Wo steckt der Antichrist?

In Deutschland, wo die Nettigkeit zwischen den großen Kirchen schon seit geraumer Zeit fast keine Grenzen kennt, nennt man den Papst nicht Antichrist. Trotzdem bleiben Fragen, und sie kommen gerade aus den Ländern mit dominant katholischer Bevölkerungsmehrheit wie in Südeuropa oder auch im Nordosten, in Litauen.

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In Rom, wo denn sonst! – So hätte im siebzehnten Jahrhundert wohl so gut wie jeder Engländer geantwortet. Die Mitglieder der Kirche von England zunindest. 1534 hatte Heinrich VIII die Kirche in seinem Land von Rom gelöst und sich selbst an die Stelle des Papstes gesetzt. Unter der Herrschaft seiner Tochter Elisabeth ab 1553 festigte sich die Reformation im Land. Die Monarchin konnte sich über vier Jahrzehnte an der Macht halten, und das trotz zahlreicher Verschwörungen, gerade auch von katholischer Seite. Schließlich hatte Papst Pius V Elisabeth 1570 als Häretikerin offiziell exkommuniziert und die Untertanen von ihrer Gehorsamsverpflichtung entbunden. Hinzu kam, dass Hunderte katholische Priester ins Land geschmuggelt wurden, um die Katholiken im Untergrund zu betreuen und gerade unter den Adeligen für Rom zu missionieren. 1585 erklärte das Parlament es für Hochverrat, wenn ein katholischer Priester englischen Boden auch nur betritt. Ein paar Jahre später konnte der Invasionsversuch durch den spanischen König Philipp II abgewehrt werden.

Auch nach ihrem Tod sah sich die Insel weiter von den katholischen Mächten bedroht, und tatsächlich versuchten englische Katholiken bei der Parlamentseröffnung im November 1605 mit zweieinhalb Tonnen Schießpulver die gesamte Staatsspitze auf einen Schlag zu beseitigen. Der Putsch („gunpowder plot“) schlug fehl und führte zu weiteren scharfen antikatholischen Maßnahmen. So blieben den Katholiken bis ins 19. Jahrhundert viele Bereiche im Bildungssektor und Staatsdienst verschlossen.

Auf dem Hintergrund dieser allein schon politisch sehr aufgeheizten Situation wundert es nicht, dass auch die Autoren des Westminster-Bekenntnisses von 1647 deutlich formulierten: „Es gibt kein anderes Haupt der Kirche außer dem Herrn Jesus Christus. Auch der Papst von Rom kann nicht in irgendeinem Sinn ihr Haupt sein, sondern er ist der Antichrist, der Mensch der Sünde und Sohn des Verderbens, der sich selbst in der Kirche gegen Christus und alles, was Gott genannt wird, erhebt.“ (25,6)

„Der rechte Endchrist“

Die Überzeugung, dass der Antichrist in Rom sitzt, war allerdings ganz und gar keine Erfindung der Briten und nicht ganz neu. Schon im Mittelalter wurden einige der Päpste als Antichristen bezeichnet (durch Joachim von Fiore oder die Franziskaner-Spiritualen). Auch die Vorreformatoren wie John Wycliff (14. Jhdt.) oder Jan Hus (15. Jhdt.) identifizierten das Papsttum mit dem Antichristen. Martin Luther sah ab 1520 den Papst in Rom eindeutig als den endzeitlichen Widersacher Christi an. In den Schmalkaldischen Artikeln von 1537 findet sich dann ein längerer Abschnitt zum Papsttum (II,4), in dem der Reformator den Papst direkt Antichrist nennt: er ist „der rechte Endchrist (Antichrist) oder Widerchrist“. Das Kapitel endet mit einem scharfen Bibelzitat: „Strafe dich Gott, Satan!“ (Sach 2,3). Noch kurz vor seinem Tod brachte Luther 1545 die Schrift Wider das Papsttum zu Rom vom Teufel gestiftet heraus. (Als Illustrator wirkte damals zu dem Thema vor allem Lucas Cranach, s. o. der kolorierte Schnitt.)

Doch es war keineswegs nur der gern mal polternde Luther. Auch in anderen Bekenntnissen wie der Konkordienformel (FC SD X,20,22) und auch schon in Melanchtons Von der Gewalt und Obrigkeit des Papstes (39, 41, 42, 57) und dessen Apologie des Augsburger Bekenntnisses finden sich klare Aussagen (in letzterem Bekenntnis wird die Kirche in Rom „antichristliches Reich“ genannt, XV,18; außerdem fallen dort in XXVI,98 im Hinblick auf die Messe neben Antichrist auch Begriffe wie „Abgötterei“ und „öffentliche Ketzerei“).

Der Antichrist sitzt in Rom. In diesem Punkt waren sich so gut wie alle Reformatoren einig. In den reformierten Bekenntnissen des 16. Jahrhunderts findet sich der Papst als Antichrist aber nur im wenig bedeutsamen Zweiten schottischen Bekenntnis (1581), später dann erst wieder im Westminster-Bekenntnis. Auch die Methodisten (John Wesley) und die Baptisten (C.H. Spurgeon) folgten dieser Linie recht konsequent. Bis ins 19. Jahrhundert bestand in dieser Frage ein breiter protestantischer Konsens.

