Über die Rente, einen Generationenvertrag, der gar keiner ist

Eine der größten Lügen der deutschen Nachkriegspolitik liegt sicher in dem Satz „Die Rente ist sicher“ von Norbert Blüm. Es war in der Zeit, als die LINKE nicht mehr SED, aber schon PDS hieß.

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Norbert Blüm verkörperte damals in der Regierungskoalition den Kleinen Mann nicht nur körperlich, sondern auch politisch-ideell. Den Satz, den er damals als Arbeits- und Sozialminister im Kabinett Kohl in einer hitzigen Bundestagsdebatte vom 10. Oktober 1997 unvorsichtiger Weise von sich gab, klingt heute wie der reinste Hohn. Ich möchte ihm zugutehalten, dass er das damals selbst geglaubt hat. Irgendwie war die Welt damals auch noch halbwegs in Ordnung. Menschen bekamen regelmäßig Kinder, Ehen wurden mehrheitlich nicht geschieden und Paare wurden noch gemeinsam alt, was die Altersarmut von Frauen übrigens in Grenzen hielt, waren sie doch durch ihre Ehemänner auch später als Witwe noch abgesichert.

Damals diskutierte man die Frage des Rentenniveaus. Experten stritten darüber, ob eine Rente nur ein Existenzminimum abdecken sollte, oder den bisherigen Lebensstandard, den ein Mensch sich erarbeitet hatte, auch im Rentenalter gewährleisten müsse. Aus heutiger Sicht fast schon eine Luxusdebatte, ist man doch heute froh, wenn die zu erwartende Rente zumindest die Armutsgrenze übersteigen wird. Faktisch wurde damals gegen den erbitterten Widerstand der Opposition die schrittweise Absenkung des Rentenniveaus von 70 auf 64 Prozent des Durchschnitts-Nettolohns von CDU/CSU und FDP beschlossen. Blüm sagte damals auch kluge Sätze wie, dass Generationensolidarität durch Generationsgerechtigkeit gestärkt werde, und man nicht Jung gegen Alt ausspielen solle. Heute sagt Norbert Blüm, wenn er nicht gerade eines seiner Bücher anpreist oder in Flüchtlingslagern symbolisch im Schlafsack liegt, übrigens fast nur noch kluge Sätze, auch über die Rente und die Altersarmut von Müttern. Schade nur, dass die Sätze erst heute kommen, da er keinen politischen Einfluss mehr hat und das Kind bereits im Brunnen langsam aber sicher ertrinkt. Und während die SPD damals noch mit ihrem Redner Rudolf Dressler die Theorie vertrat, der „demografische Faktor“ sei ein „pseudowissenschaftliches Alibi und politischer Unsinn“ ergänzte der CDU-Abgeordnete Wolfgang Vogt in besagter Debatte, die finanziellen Folgen des demografischen Wandels könnten nicht allein von den Jungen getragen werden. Solidarität sei keine Einbahnstraße.

Aus damaliger Sicht, war die Rentenreform ein einschneidender Akt, aus heutiger Sicht war sie zaghaft und das eigentliche Problem, der demographische Wandel, wurde damals einerseits noch nicht entscheidend wahrgenommen, von anderen nicht einmal ernst genommen. Absehbar war es aber schon damals. Eines ist jedoch klar, damals wie heute: Redet man in Deutschland über Rente, dann redet man über Neid und Missgunst. In keiner anderen Debatte ist man schneller bei dem Begriff „Unsozial“. Da sind plötzlich alle da, die glauben, ein Recht auf eine Rente zu haben, die sich ungerecht behandelt fühlen. Und dann kommen noch Begriffe wie „Lebensleistung“ ins Spiel, und man ist endgültig emotional in einer Sackgasse politisch festgefahren.

Ich schicke es also vorsorglich vorweg, bevor Rentnerhorden auf mich eindreschen: Ich finde die Renten der derzeitigen Rentnergeneration angemessen und ansonsten unantastbar. Erst letzte Woche ereilte uns die Meldung, dass das Rentenniveau derzeit so hoch ist, wie seit 23 Jahren nicht mehr. Ab Juli erwarten die deutschen Rentner eine Steigerung auf ihrer Abrechnung, was einfach an der guten Konjunktur liegt. Ich gönne es ihnen, sie haben hart gearbeitet und uns großgezogen, ich will ihnen nichts wegnehmen. Nahezu gleichzeitig veröffentlichte der Westdeutsche Rundfunk seine Renten-Weissagung, dass jedem zweiten Bundesbürger wegen des sinkenden Rentenniveaus im Alter eine gesetzliche Rente unterhalb der Armutsgrenze drohe. Lassen wir beiseite, dass die Berechnungen des WDR etwas wirr und mehr aus dem Bauch heraus, denn durch wissenschaftliche Arbeit belegt waren und deswegen zu recht kritisiert wurden. Ganz falsch waren sie aber dennoch nicht. Dass meine Generation im Alter durch ganz normale Berufstätigkeit niemals das Rentenniveau meiner Elterngeneration erreichen kann, ist inzwischen Binsenweisheit. Das lässt sich jedoch nicht verändern, indem wir den heutigen Rentnern etwas weg nehmen, sondern indem wir eine nahezu radikale Rentenreform durchführen, die – wie man an anderer Stelle immer so gerne sagt – mit der Zeit geht und sich den modernen Lebensweisen anpasst.

