Pazifischer Raum

China, USA und der Pazifik

China und Amerika ringen um die Vorherrschaft im Pazifik. Während die USA mit Bündnissystemen und Militärpräsenz dominieren, nutzt China seine ökonomische und demographische Softpower.

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Die Außenpolitik Politik der USA verfolgt seit Jahrzehnten ein klares Ziel. Die Ozeane beider Seiten müssen unter US-amerikanischer Kontrolle sein. Die USA wollen unter keinen Umständen politisch oder wirtschaftlich von der jeweils anderen Seite des pazifischen und atlantischen Ozeans abgeschottet werden.

Hierzu dienen Militärbasen, Bündnisse und Abkommen. Auf der atlantischen Seite ist es die NATO in Kombinationen mit Freihandelsabkommen (z.B. TTIP). Auf der pazifischen Seite sind es bilaterale militärische Abkommen mit Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea, Philippinen und Thailand. Hinzu kommen das wirtschaftspolitische Netz der USA mit den ASEAN-Staaten und die Bildung des geplanten transpazifischen Freihandelsabkommens TPP. In diesem Zusammenhang kommt der Asiatisch-Pazifischen-Wirtschaftsgemeinschaft (APEC: Asia-Pacific Economic Cooperation) eine besondere Rolle zu. Denn sie soll den Boden für eine Freihandelszone rund um den ganzen Pazifik schaffen. Die mittlerweile 21 Mitgliedsstaaten vertreten rund die Hälfte der Weltbevölkerung. Allerdings rivalisieren innerhalb der APEC die USA mit China und Russland.

Das US-Militärkommando für den ostasiatisch-pazifischen Raum obliegt der Kommandostruktur des USPACOM (United States Pacific Command) mit Hauptsitz auf Hawaii und insgesamt rund 300.000 Soldaten. Davon sind rund 28.000 US-Soldaten in Südkorea stationiert. In Japan stehen rund 49.000 US-Soldaten einsatzbereit.

Hillary Clinton spricht vom „Amerikanisch-Pazifischen Jahrhundert“. In „Foreign Policy“ schrieb sie: „The future of politics will be decided in Asia, not Afghanistan or Irak, and the United States will be right at the center of the action” – „Die Zukunft der Politik wird in [Ost-]Asien entschieden, nicht in Afghanistan oder im Irak, und die Vereinigten Staaten werden im Zentrum der Aktivitäten stehen.” US-Präsident Barack Obama hat mehrfach angekündigt, US-Streitkräfte aus verschiedenen Regionen abzuziehen, um sie im asiatisch-pazifischen Raum aufzustocken.

Chinas Expat-Softpower im pazifischen Raum

Chinas Expansion ist völlig anderer Natur. Es sind die Handelsbeziehungen und die Netzwerke der Auslandschinesen, die den Ausschlag geben. Sie sind in ganz Ostasien, Australien, Ozeanien und an der Westküste Nordamerikas präsent.

China ist auf dem Weg, die USA als Wirtschaftsweltmacht einzuholen. Doch nicht nur die hohe Produktivität auf dem chinesischen Festland ist Motor dieser Entwicklung. Auch die vielen chinesischen Gemeinschaften außerhalb der Volksrepublik wirken an diesem Trend mit.

Zwei der wichtigsten Handels- und Finanzzentren Ostasiens sind Hongkong und Singapur. Hongkong ist bereits 1997 als Sonderverwaltungszone von Großbritannien in die staatliche Hoheit der Volksrepublik zurückgegeben worden.

Singapur ist ein unabhängiger Stadtstaat und eine wichtige Drehscheibe im südostasiatischen Handels- und Finanzsektor. Von den rund 5,5 Millionen Einwohnern Singapurs sind rund 77 Prozent Chinesen. Die wichtigsten Wirtschaftsunternehmen und Regierungsämter sind größtenteils in chinesischer Hand.

In den benachbarten südostasiatischen Staaten gibt es bedeutende chinesische Minderheiten, die sich in den Städten konzentrieren und dort emsig und einflussreich am Wirtschaftsleben teilhaben. So sind etwa 14 Prozent der 70 Millionen Einwohner Thailands ethnische Chinesen. Von den 28 Millionen Einwohnern Malaysias sind sogar 24 Prozent Chinesen. Das ist fast ein Viertel der Bevölkerung.

Von großer Bedeutung sind auch die fast 5 Prozent Chinesen in Australien. Ihre Netzwerke sind wirtschaftlich von großer Bedeutung für den australisch-chinesischen Handel. Immerhin gehen fast 30 Prozent aller australischen Rohstoffexporte in die Volksrepublik China.

Hinzu kommen die Chinesen auf Taiwan. Das Land steht in einem zwiespältigen Verhältnis zur Volksrepublik. Einerseits steht Taiwan in der Tradition der alten chinesischen Republik und wird von Peking als abtrünnige Provinz betrachtet, andererseits sind beide Volkswirtschaften stark miteinander verflochten. Trotz der Bemühungen seitens der USA, Taiwan auf Anti-Peking-Kurs zu halten und die Insel gegen die Volksrepublik militärisch abzuschirmen, hat sich im Wirtschaftsleben längst eine Rückbesinnung zum chinesischen Mutterland vollzogen.