Rückblickend war die Kritik am Papsttum während der Reformationsepoche im Grunde berechtigt, denn der moralische Verfall Roms war tatsächlich erschreckend. Calvin verurteilte in der Institutio (IV,7,24) Lehre und Lebenswandel der Päpste; sie seien von zahlreichen Irrtümern geblendet und in viel Abgötterei versunken. Mit „Wut“ unterdrückten die Päpste „die wieder aufkommende Lehre des Evangeliums“, und sie feuern auch noch die Fürsten zu „grausamen Wüten“ gegen die Christen an. Er nennt einige grausame und blutrünstige Kirchenfürsten mit Namen, die nur „ihre Macht aufrechterhalten“ wollten. „Mag Rom wohl vorzeiten die Mutter aller Kirchen gewesen sein, so hat es jedenfalls, seitdem es begonnen hat, der Sitz des Antichristen zu werden, aufgehört, das zu sein, was es war.“ Historiker wie Barbara Tuchman bestätigen die tiefe Verderbtheit der damaligen Päpste (s. das sehr gute Kapitel über die Renaissance-Päpste in ihrem The March of Folly / Die Torheit der Regierenden, 1985).

„Das päpstliche System in Geist, Form und Wirkung“

Nun liegt die konfessionelle Feindschaft der Reformationsepoche lange hinter uns. Wie ist diese Frage nun heute zu betrachten? Gilt diese Gleichsetzung von Papst und Antichrist heute noch? Auf höchster Ebene zwischen den großen Kirchen ist der Konflikt gleichsam ausgeräumt: „Der Papst ist nicht der Antichrist… Alle Christen und Kirchen haben Anlass, das Inerscheinungtreten des Antichristen bei sich selbst zu fürchten und um Bewahrung davor zu beten. Kein Amt als solches kann aber mit dem Antichristen identifiziert werden.“ (W. Pannenberg, K. Lehmann, Lehrverurteilungen – kirchentrennend?)

Also alles bloß olle Kamellen? Konservative protestantische Kirchen halten jedoch meist daran fest, dass das Papsttum als Institution antichristlich ist, nicht unbedingt einzelne Päpste (so z.B. die Lutherische Kirche – Missouri-Synode in den USA). Tatsächlich ist das Papstamt für Protestanten weiterhin unakzeptabel, und die kirchliche Macht des Papstes wurde bekanntlich im 19. und 20. Jahrhundert noch ausgebaut, zuletzt noch im neuen Kanonischen Recht (CIC) von 1983. Der Papst als Stellvertreter Christi und als absoluter Herrscher in der Kirche stellt aus evangelischer Sicht das solus Christus massiv in Frage. Alle Protestanten unterstreichen weiterhin, was das Westminster-Bekenntnis in 25,6 positiv bekräftigt: Christus allein ist das Haupt seiner Kirche.

Die amerikanischen Presbyterianer haben in ihrer Redaktion des Westminster-Bekenntnisses von 1788 den Abschnitt zum Haupt in der Kirche und zum Papsttum abgeändert. Es wird geleugnet, dass der Papst in Rom in irgendeiner Weise Haupt sein könne; er wird jedoch nicht mit dem Antichristen identifiziert. (S. auch zu diesem Punkt recht ausführlich das Zweite helvetische Bekenntnis, XVII,6) So deutete dann auch A. A. Hodge im 19. Jhdt.: „Sie [die Autoren des Westminster-Bekenntnisses] meinten wahrscheinlich, dass das päpstliche System in Geist, Form und Wirkung gänzlich antichristlich ist und eine Abweichung vom apostolischen Christentum darstellt.“ (The Confession of Faith, 1869)

Ein Tropfen Papstblut

Aus deutscher Perspektive scheint all dies heute aus einer anderen Galaxie zu stammen. Ist der Papst der Antichrist? Was für eine Frage?! Was für eine törichte Frage! Man schaue sich bitte den Reformer Franziskus an… In Deutschland, wo die Nettigkeit zwischen den großen Kirchen schon seit geraumer Zeit fast keine Grenzen kennt, hält man nichts von Kraftausdrücken à la Antichrist. Und natürlich ist es nur zu begrüßen, dass sich nach Jahrhunderten der Feindschaft die Wogen geglättet haben und sich ein anderer Umgangston eingebürgert hat. Seit 50 Jahren sind die Protestanten in den Augen Roms nicht mehr per se Häretiker, und die Evangelischen haben begriffen, dass die Päpste spätestens seit Johannes XXIII von ganz anderem Zuschnitt sind als die machtlüsternen Fürsten Jahrhunderte zuvor.

Trotzdem bleiben Fragen, und sie kommen gerade aus den Ländern mit dominant katholischer Bevölkerungsmehrheit wie in Südeuropa oder auch im Nordosten, in Litauen. Im deutschsprachigen Raum nimmt man die bescheidenen Gesten des Papstes aus Argentinien wahr; in Litauen begegnet einem der Kult um den verstorbenen Papst auf Schritt und Tritt. 1993 besuchte Johannes Paul II das Land, und wo er damals auch nur seinen Fuß hingesetzt hat, findet man heute in Bronze gegossene Denkmäler oder Gedenktafeln oder Straßennamen oder Pilgerzentren. Will man seinem Seelenheil etwas Gutes tun, pilgert man den Weg des Papstes vom Herbst ’93 nach.

Reliquiar mit Papstblut in Šiauliai

In diesen Tagen erhielt die Jesuitenkirche in Šiauliai, in der der Papst aus Polen bei seinem Besuch vor über zwei Jahrzehnten einen Gottesdienst hielt, eine wertvolle Reliquie: ein paar Tropfen Papstblut. Vor solchen Objekten der Verehrung, und hinzu kommen die zahlreichen wundertätigen Marienbilder und andere Kanäle besonderer göttlicher Gnade, gehen katholische Christen auf die Knie und erhoffen sich Hilfe. ‘Aufgeklärte’ Katholiken buchen all dies gerne unter dem Stichwort „Volksfrömmigkeit“ ab, aber das macht die Sache in den Augen der Protestanten ja nicht besser: Ist das wirklich wahre Frömmigkeit?

