Person- sein vor Gott – eine Rezension

Bischof Stefan Oster ist der jüngste der deutschen Diözesanbischöfe. Bevor er Bischof wurde war er Professor. Er ist Ordensmann und er hat eine Ausbildung als Journalist. Jonglieren zählt zu seinen Hobbies.

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Als Bischof wird er vermutlich kaum noch dazu kommen. Auf eine andere Weise könnte es zu seiner Hauptbeschäftigung geworden sein. Das Schreiben gehört allerdings immer noch zu seinen bevorzugten Beschäftigungen. Auf seiner Facebook- Seite veröffentlicht der Bischof regelmäßig eigene Texte. Diese sind eher für eine breite Öffentlichkeit gedacht und auch wenn sie etwas länger sind, durchaus allgemein verständlich. Da schreibt der Bischof mit dem Hintergrund einer journalistischen Ausbildung und Erfahrung. Dennoch läßt sich erkennen, daß die oft komplexen Sachverhalte sehr gut durchdacht sind. Kompliziertes in einfache Worte zu fassen, ist nicht nur die hohe Schule des Schreibens, es verlangt auch ein hohes Maß Reflektion.

Der Bischof als Wissenschaftler in den Fächern Theologie und Philosophie tritt in dem vorliegenden Buch „Person- sein vor Gott. Theologische Erkundungen mit dem Bischof von Passau“ zu Tage. Der Bischof hat hier in Zusammenarbeit mit seinem theologischen Referenten, Bernhard Klinger, eine Auswahl an Texten bereit gestellt, die dem Leser einen Einblick in das Denken des Bischofs von Passau geben.

Den Auftakt macht eine Verteidigung des Begriffes „natürliche Vernunft“. Dahinter steht die Frage, ob es dem Menschen möglich ist, aus Schöpfung den Schöpfer zu erkennen. Damit liegt eine nicht unbedeutende Schrift vor, die einen zeitgemäßen Zugang zur Frage der Erkenntnisfähigkeit des Menschen anbietet. Ausgehend von der Person als Subjekt des Erkennens in der Interaktion mit anderen Personen, welches in sich schon einen Offenbarungsakt darstellt, führt Oster in seiner Abhandlung den Leser dazu, den Menschen in seinen Selbstvollzügen als Wesen der Freiheit und Wahrheit zu erkennen. In dieser Konzeption „natürlicher Vernunft“ sieht der Philosoph Stefan Oster eine Kontinuität von der Definition der natürlichen Gotteserkenntnis im I. Vatikanischen Konzil zur Konstitution „Gaudium et spes“ des II. Vatikanischen Konzils.

Man erkennt schon auf den ersten Seiten, daß hier ein junger Wissenschaftler schreibt, der mit Hilfe Philosophie unserer zeitgemäßen Theologie wichtige Impulse zu geben in der Lage ist. Um den Begriff der Person / der Personalität an sich, aber eben auch der Person in der erkennenden/ liebenden Interaktion mit Gott dreht sich das gesamte Buch. Eine wirklich tiefer gehende Definition des Begriffs „Person“ nimmt Bischof Oster im Kapitel über die Trinität vor.

Breiten Raum nimmt in dem Buch die Vorstellung von Ferdinand Ulrich ein. Ulrich ist der geistige Vater von Bischof Stefan Oster. So ist es nur konsequent, in einem Buch, welches das Denken des Bischofs vorstellt, an Wurzeln dieses Denkens zu gehen. Das ist die Philosophie Ulrichs, über die Hans Urs von Balthasar schrieb, daß sie […] den heillosen Dualismus zwischen Philosophie und Theologie  glücklicher als vielleicht je überwinde. (vgl. Stefan Oster. Person-sein vor Gott. Theologische Erkundungen mit dem Bischof von Passau. Freiburg i.Br. 2015. S. 73.) Das könnte auch eine Beschreibung dessen sein, was das vorliegende Buch in Angriff nimmt.

Sakramententheologie, Ämtertheologie, Anthropologie und andere wichtige Themen werden in den Aufsätzen und Buchauszügen behandelt. Mit dem vorliegenden Werk gewinnt der Leser einen grundlegenden Einblick in das Denken des Bischofs von Passau. Es braucht ein wenig Zeit und Geduld das Buch zu lesen, denn hier schreibt nicht der Journalist, es schreibt hier auch nicht der Bischof und Hirte. Vielmehr schreibt hier der Wissenschaftler, der den Diskurs mit den Intellektuellen unserer Tage keineswegs zu scheuen braucht.

Es zeigt sich ferner, daß es im Denken des Bischofs nach Weihe und Amtseinführung keine Zäsur gegeben hat. Drei Texte, die Bischof Oster auch anderer Stelle (u.a. auf Facebook) veröffentlicht hatte, sind in dem Buch ebenfalls enthalten. Sie zeigen, wie sich das in den vorhergehenden Texten dargelegte Denken des Wissenschaftlers im praktischen Dienst des Hirten auswirkt. Was zuvor als Theologe und Philosoph gedacht wurde, findet nun seinen Widerhall in bischöflichen Praxis. Was zunächst einmal für den intellektuellen Diskurs und das Fortschreiten theologischen und philosophischen Denkens niederschrieben wurde, bildet heute das Fundament für Verkündigung und pastorales Handeln. Auch diesen Aspekt macht das Buch deutlich sichtbar. Die vielen Stunden der Lektüre, die das mit seinen rund 400 Seiten Werk verlangt sind nicht vergebens. Sie erweitern Wissen und Denken des Lesers. Da möchte man noch mal Student sein. Der Stil des Wissenschaftlers Stefan Oster ist dicht und präzise. Da ist kein Buchstabe überflüssig. Der Autor verlangt in jeder Zeile die volle Aufmerksamkeit des Lesers und gibt dafür reichlich Anteil an seinen Erkenntnissen.

Beitrag zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Zu Hans Georg 23:41 und Hans-Peter Klein 04:52

Sind Sie anderer Meinung?
- es gibt keinen Gott, es gibt keine Götter!
- Theologie ist keine Wissenschaft!

Da ist es egal, was im Detail im Buch behandelt wird.
Zitat: "Sakramententheologie, Ämtertheologie, [...] und andere wichtige Themen werden in den Aufsätzen und Buchauszügen behandelt."

Gravatar: Hans-Peter Klein

@Datko

Ach ja, der Herr Datko
Unser Nürnberger Trichter für freies Denken

Es ist mal wieder so klar wie Klärchen:

Es gibt keinen Spott, es gibt keine Spötter

Gravatar: Hans Georg

Durch staendiges Wiederholen der Behauptung es gaebe keinen Gott, beweisst der Wiederholer Datko lediglich, das er infantil wie ein Kind mit dem Fuss aufstampft.

Er sollte Beweise fuer die Nicht-Existenz vorlegen, dann braucht er auch nicht mehr zu behaupten. Behaupten kann jeder Trottel.

Gravatar: Alfred

Neandertaler hätten es nicht besser gewusst. Man muss erst Professor werden, um den Durchbruch im Weltall zu erreichen.
Wo sitzt er nun?

Gravatar: Joachim Datko

Vorab: Es gibt keinen Gott, es gibt keine Götter!

Zitat: "Der Bischof als Wissenschaftler in den Fächern Theologie und Philosophie tritt in dem vorliegenden Buch „Person- sein vor Gott. Theologische Erkundungen mit dem Bischof von Passau“ zu Tage."

Theologie ist keine Wissenschaft.

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