Ein Gehalt reicht zum Leben nicht aus

Mehr als drei Millionen »Multi-Jobber« in Deutschland

Im Jahresdurchschnitt 2016 waren rund 43,4 Millionen Personen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Die Meldung des statistischen Bundesamt liest sich gut. Aber mehr als drei Millionen von ihnen sind Multi-Jobber; das ist auch ein Rekordwert.

Veröffentlicht:
von

Für viele Haushalte in Deutschland ist am Ende des Geldes noch reichlich Monat übrig. Wenn das Gehalt vorne und hinten nicht mehr reicht, muss ein Zweitjob her. Oder sogar ein Drittjob. Mehr als drei Millionen Menschen im Land gehören zu der Gruppe der »Multi-Jobber«, schreiben übereinstimmend »evangelisch.de« und die »Hannoversche Allgemeine« mit Bezug auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BfA). 

Die wachsende Zahl der Multijobber steht im Gleichklang mit der Schaffung der Minijobs. Für die in Minijobs beschäftigten Personen brauchen Arbeitgeber nur einen reduzierten und pauschalisierten Satz an Steuern und Gebühren an den Fiskus abführen. Zahlreiche Arbeitgeber haben die sich bietende Möglichkeit genutzt, um einen mit höheren Abgaben verbundenen regulären Arbeitsplatz in zwei oder drei wesentlich günstigere Minijobs umzuwandeln. 

Effektiv wurde der Ausstoß des Unternehmens kaum bis gar nicht erhöht, eine signifikante Verbesserung oder Erhöhung der Produktivität im Sinne von einem »Mehr« an erstellten Waren oder Dienstleistungen konnte bisher statistisch nicht belegt werden.

Erhöht wurden lediglich die Zahl der erwerbstätigen Personen - und eben die Zahl der Multijobber. Denn statt mehr Einkommen für alle zu schaffen wurden stattdessen immer mehr Menschen in eine neue Form der Abhängigkeit gedrängt. Da verwundert es auch nicht, dass die Zahl der Aufstocker (Personen, die trotz eines Beschäftigungsverhältnisses ergänzende Hilfe nach ALG II erhalten) sich ebenfalls auf Rekordniveau bewegt.

Bei solchen Zahlen und Fakten klingen Merkels Worte aus dem November 2016 (»Den Menschen in Deutschland ging es noch nie so gut«) wie Hohn und Spott in den Ohren.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: karlheinz gampe

Lohndumping im Merkelstaat

Gewerkschaften sind inzwischen Teil dieses Problems Schmiergeld , Sexangebote usw. Der von Politiker- Nieten im Aufsichtsrat kontrollierte skandalträchtige VW Konzern spielt immer ganz vorn mit.
Link dazu:

http://www.berliner-zeitung.de/vw-affaere---mit-millionen-zahlungen-und-lustreisen-hatte-peter-hartz-den-betriebsrat-des-autobauers-geschmiert--der-skandal-stellte-das-system-volkswagen-in-frage--heute-beginnt-der-prozess-gegen-den-ex-personalchef--hartz-und-seine-empfaenger-15814062

Gravatar: Henning Karl

Ich kann nur jedem dringend zwei Bücher Empfehlen in denen ganz genau Beschrieben ist,was hier "Abläuft"

1.Richard Melisch - Der Letzte Akt / Die Kriegserklärung der Globalisierer !

2.Peter Haisenko - Bankraub Globalisiert.

Dann erkennt man alle zusammenhänge !

Gravatar: KritischeStimme

(Alters)Armut vorprogrammiert
Trotz allen Regierungjubel sind seit 1992 sozialversicherungspflichtige Vollzeitjobs in Dld um 18% gefallen. Teilzeitjobs um 139 Prozent gestiegen. Reale Nettolöhne seit 1992 nur um 0,4 Prozent gestiegen. Unternehmenseinkommen + die Einkommen der Supereichen um 70 Prozent gestiegen. In Dld arbeiten bereits über 8 Mio Menschen, in voll+Teilzeit ,im Niedriglohnsektor,sie koennen davon nicht leben oder Pension ersparen. Eine gewaltige Altersarmutswelle wird gebildet. Politiker die das ueber Jahrzehnte geplant+ausgefuehrt haben werden sicherlich nicht wieder gewaehlt. I/d Finanzkrise 2009 wurden Banken mit Milliarden an Steuergeldern gerettet, Verantwortliche aber nicht zur Rechenschaft gezogen,also die groesste Umverteilung von Unten nach Oben. Zahlreiche kleine Unternehmen sind i/d Krise bankrottgegangen, Hunderttausende haben ihren Job verloren oder wurden in schlechtbezahlte Teilzeitjobs runtergestuft, aber „systemrelevante“ Banken mit Steuergeldern gerettet

Gravatar: A. Pernath

@Sansibar: damit könnten Sie Recht haben. Beruf als Berufung ist ein Auslaufmodell und durch die nimmermüden Weltverbesser wird es bald nur noch ausbeuterische Arbeitsverhältnisse geben, welche man auch Leibeigenschaft nennen könnte. Außer natürlich bei den vielen parasitären Existenzen, die in Politik und in den Medien Unqualifiziertes leisten, aber sorglos davon leben können.

Gravatar: Gipfler

Diese Ausbeutung ist ein Skandal und eine tiefe Verletzung der Menschenwürde! (Art. 1 GG)

Weder die Scheiß-Politdarsteller, die Marionetten der Kapital-Interessen, noch die Gewerkschaften packen das Problem an den Wurzeln.

Das soziale Kernproblem ist, wie die Arbeit, d. h. die Arbeitskraft der Abhängig-Beschäftigten noch ausgebeutet wird. Sie müssen einen Teil von sich auf einem “Arbeitsmarkt” verkaufen. Das ist ein Rest des Sklaventums. Der Unternehmer (Eigentümer) beansprucht alleine den Gewinn, obwohl er von allen Mitarbeitern gemeinsam erarbeitet worden ist. Diese werden aber betriebswirtschaftlich als Personal-Unkosten behandelt, die so gering wie möglich zu halten sind. Das ist der Skandal.

Zwischen Unternehmer und Arbeiter muss ein Vertragsverhältnis auf gleicher Augenhöhe bestehen, um gemeinsam Waren oder Dienstleistungen zu produzieren, aus deren Erlös eine je anteilige Entlohnung zu entnehmen wäre.
Vgl.:
http://fassadenkratzer.wordpress.com/2013/09/27/arbeitsmarkt-der-mensch-als-ware/

http://fassadenkratzer.wordpress.com/2014/08/20/kapital-macht-und-lohnsklaverei-das-versagen-des-rechts/

Gravatar: Sansibar

Die Multijobber dürfen jetzt auch mit den Hinzugezogenen und Geflüchteten um die "super" bezahlten Jobs konkurrieren. Schöne neue Arbeitswelt. Im Grunde haben Schröder / Merkel & Co. nichts anderes gemacht, als die Millionen Arbeitslosen zu Niedriglohn-Sklaven zu machen. Gute Arbeit sieht anders aus.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang