Die TOP 10 der Methoden herrschaftlicher Diskursverhinderung

Vor langer Zeit hatte der „Großphilosoph“ Jürgen Habermas mal als ein Ideal den „herrschaftsfreien Diskurs“ vorgestellt. Seine tolle Diskurs-Vision liegt heute noch genau dort, wo er sie einstmals hingestellt hat: Im Habermasschen Elfenbeinturm.

Veröffentlicht:
von

Deshalb wollen wir uns lieber mit dem Gegenteil herrschaftsfreier Diskurse befassen: Mit realer Diskursverhindung bzw. -verfälschung durch die Herrschaftselite der Altparteien und ihre Helfer, also gerade so, wie sie viele Bürger aktuell in Deutschland erleben dürften.

Der oft zitierte Spruch: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst Du“, der dem indischen Nationalstaatler Mahatma Gandhi zugeschrieben wird, ist sicher ein guter Spruch. Aber eine systematische Beschäftigung mit den Methoden der herrschaftlichen Diskursverhinderung kann er natürlich nicht ersetzen, weshalb wir das hier mal versuchen wollen.
Leider ist der Schluss, also das “und dann gewinnst du“, auch kein Automatismus, sondern nur eine schöne Hoffnung.

Das Ignorieren und insbesondere das Auslachen, bzw. Kompromittieren, gehören als Bestandteil der sogenannten „Sophismen“ ( https://de.wikipedia.org/wiki/Typen_von_Argumenten#Sophismen ) bzw. von Schopenhauers Eristischer Dialektik
(www.wendelberger.com/downloads/Schopenhauer_DE.pdf ) schon sehr lange zu den klassischen und dunklen Strategien der medialen Bekämpfung aufbegehrender Untertanen.
Ein medialer und gesellschaftlicher Tod politischer Gegner reicht ja heute bereits aus. Sie müssen nicht mehr, wie in totalitären Regimen, physisch bekämpft werden, das gibt hinterher nur unschöne Bilder.
Die Mächtigen haben heute auch elegante Möglichkeiten, prekäre „Medienhuren“ auf Kurs zu bringen, sofern diese das nicht schon längst waren. Es bedarf dazu keines täglichen Anrufs aus dem Politbüro beim ND mehr, denn es läuft fast geräuschlos auch so. Es ist das große Wunder der Selbstzensur in formalen westlichen Demokratien.

Herrschende in einer formalen Demokratie haben folgendes Dilemma: Eigentlich möchten sie überhaupt keinen inhaltlichen Diskurs, der eine Handlungsmacht durch Infragestellung beschränken könnte, aber da man in einer Demokratie Diskurse öffentlich nicht grundsätzlich ablehnen darf, muss man sie mindestens so lange wie möglich verhindern, möglichst ohne aufzufallen. Erst wenn das nicht mehr möglich ist, kann man versuchen, Diskurse so trickreich zu verfälschen, dass der Gegner mit keinem Argument durchkommt, selbst wenn es absolut stimmen sollte.
Sie meinen, das geht in der heutigen Informationsüberflussgesellschaft nicht, ohne dass es einer mitbekommt? Natürlich bekommen es viele mit. Die Hauptsache bleibt aber, dass es eine Mehrheit immer nicht mitbekommt, das reicht. Dabei helfen heute noch uralte und relativ simple Kommunikationstricks.

Den dümmsten Diskurs zum Thema „Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen“ kennt sicher jeder, er geht ungefähr so:
Herr A (klagt empört): „Wir dürfen diese Meinung (die er gerade vorher empört sagte) gar nicht mehr sagen, ohne dass man gleich…!“
Herr B (unterbricht): „Unfug, natürlich darf man heutzutage alles sagen! Wir sind doch ein freies Land. Überhaupt, die Medien reden doch fast nur noch über dieses Thema und Sie selbst sind ja der beste Beweis dass man solche kritischen Meinungen äußern darf, denn Sie sagten diese Meinung ja eben bereits. Allerdings muss man, wenn man eine Meinung vertritt, natürlich auch die gesellschaftliche Kritik gegen diese Meinung aushalten. Das gehört in einer Demokratie nun mal dazu!“

