Wo die Freiheit der Kunst an Grenzen stößt

Man darf in Deutschland Gewalt- und Sexfantasien in Liedern thematisieren. Aber wenn eine Band von Heimat und Stolz singt, kommen die Gralshüter der politischen Korrektheit. Dann ist es mit der Kunstfreiheit nicht mehr weit her.

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In Berlin wurde letzte Woche der "Echo" verliehen. Für den bedeutendsten Musikpreis Deutschlands waren Künstler in 27 Kategorien nominiert. Und nominiert ist, wer viele Tonträger verkauft hat. Fast alle waren da: Die Toten Hosen, Die Ärzte, Kraftklub und so weiter. Nicht dabei sein durfte die Band Frei.Wild, die über 100 000 Platten verkauft hatte und große Hallen füllt. Vom Veranstalter, der Deutschen Phono-Akademie, rausgekickt. Weil Frei.Wild von der Liebe zur Heimat singt, sind sie politisch nicht korrekt genug.

 

 

Konkurrenten um die begehrten Preise wie die Bands Kraftklub und Mia drohten mit Absage, weil man die Texte der Kollegen "zum Kotzen" finde. Bis zu diesem Ereignis kannte ich Frei.Wild gar nicht. Also hörte ich mal rein. "Ja, unser Heimatland, es ist so wunderschön, das kann man ja an unseren Bergen sehn, sie ragen stolz zum Himmel hinauf, schon unsre Ahnen waren mächtig stolz darauf", singen die Tiroler zu harten Bassklängen. Ist das rechtsradikal? Die Band selbst distanziert sich überall, wo sie auftritt, von Extremismus. Manchmal rufen sie in Konzerten ihre Fans auf, "Nazis raus!" zu skandieren. Aber sie singen von Heimat, Vaterlandsliebe, Stolz. Und das ist den Herrschaften der Phono-Industrie zu viel des Guten.

Die Begründung für den Ausschluss klingt fast albern: "Um zu verhindern, dass der "Echo" zum Schauplatz einer öffentlichen Debatte um das Thema der politischen Gesinnung wird", begründet Florian Drücke vom Bundesverband Musikindustrie deren Verstoß gegen eigene Regularien. Mit diesem Argument hätte man auch Kraftklub und Mia rausschmeißen können, denn sie haben ja die Kontroverse begonnen. Aber sie stehen halt auf der richtigen Seite, gehören zum kulturellen Mainstream.

 

 

Es gilt hier im Namen der Kunstfreiheit als normal, wenn sogenannte Comedians im Radio auf plattestem Niveau alle Politiker zu grenzdebilen Volltrotteln machen. Man darf den Papst auf einer Titelseite jeder Würde berauben – ist ja Kultur. Bei Mohammed ist man vorsichtiger, könnte abends vor der Haustür mal schwierig werden. Man darf über Vergewaltigungs- und Tötungsfantasien singen. Bushido hat viele Musikpreise gewonnen, auch den "Echo". Aber wenn einer singt, dass er stolz auf seine Heimat ist, dann rückt die Kulturpolizei an. Für alle diejenigen, die mich nun falsch verstehen wollen – ich streite nicht für widerwärtige Rassistenbands. Ich streite für Frei.Wild, die von Heimat und Stolz singen. Weil man das in einem freien Land dürfen sollte, ohne ausgesperrt zu werden.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf www.rp-online.de.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ursula Prasuhn

"Ich streite für Frei.Wild, die von Heimat und Stolz singen. Weil man das in einem freien Land dürfen sollte, ohne ausgesperrt zu werden."
Wohl wahr!
Es fragt sich nur, inwieweit wir überhaupt noch in einem freien Land leben, wenn das Grundgesetz zum Witz verkommt, weil die angeblich politisch korrekte Meinung – vornehmlich repräsentiert und diktiert von den Grünen – die Bürgerhirne längst besetzt hält.
Zwar wählen nur etwa 15 Prozent die Partei der Grünen, doch sowohl die Mehrheit des Volkes als auch die der traditionellen Volksparteien unterwerfen sich bekanntlich ihren Standpunkten. Die Taktik, eigene politische Ziele als Gebote von Moral und Ethik daherkommen zu lassen und damit zur Pflicht für jeden guten Staatsbürger zu machen, beherrscht diese Partei wie keine andere. Und wer möchte nicht zu den Anständigen gehören?
In diesem Fall bedeutet der Anständigkeitswahn: Wehret jeglichem Nationalbewusstsein, erst recht jedem Stolz auf das eigene Land – auch wenn er in Form von Begeisterung über heimische Landschaften auftritt –, denn das ist fremdenfeindlich! Nur für Nazis gibt es noch so etwas wie eigenes Land, eigene Landschaften oder gar eigene Landsleute.

Gravatar: Mittelalter

@ Klaus Kelle

«Ich streite für Frei.Wild, die von Heimat und Stolz singen. Weil man das in einem freien Land dürfen sollte, ohne ausgesperrt zu werden.»

Lieber Herr Kelle, Ihre Anmerkungen sind richtig, in einem freien Land sollte man dies singen dürfen.

Aber die B(anen)R(epublik)D(eutschland) ist kein souveränes Land und ist eben gerade dadurch kein freies Land.
Wie heißt es bei Porf. Schachtschneider im Untertitel eines seiner Bücher
»Souverän ist, wer frei ist«
Für die Nicht-Souveränität Deutschlands kann der Prof. einen Kronzeugen aufrufen und bennen; den etatistisch-interventionistischen finanzpolitischen Hasardeur und Raubritter Schäuble! Dieser Schäuble gab am 18. November 2011 zu Protokoll, dass die Deutschen seit dem 08.05.1945 zu keinem Zeitpunkt mehr in einem voll souveränen Staat gelebt haben.
Nochmals Porf. Schachtschneider: »Souverän ist, wer frei ist«.
Deutschland ist nich souverän, demzufolge unfrei und demzufolge kann jeder, der unpassende Dinge »sagt-singt-schreibt« auch ausgesperrt werden! Und in nicht allzu ferner Zukunft wohl auch eingesperrt!

Gravatar: Janine Schreiber

Ich finde die Musik von Frei.Wild befreiend.

Gravatar: Karin Weber

Selbst wenn es nationalsozialistische Plörre wäre, würde ich es nicht verbieten. Herr Rösler/FDP hat in diesem Punkt sicher Recht: Dummheit kann man nicht verbieten.

Eine Demokratie muss so stark sein, dass sie in der Lage ist, sich mit solchen Problemen politisch auseinanderzusetzen. Genau das passiert aber hier nicht und die daraus resultierende Kausalität kann sich jeder selbst beantworten.

Zuguterletzt entscheidet immer noch der Wähler bzw. Käufer was ihm gefällt und nicht die Handlanger faschistoider Ideologien. Der "Echo" interessiert doch, mal unter uns, sowieso keinen mehr. Die Flut der Bepreisung die jedes Jahr über uns hereinbricht ist ja schon inflationös. Selbst der Nobelpreis ist doch mittlerweile restlos verkommen. Das größte Lob was es geben kann, kommt sicher von Kindern.

Gravatar: Ulrike

Habe mir vor ein paar Tagen die erste CD von Frei.Wild aufgrund der Diskussion gekauft. Ich bin beeindruckt von dieser Band.

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