Protestantischer Konsens vs. Sola Scriptura

Aus der Perspektive der Länder mit einem Anteil von 1% Evangelischen wie Italien oder Litauen sind die ollen Kamellen nicht ganz so uninteressant. Am 2. Oktober warf Leonardo De Chirico auf seinem Blog Vaticanfiles die alte Frage auf: „Is the Pope the Anti-Christ?“ Ist der Papst der Antichrist? Darin schilderte der Theologie und Pastor einer reformiert-baptistischen Gemeinde aus Rom die historische protestantische Sicht. Er erläuterte vor allem, was François Turrettini, reformierter Theologe im Genf des 17. Jahrhunderts, zu sagen hatte. De Chirico, auch einer der Leiter der Evangelischen Allianz Italiens, riss ein Thema an und stellte eine Frage, die er aber leider nicht angemessen beantwortete – der Sack blieb nicht zugebunden.

Erst Mitte November nahm der Italiener eindeutiger Stellung. In diesem Interview:

„Luther, Calvin, die protestantischen Bekenntnisse des siebzehnten Jahrhunderts, die Puritaner, Wesley, Spurgeon usw. glaubten, dass das Papsttum (nicht dieser oder jener Papst) die Institution ist, aus der der Anti-Christ schließlich kommen wird. Ich teile diesen breiten protestantischen Konsens. Das Papsttum beansprucht christologische und pneumatologische Titel und Vorrechte (z.B. Stellvertreter Christi, unfehlbarer Lehrer, Oberhaupt der Kirche mit voller, unmittelbarer und universaler Macht), und dies wird mit irdischer politischer Macht gekoppelt. Man bedenke, dass Päpste Monarchen eines souveränen politischen Staates sind. Im Papsttum vermischt sich auf tragische Weise, was Gott und was dem Kaisers gehört. Diese vergiftete Mischung ist das potenzielle Milieu, aus dem der Antichrist emporsteigen kann.“

Wie wir sahen, hat sich diese Deutung unter den konservativeren Protestanten nach der Reformationsepoche irgendwann  weitgehend durchgesetzt. Nur ganz wenige wagen es nun, die Päpste der jüngeren Zeit direkt als Antichristusse zu bezeichnen. Meist wird das Papsttum als System und Institution antichristlich genannt. De Chirico teilt dem Leser jedoch nicht mit, dass zumindest im 16. und 17. Jahrhundert die jeweiligen Päpste ganz gewiss in die Verwerfung miteingeschlossen wurden. Die klare Differenzierung zwischen Papst und Papsttum und das Erwarten des Antichristen bloß in der Zukunft (die Institution, „aus der der Anti-Christ schließlich kommen wird“) ist sicher in dieser Form nicht der frühe protestantische Konsens. De Chirico betont, dass Turrettini den Antichristen nicht als eine einzelne Person ansah, sondern als eine Reihe von Personen und als ein Amt. Das mag so sein, doch in diese Reihe bezog Turrettini den jeweiligen Amtsinhaber sicher mit ein. Auch ein Puritaner der Zeit, Cotton Mather, meinte unzweideutig: „Noch regiert der Teufel durch seinen Stellvertreter in Rom.“ Hier hätte De Chirico ehrlicher sein sollen und besser behauptet, dass er (wie z.B. Hodge, s.o.) die historische Auffassung in diese Weise deutet.

Wohl nicht zufällig erschien De Chiricos Beitrag kurz vor der Familiensynode im Vatikan im Oktober. Als Gast nahm an der Bischofsversammlung auch Thomas Schirrmacher als Vertreter der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) teil. Schirrmacher ist wie De Chirico Mitglied der World Reformed Fellowship. Mitte Oktober reagierte er mit „Is The Pope the Antichrist? Not According to Sola Scriptura!“ Ist der Papst der Antichrist? Nicht nach dem Prinzip „Allein die Schrift“.

Schirrmacher zeigte sich darin „dankbar für die Hinweise auf die Reformation und frühe reformierten Quellen [in De Chiricos Text]. Es gibt viel, dass wir modernen Evangelikalen aus diesen Quellen lernen können, was die Arbeit des Evangeliums heute stärken wird.“ Er ist aber überzeugt, dass „die zentralen Beschreibungen des Antichristen in allen Texten des Johannes das Gegenteil von dem sind, wofür der [heutige] Papst steht.“ Weiter schreibt der Theologe aus Bonn:

„Soweit ich es überblicken kann, entdeckt keiner der heutigen evangelikalen exegetischen Kommentare zu 1. Johannes und Offenbarung den Papst oder die katholische Kirche in diesen Texten. Dies sollte, so glaube ich, das Ende der Debatte sein. Wenn wir eine Stellungnahme nicht durch die Exegese der Heiligen Schrift beweisen können, erlaubt uns die Geschichte nicht solch ein hartes Urteil. Selbst Luther hat die Texte bei Johannes nicht exegetisiert, um zu beweisen, dass der Papst der Antichrist ist; er gebrauchte den Begriff einfach gegen den Papst. Lasst uns Luther und der Reformation folgen, indem wir das Prinzip Sola Scriptura anwenden, auch wenn das bedeutet, dass wir mit einigen Meinungen dieser Reformatoren nicht einverstanden sind.“

Schirrmacher im Gespräch mit dem Papst

Beide Artikel finden sich nun hier auf der Seite der World Reformed Fellowship – mit Nachträgen zum jeweiligen Beitrag des anderen. De Chirico meint, dass Schirrmacher seine Sicht völlig falsch dargestellt habe. Er habe nicht behauptet, dass Papst Franziskus der Antichrist sei. Schirrmacher wiederum sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, manche evangelikale Leiter hätten eine naive Sicht gegenüber dem heutigen Papst. Er verteidigt hier die Gespräche der WEA im Vatikan und ruft dazu auf „den Charakter des heutigen Papstes und die Theologie, für die er und seine Kirchen stehen“, als „zwei sehr unterschiedliche Dinge“ zu erkennen. Und aus eigener Erfahrung und aktiver Teilnehmer der Familiensynode unterstreicht er, wie viel sich geändert hat: „Nun kann man als Evangelikaler die eigenen Überzeugungen im Vatikan vorbringen.“

Antichristliches – aber wo?

