Freiheit für Liu Xiaobo

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Heute vor einem Jahr wurde dem chinesischen Menschenrechtler Liu Xiaobo in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen. Er konnte die Ehrung nicht empfangen, weil er bereits zu 9 Monaten Gefängnis wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ verurteilt war. Angeblich soll Liu gestanden haben, „Gerüchte“ gegen die chinesische Regierung gestreut zu haben. Weder seine Frau, noch ein anderer Beauftragter konnten den Preis für Liu entgegennehmen. Das Regime in Peking verweigerte geschätzten 200 Personen die Ausreise, um zu verhindern, dass ein Oppositioneller an der Nobelpreiszeremonie teilnehmen konnte.
So blieb der Stuhl von Liu Xiaobo leer. Einen vergleichbaren Skandal hat es nur 1936 gegeben, als das Naziregime den deutschen Pazifisten Carl von Ossietzky eine Reise nach Oslo verweigerte. Ossietzky starb bald darauf im Konzentrationslager Sachsenhausen.
Obwohl die elf Monate, zu denen Liu 2009 verurteilt wurde, befindet er sich immer noch in Haft. Seine Frau, die ihn am Tag der Preisverleihung besuchen durfte, steht seit ihrer Rückkehr in Peking unter Hausarrest.
Der heftige Druck der chinesischen Regierung , die sogar den norwegischen Botschafter einbestellte, konnte die Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu nicht verhindern, immerhin enthielt sich der norwegische Premier Stoltenberg jeglicher Kritik am Regime in Peking, als er Liu schriftlich gratulierte.
Heute früh habe ich bei Goggle News nachgesehen, ob es nennenswerte Proteste von Friedensnobelpreisträgern wie Barack Obama oder Al Gore zugunsten von Liu gegeben hat. Der Jahrestag der Verleihung wäre ein passender Anlass gewesen. Andere Nobelpreiskollegen, wie Desmond Tutu sind aktiv geworden, ohne ein größeres Echo gefunden zu haben.
Immerhin hat der Hohenschönhausenverein zur Unterstützung der Gedenkstätte im ehemaligen Stasigefängnis zur Aktion „Leerer Stuhl“ vor der Chinesischen Botschaft am Märkischen Ufer aufgerufen. Kurz nach 13.00 Uhr geht es los. Mit dem leeren Stuhl vor der chinesischen Botschaft soll auf den Skandal vor einem Jahr hingewiesen werden.
Der Schauspieler Udo Schenck wird Texte von Liu verlesen. Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller hat ihr Kommen angekündigt. Hoffentlich sind noch viele andere dabei.

Beitrag erschien zuerst auf achgut.com

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