Wir können nicht rückwirkend Rentenansprüche verändern, das wäre unfair all denjenigen gegenüber, die Jahrzehnte eingezahlt und sich auf ihre Erwartungen verlassen haben. Wir müssen nicht Alt gegen Jung bemühen in dieser Debatte sondern die eigentliche Front endlich benennen und eröffnen: Eltern gegen Kinderlose. Gut, das wird Ihnen kein Politiker so deutlich sagen. Erstens, weil diese Front das Potential für soziale Unruhen hat, zweitens, weil die Neid-Debatte damit garantiert ist, drittens, weil düstere Rentenaussichten für stetig wachsende, kinderlose Bevölkerungsteile politisch nicht opportun erscheinen, um wieder gewählt zu werden und viertens, weil zunehmend mehr Politiker ebenfalls kinderlos sind, was ihr Verständnis für die Sorgen und Nöte von Eltern nicht gerade verstärkt.

Die Front Eltern gegen Kinderlose macht aber Sinn, weil die Zahl der Kinderlosen wächst und ihre Renten mit hoher Wahrscheinlichkeit sicher sind. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Eltern an der Bevölkerung, ihre Renten werden immer unsicherer. Besonders unfair wird es, weil der Bevölkerungsteil der Eltern durchschnittlich höhere Leistungen für das Rentensystem erbringt, während sich die kinderlose Bevölkerung den Mühen und Kosten des Kinderkriegens entzieht und somit auch den Investitionen in die nächste Generation, von der dieselben Menschen aber dennoch eine Rente erwarten.

Da schlägt dann der sogenannte Generationenvertrag zu, der jedenfalls auf dem Papier sagt, dass wir heute die Renten unsere Eltern finanzieren, weil sie uns ja freundlicherweise großgezogen und ihr Geld in uns investiert haben und dafür unsere Kinder später in Dankbarkeit und Respekt unsere Renten erwirtschaften und auszahlen werden. Auf dem Papier wie gesagt. Klappt aber, wie man sieht nur dann, wenn man Kinder zeugt, die dann auf dem Arbeitsmarkt tätig sind und in eine Rentenkasse einzahlen. Und klappt nicht, wenn nicht genug Kinder da sind, dafür aber Alte, die trotzdem eine Rente haben wollen.

Es ist so banal und einfach, dass ich mich manchmal frage, wieso wir unser sterbendes Rentensystem nicht längst modernisiert haben. Es muss mit den vier oben genannten Gründen zu tun haben. Sonst ist man immer gerne dabei, die Dinge an moderne Zeiten anzupassen, gerade in Familienfragen, nicht jedoch bei der Rente. Unser Rentensystem stammt noch aus der Adenauer-Zeit. Sie wissen schon, damals, „Kinder kriegen die Menschen immer“-Adenauer. Ein Zitat, das sich heute als genauso fatal falsch herausstellt wie Blüms „Die Rente ist sicher“. Beide hatten in ihrer Zeit Recht für den Fall, dass sich nichts an den gesellschaftlichen Strukturen ändert. Da aber heute schon fast ein Drittel aller jungen Menschen dauerhaft aus verschiedenen Gründen kinderlos bleibt, muss eine nachhaltige Rentenpolitik diesen Wandel der Gesellschaft mit denken.

Heute sind wir 70 Jahre weiter, haben aber immer noch das gleiche System. Vielleicht müssen wir damit anfangen, der jungen Generation noch einmal den Unterschied zwischen Kapitalversicherung und umlagefinanzierter Rente zu erklären, damit sie sich nicht weiterhin dem Irrglauben hingibt, mit ihren Einzahlungen in die Rentenkasse irgendwelche Ansprüche zu erwerben oder gar Kapital anzusparen.

Es gilt als Tabu in der Rentendiskussion, dass man Menschen, die Kinder groß gezogen haben, mehr Rente auszahlt, als Menschen, die keine Kinder groß gezogen haben. Wer einmal so einen Vorschlag mit Kinderlosen diskutiert hat, weiß, wovon ich rede. Bei solchen Forderungen ist gleich wieder Aufschrei. Schnell wird dann von einer „Schlechterstellung“ und „Bestrafung“ von Kinderlosen gesprochen. Die Frage ist jedoch, wieso man sie besser stellt, als Eltern, die Kinder groß gezogen haben und damit zusätzlich Leistungen erbracht haben?

Ja, zusätzliche Leistung, man muss auch das aussprechen. Schieben Sie einfach mal bei Seite dass viele Kinderlose gerne aufzählen, was sie alles für das Gemeinwohl tun, Schulen und Unis bezahlen, Kitas und Ganztagsschulen finanzieren, obwohl sie doch selbst keine Kinder haben. Dazu muss man sagen: Auch der nicht TV-Gucker zahlt dennoch die GEZ mit, der Nichtraucher zahlt die Gesundheitsschäden der Raucher in seiner Krankenkasse mit, der Radfahrer zahlt trotzdem den Bau von Autobahnen mit, der Autofahrer hingegen zahlt auch den öffentlichen Personennahverkehr und der Leistungswillige zahlt immer den Schläfer im System, der morgens keinen Bock hat. Will sagen: Im staatlichen Solidarsystem zahlen wir alle nicht zu knapp und immer auch für Dinge, die wir weder wollen, noch brauchen, und die auch nicht allen nutzen, die aber in ihrer Gesamtheit zu Stabilität und Wachstum der Gesellschaft beitragen. Gerade Schulen und Universitäten nutzen hier eine Menge. Denn eine nicht ausgebildete Kindergeneration wird keine Renten zahlen, sondern allen anderen zeitlebens auf der Tasche liegen.