Eine richtige Debatte hat sich auf dem Blog der World Reformed Fellowship leider nicht entwickelt. Viele Missverständnisse und ein aneinander Vorbeireden, so scheint es doch, hat die Diskussion gekennzeichnet. De Chirico wählte eine etwas reißerische Überschrift, wenn auch mit Fragezeichen, nimmt nicht klar Stellung und wundert sich dann, dass er nicht präzise verstanden wird. Warum ausgerechnet zu so einem Zeitpunkt so ein Text, der ja wohl bei den meisten Lesern so verstanden wird, dass der Papst eben der Antichrist sein könnte? Und die Kritik an die Adresse der WEA-Vertreter kommt nur zwischen den Zeilen daher und ist nicht konkret genug.

Auf der anderen Seite sieht Schirrmacher mit einer exegetischen Frage die Debatte beendet, sagt aber nicht, wo denn die Reformatoren z.B. im Hinblick auf das Papsttum richtig lagen. Hier stellt sich die Frage, was wir denn heute konkret für die Beziehung mit Rom „aus diesen Quellen lernen können“? Evangelikale und Rom – hat uns die strenge Sicht der vergangenen Jahrhunderte noch irgendetwas zu sagen? Wenn ja, was?

Man sollte mit Identifikationen heute tatsächlich vorsichtig sein, da die Deutung der entsprechenden Bibelstellen schwierig ist. Der „Antichrist“ (gr. antichristos) wird im NT nur in den Johannesbriefen erwähnt (1 Joh 2,18.22; 4,3; 2 Joh 7). Der „Mensch der Bosheit“ und der „Sohn des Verderbens“ (2 Thess 2,3) sowie die „falschen Christusse und falschen Propheten“ (Mt 24,24) werden ebenfalls traditionell mit dem Antichristen in Verbindung gebracht. Dann gibt es noch die Ausführungen zum widergöttlichen Tier in  Off 12–13, Dan 7–9, 11 und weitere Widersacher Gottes im AT.

Ohne hier ins Detail zu gehen ist ja zu erkennen, dass es um eine Person und um mehrere Personen geht (Plural in 1 Joh 2,18); dass sowohl die Zukunft, als auch die Gegenwart (1 Joh 4,3) im Blick sind; dass daher mehrfache Erfüllungen von Prophezeiungen denkbar scheinen. Hinzu kommt, dass daneben auch von antichristlichem Geist oder einer Art System (2 Thess 2,7) die Rede ist.

Bei Johannes steht die falsche Lehre des Antichristen im Mittelpunkt, eine falsche Christologie (2 Joh 7), und im Blick waren damals wohl die ersten Gnostiker, die die Inkarnation leugneten. Nun leugnet die römische Kirche die Fleischwerdung Christi natürlich nicht, aber ist damit das ganze Thema schon vom Tisch? Wie sind in diesem Zusammenhang die anderen falschen Lehren der römischen Kirche einzuordnen?

Im Westminster-Bekenntnis geht es im betreffenden Abschnitt einzig um das Haupt der Kirche; auch in der ersten der zehn Berner Thesen (1528) wird unterstrichen, dass allein Christus das Haupt der Kirche ist und diese nur auf seine Stimme zu hören habe. Wie ist das heutige Papstamt in dieser Hinsicht zu bewerten? Wenn das gr. „anti“  im Sinne der Konkurrenz gedeutet wird, dann kann Louis Berkhof gefolgt werden, der in seiner systematischen Theologie von 1938 „Elemente des Antichristen“ im Papsttum sieht; weitere Identifizierung will dieser aber nicht vornehmen.

Die widerchristlichen Lehrelemente sind also am besten konkret zu benennen. Dabei gilt es aber schließlich zu bedenken, dass jede Kirche zu einer der „Synagogen des Satans“ (Westminster, 25,5) werden kann. Dies ist ja auch die richtige Warnung bei Pannenberg/Lehmann, wenn vor dem „Inerscheinungtreten des Antichristen“ (s.o.) in der jeweils eigenen Kirche gewarnt wird. Aber hier sollte man dann auch hier und da konkret werden. So denke ich, dass Johannes Paul II sicher nicht der Antichrist war, aber wie soll man den für Protestanten äußerst abstoßenden Kult um sein Blut anders bezeichnen als widerchristlich?

Protestanten wiederum müssen auf die Warnung J. Gresham Machens hören. In Christianity and Liberalism (1923) betonte der reformierte Theologe, dass der theologische Liberalismus seiner presbyterianischen Konfession höchst destruktiv und „antichristlich bis zur Wurzel“ war. Machen unterstrich sogar, „wie groß das gemeinsame Erbe mit der Kirche Roms ist“. Naiv war er natürlich dennoch nicht: Zwischen Rom und den konservativen Protestanten erstreckt sich ein tiefer Graben. Doch dieser ist geradezu flach „verglichen mit dem Abgrund, der zwischen uns und den [liberalen] Geistlichen unserer eigenen Kirche liegt“. Deren Lehre bezeichnet Machen äußerst streng als „im Kern antichristlich“. Wir sollten also durchaus in diesen Kategorien der Widerchristlichkeit denken. Die Frage nach dem Antichristen und dem Antichristlichen ist berechtigt und muss konkret gestellt werden. Den Katholiken und Protestanten gerade auch im Hinblick auf das eigene Lager.

