Klassische Musik ist Kunst, kein Pop

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Bei der Verleihung des PR-Preises "Echo Klassik" fällt auf, dass nahezu alle Redner fordern, die klassische Musik dem v.a. jungen Publikum näherzubringen, quasi mit allen Mitteln, speziell jenem des sog. Crossings. „Klassik ist die Pop-Musik von früher", sagt etwa der Musikproduzent Christopher von Deylen, was blanker Unsinn ist, weil sich weder die Phänomene noch der in sich in ihnen manifestierende Geist noch die Zeiten noch das Publikum auch nur vergleichen, geschweige gleichsetzen lassen. Die gute alte Klassik soll als Hure drapiert werden und in Konkurrenz zu den anderen musikalischen Hürchen treten, die sich fürs zeitgenössische Publikum aufstrapsen, wie würdelos. Und aussichtlos obendrein, denn die Alten bekommen eben kaum Freier ab. Nein, besser wäre es, man hörte auf mit dem Werben und zöge sich vom Markt zurück. Diese Kunstgattung ist viel zu bedeutend, als dass sie sich auf ein Stechen mit dem zeitgenössischen Tinneff einlassen müsste, sie wird leben, solange es Menschen gibt, aber sie wird immer nur eine Sache für wenige sein (auch in ihrer Entstehungszeit war diese Musik, ob gehört oder gespielt, ein Privileg der höheren Klassen und fast nie Massenunterhaltung). Man soll im Gegenteil das Publikum reduzieren, den Zugang beschränken! Es gibt ja auch nicht Château Lafite-Rothschild für alle! Es würde der Klassik gut tun, wenn sie wieder exklusiv, elitär, geheimnisvoll würde!

Natürlich werden die unfrommen Publikumsvergrößerungswünsche nur geäußert, um die große Schar ausgebildeter Musiker irgendwie in Lohn und Brot zu bekommen. Das ist gewissermaßen tragisch, aber nicht zu ändern. Irgendwann muss mit der verantwortungslosen Produktion künftiger Schlechtestsbezahlter eben aufgehört werden. Der diesjährige Nachwuchspreisträger hat ja gezeigt, dass man als Hobbypianist auch ganz passabel spielen kann. Freilich sollte es für solche Darbietungen auch keine Preise mehr geben.

Beitrag erschien zuerst auf: michael-klonovsky.de

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