Deswegen nochmal zum Generationenvertrag, der ja gar keiner ist, denn zumindest eine Generation ist weder geschäftsfähig, um juristisch zuzustimmen, und wäre sie es, sie wäre wohl nicht einverstanden mit diesem Vertrag, den Eltern und Großeltern geschlossen haben, ohne ihre Kinder zu fragen. Dieser Vertrag sieht Verpflichtungen in zwei Richtungen vor: Gegenüber den Eltern, aber auch in die Investition in die nächste Generation der Rentenzahler. Fortpflanzungsverweigerer entziehen sich also der einen Richtung. Und ich höre schon das nächste schlagenden Argument: Was ist mit den ungewollt Kinderlosen? Willst du die jetzt noch doppelt bestrafen, indem sie entweder weniger Rente bekommen oder höhere Beiträge zahlen? Ja, ungewollt Kinderlose kenne ich zu Hauf, faktisch ist es aber völlig egal, warum sie keine Kinder bekommen. Weil uns das als Gesellschaft nichts angeht, warum jemand Kinder hat oder warum nicht. Ob er welche wollte oder nicht, ob er zeugungsunfähig ist oder zeugungsunwillig. Weil es keine Pflicht gibt, sich fortzupflanzen und wir auch keine Mutterkreuze verteilen wollen, diese Kinder aber faktisch und ökonomisch gebraucht werden für ein Umlagesystem in der Rente. Weil ungeborene Kinder nicht ins System einzahlen. Kinder als Alterssicherung ist ja kein neues Konzept. Früher musste man diese nur selbst zeugen, um im Alter abgesichert zu sein. Dank des staatlichen Rentensystems reicht heute das Fremdgebährenlassen, um ebenfalls eine Alterssicherung zu bekommen. Allein das ist neu.

Am Ende bleibt also einfach nur der Fakt stehen: Derjenige, der keine Kinder großzieht und Zeit seines Lebens nur für sich selbst ein Einkommen erwirtschaften muss, hat mehr Geld zur Verfügung auch für seine private Alterssicherung, als derjenige, der mit seinem Einkommen ein, zwei oder gar noch mehr Kinder aufzieht.

Experten einer Studie der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag der Bertelsmann Stiftung haben versucht dies zu berücksichtigen und ein gerechtes Rentenmodell aufgemacht, das Investitionen der Eltern mit berücksichtigt und honoriert. Ergebnis: Eine „Basisrente mit Fertilitätsfaktor“, weil es eine „Fehlkonstruktion“ sei, dass die Renten im derzeitigen Umlagesystem immer vom Einkommen der künftigen Generation abhingen, die Kosten für diese Generation aber nur die Familien trügen. Und die Kosten sind erheblich. Je nach Berechnungen sind das übrigens zwischen 120- und 160-tausend Euro pro Kind, die Eltern investieren, bis ihre Kinder finanziell eigenständig sind. Das Geld fehlt dann für private Vorsorge im Alter und ist genau das Geld, das kinderlose nicht für die nächste Generation ausgegeben haben.

Wer keine Kinder erzieht, spart sich das Geld, kann privat vorsorgen und durch ein umfangreiches Erwerbsleben sogar höhere Rentenansprüche erwerben als diejenigen, die Kinder haben, so benennt es die Studie ganz klar. Die Empfehlung lautet, eine Basisrente zu berechnen, die dann je nach Kinderzahl aufgestockt wird. Je mehr Kinder, desto mehr Rente. Eigentlich logisch.

Ganz nebenbei bestätigen die Forscher der Uni Bochum übrigens auch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Jahr 2001. Unsere obersten Verfassungshüter hatten damals bereits am Beispiel der Pflegeversicherung angemahnt, die bestehenden Ungerechtigkeiten im umlagefinanzierten Sozialsystem abzubauen. Also in der Pflege-, Kranken- und Rentenversicherung. Passiert ist nichts, obwohl das Gericht festhielt, dass Eltern allein schon durch das Aufziehen der nächsten Zahler-Generation einen „generativen Beitrag“ an das System leisten und deswegen bei den Zahlungen in die Kassen deutlich entlastet werden müssten. Das Urteil ist nicht das Papier wert, auf dem es geschrieben wurde. Es ist eben kein Geld da, wir können es uns nicht leisten. Ja, wirklich schlimme Zeiten. Und sie werden noch schlimmer werden, wenn junge Menschen der Meinung sind, sie könnten sich Kinder nicht mehr leisten.

Aber möglicherweise muss es auch erst schlimmer kommen. Ich bin gespannt, welcher Jahrgang es sein wird, bei dem das Rentensystem zahlungsunfähig wird. Oder bei dem die Generation der Jungen sagt: Wir kündigen euren Generationenvertrag einseitig auf, schaut wo ihr bleibt, liebe Alten, denn wir zahlen nicht mehr für ein System, aus dem wir selbst nichts mehr heraus bekommen werden. Dieser Tag wird kommen. Wer glaubt, es könnte heute sozial unruhig werden, wenn man die Rentendebatte ehrlich führt, hat keine Ahnung, was uns blüht, wenn wir diese Debatte verweigern. Dann rette sich wer kann und dann schlägt übrigens wieder die große Stunde der Familien: Gut wer dann eine hat, wenn das staatliche Rentensystem nicht mehr kann.

Beitrag zuerst erschienen auf denken-erwuenscht.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Jörg Bellmann

@Greenhoop - An Ihrem empfohlenen Artikel ist sicher nichts grundsätzlich falsch, einige Aufzählungen davon sind aber sicher nicht nur in D. festzustellen sondern Kennzeichen dieser Zeit generell. Aber es stimmt, man kriegt das ganze Malheur so direkt tatsächlich nie präsentiert.