Auch auf der anderen Seite des Pazifischen Ozeans sind die Chinesen im Wirtschaftsleben engagiert. Im kalifornischen San Francisco hat Chinatown eine lange Tradition. Mittlerweile sind mehr als 20 Prozent aller Einwohner San Francisos chinesischer Herkunft. Viele von ihnen pflegen berufliche und wirtschaftliche Kontakte mit ihren Landsleuten in der Volksrepublik China, Hongkong und Taiwan.

Auch im kanadischen Vancouver wächst der Einwohnerzahl der Chinesen. Ihr Bevölkerungsanteil ist – nach San Francisco – der zweithöchste in ganz Nordamerika. Rund 30 Prozent aller Einwohner aus dem Großraum von Vancouver sind Chinesen oder haben chinesische Wurzeln.

Die chinesische Macht des Guanxi

Die chinesischen Gemeinschaften beiderseits des Pazifiks haben ein Erfolgsgeheimnis: Sie sind hervorragende Netzwerker. Die Chinesen nennen es Guanxi. Dies ist ein besonderes Beziehungsnetz zwischen Individuen, die sich privat oder geschäftlich kennen. Die Art und Weise, wie die Chinesen ihre Kontakte und wechselseitigen Untertützungen via Guanxi ausbauen, ist für Nicht-Chinesen kaum wahrnehmbar. Doch es ist äußerst effektiv. Das Wechselspiel gegenseitiger Gefälligkeiten führt zu einer permanenten Bindung an familiäre und berufliche Gruppen.

Dieses Guanxi ist einer der Gründe, weshalb die Chinesen im Ausland ihre eigenen Gemeinschaften pflegen. Das Phänomen Chinatown ist nicht nur eine Ansammlung von Menschen gleicher Herkunft, sondern vor allem ein dichtes Netzwerk.

Dieses Netzwerk wirkt über große geographische Räume und führt dazu, dass die Chinesen ihre geschäftlichen Kontakte zum chinesischen Mutterland aufrechterhalten.

Damit haben die Chinesen ein festes Standbein in vielen pazifischen Ländern, wie in Thailand, Malaysia, Australien, Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika. Wann immer ein chinesisches Unternehmen dort Fuß fassen will, sind die Kontakte bereits vorhanden.

Die US-Amerikaner haben es umgekehrt in China wesentlich schwieriger. Sie verstehen in der Regel weder die Sprache noch die fremdartige Kultur. Sie haben keine dem Guanxi vergleichbaren Netzwerke und sind oftmals zu Beginn ihrer geschäftlichen Bemühungen in Ostasien völlig orientierungslos. Amerikanische Wirtschaftsvertreter tun sich schwer mit den Sitten und Gebräuchen. Viele „Anfänger“, unerfahrene Manager, lassen sich in China leicht über den Tisch ziehen.

Chinesische Softpower gegen amerikanische Hardware

Die USA haben nach wie vor zahlreiche Druckmittel in der Hand. Aus der asiatischen Perspektive benehmen sich die Amerikaner wie der Elefant im Porzellanladen. Selbst Politiker wie Barack Obama und John Kerry haben nicht den richtigen Duktus gefunden. Sie vertreten die US-Führungsrolle im Pazifik lautstark und offensiv, reden immer wieder davon, dass der Pazifik von den USA kontrolliert sein müsse. Doch die Chinesen haben eigene geostrategische Pläne, die sie langfristig und in kleinen aber kontinuierlichen Schritten konsequent verfolgen.

Am Ende stellt sich die Frage, wessen Strategie langfristig aufgehen wird, die offensiv-direkte der USA oder die verdeckte und indirekte der Chinesen.

Stichwort: GeoAußenPolitik

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Jürgen Großheim

Das nennt man Geopolitik. Dieser Begriff ist in DE ein Fremdwort.

Gravatar: Hans von Atzigen

Kaum zu übersehen die USA mitsamt EU sind Wirtschaftlich
schleichend am ausbluten.
Absehbar das sich die Entwicklung auch Geo- Militärstrategisch
in die gleiche Richtung entwickelt.
Ob sich da die USA mit Anhängsel EU da nicht masslos übernehmen und fatal
überschätzen???
Scheint die wollen es wissen.
Machtkampf gegen das Tandem China und Russland die sich gegenseitig
den Rücken frei halten.
Letztlich sind es die USA die das Tandem China - Russland in ein Zweckbündnis
Treiben. Eine Liebesheirat ist das sicher nicht.
Ob sich da die USA nicht masslos übernehmen???
Sollte die Lage ausser Kontrolle geraten, wird das heftig verdammt heftig.

Gravatar: Stephan Achner

Es gibt noch einen Aspekt: China hat aktuell ca. 1,4 Milliarden und die USA ca. 320 Millionen Bevölkerung. Nimmt man jetzt noch die chinesischen Tugenden wie Disziplin, Fleiß, Teamorientierung, Einordnungsfähigkeit in notwendige Hierarchien, Familienorientierung etc. hinzu und vergleicht das mit dem üblichen Cowboy-Verhalten der US-Boys und -Girls, dann dürfte klar sein, wer in der Zukunft das Rennen macht. Cowboys brauchte man im 18. und 19. Jahrhundert und zeitweise im 20. Jahrhundert. Im 21. Jahrhundert werden solche Typen nicht mehr gebraucht.

Gravatar: MAX

Die USA sind die weltweite Besatzungsmacht und
vertrauen auf ihre militärische Überlegenheit zur See / Luft und Land.
Dass diese militärische Macht fremdfinanziert ist und nur
durch Druck aufrechterhalten wird ist ein hohes Risiko für
den Dollar und die USA.

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