Dr. Albert Wunsch Erziehungswissenschaftler und Paartherapeut

Boxenstopp für Paare - Interview mit Dr. Albert Wunsch

Dr. Albert Wunsch ist Erziehungswissenschaftler, Psychologe, Supervisor (DGSv) und Konflikt-Coach. Er lehrt an der Uni Düsseldorf, der KatHO Köln,der PTH in Vallendar sowie der Hochschule für Oeconomie und Management (FOM) in Neuss und arbeit in eigener Praxis als Paar-, Lebens- und Erziehungs-Berater. FreieWelt.net sprach mit Dr. Wunsch über sein aktuelles Buch „An welcher Schraube Sie drehen können, damit Ihre Beziehung rundläuft - Boxenstopp für Paare“, über Beziehungsarbeit und die Grundlagen gelingender Partnerschaften. 

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FreieWelt.net: Herr Dr. Wunsch, bislang haben Sie sich in Ihren Büchern vorrangig mit dem Thema Kindererziehung und Erziehungsprobleme beschäftigt. Was hat Sie zu Ihrem aktuellen Buch „An welcher Schraube Sie drehen können, damit Ihre Beziehung rundläuft“ – einem Ratgeber für Paare – veranlasst? 

Dr. Albert Wunsch: Einerseits arbeite ich schon seit über 30 Jahren mit Paaren, ob in der Ehevorbereitung oder in speziellen Konfliktsituationen, andererseits habe ich durch meine Bücher Die Verwöhnungsfalle und Abschied von der Spaßpädagogik im Kontakt mit sehr vielen Eltern die Erfahrung gemacht, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen Erziehungs-Problemen und dem Leben in der Partnerschaft gibt. Denn: ‚Erziehungs-Probleme potenzieren Partnerschafts-Probleme - Partnerschafts-Probleme schaffen Erziehungs-Probleme’. Eines ist mir in dieser Arbeit seit Jahren deutlich geworden, dass bei den meisten Menschen die Voraussetzungen für ein Leben in Partnerschaft und Ehe recht mager sind. Und so gibt das Buch reichlich lebensnahe und praktische Anregungen, damit Partnerschaften besser gelingen. Denn dass bei Sonnenschein eine Fahrt ins Glück leicht zu meistern ist, wissen wir alle. Aber wenn Nebelbänke, Gewitter oder Brems-Probleme deutlich werden, ist recht viel Geschick notwendig, unser Beziehungsleben auf einem Kurs der Zufriedenheit und Zuversicht zu halten. Denn: ‚Das Zerbrechen oder Veröden von Partnerschaften ist kein Naturgesetzt’!

FreieWelt.net: Ist der Vergleich einer Partnerschaft mit einem Auto, der Ihrem Buch zugrunde liegt, nicht etwas abwegig?

Dr. Albert Wunsch: Auf den ersten Blick mag das so aussehen. Aber bei der Frage nach dem Fahrgestell - egal welche Assoziationen da Männer oder Frauen haben mögen - geht’s um das Tragende einer Beziehung. Ich habe jedenfalls festgestellt, dass die einer Kfz-Werkstatt entlehnte Sprache eher zum Nachdenken führt, als viele Therapiegespräche oder manche Sonntagspredigt. Es wird schnell klar: Ob Auto oder Beziehung, beide brauchen reichlich Pflegeintervalle und eine regelmäßige Überprüfung, ob die wichtigsten Funktion und Rahmenbedingungen okay sind, um so einen Crash zu vermeiden.  

Freie Welt.net: An wen richtet sich das Buch besonders?

Dr. Albert Wunsch: Es richtet sich an alle Frauen und Männer, die in Partnerschaft und Ehe nicht ihr Glück suchen, sondern gemeinsam eine beglückende Zufriedenheit finden wollen. Dazu werden suchende Singles, frisch-Verliebte, länger Zusammenlebende, langjährig Verheiratete, reflektionsbereite Getrennt-Lebende oder Geschiedene, kurz alle Menschen, welche in guten Kontakten mit anderen Menschen leben wollen, angesprochen. Das Buch ist in einer leicht-lockeren Sprache verfasst, um - auch Männern - einen guten Zugang ins Beziehungsthema zu ermöglichen.

FreieWelt.net: Was ist Ihrer Erfahrung nach der Hauptgrund für Beziehungsprobleme?

Dr. Albert Wunsch: Viele starten mit einem großen Erwartungspaket in eine Beziehung. Wenn dies Beide tun, wird schnell klar, dass nicht an die ‚Partnerschafts-Rendite’ heranzukommen ist. Unternehmer wissen, dass immer erst investiert werden muss, um erfolgreich werden zu können. Paare tun dies meist auch, lassen aber zu häufig nach, wenn die Partnerschaft gerade die Gründungs-Phase überstanden hat. Dazu fehlt vielen Paaren eine angemessene Kommunikationsfähigkeit.

FreieWelt.net: Inwiefern kann Ihr Buch helfen, partnerschaftliche Probleme zu lösen?

Dr. Albert Wunsch: Neulich schrieb mir ein Mann nach einem Beratungstermin innerhalb einer Trennungs-Phase: ‚Jetzt weiß ich, weshalb Sie ein Buch zu diesem Thema geschrieben haben und nicht ich. Hätte ich früher solch lebenspraktische Impulse erhalten, ständen wir nicht da, wo wir jetzt sind, - am Ende.’ Ganz vielen Paaren fehlt es an Grundlegendem. Einfache Kommunikationsregeln wie das Vermeiden von negativen Unterstellungen, sich nicht ständig angegriffen fühlen, nicht im Negativem ‚Rumrühren’ und stattdessen positive Eingaben machen. Eine Frage kann es auf den Punkt bringen: ‚Streiten sie noch oder suchen sie schon Lösungen?’