Es ist aber anzumerken, dass der seit Jahrzehnten bestehende Exportdruck und der lahmende Binnenmarkt (nicht nur aber auch wesentlich mit) ein direktes Resultat der verfehlten Familienpolitik und des selbstorganisierten demographischen Verfalls sind. Dass man inzwischen sogar Kaskaden von Scheinlösungen, wie z.B. Target 2 bemüht, um den Export aufrechterhalten zu können, zeugt vom Ernst der Problemlage. Aber irgendwann ist alles ausgereizt und jeder Schwindel fliegt mal auf.

Grundsätzlich sollte man aber nicht alle Themen miteinander vermischen. Das ist ja beliebte Methode, auf die Weise alles zu vernebeln.

In jeder
der im Artikel http://www.nachrichtenspiegel.de/2013/07/06/verbotene-fakten-uber-die-massenarbeitslosigkeit-in-deutschland/ aufgezählten Gruppen in sich
und auch in jeder Einkommensgruppe in sich,
gibt es doch Leute mit und ohne Kinder (wie hoch der Anteil jeweils nach gewissen abgelaufenen Entwicklungen noch ist, ist erst mal egal). Jeweils innerhalb dieser vergleichbaren Einheiten allein ist zu urteilen und nur diese Vergleiche sind aussagekräftig, um Schlüsse zu ziehen, ob es gerecht oder ungerecht zugeht zwischen denen mit und ohne Kindern, also echte horizontale Vergleiche! Die gesellschaftliche Spreizung vertikal hat da erst mal streng beiseite zu bleiben. Auf die Art wird man nämlich schnell fündig, was an Grundsätzlichem nicht stimmt.

Wenn sich darauf begründet im Ergebnis beklagenswerte Folgeentwicklungen ergeben, können diese nicht als Ursache und Begründung genommen werden, vernünftige Argumente des Kelle-Artikels zu entkräften.

Das was Sie @Greenhoop beklagen, ist ja erst als Resultat jahrzehntelanger Fehlentwicklungen entstanden, bis hin zu den Verschiebungen zu immer höheren Anteilen an prekären Gruppen. Dafür waren anfängliche Ursachen und Rahmenbedingungen wie dieses kinder- und familienfeindliche System sehr vordergründig mit verantwortlich. Und deswegen ist noch immer genau dort anzusetzen, wie es auch Frau Kelle fordert.

Gravatar: Greenhoop

@jörg Bellmann

Leider haben Sie es nicht verstanden, schon jetzt wird das Rentensystem jährlich mit ca. 30% aus Steuermitteln finanziert, Tendenz steigend.

Das einstmals erdachte System trägt sich also schon sehr lange nicht mehr über die Umlage, sondern muß künstilich beatmet werden. Frau Kelle und offensichtlich auch Sie suchen jetzt verzweifelt nach neuen Quellen und berücksichtigen dabei nicht, dass diese Lücke allein schon aus demographischen Gründen wird niemals sich schliessen lassen, stattdessen die Durchschnittsrente weiter gesenkt und die Lebensarbeitszeit verlängert wird. Dem entgegen stehen immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse und steigende Arbeitslosigkeit - dieses System ist tot.

In diesem Zusammenhang sollten Sie sich einmal den interessanten Artikel über die wahre Arbeitslosigkeit in Deutschland durchlesen, vielleicht verstehen Sie dann besser.

https://www.nachrichtenspiegel.de/2013/07/06/verbotene-fakten-uber-die-massenarbeitslosigkeit-in-deutschland/

Im Übrigen wird das gesamte System demnächst zusammenbrechen, dann wird es keine Renten wie wir sie kannten mehr geben. Machen Sie sich lieber Gedanken, warum es seit dem 1.1.16 die Bankenunion mit den Bail ins gibt und der IWF bereits 2013 eine grundsätzliche Enteignung der Sparer über 10% empfohlen hat - das wird nicht mehr ausreichen, ein Blick zurück nach Zypern verrät Ihnen die Zukunft.

Gravatar: Jörg Bellmann

@Greenhoop

Es fragt sich, wer was nicht verstanden hat.

Vorausgehende elementarste Angelegenheit, dass es ein System zur Versorgung der Älteren überhaupt geben kann, ist die Existenz der leistungsfähigen Folgegeneration. Ohne diese könnte wer auch immer, wieviel auch immer und wohin auch immer einzahlen und einzahlen, er bekäme keine Umlagerente – das ist doch völlig klar!

Wer also die privaten Aufwendungen von Eltern für die Folgegeneration nicht angemessen mit berücksichtigt, würgt das System ab, so wie es gerade passiert.

Bei ersparten Aufwendungen für Kinder, spielt es auch keine Rolle, warum jemand keine Kinder hat. Das hat überhaupt nichts mit Bestrafung zu tun, wenn zur Erhaltung des Fundaments diese ersparten Aufwendungen mit eingefordert werden müssen, um das System überhaupt in nachhaltiger Balance zu halten.

Das ist auch keine isolierte Betrachtung eines Teilbereichs, sondern das Elementarste dabei überhaupt. Da kann sich keiner herauswinden.

Gravatar: Greenhoop

Der schwächsten Artikel den ich bisher von Birgit Kelle gelesen habe, mit dieser Einstellung hat sie sich leider als würdige Bewohnerin im Land der Ahnungslosen offenbart.

Hat sie nicht verstanden, dass die Sozialsysteme gerade willentlich zerstört werden, ein weitere Erhöhung der Beiträge nicht zur Rettung eines überholten und zweckentfremdeten Systems werden ausreichen können ?

