Anhören verschiedener Perspektiven kennen wir aus der Zeit des Kalten Krieges, als man zwischen „Voice of America“ und „Stimme Russlands“ hin- und herschalten konnte, um den rhetorischen Wettstreit der Systeme zu verfolgen.

Besonders im Internet ist die englischsprachige Ausgabe von RT sehr beliebt. Auf YouToube war RT der erste Nachrichtenkanal, der mehr als eine Milliarde Mal angeklickt wurde. Im US-amerikanischen Satellitenfernsehen ist RT bereits der beliebteste Auslandssender nach BBC World.

RT Deutsch – ein Sender in den Kinderschuhen

Und „RT Deutsch“? Man merkt schnell, dass es sich um eine Art Pilotprojekt handelt oder zumindest um einen Sender im Anfangsstadium. Die allermeisten Beiträge sind vom englischsprachigen RT übernommen und ins Deutsche übersetzt worden.

Originär in Berlin gedreht ist dagegen der Rahmen der Sendung „Der fehlende Part“. In einem kleinen, noch improvisiert wirkenden Fernsehstudio moderiert die jungendliche und durchaus attraktive Jasmin Kosubek eine halbstündige Sendung mit einem bunten Mix aus Nachrichten und Meinungen. Die bisher ins Studio geladenen Gäste sind vor allem aus alternativen Internetmedien bekannt – vielleicht, weil sie Ansichten vertreten, die für das deutsche Fernsehen nicht „Mainstream“ genug sind. Oder solche, die sich bereits mit anderen Nachrichtenmedien angelegt haben, wie z.B. Udo Ulfkotte, der sich kritisch mit der Berichterstattung in den Medien auseinandergesetzt hat.

Die Moderatorin und die Reporter von „RT Deutsch“ sind noch jung. Sie wirken unbedarft und unprofessionell, versprechen sich oft, artikulieren sich falsch oder unterbrechen ihre Interviewpartner in ungünstigen Momenten. Selbst bei größtem Verständnis kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie manchmal auch inhaltlich überfordert sind.

Das Ganze wirkt wie ein Déjà-vu mit MTV und VIVA in ihren Anfangsjahren. Nun muss dies kein Malus sein. Gerade auf junge Zuschauer kann dies authentisch wirken. Oft genug hat sich gezeigt, wie Moderatoren und Fernsehjournalisten mit ihrem Fernsehformat wachsen und an Erfahrungen und Professionalität Schritt für Schritt hinzugewinnen.

Dass bereits die ZDF-Heute-Show die RT-Sendung durch den Kakao gezogen hat, Oliver Welke von „Verschwörungstheoretikern“ schwadronierte und Carolin Kebekus in die Rolle der Jasmin Kosubek schlüpfte, um die RT-Moderatorin lächerlich zu machen, ist völlig verfrüht und überzogen. Kabarett, Satire und Karikatur sind wichtige Ventile. Doch diesmal hat man das Gefühl, dass auf RT-Deutsch nach dem Motto eingeschlagen wird: Töte es, bevor es wächst und Eier legt.

Vielleicht reagieren die Mainstream-Medien deshalb so überzogen, weil sie wissen, wie erfolgreich RT in der englischsprachigen Welt ist, und nun einen ähnlichen Erfolg im deutschsprachigen Raum befürchten.

Noch Meilen von der englischsprachigen Version entfernt

Zurzeit liegen noch Meilen zwischen dem Pilotprojekt „RT Deutsch“ und der englischsprachigen Vollversion von RT („RT News“, „RT UK“ und „RT America“). Dort sind Vollprofis am Werk, die eloquent und scharfsinnig mit nahezu allen Themen und Gästen souverän umgehen können.

So beispielsweise Peter Lavelle, der in der Sendung „CrossTalk“ mit seinen Gästen brisante politische Themen debattiert. Oder Max Keiser und Stacy Herbert, die in ihrer Londoner Sendung „Keiser Report“ die Finanzwelt sarkastisch aufs Korn nehmen. Polyglott und eloquent präsentiert sich Sophie Schewardnadse, die Enkelin des einstigen sowjetischen Außenministers, die mit hochrangigen Gästen diskutiert. In den USA ist besonders die RT-Talkshow „The Big Picture“ mit Thom Hartmann beliebt.

Für Aufsehen sorgte Alyona Minkovski, die sich durch ihre hartnäckigen Attacken gegen FOX News und Glenn Beck einen Namen als unerschrockene Moderatorin machte – bis sie von der Huffington Post abgeworben wurde. Schließlich konnte RT sogar die CNN-Legende Larry King als Moderator gewinnen.

