Wie bewußt leben wir eigentlich?

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Die Frage ist bestimmt tausend mal am Tag gefragt worden, ich kenne keinen Menschen, der sich nicht einmal diese Frage gestellt hat.

Ich war bereits auf der Suche als ich ein kleine Hindernis erlebt habe: zuviel auf mein Teller, zu viele Gedanken und nicht genug Zeit. Woran lag es? War ich nicht gut genug, ist meine Leistung über die Jahre weniger geworden?

Ich habe entschieden für ein bis zwei Wochen Auszeit zu nehmen. Aber wohin? Ich machte mich auf die Suche und durch einen gute Freund bekomme ich den Vorschlag: „Geh doch ins Kloster.“ Naja dachte ich, ich bin ja nicht gerade der Grosse Christ, ich glaube an Gott nur ich besuche die Kirche nicht so oft, ich meditiere aber sehr oft, wie passt das zusammen?

Dann bekomme ich einen Anruf von meinem guten Freund Michael in Österreich. Ich sagte Ihm kurz was mit mir los war und er sagte nur: „Ich kümmere mich“ und legt auf…eine Woche später war ich im Stift Seitenstetten in Österreich. Flug, Abholung, Stift Übernachtung für 2 Wochen und dann 2 Tage in den Bergen bei Michael in seiner Berghütte…wie ein großer Segen vom Universum und Himmel!

Ich stand vor einem Kloster (genannt Stift in Österreich) zum ersten Mal und hatte keine Erwartungen…was passiert jetzt, was wird mir begegnen…meine Reise in mir hat begonnen!

Ich war ganz allein im Zimmer und öfter der einzigste Gast im Stift. Es war ein alter Stift, der im Jahr 1114 gegründet wurde, durch einen Ritter. Das gefiel dem Krieger in mir. Viele Kreuze und göttliche Sprüche überall. Aber dezent und ganz, ganz ruhig…in den ersten drei Tagen viel zu ruhig!

Es war am Anfang wie ein Reinigung für mich. Ich kam nicht zu mir, alle Gedanken waren in meinem Kopf, konnte nicht abschalten, also habe mich entschieden mit einem Mönch zu reden, der hört nur zu und gab mir Blicke, die ich am Anfang nicht verstanden habe. Aber kein Antworten! Was soll das dachte ich, ich bin hier und brauche eure Hilfe! Ich ging wieder in mein Zimmer und legte mich hin, genau so wie ich es die erste drei tage gemacht habe, habe bestimmt 15 stunde am tag geschlafen.

Ich traute mich in die Kirche erst nach drei Tagen. Morgens um 6:30 zum Chorgebet, wo die Mönche „Singen“. WOW! Was für ein unglaubliche Atmosphäre! Es war ein Benediktiner Stift und die meditieren und beten. Die Mönche waren vorne vor dem Kreuz Jesus und haben Töne von sich gegeben die ich noch nie gehört habe. Ihre Töne brummten in meinem Körper und ich merkte wie sich in mir etwas änderte. Und zwar augenblicklich.

Von diesen Tag an versuchte ich jeden Morgen da zu sein. Es war ein perfekter Anfang für den Tag und mein Kopf war in diesen 20 Min. leer und ich war verbunden mit meine Mitte oder Seele, es war wunderschön. Eines Morgens kam mir mein Gespräch mit Frater Andreas wieder in Erinnerung und es war mir klar das er mir die Antworten nicht geben konnte, es war Ihm aber auch klar das ich in dem Moment nicht verstanden habe das nur ich die Fragen beantworten kann und das nur von innen…ja ich weis, ist irgendwie klar nicht war? In solchen Momenten im Leben wo alles am Auslaufen scheint ist man eben nicht so klar.

Jetzt war ich dran aber wie gehe ich vor? Also wieder zu einem Mönch, dieses Mal war es Pater Laurentius, ein sehr ruhige Mönch der immer in seinen Mitte scheint (er hat übrigens eine klasse Stimme als er in Lateinisch sang…herrlich!). Wir redeten eine Stunde. Naja, ich 55 min. und er 5 min. eigentlich. Nach alle meinen Worte sagte er nur zu mir: „Gehe raus in die Natur, da findest Du Ruhe und Platz für Deine Gedanken“…WIE BITTE? Sag mal dachte ich, wieso bekomme ich hier keine Hilfe?