Einen Teil der Rettung scheint Frau Kelle in der Bestrafung der Kinderlosen zu sehen, vermutlich würde sie ebenfalls die Einzahlungspflicht der Selbständigen unterstützen und sieht bei all der blinden Umverteilungsorgie nicht, dass die Sozialtransfers bereits heute mehr als 1/3 des Bundeshaushalts einnimmt - gut auf der folgenden Seite nachzuverfolgen.

https://www.bundeshaushalt-info.de/#

Frau Kelle unterschlägt die Tatsache, dass das Rentensystem diverse Male zweckentfremdet wurde, Leistungen für Menschen gezahlt wurde und weiterhin wird, die niemals auch nur einen eigenen Beitrag geleistet haben. Mit ihrer naiven Forderung das bereits tote System weiterhin künstlich beleben zu wollen wird genauso zum bitteren Ende führen, wie wir es demnächst ebenfalls mit der Krankenversicherung sehen werden.

Wachen Sie auf liebe Frau Kelle und stellen sich der Realität oder sind Sie wirklich nicht fähig zu sehen, was aktuell in diesem Land geschieht, isolierte Betrachtungen eines Teilbereichs werden zumindest nicht zum gewünschten Erfolg führen. Im Gegenteil, das System ist am Ende

Gravatar: siggi

Rente ist kein Konstrukt völkischer Diskussion. Rente ist staatlicher Diktus. Soll Rente sein, hat Staat dies zu garantieren; nicht Volk diskutieren lassen über Möglich oder Unmöglich. Neiddebatten sind dann hinfällig. Volk kann sich einbringen über Angemessen oder nicht: sonst ist Punkt und Schluss. Entscheidend für Bürger ist, nachhaltig. Wer heute zahlt, muss in 40 Jahren die Ernte einsammeln können. Alle 4 Jahre Rentenreform ist Verarsche des Volks, gibt es auf der ganzen Welt nicht. Warum nur hier? Steht man für Kinder und Familie, sollte man Rente nicht missbrauchen.

Gravatar: Peter Schaefer

@Joachim Datko:
"Das ist kein Problem, die industriell erzeugten Waren drängen auf den Markt und finden ihre Abnehmer."

Es ist nicht die Frage, ob Waren auf den markt drängen und Abnehmer finden, sondern ob Sie damit soviel Geld verdienen, daß Sie die ganzen hungrigen Mäuler, die sie in die damit in die Arbeistlosigkeit getrieben haben, stillen können und das können sie nicht. Egal, was Sie sich da zusammenschwadronieren. Tausend Friseusen in der Wüste werden verhungern.

Gravatar: Jörg Bellmann

@Iris
Ihre Annahme, es gäbe eine Rentenkasse, ist leider falsch. Sie fallen auf die staatliche Propaganda herein. Es gibt bestenfalls ein Durchlaufkonto, auf das temporär Rentenbeiträge gezahlt werden, um schon wenige Tage später an die jetzige Rentnergeneration und zwar zu 100% wieder ausgezahlt zu werden. Manchmal reicht der Puffer einen Monat länger, manchmal kürzer. Angespart wird aber gar nichts. Es d a r f gar nicht angespart werden.

Ihre Rente später generiert a u s s c h l i e ß l i c h die nachwachsende Generation. Ab einem gewissem Punkt an wird die sich verweigern (müssen!).

Frau Kelle hat vollkommen Recht, wenn sie darauf hinweist: „… was uns blüht, wenn wir diese Debatte verweigern. Dann rette sich wer kann und dann schlägt übrigens wieder die große Stunde der Familien: Gut wer dann eine hat…"

Gravatar: Joachim Datko

Peter Schaefer - 20:08 "Es bleibt also schlicht nicht soviel Geld übrig, daß sie damit die frisch geschaffene Menge neuer Arbeitsloser dauerhaft durchfüttern könnten."

Das ist kein Problem, die industriell erzeugten Waren drängen auf den Markt und finden ihre Abnehmer.

Ich bin gerne bereit, zu erklären, woher unser Wohlstand kommt.

Zitat: "Da hilft beten vermutlich mehr, weil vielleicht fällt dann doch noch Mana vom Himmel."
Nein, im Gegenteil, Religion hält den Menschen vom Denken ab.

Gravatar: Peter Schaefer

Lieber Herr Datko,

Sie bringen zwei Beispiele für Produktivität, eine Maschine, die 20k Brezeln backen kann und eine die effizienter arbeitet, als der Bauer.

Das ist richtig, das gibt es alles und noch viel mehr. Die haben dadurch vielleicht ein paar hundert neue Arbeitsplätze geschaffen, aber eine vielfache Menge arbeitsloser Bäcker und Bauern geschaffen. Das ist auch erst mal nicht schlimm, sondern der Lauf der Welt.

Nur haben die nun kein Einkommen mehr und sie müssen sich andere Arbeiten suchen, denn ohne diese bekommen sie kein Geld und ohne Geld kein Brot.

Wenn Sie nun ankommen und erklären, daß ja die Produktivität so und soviel gesteigert wurde und damit der Verdienst ja höher sei, dann ist das ein Irrglaube, denn die Produktivität fällt über kurz oder lang in verringerte Stückkosten und damit weniger Gewinn pro Brezel/Feld, was über die Menge kompensiert wird.
Es bleibt also schlicht nicht soviel Geld übrig, daß sie damit die frisch geschaffene Menge neuer Arbeitsloser dauerhaft durchfüttern könnten.

Eine mögliche Lösung wäre die Besteuerung der Maschinen, was durchaus Sinn macht, wenn man im Sandkasten bleibt. Global betrachtet, ist das aber zum Scheitern verurteilt.

Da hilft beten vermutlich mehr, weil vielleicht fällt dann doch noch Mana vom Himmel. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit den geschichtlichen Berichten nach zu urteilen dafür größer, als daß Ihre Luftbuchungen irgendeinen Brotkrumen hervorbringen werden.