Lernen von Franziskus

Eine letzte Bemerkung: der heutige Papst ist bekannt dafür, dass er den bürokratischen Apparat des Vatikans umgeht und gerne mal selbst zum Hörer greift. Schirrmacher schildert dies aus eigener Erfahrung. Nun zeigt aber die „Debatte“ zwischen den WEA-Vertretern und dem Italiener einmal wieder, dass die Chemie hier irgendwie nicht stimmt – wer auch immer dafür die Hauptverantwortung trägt (wie so oft hat so eine Missstimmung gewiss zwei Seiten). Die Kommunikation der evangelikalen Leiter ist offensichtlich verbesserungsfähig. Sollte man sich nicht den Papst zum Vorbild nehmen und einfach mal zum Telefon greifen, wenn unterschiedliche Sichtweisen durch die Luft wabern und die Atmosphäre zu vergiften drohen?

Zuerst erschienen auf lahayne.lt

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gast

Wo steckt der Antichrist?
Ist doch ganz einfach. Einen gute Baum erkennt man immer an seinen Früchten.

Gravatar: Lutz Schnelle

Wenn man wissen will, was in der Apk. steht, wird man viele Mythen, die sich ums Christentum ranken, um Jesus, Gott, Länder, Völker, über Bord werfen müssen.
Alles ist ganz anders und sehr viel unbequemer. Das Christentum ist ein scharfes Schwert. Darauf sollte man vorbereitet sein. Und Deutschland ist das Epizentrum der Apk.!
Ich kann nur einen Gesamteindruck vermitteln. Wieso, weshalb, warum und "ich seh' das aber anders", das geht nicht. Zu viel spielt eine Rolle.

Daß ich wenig Weihevolles zu sagen habe, kommt daher, weil die Zeit drängt und weil wir unter einem Berg von Lügen hausen. Am Ende wird das klar werden.

Ich beginne, wo unser Interesse berührt ist mit
Kapitel 12: "Die Frau und der Drache". Die Frau ist die Jungfrau Marie, das Kind, Jesus.

Hierher, zwischen
Kap. 12 und 13 gehörte das "Tausendjährige Friedensreich"! Es steht für das Mittelalter, im Kern für das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation". - Der Engel mit dem Schlüssel ergreift den Drachen und wirft ihn für Tausend Jahre in den Abgrund. Könige regieren mit Christus.
Nach 1000 Jahren kommt der Satan frei und verführt die Völker.

Jesus hatte das Mittelalter prophezeit. Man muß die Evangelien genau lesen und "Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Und ich will dir des Himmelsreichs Schlüssel geben: .." Mt 16, 18-19
Die "Gemeinde" steht fürs Papsttum, welches ich als "Gottesherrschaft" bezeichnen möchte. Die Gottesherrschaft kam ganz physisch mit Kirchen, Königreichen, Missionen und Scharmützeln. "Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert." Mt 10, 34 - Die Evangelien waren die Lehre für das Mittelalter!

Zwischen Mittelalter und das erste Tier gehört der "falsche Prophet". Falsch, weil er vom Satan, der nun frei ist, verführt worden ist.
Der Satan wird sich als aus Mensch- und Tierleibern vorgestellt! Ich würde vorschlagen, sich den Satan als ein Heer von Dämonen vorzustellen, welche die Völker regiert.

Der falsche Prophet ist gleich dem Antichrist; er tritt mit einem Tier auf! Das ist Charles Darwin!

Darwin hatte ein Studium der Theologie begonnen und fiel ab. Am 14 Dez. 1859 veröffentlichte er die "Evolutionstheorie" - da begann die Endzeit, von der Jesus spricht! "Kriege" und "Erdbeben" sind in den Endzeitreden der 2. WK.
Die Evolutionstheorie ist die "Rassentheorie", der Hitler anhing, und sie ist nicht mit Hitler untergegangen!
Die Theorie gehört heute zu unserer Normalität, sie ist so normal, daß wir sie weder sehen noch hören, aber wir spüren sie wie Skorpionstiche.

Sie verbreitet sich seit 1859 über Bildung und Erziehung. Hitlers Denkart hat die ganze Welt erfaßt!
Man darf sich nicht täuschen lassen. Hinter den Kulissen denken Politiker, Wissenschaftler etc. anders. Aber manchmal sagen sie es und beschwören die eine "Menschenrasse". Logisch und dialektisch ist das der allergrößte Blödsinn! Es ist so blödsinnig, daß man ein Buch drüber schreiben müßte.

Die Darwinisten beten den Affen an! - Das ist Blasphemie! Wissenschaft mit Bionik, Genetik, KI-Forschung, Klonen ..., Politiker, Journalisten, viele Christen bis in die höchsten Kreise!
Wir spüren, daß Rassismus allgegenwärtig ist, kommen aber nicht dahinter, wo die Quelle liegt.
Die Quelle sind die, die aus Darwins Theorie trinken und nun den Affen anbeten. Wir sind von Nazis umzingelt!