Bis zu diesem Format ist es für „RT Deutsch“ noch ein langer Weg. Aber wer weiß, was noch alles zu erwarten ist, wenn „RT Deutsch“ erst einmal als wirklicher Fernsehsender via Satellit oder Kabel ausgestrahlt wird.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: olga.chraska

Habe mir schon seit 8/15 einen ausländischen, unabhängig von Deutschland und Österreich, Berichterstatter über alle wichtigen zu wissenden aktuellen Ereignisse der Erde, die sonst nicht einmal angesprochen werden dürfen, ohne daß gleich jemand nach Zensur schreit,gewünscht. Funktioniert ganz gut. Wie wäre es mit einen kleinen einfachen Russisch-Kurs für Deutschsprachige und kleine Berichte über RU? Gruß us Wien!

Gravatar: Dennis

Wer z.B. nur verfolgt hat, wie einseitig BILD gegen die Griechen gehetzt hat, der kann kein Loblied auf die deutschen Medien anstimmen. Und die zwangsfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen Fernsehanstalten sind nichts als Regierungssender, hinter deren Maske zu sehen viele nicht ausreichend vernunftbegabt sind.

Gravatar: Axel Vogelmann

Gott sei Dank – nun kommt die freie Presse auch nach Deutschland! Nach der spanischen, englischen und arabischen RT-Ausgabe kommt nun doch noch die deutsche Antwort. Es wird Zeit, all den: Bilderbergern, den Freimaurern, den ewigen Kriegstreibern und hypokritischen Verschwörern endlich das Handwerk zu legen. Der permanente kryptische Gehirnbrei im ewigen Mc Donald's Verdummungsparadis bekommt nun seine befreiende Alternative. Das deutsche Bildungssystem hat schon zu viel Schaden an der wunden Seele hinterlassen - Kriege und andere apokalyptische Katastrophen mit verantwortet.

Gravatar: Ich

Sehe es exakt wie der Autor und wünsche RT Deutsch für die Zukunft alles Gute und dass sie bald über Satellit bzw. Kabel zu empfangen sind.

Gravatar: Theofan

Ja, Freiheit ist auch die Freiheit der Andersdenkenden, und insoweit mag RT Deutsch ein Existenzrecht besitzen. Ich bin übrigens schon auf ARD Russisch im postsowjetischen Kabelnetz gespannt. Wie jetzt, das ist unvorstellbar? Und das würde auch keiner finanzieren? Nanu?

Wenn ihr wirklich glaubt, dass RT Deutsch so was wie freiewelt.net wird, eine Plattform für Andersmeinende, gesponsort vom netten KGB-Paten, dann ist das ein Irrtum. Diese Plattform wird im sleep-mode aussehen wie BBC & Co, vielleicht sogar besser sein. Aber sie wird, sobald es darauf ankommt, mit allem, was moderne Propagandamechanismen hergeben, Meinung bilden. Wessen Meinung?
Wir können das im naiven Vertrauen auf den Wert von Pluralität vielleicht tolerieren, aber bitte redet es nicht auch noch schön.

Gravatar: Florian Hohenwarter

Ha, ha , Glückwunsch, jetzt haben Sie alle Kampfbegriffe in Ihren Kommentar untergebracht.
Nun können Sie wieder auf Bild-Online Ihren Horizont erweitern. :-)

Gravatar: Winfried Dolderer

Wie kommen Sie dazu, sich mit dem Titel "Freie Welt" zu schmücken? Sie sind klar erkennbar Feinde der Freiheit, Populisten, krude Verschwörungstheoretiker. Ihr putinistischer Propagandascheiß schlägt dem Faß die Krone mitten ins Gesicht.

Gravatar: MAX

Man kann dem Sender nur Erfolg wünschen.
Er ist ein Gegengewicht zu dem deutschen zwangsfinanzierten Staatsfunk
und unseren anderen Qualitätsmedien.
Diese MSM sind nicht besser als die Gleichschaltung in der DDR.
Wer hätte gedacht , daß wir nach 25 Jahren Mauerfall diese
mediale Lügenpropaganda vorgesetzt bekommen.

Gravatar: liya

"Wer das weiß, dem ist klar, dass es sich um das internationale Sprachrohr Russlands handelt. Na und?"

Genau, und es gibt auch keine Unterschiede mehr zwischen Diktatur und Demokratie. Alles eins…

Solche Artikel sind nur ein Beispiel dafür, wie wenig Ahnung Leute, die in Freiheit aufwachsen, von Despotie und Unterdrückung haben.

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