Gravatar: Freigeist

@Elmar Oberdörffer
Schauen Sie sich mal die Hähnchen-Mast, die Schweine-Schlachtung, die Milch-Produktion etc.. an. Aufgrund des Melk-Roboters geben die Kühe mehr Milch ohne ein Gramm mehr zu fressen. Im Winter wird das Trinkwasser vorgewärmt durch die Milchkühlung. Wir werden eine Automatisierung erleben, wie sie nur im Traum bisher vorkam. Falls Sie nicht alt sind, werden Sie das noch erleben und staunen und gut versorgt werden. Bleiben Sie fröhlich und vor allem, glauben Sie nie an eine Hölle. Das wäre Kinderglaube.

Gravatar: Iris

Coyote 38
Chapeau. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. So sehr ich B. Kelle sonst Recht gebe, aber das ist der schlechteste Artikel, den ich je von ihr gelesen habe.
Daß Kinderlose Ehepaare sowieso schon mehr Steuern und Abgaben bezahlen, läßt sie ganz außen vor.
Meine Generation (Jahrgang '45) hat meistens über 40 Jahre gearbeitet und ist davon ausgegangen, daß sie im Alter eine Rente bekommen, von der sie leben können.
Und das wäre auch möglich, wenn die Rentenkasse nicht für alle möglichen Defizite herhalten müßte.
Die Rentenkassen wurden von allen BK geplündert, weil da immer genug eingezahlt wurde, und das über Jahrzehnte, aber das Geld wurde von allen Regierungen veruntreut. Nur keiner wird die jemals zur Rechenschaft ziehen. Denn ihre Pensionen sind ja sicher. Dazu fiel Kelle nichts ein.
Dieser Kommentar wird wahrscheinlich nicht veröffentlicht, aber ich wollte das nur mal gesagt haben.

Gravatar: Joachim Datko

Zu Jörg Bellmann - 15:58 "Das jetzige System hat die Kinderzahl halbiert, aber den Anteil derer in Grundsicherung um einen Exponenten explodieren lassen. Auch gute Steuerzahler können dieses ohne Systemwechsel irgendwann nicht mehr stemmen. "

Für den massiven Rückgang der Geburtenrate sind andere Gründe ausschlaggebend.

In Zukunft wird ein immer größer Prozentsatz der Bevölkerung den Lebensunterhalt aus Steuermitteln erhalten. Das ist eine der Konsequenzen aus der Rationalisierung.

Es sind nicht die Steuerzahler, die unseren Wohlstand finanzieren. Im Hintergrund arbeiten die Maschinen und Computer, sie erwirtschaften unseren Wohlstand, auch den der guten Steuerzahler.

Gravatar: Jörg Bellmann

@Coyote38 "Es gibt in Deutschland -158- (in Worten. einhundertachtundfünfzig) unterschiedliche Subventionen zur Kinder- und Familienförderung."

>>Ein Dschungel, oft geschaffen zur Vernebelung der wahren Tatsachen:

Lesen Sie
1) Horizontaler Vergleich 2015 (kurz und übersichtlich)
http://www.deutscher-familienverband.de/jdownloads/Publikationen/Horizontaler_Vergleich_2015_PDF_fr_Website.pdf

2) "Schluss mit der Familienförderung!" - Prof. Dr. Anne Lenze (etwas länger)
http://www.ertingen.de/familie/anlagen/a9.pdf

Das jetzige System hat die Kinderzahl halbiert, aber den Anteil derer in Grundsicherung um einen Exponenten explodieren lassen. Auch gute Steuerzahler können dieses ohne Systemwechsel irgendwann nicht mehr stemmen.

Gravatar: Joachim Datko

Zu Oberdörffer - 13:27 "@Joachim Datko: "Wir haben genug Waren und vor allem Lebensmittel für alle Menschen auf der Welt." Und die fallen alle vom Himmel wie damals das Manna, ohne daß jemand einen Finger dafür rühren muß."

Es geht nur ums Denken, die Finger können in der Regel ruhig bleiben. Hier ein nettes Beispiel der industriellen Fertigung, nur so am Rande: Eine Brezenmaschine:
Siehe: http://www.badische-zeitung.de/lahr/weltneuheit-maschine-produziert-19-000-brezeln-in-der-stunde--23252283.html

2009 schon 19.000 Brezen in der Stunde! Da braucht der Bäcker nicht in der Nacht backen, er kann im Bett bleiben.

Viele Menschen können sich die Leistungsfähigkeit unserer Technik und unserer Fabriken nicht vorstellen. Hier eine Erntemaschine, die über Satelliten-Informationen auf wenige Zentimeter genau gelenkt wird.
Siehe: http://www.aktiv-online.de/nachrichten/detailseite/news/mehr-schneller-besser-458

Da kann der Bauer nicht mithalten!

Und für die streng religiösen Menschen: Vom Himmel fällt nichts, Denken ist angesagt, beten bringt nichts!

Ich bin gerne bereit, eine Lanze für unsere exzellente Technik zu brechen.

Gravatar: Coyote38

Es gibt in Deutschland -158- (in Worten. einhundertachtundfünfzig) unterschiedliche Subventionen zur Kinder- und Familienförderung.

Ich bin in Steuerklasse 1 "angesiedelt" und zahle jährlich mehr in diesen Staat zur Finanzierung des Gemeinwesens ein, als manche Familie überhaupt "netto auf dem Zettel stehen" hat. Und ich habe damit KEIN Problem ... um gar nicht erst mißverstanden zu werden.