Morgens nach dem Chorgebet und Frühstück habe ich mich auf den Weg gemacht in die Natur…ich saß und meditierte. Das machte ich einige Tage bis ich anfing Bilder zu sehen vom meinen Leben, Dinge die nicht gut waren, mein Ego, mein Arroganz, mein Drang nach mehr und der ständige Gedanke ums Geld. Ich sah wie meine Erwartungen anderen gegenüber was mich betrifft unfair und na ja, unerreichbar waren, insbesondere meine Freundin. Ich sah wie Sie mich nie zufrieden stellen konnte weil ich es nicht zugelassen habe das ich zufrieden zu stellen war. Es ist ja auch ein unerreichbares Ziel das ich Ihr mit Absicht gestellt habe, in mein Unterbewusstsein. Ich wurde in diesem Moment sehr bescheiden und merkte wie unwichtige Dinge ein Großteil meines Tages füllten. Ich merkte das meine Ziel gar kein lohnendes und erfüllendes Ziel war. Wo sollte ich jetzt hin? Muss ich neu anfangen oder wie mache ich weiter? Viele Fragen hatte ich und viele Antworten bekam ich über die zwei Wochen.

Ich suchte auch ein andere Mönch auf, den ich bei einem Stifts Führung kennengelernt hatte. Pater Altmann war sehr offen und sehr ehrlich. Er hat von seinem Leben offen und ohne Scham geredet. Er war erst zum Mönch geworden mit ca. 40 Jahren, vorher war er an verschiedenen Orten, wo er sich austobte und gelebt habt, wir die meisten von uns es kennen. Wir hatten ähnliche Ansichten und Erfahrungen. Er sagte einen Satz den ich nie vergessen werde: „Ich bin nicht perfekt und das Leben eines Mönch ist nicht so einfach und auch ich habe Probleme“. Und mit einem Blick nach oben sprach er weiter: „Aber mein Gott versteht mich und er ist damit Einverstanden“. Was für eine Aussage. Es erfüllte meine Seele mit Wärme und ich habe Ihm beim Abschied umarmt…

Ich besuchte das Wirtshaus im Ortskern (ca. 20 Hauser insgesamt), „der Mostviertlerwirt Ott“ hieß es und ich verbrachte einige Stunden am Tag da um meine Bücher zu lesen und guten Kaffee zu trinken. Nach einigen Tagen haben wir uns ein wenig ausgetauscht, die Wirte, Kellnerin, Josef (ein Stammgast aber fast Familie), der Chef und ich. Die haben mich aufgenommen als wäre ich Familie, die waren nicht beeindruckt oder hatten keine Grosse Interesse in das was ich machte oder wer ich war, die mochten mich einfach und ich mochte die auch. Ich habe die ganze Familie kennengelernt und die waren alle so nett und offen. Ich merkte was eine Großstadt aus mir machte… Ein schönes Gefühl so ein wunderbarer Familie zu kennen.

Am letzten Abend hat der Pater Laurentius mich auf einen Wein in der Stifts Küche eingeladen. Wir redeten stundenlang und er hatte viel zu sagen. Er gab mir Rat und hörte wieder zu. Meine Worte waren nicht mehr meine Probleme, sondern vielmehr über die vielen Möglichkeiten die ich jetzt sah.
Er merkte den Unterschied zu unserem Erstgespräch und lächelte sanft. Seine Worte waren einfach und verständlich: „Solange Du Dir bewusst bist warum Du das machst was Du machst, bist Du im Reinen und Du bist auf Deinem Weg“. Es ist wirklich so einfach, nichts ist für immer und wir bewegen und entwickeln uns ständig. Er hat schöne Worte gefunden und ich genoss seine Anwesenheit. Ich werd Ihn wiedersehen, das weis ich.

Ich bin wieder in Berlin und fühle mich Klasse. Ich sehe wieder klarer wer ich bin und versuche zu verzichten auf die Dinge die nicht wichtig sind, versuche mir treu zu bleiben und nicht die Erwartung von anderen als Priorität zu setzen. Ich traf einige harte Entscheidungen, die ich jetzt durchziehe und es fühlt sich gut an bei mir zu sein. Ich bin noch am arbeiten und ich hoffe das es nie aufhört. Bewusst zu leben und zu fühlen, das ist mein Motto. Ich merke wie wichtig die Zeit für mich ist und ich merke nicht nur wie wichtig mein Zeit im Kloster war sondern auch die Erfahrung mit Familie Ott und Ihrer mir entgegengebrachten Liebe…Ich bin jetzt bereit das für mich größte Risiko einzugehen und meine Liebe offen zu zeigen. Meinen Träumen zu folgen und das Abenteuer Leben voll und ganz, ohne zurückzuhalten um Peinlichkeiten zu sparen, zu genießen und zu vergessen das es Grenzen geben soll, als Mensch dieses Leben voll zu erfahren. Ich möchte einfach Leben!

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