Kap. 13 - das erste Tier, das mit den gotteslästerlichen Namen, ist die Sowjetunion;
das zweite Tier Adolf Hitler. Hitler "redete wie ein Drache".
Die Anbetung von Bild und Tier steht für den Rassismus Darwins, für die Abstammungstheorie!
Die Zahl seines Namens: A=100, B=101, C=102 ergibt für "Hitler" 666!
Interessant ist noch, daß wir 666 Abgeordnete haben. Das kann man als Zufall abtun. Oder als Aufspaltungen des zweiten Tieres. Es steckt jedenfalls mehr dahinter.

Es gab kein 3. Reich. Das ist eine Suggestion, um uns gefangen zu halten. So verlieren wir die Geschichte und können munter verleumdet werden wie Satan als Ankläger der Menschen vor Gott.

Hitler hat die Weimarer Verfassung formal nie abgeschafft. Er war deshalb "nur" ein Kanzler. Und die Verfassung ist bis heute in Kraft!

Das GG ist einfach drüber gelegt worden und Deutschland umbenannt. Juristisch war das eine Selbstermächtigung! Wir leben auf einem Berg von Lügen und Selbstermächtigungen in einem falschen Land.
Art. 3,3 GG ist die Katzenklappe, durch welche Darwins (Hitlers) Lehre herein kommen sollte.

Kap. 14 "Ernte und Weinlese" stehen für die Konzentrationslager: "Und die Kelter wurde draußen vor der Stadt getreten, und das Blut ging von der Kelter bis an die Zäune der Pferde, tausendsechshundert Stadien weit." Apk. 14, 20

Die Schalen des Zorns stehen für den 2. Weltkrieg.

Kap. 17 und 18 "Die große Hure Babylon" ist eine symbolische Beschreibung von "Der Untergang Babylons".
Die Hure, mit der die Könige der Welt gehurt haben, das ist das World Trade Center. Sie "sitzt" an "vielen Wassern" - an Hudson River und Atlantik.
Schaut die Zeichnung dazu in der alten Luther-Bibel!
Wer eine CD sein Eigen nennt, kann das Bild vielleicht darauf finden. Es sieht aus wie ein Photo!

Babylon ist "in einer Stunde" verwüstet worden und "die Menschen warfen Staub auf ihre Häupter". So war's.
Die "Hurerei" der Könige und Kaufleute war der Aktienhandel. Zins nehmen ist unchristlich.

Hier kommen die "vier apokalyptischen Reiter" ins Spiel, es sind die vier Boings, die unter Siegeln verborgen warteten und nun eingeschlagen sind, gleich, ob der CIA hinter dem Anschlag gesteckt hat, oder nicht.
Erst ab 2001 war es möglich, in die Apk. hinein zu sehen.

Kap. 20 "Der letzte Kampf" und "Weltgericht". Genau da stehen wir, bei "Gog und Magog"!
Die Zahl der Völker, die auf die Ebene der Erde kommen, sind die Ausländerinvasoren.

Die Apk. wird mit der Verschiebung des Friedensreichs chronologisch und deckungsgleich mit der Geschichte. Nur so hat sie eine Bedeutung über Phantasiespiele hinaus.

Die Flache Erde betrachte ich als bestätigendes Omen. Sie paßt perfekt zur Apk. Deshalb kommentiere ich hier. Wir sind angekommen am

E N D E!

Gravatar: Lutz Schnelle

Der Antichrist ist Charles Darwin. Was kann blasphemischer sein, als den Affen anzubeten?

Hitler war Darwinist und alle Politiker, Journalisten, Wirtschaftsbosse, Intellektuelle, Wissenschaflter sind es heute. Die geben das jeden Tag im Fernsehen zu, sie geben zu, daß sie Rassisten sind! Mit Bionik, Gentechnik, Klonen, KI-Forschung, .. das ist der "moderne" Rassismus! Und sie behaupten, wir gehörten alle zu einer "Menschenrasse"! Das ist praktisch wegen des Ausländerimport. Da ist viel Geld mit zu verdienen. Die Vorzeichen sind nur umgekehrt, der Rassismus ist derselbe wie bei der NS!

Hitler wird verteufelt, aber sein Denken verehrt!

Der Kampf gegen Rassismus ist ein Kampf gegen Windmühlen, hinter dem sich die Rassisten verstecken. Sie verehren die Rassentheorie und bekämpfen den Rassismus?
Das ist ein Paradox, denn nur der Kampf gegen Darwins Theorie kann den Rassismus beenden!

Gravatar: B.L.

Protestanten waren und sind keine Häretiker, sondern die Arbeiter der neunten Stunde! Warum schickte der Herr ständig neue Arbeiter in den Weinberg? Vielleicht, weil die Arbeiter, die schon da waren, nachlässig wurden? Aber auch nach den Arbeitern der neunten Stunde kamen noch welche der elften. Nun ist die zwölfte Stunde, und die Arbeiter streiten sich, wer der wahre Arbeiter ist. Deshalb wird kaum noch gut gearbeitet, und die, die es könnten, verstecken sich. Wo sind die Männer, denen die Ernte wichtig ist? Bald ist die letzte Stunde vorbei, es ist nicht mehr viel Zeit. Der Weinberg verkommt zusehends. Es ist klar, dass es keinen Stellvertreter Christi gibt, sogar den meisten Katholiken. Antichristentum ist Verherrlichung des Menschen anstatt Gottes. Dieser Gedanke verstärkt sich stetig in der Menschheit. Das Papsttum verherrlicht den Menschen durch den Stellvertretungsgedanken (was für eine Anmaßung!), den nicht einmal Petrus hatte, daher die ständigen Irrtümer. Aber alle anderen irren auch, nur wieder anders. Ja, jeder ist ein Antichrist, in gewissem Sinn. Denn wir alle haben nicht Christi Sinn. Dennoch wird einer Antichrist sein. Wer weiß, vielleicht vereinigt sich die Kirche unter ihm? Wieviele werden ihn als Antichristen erkennen? Er wird als Heilsbringer in der Welt anerkannt, vielleicht nach einer Krise. Wer wird es durchschauen, dass er kein Heilsbringer ist? Er wird auch seine Gegner gegen sich vereinigen und schwupps... gibt es eine Kirche, wie am Anfang. Allerdings eine ebenso verfolgte... aber nicht von Gott verlassene... Wer wird sich trauen, gegen den Herrn der Erde zu stehen und ihm zu widerstehen?