Aber die Vorstellung, dass ich für meine Familien- und Kinderlosigkeit doch bitte noch "zusätzlich bestraft" werden müsse, lässt mir "die Feder aus dem Hut springen".
Zunächst einmal habe ich mir mein "Single-Dasein" nicht "ausgesucht" und ich bin keineswegs "freiwillig" alleine ... oder, weil mir mein beruflicher "Ego-Trip" so sehr gefällt. Aber ich bin jetzt seit einem Vierteljahrhundert unterbrechungsfrei Vollzeit berufstätig; in dieser Zeit wurde ich rund 20 mal versetzt, bin 7 mal umgezogen (davon zwei mal transatlantisch) und bin trotzdem noch über 10 Jahre am Wochenende "ferngependelt". Da gehört MEHR als nur ein "Schweineglück" dazu, eine Frau zu finden, die DIESEN "Affenzirkus" mitmacht. Drei ernsthafte Beziehungen sind darüber "den Bach runtergegangen", einmal habe ich es sogar bis zur Verlobung geschafft.

Aber es beruhigt mich, wenn mir Frau Kelle attestiert, dass ich mich meiner gesellschaftlichen Verantwortung entziehe. Vielen Dank.
Vielleicht sollte ich mich einfach, wie viele andere auch, auf die -158- staatlichen Subventionen zur Kinder- und Familienförderung verlassen und ansonsten die Beine hochlegen ... in einem Staat, der sowieso schon mehr als ein DRITTEL des gesamten Steueraufkommens in soziale Maßnahmen umschichtet. Stellt sich nur noch die Frage, wer diese Wohltaten dann irgendwann noch finanzieren soll, wenn alle "förderungswürdig" sind und niemand mehr volkswirtschaftlich relevanten Tätigkeiten nachgeht.

Meine jährliche Steuerlast liegt im mittleren fünfstelligen Bereich. Rein theoretisch könnten all diejenigen Familien, Sozialhilfeempfänger, Rentner und Migranten, die ich damit alleine VOLLFINANZIERE wenigstens zweimal pro Jahr bei mir zu Hause zum "Großreinemachen" antreten. Dann hätte ICH nämlich wenigstens AUCH mal etwas davon.

Nota bene bin ich keineswegs als "Sohn von" mit einem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen, sondern musste mich als Arbeiterkind geschiedener Eltern von kleinauf durch die Schule, das Abitur, die Universität und meine Karriere ARBEITEN.
Das prägt den Charakter und schärft die Sinne dafür, was alles "möglich" ist, wenn man MUSS.

Unterm Strich:
Sonst bin ich GERNE "bei Ihnen", Frau Kelle. Heute nicht.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

@Joachim Datko: "Wir haben genug Waren und vor allem Lebensmittel für alle Menschen auf der Welt." Und die fallen alle vom Himmel wie damals das Manna, ohne daß jemand einen Finger dafür rühren muß. Herr Datko, Ihr Beitrag zeigt, daß Sie neben den vielen Berufen, mit denen Sie sich bezeichnen, jedenfalls eines nicht sind: Realist.

Gravatar: Jörg Bellmann

Danke Frau Kelle!

Das Hauptproblem unseres Rentensystems, die schwindende Nachhaltigkeit durch eingebauten Selbstzerstörungsmechanismus, wird von den Staatsparteien nicht im Geringsten aufgearbeitet. Diskutiert werden nur Scheinlösungen.

Die Renten von morgen werden a u s s c h l i e ß l i c h durch die nachwachsende Generation gesichert, selbst dann, wenn ein immer größerer Teil aus Steuern finanziert werden sollte.

Und Herr Datko, die Maschinen machen es auch nur bei ausreichend leistungsfähiger Nachfolgegeneration. Die ungeborenen Kinder der lebenslang n u r Erwerbstätigen, die die höchsten Anwartschaften ansammeln, verweigern sich dabei extrem - Sie wollen das dann durch Verschuldung ersetzen?

Gravatar: N.Amenlos

'Ab Juli erwarten die deutschen Rentner eine Steigerung auf ihrer Abrechnung, was einfach an der guten Konjunktur liegt. Ich gönne es ihnen, sie haben hart gearbeitet und uns großgezogen, ich will ihnen nichts wegnehmen. Nahezu gleichzeitig veröffentlichte der Westdeutsche Rundfunk seine Renten-Weissagung ...'

Ich werde einfach den Verdacht nicht los, dass es solche Steigerungen überhaupt nur dann und jetzt nur deswegen gibt, weil andernfalls Unruhe, Aufstand und Aufruhr befürchtet werden.

Seit etwa einem Jahr lösen sich nämlich täglich neue Berechnungen für die binnen absehbarer Zeit anfallenden Kosten der Integration von Immigranten ab, die die Bundeskanzlerin Frau Merkel eingeladen hat voll der Zuversicht, dass die von ihr zur Rettung der Welt berufene Nation 'das schafft', die Deutschen.

Die Schätzungen bewegen sich in einer Höhe zwischen 200.000.000.000 Euro und 1.000.000.000.000 Euro.

Ich finde, dass unter diesen Umständen keinem Menschen, der vielleicht schon immer in Deutschland lebt und der dabei um ein verhältnismäßig bescheidenes Ein - und Auskommen ringt, ringt noch dazu mit einem Staat, der gerade den Bürgerinnen und Bürgern Daumenschrauben anlegt, die materiell möglicherweise sogar unter existentiellem, prekären Druck stehen, ich finde, dass diesen Bürgerinnen und Bürgern niemand verdenken kann, wenn sie jetzt eine Antwort auf die Frage verlangen, woher plötzlich das Geld kommen soll und kommt, mit dem die massenhafte Prekarisierung in diesem Land doch schon vor Dekaden hätte vermieden werden können und hätte vermieden werden müssen.

