Globales Ölfördermaximum

»Peak Oil«: Wenn fossile Rohstoffe knapp und teuer werden

Derzeit plagen hohe Rohölpreise und Verknappungen am Erdgasmarkt die Weltwirtschaft. Deutschland ist besonders betroffen. Der ISSB e.V. warnte schon 2014 beim Thema »Peak Oil« vor Ressorucenverknappungen. Es ist so aktuell wie nie.

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[Dieser Artikel des ISSB e.V. erschien bereits am 07.07.2014 auf der »Freien Welt«. Aus aktuellen Gründen wird er nochmal abgedruckt.]

1956 schockte der Geologe und Erdölexperte M. K. Hubbert die Welt. Seine Erkenntnis: Die globalen Ressourcen an fossilen kohlewasserstoffhaltigen Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas und Kohle sind endlich. Seine Beobachtung: Nach jeder Entdeckung eines neuen Ölfeldes steigt die Förderung zunächst an, verbleibt dann kurzzeitig auf einem hohen Niveau, um schließlich unumkehrbar abzufallen. Das Fördermaximum eines Ölfeldes ist somit lange erreicht, bevor es erschöpft ist.

Das hat folgende Gründe: Am Anfang muss das Ölfeld erschlossen werden. Dazu braucht man zahlreiche Probebohrungen, um das Ausmaß abzuschätzen. Zu Beginn ist der Druck des Öllagers am höchsten. Das Öl schießt aus dem Boden und ist leicht zu fördern. Ist das Ölfeld komplett erschlossen, erreicht die Produktion ihren Höhepunkt. Schließlich sinkt die Produktion. Denn das verbliebene Restöl ist nur noch unter hohem Energieaufwand zu fördern.

Nach der Peak-Oil-Theorie wird irgendwann ein weltweites Ölfördermaximum erreicht sein, und zwar dann, wenn der Großteil der Ölquellen den Peak – also den Gipfel – überschritten hat. Dann fällt die globale Erdölproduktion ab. Oft wird »Peak Oil« missverstanden. Denn es bedeutet nicht, dass das Öl in naher Zukunft bis auf den letzten Tropfen komplett verbraucht sein wird. Es bedeutet lediglich, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Steigerung der Produktion bzw. Förderung mehr möglich ist.

Für eine auf fossile Ressourcen basierende Industriezivilisation bedeutet dies den Verzicht auf Wirtschaftswachstum. Denn die boomenden Wirtschaftsnationen Asiens sind mindestens ebenso hungrig nach Energie und Rohstoffen wie Europa und Nordamerika. Bei einer Verknappung der Ölreserven und einem Abfall der Fördermengen ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Wirtschaftssystem darauf reagiert. Auf »Peak Oil« folgt zeitverzögert der ökonomische »Tipping Point«. Dann droht der totale Kollaps.

Erdölproduktion hat in vielen Ländern bereits den Peak erreicht oder überschritten

Einige der größten Ölfelder der Welt haben bereits ihr Fördermaximum überschritten, vermutlich sogar das berühmte Ghawar-Feld in Saudi-Arabien. Saudi-Arabien und Russland sind derzeit die größten Erdölproduzenten der Welt.

Problematisch an der Peak-Diagnose ist, dass sie erst einige Jahre später verifiziert werden kann. Denn zunächst muss abgeklärt werden, ob es sich um kurzfristige Produktionsschwankungen handelt oder um die Anzeichen eines langfristigen Niedergangs. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Transparenz in der Energiepolitik. Nach einer OPEC-Regel muss die Maximalförderung pro Jahr in einem bestimmten Verhältnis zu den offiziell angegebenen Reserven stehen. Es wird befürchtet, dass einzelne Staaten diese Zahlen und Statistiken manipulieren, um ihre Jahresfördermenge auf einer gewünschten Höhe zu halten.

Irak und Iran haben mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr Fördermaximum noch vor sich. Beide Länder verfügen nach Saudi-Arabien über die größten Ölvorkommen der Welt. Daher ist die politische Situation in diesen Ländern von internationalem Interesse. Weiterhin stehen vermutlich noch Länder wie Kasachstan, Libyen, Sudan, Aserbaidschan, Katar und Algerien vor dem Fördermaximum. Dagegen haben viele andere Länder ihr Fördermaximum bereits erreicht oder überschritten, darunter Syrien (1995), Argentinien (1998), Venezuela (1998), Australien (2000) oder Oman (2001).