Gravatar: Horst

was ist schlimmer die Kirche mit ihren verbrecherischen
dahrsein oder luzifer ?? beides passt doch zusammen

Gravatar: Leserin

Der sitzt in Berlin.

Gravatar: Lisje Türelüre aus der Klappergasse

"...Päpste Monarchen eines souveränen, politischen Staates... mit weltlicher Macht.."
Vergessen Sie es!
Der Vatikan hat keine Schule, kein Krankenhaus, keine eigene Wasser-und Stromversorgung.
Es gibt vielleicht 500 Menschen, die einen Vatikan-Paß haben. Die große Mehrheit der Mitarbeiter sind italienische Staatsangehörige, die morgens mit Bus und U-Bahn zur Arbeit fahren und abends wieder nach Hause.
Und während der Jahrzehnte als es keinen Vatikan-Staat gab, haben die damaligen Päpste in Demut und unter Hinnahme persönlicher Einschränkungen ihre "Gefangenschaft" im Vatikan ertragen.
Das aber nur am Rande.
Zum Kern des Problems stoßen Sie nicht vor: nämlich auf Matth.16;18,19. Obwohl angeblich bibeltreu, wollen Sie nicht akzeptieren, daß Papstum und Kirche Christi Stiftung sind. Natürlich können einzelne Päpste sündhaft sein und ihre Berufung verfehlen. Das ändert nichts an Christi Stiftung an sich.
Zur Blutreliquie JPII:
Wollen Sie leugnen, daß die ersten heiligen Messen in den Katakomben über den Gräbern der ersten Märtyer stattfanden? Man kann sie heute noch in Rom besichtigen.
In dieser und keiner anderen Tradition steht die Reliqienverehrung der Kirche.
Seit 500 Jahren wollen die sogenannten Reformatoren der Welt weismachen, im alten Jerusalem seien die ersten Christen mit einer (im übrigen noch gar nicht vorhandenen) Bibel unter dem Arm rumgelaufen und hätten sich zu Bibellesekreisen getroffen.
Das stimmt heute sowenig wie vor 500 Jahren.

Gravatar: H.Roth

@ Adorján Kovács

Herr Kovács, wenn man den aktuellen Protestantismus in Europa und anderswo betrachtet, dann sträuben sich einem in der Tat die Haare. Das hat nun wirklich nichts mehr mit dem zu tun, was Dr. Luther geschrieben hat. Aber Sie sollten nicht alles über einen Kamm scheren, denn mit dem Argument "Häresie" kann man nicht einfach einen Martin Luther und andere Reformatoren vom Tisch fegen und in die Ketzerecke stellen. Man sollte die inhaltlichen Irrtümer auch nennen und mit der Bibel begründen können. Dazu hat Luther am Reichtag von Worms aufgefordert. Es kann doch nicht sein, dass die Häresie allein darin besteht, dem Papst nicht zu gehorchen.

Die Katholische Kirche hat lange genug wie ein Diktator regiert, während sie erst durch die Reformation und die daraus entstandene Kirche endlich eine wirkliche Opposition bekommen hatte. Opposition ist immer wertvoll zur eigenen Korrektur, darin werden Sie mir sicher zustimmen. Darum kann ich es nicht verstehen, dass Sie so sehr am alten Modell der "allein seligmachenden Kirche" festhalten. Selig macht nur Christus. Und dieses Oberhaupt der wahrend Kirche (ekklesia) müssen sie als Christ auch mit anderen teilen können.

Was ist übrigens mit den Orthodoxen? Sind diese dann auch von der "universalen Kirche" ausgeschlossen? Sind diese auch Häretiker? Und was ist mit den eigenen, noch immer nicht ausgefegten Irrlehren der Katholischen Kirche? Die Reformation war ein Zurück in die alte Form, daher auch der Name. Ein Zurück zu der Wahrheit der Bibel, die, zumindest in den ersten Jahrhunderten nach Christus, auch noch in der "katholischen Kirche" bekannt war. Vor dem Papsttum.
Ein Beispiel ist Augustinus, der nicht nur von Katholiken geschätzt wird.

Gravatar: H.Roth

Die katholische Kirche zeigt allen, die sie früher per Inquisition und Krieg auszulöschen versuchte, seit einigen Jahrzehnten ein so freundliches Gesicht, wie noch nie zuvor. Fast möchte man meinen, die früheren Taten sind bereut und man bemüht sich um Frieden zwischen den Konfessionen. Soll man da vertrauen oder mißtrauen? Ist es eine Falle oder hat sich die - einmal gewaltsam gegenreformierende - Kirche zum Besseren geändert? Mich zumindest bringen diese Fragen auf eine respektvolle Distanz zu allem Katholischen, nicht aber zu Katholiken, von denen ich persönlich viele kenne und schätze.