Inzwischen ist im Verlauf eines wohl zwanzig Jahre andauernden Luxurierens und Hypertrophierens des Staats das soziale System weitgehend aus den Fugen geraten, und es wird eine große Anstrengung werden, den Rechts - und Sozialstaat vom Kopf endlich wieder auf die Füße zu stellen.

Dass das geschieht, ist allerdings alternativlos und dringend erforderlich. Fangen Sie damit sofort an bei denen, die es in Deutschland schon lange und vielleicht sogar schon immer am nötigsten haben.

'Die Karawane zieht' sonst einfach 'weiter', und 'Der Grosse Basar', den die ideologiegetriebenen Eurovisionäre für Westeuropa schon seit vierzig Jahren herbeizuschreiben, herbeizureden und herbeizubeschließen versuchen, wird nicht halten, was er verspricht.

Gravatar: Frank Heitbrock

Sehr guter Beitrag, dem ich voll zustimmen kann.
Es sollte dabei noch erwähnt werden, dass die Problematik des generativen Beitrages schon 1955, also vor der Einführung der umlagefinanzierten Rente, bekannt war, von Konrad Adenauer aber mit der bereits erwähnten Bemerkung "Kinder kriegen die Leute sowieso" abgetan wurde.

Siehe hierzu:
http://www.flegel-g.de/PDF/disk28schreiber.pdf
Dr. Wilfrid Schreiber:
Existenzsicherheit
in der industriellen
Gesellschaft
unveränderter Nachdruck
des „Schreiber-Planes“
zur dynamischen Rente
aus dem Jahr 1955

"...Unser Vorschlag kann als „Solidar-Vertrag zwischen jeweils zwei Generationen" bezeichnet werden. Die jeweils Arbeitstätigen sorgen dafür, dass die jeweils Alten ihr Renteneinkommen haben, und erwerben
damit das Anrecht, in ihrem eigenen Alter von den dann Arbeitstätigenmitversorgt zu werden. Dieser Solidar-Vertrag ist nichts anderes als der wahrhaftige und ungekünstelte Vollzug der Tatsachen, die - so oder so - wirksam sind. Das Renteneinkommen der Alten eines ganzen Volkes kann tatsächlich immer nur aus dem laufenden Sozialprodukt entnommen werden...."

"...Die Rechnungsgrundlagen für die Altersrente zeigen eindeutig, dass die Rentenversorgung der Alten und Nicht-mehr-Arbeitsfähigen immer problematischer wird, wenn sich der Baum der Bevölkerung nicht ständig von unten her ergänzt. Je günstiger das Verhältnis zwischen
der Zahl der im Arbeitsalter stehenden Menschen zu der Zahl der Rentner ist, um so höher können die Renten, um so geringer die gleichzeitigen Rentenversicherungsbeiträge sein.
Es ist also klar, dass ein gewisses Maß von Bevölkerungspolitik notwendiges Element einer jeden vernünftigen Wirtschaftspolitik sein muss, die den Kinderschuhen des statischen Denkens entwachsen
ist und wenigstens den primitivsten Tatsachen der
Dynamik Rechnung trägt. Es ist klar, und nicht wegzudiskutieren, dass ein Elternpaar, das mehr als 2,4 gesunde Kinder in die Welt setzt, der Gesellschaft einen Dienst leistet, während der Kinderlose oder das Ehepaar mit weniger als 2,4 Kindern der Gesellschaft einen Dienst schuldig bleibt. Denn 2,4 Kinder je lebendem
Menschenpaar (das heißt statistisch 1,2 Kinder je lebendem Einzelmenschen) sind notwendig, um den Bestand der Gesellschaft zu erhalten, das heißt eine stationäre Bevölkerungsstruktur zu sichern. (Die Bevölkerungsstatistiker mögen diese Zahl berichtigen -
sie ist aus dem Gedächtnis gegriffen. Stark von der Wirklichkeitabweichen wird sie nicht.)..."

Und noch bemerkenswert:
"...Wer sein Alter wirtschaftlich sichern will, tut nicht genug daran, im Laufe seines Arbeitslebens irgendwelche Einkommensteile dem Konsum zu entziehen - das genügt nur, um seinen relativen
Anspruch, gemessen an dem anderer, zu sichern - er muss vielmehr zugleich mit dafür sorgen, dass in seinem Alter auch genügend komplementäre Arbeitskraft zu dem allenfalls akkumulierten Sachkapital vorhanden ist, und das kann er nur, indem er für Nachwuchs sorgt.
Wer kinderlos oder kinderarm ins Rentenalter geht und, mit dem Pathos des Selbstgerechten, für gleiche Beitragsleistungen gleiche Rente verlangt und erhält, zehrt im Grunde parasitär an der Mehrleistung der Kinderreichen, die seine Minderleistung kompensiert
haben. Es gibt, allen Spöttern zum Trotz, ein gesellschaftliches „Soll“ der Kinderzahl, eben jene 1,2 Kinder, die jeder Einzelmensch im Durchschnitt haben muss, damit die Gesellschaft am Leben bleibt
und auch für den Unterhalt ihrer Alten aufkommen kann..."

Gravatar: Joachim Datko

Sie haben meiner Ansicht nach veraltete Vorstellungen. Es arbeiten schon lange hochtechnisierte Fabriken für uns. Die Rationalisierung wird uns noch weiter entlasten. Der Mensch ist nicht zum Arbeiten auf der Welt. Die Rentenkassen werden bei Bedarf durch Steuern und/oder durch Verschuldung aufgefüllt.

Wir haben genug Waren und vor allem Lebensmittel für alle Menschen auf der Welt.

Joachim Datko - Ingenieur, Physiker -
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft

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