In Europa war »Peak Oil« schon vor Jahrzehnten erreicht worden. Lediglich die Ölfunde in der Nordsee haben für einen temporären Aufschub gesorgt. Doch auch deren Tage sind gezählt. Norwegen erreichte das Fördermaximum 2001, Großbritannien 1999. Deutschland hatte bereits in den 1960er Jahren die Maximalförderung überschritten. Rund zwei Drittel des europäischen Erdölbedarfs müssen importiert werden. Die Tendenz ist steigend. Selbst Großbritannien ist mittlerweile vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur geworden.

In den USA war das Fördermaximum des leicht zu fördernden texanischen Öls bereits in den 1970er Jahren eingetreten. Neuerdings werden jedoch wieder erhebliche Steigerungen der amerikanischen Erdölproduktion verkündet. Grund hierfür sind die Förderungen des schwer erreichbaren Öls, dessen Exploration sich damals wirtschaftlich noch nicht gerechnet hatte. Die Fördertechnologien sind vorangeschritten. Auch das umstrittene Fracking hat seinen Anteil an der Entwicklung. Mittlerweile träumt Nordamerika von »Energy Independence«. Hauptgrund für diese Euphorie sind die riesigen Ölsandfelder von Alberta im Westen Kanadas. Problematisch bleiben jedoch die steigenden Kosten der Ölgewinnung und die nachhaltigen Beeinträchtigungen für die Umwelt.

Wann lohnt sich Erdölförderung?

Öl zu fördern lohnt sich nur, wenn die zur Förderung aufgebrachte Energie deutlich geringer ist als die gewonnene Energie. Kurz: Muss man eine Tonne Öl an Energie aufwenden, um hundert Tonnen Öl zu gewinnen, lockt das große Geschäft. So war es noch vor einem halben Jahrhundert. Wenn man jedoch für die aufgebrachte Energie unterm Strich nur wenig mehr an Energie in Form von Öl herausbekommt, wird die Gewinnmarge zu klein. Die Unternehmungen rechnen sich dann nicht mehr.

Neue entdeckte Ölquellen sind in den seltensten Fällen leicht auszubeutende konventionelle Ölfelder. Heutzutage handelt es sich zumeist um solche in schwer zugänglichen Terrains. So wurden beispielsweise vor der Küste Brasiliens Ölvorkommen entdeckt. Doch um zu diesen Tiefseelagerstätten vorzudringen, müssen 2.000 Meter Meerestiefe überwunden und 4.000 Meter Gestein durchbohrt werden.

Die Katastrophe der Ölplattform »Deepwater Horizon« im Jahre 2010 hat der Welt die Augen geöffnet, wie gefährlich und kostspielig es werden kann, Öllager in der Tiefsee anzuzapfen. 670.000 Tonnen Erdöl waren damals ausgetreten. Große Teile des Golfes von Mexiko wurden verschmutzt. Auch Brasilien hat Erfahrungen mit Ölkatastrophen. 2001 ereigneten sich zwei Explosionen auf der Ölplattform Petrobas-36. Die Plattform kippte und versank im 1,3 Kilometer tiefen Meer.

Bei der Vergabe der Förderrechte vor der Küste Brasiliens haben sich diesmal Konzerne wie BP, Exxon und Chevron zurückgehalten. Den Zuschlag bekam ein Konsortium aus Shell, Total, der brasilianischen Petrobras und der chinesischen Unternehmen CNPC und CNOOC.

Wachsender Welthandel ist ohne steigende Ölförderung nicht denkbar

Kiwis aus Neuseeland? Rindersteaks aus Argentinien? Computer aus China? Eine Urlaubsreise in die Karibik? Die Globalisierung gründet auf wachsenden Welthandel. Steigende Rohölpreise würden dieser Entwicklung Grenzen setzen. Exporte tragen sich nicht, wenn die Transportkosten die Preisvorteile günstiger Produktion überdecken. Die Rückkehr zu einer verstärkten lokalen Produktion wäre eine logische Konsequenz. Das ist allerdings nur der harmlose Anfang.

Viel mehr Besorgnis erregt der Umstand, dass unsere Wirtschaft systemisch auf Wachstum angewiesen ist. Allein das Wirtschaftswachstum Chinas, Indiens und Südostasiens stellt die Welt auf eine harte Probe. Die Versorgung mit Energie und Ressourcen wird auf Dauer nicht Schritt halten können, um den Wirtschafts- und Finanzerwartungen Rechnung zu tragen.