FreieWelt.net: Welchen Einfluß hat eine gute Beziehungsarbeit auf andere Lebensbereiche beispielsweise auf die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern?

Dr. Albert Wunsch: Eine intensive Beschäftigung mit der Beziehung zum Partner wirkt sich in der Elternrolle sehr positiv aus. Aber nicht nur da, auch im beruflichen und persönlichen Umfeld zeigt sich die Bedeutung eines förderlichen Miteinanders. Denn gut in einer Beziehung leben können, heißt: sich selber kennen, mit divergierenden Bestrebungen klar kommen, sich in andere Menschen hineinversetzen können und die Fähigkeit zu besitzen, zwischen verschiedenen Bedürfnissen bzw. Notwendigkeiten angemessene Lösungen zu finden. Im Grunde geht es immer darum, bin ich selbst Steuermann bzw. Steuerfrau meines Lebens oder habe ich die Navigation auf Machtstreben, Bedürfniserheischung, Mainstream oder Zufallslösung eingestellt.

FreieWelt.net: Die Zahl der Paare, die in Beziehungsratgebern Hilfe und Unterstützung suchen, wächst stetig. Sind Paare heute problemanfälliger oder einfach nur sensibler, was Ihre Beziehung betrifft?

Dr. Albert Wunsch: Zum Einen erschweren die veränderten Rollen und Erwartungen das Zusammenleben. Aber mindestens genauso stark wirken auch die Medien ins Paarleben hinein, weil sie uns vorgaukeln, wie Mann und Frau bzw. das Leben so zu sein hat. Zusätzlich fehlt vielen Menschen eine per Erziehung grundgelegte Basis, auch mit Durststrecken, Krisen oder anderen Herausforderungen angemessen umgehen zu können. Und wem solche Voraussetzungen fehlen, wird schnell an sein Grenzen geraten. Und um sich nicht mit den eigenen Anteilen bzw. Defiziten auseinander setzen zu müssen, wird das Problem am Partner / der Partnerin festgemacht.

FreieWelt.net: Wie also kann das Leben in einer Partnerschaft, Ehe und Familie gelingen?

Dr. Albert Wunsch: Im Grunde sind es die klassischen Tugenden, die ein großes Stabilisierungspotenzial für Partnerschaft und Ehe bieten wie Wahrhaftigkeit, Nachsicht, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit, Güte, Klugheit, Mäßigung und Ehrfurcht. In einer Partnerschaft geht es um die Kunst, den Blick am Möglichen auszurichten und nicht auf dem Störenden beziehungsweise Nicht-Erreichbaren zu verharren. Konzentrieren Sie sich auf die guten und erfüllenden Zeiten miteinander. Glück und Zufriedenheit basieren auf realistischen Erwartungen und sind das Ergebnis einer positiven Beitragsbilanz.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Rudi Gems

Kinder, werden schon seit Jahren, immer noch mit den alten Tugenden, Regeln, Moralvorstellungen und Traditionen, erzogen, wie sie vielleicht mal vor 60 Jahren, sinnvoll waren. Wenn dann solche "Kinder", erwachsen werden, bekommen sie eine Fülle von Problemen. Wir waren schonmal weiter, in den Sechziger bis Achtziger Jahren. Leider ist diese Experimentierzeit, völlig spurenlos an der Gesellschaft vorrüber gegangen. Das größte Problem, sind die Frauen. Seit Frauen, sich verstärkt, in alle Bereiche des Zusammenlebens einmischen, entsteht eine Baustelle nach der anderen.

Viele Frauen, leben in einem ständigen Gefühl, zerrissen zu werden, bzw. sich selbst zerreißen zu müssen. Ihnen fehlt die ausgleichende Macht, die früher Männer, auf Frauen ausübten.

Genauso sieht die Gesellschaft aus, und genauso sehen die Partnerschaften aus. Viele Frauen wollen immer "Alles", und das sofort. Diesen Trieb, hat ihnen die Evolution mitgegeben. Damit stacheln sie Männchen, zu Höchtsleistungen an. Das gibt es auch im Tierreich.

In Partnerschaften, führt dieser Trieb, zu unmöglichen Situationen, für die Männer. Vom ersten Tag der Partnerschaft, versucht das Weibchen, den Mann zu verändern(Machen Männer, bei den Frauen, nicht.). Vom ersten Tag, macht das Weibchen klar, was es erwartet. Geht der Mann auf den Versuch ein, ist er zur Lächerlichkeit verurteilt. Selbst das Weibchen, macht sich anschließend über den Mann lustig, das er so geworden ist, wie sie es angeblich wollte.

Männer sollen alles gleichzeitig sein. Sie sollen der Macho sein, der mit der Faust auf den Tisch schlagen kann, und an den sich eine Frau anlehnen kann, er soll aber auch gleichzeitig, der treusorgende Vater sein, der den Haushalt schmeißt, und die Kinder versorgt. Beim Bett, soll er Fachmann für Blümchensex sein, aber auch gleichzeitig, der stürmische Liebhaber, der sich nimmt, was er will.

Über diesen Schwachsinn, und über diese Diskrepanz, werden Kinder nirgendwo aufgeklärt. Sie sehen es zu Hause, und meinen es wäre völlig normal. Das über so einen Schwachsinn, aber reihenweise Partenerschaften zerbrechen, sagt ihnen keiner. Und so leben sie in einer Welt, die es gar nicht gibt. Und dann werden Menschen auf Probleme aufmerksam, die unlösbar sind, und schreiben dann ein Buch. Ob sich damit etwas verändert, oder besser wird, bleibt abzuwarten? Ich wünsche Herrn Wunsch, viel Glück!

Grüße, Rudi Gems

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