Probleme bei Banken und Sparkassen: Die EZB ist nicht allein schuld

Kaum vergeht ein Tag, ohne einen Presseartikel über Filialschließungen oder höhere Gebühren aus der Bankenlandschaft. Die Banken und Sparkassen machen es sich dabei sehr leicht und präsentieren als Schuldigen stets die EZB, um von eigenem Versagen abzulenken.

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Der  Präsident der Europäischen Zentralbank hat stets betont, dass er nur Zeit kaufen kann.  Staaten und Banken müssen die Zeit für Reformen nutzen. Ähnlich wie die Merkelregierung, haben sich Banken einfach auf der Nullzinswelle ausgeruht und wichtige Weichenstellungen verschlafen. Der ewige Nullzins schadet den Banken nun scheinbar stärker, als erwartet. Alleinige Ursache ist er sicherlich nicht; ähnlich wie im Staat herrscht in der Bankenlandschaft erheblicher Reformstau.

Die hausgemachten Probleme der Bankenlandschaft sitzen tief in der Unternehmenskultur. Viele Führungskräfte sind einfach in den 90er-Jahren hängen geblieben. Über Digitalisierung wird pausenlos gesprochen, aber sie wird nicht umgesetzt. Das Geschäftsmodell vieler Banken und Sparkasse beruht auf der Treue der Kunden. Es gibt einen gewissen Kundenstamm, mit dem man “alles machen kann”. Alle anderen Kunden wird man in Zukunft verlieren. Die Institute stehen nun vor einer Herkulesaufgabe: Weniger Mitarbeiter müssen mit Technik aus den 90er-Jahren mehr Erträge generieren.

Beispiele gibt es genügend. Wenn man bei einer klassischen Bank einen Termin möchte, dann muss man nach einem Termin fragen. Warum kann ich mich nicht online in einen Kalender eines Berater selbst eintragen? Und warum muss ich dann viele Kilometer fahren? Eine Beratung könnte man auch online machen. Hierzu gibt es tolle Software-Lösungen. Viele Filialbanken setzen ihre Energie auf die Kundengeneration, die noch an den Schalter kommt. Diese Kunden spricht man an und pflegt die Kundenbeziehung. Kunden, die so oft zur Bank wie zum Zahnarzt gehen, lässt man ungenutzt in einer veralteten Online-Welt sitzen.

Die EZB ist kein Unschuldslamm und wahrscheinlich nimmt die aktuelle Geldpolitik kein gutes Ende. Doch an den Problemen von Banken und Staaten ist die EZB  nicht allein schuld.

Beitrag zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Gerade bei den Sparkassen gibt es einen extrem hohen Personalüberhang.

Mit dem Internet ändert sich auch das Kundenverhalten bei den Banken und Sparkassen. Die Kunden kommen in der Regel nur noch bis zum Geldautomaten. Den Rest erledigt ein immer größer werdender Prozentsatz der Kunden über das Internetportal.

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