Die Konflikte der Zukunft werden Rohstoffkriege sein

Das 20. Jahrhundert war bis in die 1970er Jahre vom Fortschrittsoptimismus geprägt. Politische und internationale Konflikte waren zu einem großen Teil ideologischer Natur. Damals stieg die Ölförderung expotential. In den Augen der Öffentlichkeit schien der Rohstoff unendlich zu sein. In der Zukunft jedoch werden Rohstoffverknappungen und Ressourcenzugänge der Hauptfaktor für Konflikte und Kriege sein. In diesem Kontext erklärt sich, warum trotz Beendigung des Kalten Krieges die weltweiten Rüstungsausgaben erheblich gestiegen sind.

Anmerkung: Der Artikel wurde 2014 geschrieben, doch die grundlegenden Probleme sind heute immer noch dieselben: Wenn die Ressourcen immer knapper werden und deren Förderung immer teurer und somit nicht mehr rentabel wird, fehlen der Weltwirtschaft die Grundstoffe für die Industrie. Ohne sie bricht das Wirtschaftswachstum ein und mit ihr das auf Pump gestützte Finanzsystem. 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Werner Mueller

Johann Vögte schreibt am 09.07.2022 - 17:51
„Obammas dumme Worte: Rußland ist nur eine Regionalmacht hat sich als Blödsinn erwiesen, toll.“

Russland ist nicht mal eine Regionalmacht, wenn es das große Russland es nicht schafft innerhalb von 2 Jahren die kleine Ukraine zu besetzen.

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Johann Vögte schreibt am 09.07.2022 - 17:51
„Es scheint so, daß die westliche nato Erweiterung von Vollidioten geführt wurde.“

Putin hat erreicht, dass die Nato sich um zwei Länder erweitert und die Russen auf einem Schlag ca. +1400km mehr direkte Natogrenze haben.

Gravatar: Werner Mueller

Freiherr von schreibt am 08.07.2022 - 17:04
„Dann muß Polen und Ungarn ja im Erdöl schwimmen.
Diesel und Super Benzin von 1,40 bis 1,66 €“

Da ist aber Diesel und Superbenzin in Polen und Ungarn extrem teuer.
Gesetzliche Mindestlöhne in Polen 6,1€/h
Gesetzliche Mindestlöhne in Ungarn 4€/h
Gesetzliche Mindestlöhne in Deutschland 12,4€/h

Gravatar: Werner Mueller

Der peak oil war bereits ca. 1996 beim Nordsee-Öl mit einer Rohöl-Förderung von ca. 260.000.000 Tonnen im Jahr.
Im Jahr 2020 sind nur noch ca. 100.000.000 Tonnen aus der Nordsee an Öl gekommen.

Peak-Oil-Zeitpunkt ist da bereits seit ca. 25 Jahren Vergangenheit beim Nordsee-Öl.

Anderes Beispiel:
In Bayern ist der Peak-Oil-Zeitpunkt ca. 1968 mit 333.000 Tonnen im Jahr und aktuell sind das nur noch um die 40.000 Tonnen im Jahr.

Weltweit betrachtet wird das bei allen Öl-Feldern so kommen, auch bei den neu erschlossenen Öl-Feldern, das ist unstrittig, aber zu unterschiedlichen Zeiten, das ist auch klar.

Gravatar: Winnetou Koslowski

Ich kann das dusslige Gesülze von Leuten die keine Ahnung über diese Materie haben nicht mehr hören, die immer wieder von der "Endlichkeit" des MINERALÖLS, Betonung liegt auf MINERAL... labern. Beweis des Gegenteils: Die leergepumpten Kavernen laufen immer wieder voll.

Ich war als gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann einige Jahre bei den Mineralölkonzernen ARAL und SHELL tätig. Da geht es wie in jeder Branche, welche etwas verkauft immer auch um eine intensive Warenkunde, die man lernen muss. Schon der Name "Mineralöl" welches aus Kohlenwasserstoffen besteht sagt, dass das Erdöl welches aus den Tiefen der Erde kommt, schon aus diesem Grunde nicht das Geringste mit "Fossilien" zu tun haben kann, da die ungeheure Hitze es verhindern würde, dass Fossilien, egal ob aus Pflanzen oder Tieren, jemals dahin gelangen konnten.

Der Erdkern selbst in 5.000 km Tiefe ist 6.000 Grad C. heiß und daher so heiß wie die Oberfläche der Sonne. Schon nach 100 km ist eine Temperatur von 1,300 Grad C erreicht. Wie sollen denn da Fossilien aus lebenden Organismen hin kommen sein?
Dieser Blödsinn von den Fossilien wird aber genauso verbreitet wie das Märchen von der angeblichen Klimaerwärmung durch CO2. Alles Totalquatsch bestimmter Interessengruppen um Geld abzuzocken und kleine ungebildete Vollidioten dazu zu bringen sich mit dem Hintern auf die Straßen zu kleben.