Gravatar: Jürg Rückert

Der Reliquienkult bleibt auch für viele Katholiken ein Ärgernis. Zum einen übernimmt er das magische Denken heidnischer Religionen. Da wurde der neue Wein in ganz alte Schläuche gegossen! Zum anderen überstrahlt er oft genug das wahre Gut: Ich pilgere zum „heiligen Rock“; so nebenbei kommuniziere ich auch. Das sind falsche Relationen.
Außerdem stößt er mögliche „Interessenten“ ab.

Wenn es dem Glauben hilft, warum nicht auch eine Eiche heilig nennen? Weil heidnische Bräuche das Licht der wahren Sonne verdunkeln.

Johannes Paul II. war der richtige Mann am richtigen Ort zur rechten Zeit. Seine Heiligsprechung sei ihm gegönnt, auch wenn das einzige Wunder, das man ihm zuschreibt, die „Heilung“ der Konversionsneurose einer Nonne und nicht einer organischen Erkrankung war.
Seine „Blutampullen“ (oder „Blutritt“ bzw. dergleichen) sind mir nur zuwider.

Gravatar: Kati

Aus der Offenbarung des Johannes: ,,Die Hure von Babylon!"

Die ,,Hure" wird in der Offenbarung klar und deutlich der Stadt Rom zugeordnet, die seit alters als die Stadt der sieben Hügel bekannt war (Offb 17,9).
Und der Engel sprach zu mir: Warum verwunderst du dich? Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt, das die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat.
Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht mehr, und es wird aus dem Abgrund heraufkommen und ins Verderben laufen; und die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht geschrieben stehen im Buch des Lebens von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, das war und nicht ist und doch ist.
Hier ist der Verstand [nötig], der Weisheit hat! Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt. (Offb 17,7-9)
Das Bild von der Frau, die auf dem Tier (dem römischen Reich) reitet, weist uns auf einen hoch bedeutsamen Einschnitt in der Geschichte der katholischen Kirche: die sogenannte „konstantinische Wende“ (vgl. hierzu Dave Hunt, Die Frau und das Tier).
Mit der scheinbaren Bekehrung des römischen Kaisers Konstantin wurde die katholische Kirche von einer verfolgten und verfemten Außenseiter-Religion zur Staatsreligion erhoben. Ihre Bischöfe erhielten weltliche Macht und mußten sich im Gegenzug zur Stützung der Macht des Kaisers und des Reiches hergeben; in die Reihen der Kirche strömten nun Scharen von unbekehrten Heiden, die auf diese Weise Ansehen und Ämter in dem nun „christlichen“ Reich erlangen wollten. Die Verkehrung und Entartung der Kirche war nun auf einer ganz neuen Stufe angelangt.
Von nun an verfolgte die römische Kirche mit den Mitteln der staatlichen Macht alle Andersdenkenden und mißbrauchte bedenkenlos das Schwert, um ihre religiöse Machtentfaltung zu fördern. Das wurde gestützt durch die irreführende Lehre der Kirche, sie sei berufen, anstelle von Christus über die Welt zu herrschen und die Oberhoheit über alle Reiche der Welt auszuüben. Zynische Machtgier, Korruption und Geldgier, verbunden mit allen Greuelsünden Babels und Sodoms, kennzeichneten von da an immer mehr die Kirche Roms.
Die katholische Kirche seit Konstantin ist im Licht von Offenbarung 17, der Anfang und der Kern der ,,Hure Babylon!" Es ist heute sehr wichtig, diese klare Auslegung der prophetischen Aussagen im Buch der Offenbarung zu betonen, die zu den grundlegenden Erkenntnissen der Täufer und der Reformatoren gehörte.

(siehe unsere älteren Personalausweise; da kann man das Tier mit den Hörnern erkennen)

Verweise auf die Videos mit Harald Kautz- Vella bei youtube

Viele, die sich heute „evangelisch“ nennen und sich auf das Erbe der Reformation berufen, sind an diesem Punkt blind geworden und sehen nicht mehr die klaren Hinweise der Schrift, die doch zu unserer Warnung niedergeschrieben wurden.

Gravatar: Thomas Schirrmacher

"Sollte man sich nicht den Papst zum Vorbild nehmen und einfach mal zum Telefon greifen, wenn unterschiedliche Sichtweisen durch die Luft wabern und die Atmosphäre zu vergiften drohen?"
Viel besser, ich habe mein gegenüber mehrfach persönlich besucht und getroffen und das über Jahre und auch jüngst. Nur immer hilft so etwas auch nicht, zumal das für mein gegenüber eine Frage des Bekenntnisses ist, nicht eine exegetische Frage. Aber weder im Gespräch noch auf der Webseite des WRF wurde beantwortet, wie denn eine exegetische Begründung aussieht, dass das Papsttum (und damit doch auch der gegenwärtige Papst, oder?) der Antichrist ist. Dass damit die Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Theologie nicht aufgehoben sind, steht ja außer Frage, ist aber auch nicht strittig gewesen.

Gravatar: Adorján Kovács

Sehr geehrter Herr Lahayne, natürlich sind Protestanten Häretiker, denn sie haben sich von der universalen Kirche getrennt und das Schisma offensiv betrieben. Vor 500 Jahren mag das teilweise begründet gewesen sein, aber was ist durch die Trennung besser geworden? Besonders der Protestantismus in seiner US-amerikanischen Form ist eine Katastrophe! Richard Millet sagt sogar, dass "aus symbolischer ebenso wie aus ökonomischer Sicht [...] der Islamismus lediglich eine spektakuläre Variante des protestantischen Kapitalismus" sei, und er dürfte recht haben. Zudem haben die protestantischen Staatskirchen die wohltuende institutionelle Unabhängigkeit der Katholischen Kirche aufgegeben. Der Hochmut, mit dem Sie über die Katholische Kirche reden, ist nicht angebracht.

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