Gravatar: quer

Einfach nur mal lesen: "Der Energie-Irrtum. Warum Erdgas und Erdöl unerschöpflich ist" von H.J. Zillmer bei LangenMüller 2020 ISBN: 978-3-7844-3556-5
Und dann noch die Erkenntnis, daß beides nicht "fossil" ist. Es handelt sich um "Ausscheidungen" des Planeten. Ohne Verwendung durch den Menschen würde sich langfristig die Erde in einen unbewohnbaren Sumpf verwandeln. Hinzu kommen die "Fürze" der Erde in Gestalt kilometerhoher Metanausbrüche.

Gravatar: Burghardt

Buch von Thomas Gold
biosphäre der heißen tiefe

Gravatar: Ras-Putin

Dem Peak Oil wird kaum Beachtung geschenkt. Angeblich regenerieren sich die Ölfelder sogar selbsttätig.
man weiß nicht genau, wie Eröl entsteht, aber nur, weil man das nicht weiß, entsteht das noch lange nicht "abiotisch".

Jährlich werden derzeit 34 Mrd. Barrel Rohöl gefördert, das sind 5,4 Kubikkilometer! Der Linienverkehr ist in einer Höhe von 10 km!

Meines Erachtens geht es beim Krieg um die Ukraine ums Öl. Das Öl geht dem Ende zu; Öl ist multifunktional und die wahre Macht. Alleine für ihre Militärmaschinerie verbrauchen die USA soviel Öl im Jahr wie Schweden.

Nach dem Mauerfall hatte der Westen vor, Russland mit zu schlucken und die Ölfelder zu amerikanisieren. Jelzin war der ideale Kandidat. Nur kam Putin dazwischen und verhinderte die Okkupation. Die Feindschaft brach aus, als Putin die Ölfelder wieder verstaatlicht hat. Da begann der Konflikt!
Der Westen will ans Öl. Und weil darüber niemand spricht, sieht das dem CIA ähnlich, das weiß die wahren Geheimnisse zu wahren.

Gravatar: Johann Vögte

Normalbürger fordern unsere alle Politikeliten auf, sofort diese selbstgemachte Krise zu beenden.

Putin hat jetzt kazachisches Öl auch im Griff und wir dürfen ihn nicht unterschätzen, er hat noch weitere Überraschung an den Westen z.B. die Lasersatelliten usw.
Obammas dumme Worte: Rußland ist nur eine Regionalmacht hat sich als Blödsinn erwiesen, toll.,
Es scheint so, daß die westliche nato Erweiterung von Vollidioten geführt wurde.
Und das dumme Volk zahlt alles?

Gravatar: Hans-Peter Klein

Na jetzt bin ich aber von den Socken.
Das ich das noch erleben darf.
Hier auf FW das Eingeständnis, das es mit den Fossilen Primärenergiequellen bergab geht.

Warum ?

Weil diese Ressourcen begrenzt vorhanden sind und enorme Umweltprobleme durch deren irreversiblen Verbrauch / Verbrennung verursachen von der Wiege (Lagerstätte) bis zur Bahre (Schornstein, Auspuff).

Im Gegensatz zu den nachwachsenden, also sich erneuernden Primärenergiequellen Biomasse (Holz, Biogas, Biodiesel), Wasserkraft, Windkraft, Photovoltaik.

Hieß es nicht hier auf FW von prominenten Seite immer wieder des öfteren, das Erdöl sei unendlich im Erdinnern vorhanden, es sprudele kontinuierlich nach ?

Auf Dauer kommt man an der Wirklichkeit nunmal nicht vorbei, sie zu leugnen ergibt keinen Sinn..
Aber späte Einsicht ist immer noch besser wie gar keine.

Wir, die wir uns schon ein wenig länger mit Ressourcenverknappung, Peak Oil, etc. auseinandersetzen, begegnen der Problematik mit dem ganzheitlichen Denkansatz:
Peak Oil ist nur der Anfang, die Ressourcenverschwendung auf grund unserer nichtnachhaltigen Wirtschafts-/Lebensweise, führt am Ende zum Peak Everything.
Energieeffizienz und Ressourceneffizienz sind die ökologisch / technischen Konsequenzen aus diesem ganzheitlichen Denkansatz.

MfG, HPK.

Gravatar: henrypaul

"peak-oil" ist die größte Lügenmaschine der USa zur verknechtung der Welt für IHRE Vormachtstellung der Ölliefeungen in Dollar.

Alles witere in vielen Büchern der SUPER Autoren aus USA zu lesen. Besonders der hier in D lebende Engdahl.

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