Herr A schweigt nun ganz bedröppelt, weil er entweder meint (bei der wohlwollenden Variante), missverstanden worden zu sein  bzw. (bei der vorwurfsvollen Variante) merkt, wie kompliziert es sein kann, dem politischen Gegner etwas ganz Offensichtliches auch nachzuweisen: subtile Manipulation.
Der Fehler von Herrn A liegt in der ungenauen Beschreibung des Problems, denn in westlichen Ländern gibt es heutzutage natürlich kein festgeschriebenes Meinungsverbot (von echter nationalsozialistischer Propaganda mal abgesehen) und auch die zu erwartende inhaltliche Kritik auf eine Meinung ist nicht das eigentliche Problem, sondern die Befürchtung einer mehr oder weniger subtilen und lang andauernden Bestrafung durch eine Herrschaftselite und ihre Anhänger für eine öffentlich vorgetragene, unbotmäßige Meinung. Allerdings lässt sich das kaum beweisen, nur aus indirekten Erfahrungen heraus befürchten.
In der Regel bleibt es unterhalb einer rechtlichen Relevanz, also im Rahmen des klassischen Mobbing-Instrumentariums: Also, da trennen sich dann plötzlich Freundschaften, da wird man aus Vereinen ausgeschlossen, bzw. besser gar nicht erst aufgenommen, oder man verliert, oft auf Grund ganz anderer, vorgeschobener Argumente, seinen Job bzw. bekommt überhaupt nur schwer einen neuen Job.
Das ist nun natürlich noch nicht z.B. mit kommunistischen oder nationalsozialistischen Diktaturen vergleichbar, als es um Leben und Tod ging. Es reicht aber, um allgemein ein diskursfeindliches Klima zu erzeugen.
Die staatlich finanzierten kriminellen Bestrafungsaktionen durch „Kampf-gegen-Rechts“-Gruppen, wie z.B. Plakat-Rufmord, Wohn-Fassaden-Farb-Attacken, abfackeln von Privat-PKWs etc. pp, bleiben dann nur noch das i-Tüpfelchen der Zersetzungsmaßnahmen, mit denen aber auch nur besonders notorische „Andere-Meinungs-Vertreter“ ausgezeichnet werden, denn die Antifa-Kapazität ist ja auch nicht unendlich.

So, hier kommen nun also meine persönlichen TOP 10 der Methoden der herrschaftlichen Diskursverhinderung (die ersten 6 Fälle) und der Diskursverfälschung (die letzten 4 Fälle):

1.    Verschweigen

Statt inhaltlich zu debattieren, wird ein unliebsames Thema bzw. eine thematische Gruppe erst mal so lange wie möglich verschwiegen. Eine der häufigsten Methoden, wobei das Prinzip Verschweigen nur funktioniert, wenn die Hauptmedien zumindest indirekt alle von Herrschenden abhängig sind. So wird das im „öffentlich-rechtlichen“ Deutschland sicher besser gehen, als in den USA, mit seinen verschiedensten politischen Privat-Sendern. Eine Talkshow muss ja niemandem Rechenschaft ablegen, wen sie nun einlädt und wen nicht. Verschweigen ist somit die einfachste passive Methode, da sie schlechter angreifbar ist als jede Aktion.
Sie kann nur durch massive alternative Internetberichte oder Demos aufgebrochen werden, wie z.B. nach den Übergriffen zur Silvesternacht 2015/2016 in Köln oder die Pegida-Demos in Dresden.

2.    Kompromittieren

Statt inhaltlich zu debattieren, wird gern kompromittiert, also die Person, die eine unliebsame Meinung vertritt, wird öffentlich beschmutzt oder die Person und somit dessen Meinung werden lächerlich gemacht. Bei den Sophismen (s.o.)  nennt man das ganz klassisch: Argumentum ad hominem  ( https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem ).
Hierfür gibt es unzählige Beispiele. Es beginnt beim „Kontaktverbrechen“, d.h. wenn z.B. Herr A mit Herrn B (den er gar nicht kennt und der z.B. NPD-Mitglied ist) gleichzeitig gemeinsam auf der freien öffentlichen Demo z.B. gegen Gewalt an Frauen oder gegen ein neues Heim war, dann wird von interessierten Medien daraus nicht etwa logisch ein Einsatz der Person A gegen Gewalt an Frauen oder gegen ein neues Heim abgeleitet, sondern schnell eine Nähe zum Nationalsozialismus konstruiert (zum Beispiel hier: https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-demo-in-berlin-altglienicke-cdu-abgeordnete-ich-bin-alles-andere-als-fremdenfeindlich/13572182.html ).
Stellvertretend für die vielen Beispiele des Lächerlichmachens seien hier Staats-Satiresendungen wir z.B. „Die heute-show“ genannt. Sie bieten eine eigene Königsklasse des „Hau-drauf!“ und pervertieren so das uralte Prinzip der Satire, die „Macht der Machtlosen“, zu einer staatlichen Humor-Exekution von oben.

3.    Moralisieren

Statt inhaltlich sachlich zu debattieren, z.B. inwieweit ein Land zu sichern ist, wird oft mit Einzelfällen moralisiert und Mitleid geweckt. Auch dafür gibt es unzählige Beispiele. Die Amtskirchen tun an 7 Wochentagen 24 Stunden nichts anderes, als zu moralisieren.
Auch das Bild des Flüchtlingskindes Aylan von 2015, zeigt  wie es geht (https://www.compact-online.de/der-falsche-fluechtling-11-mysterien-im-fall-aylan-koennten-zu-einer-anderen-wahrheit-fuehren-koennte/ ).
Bei den Sophismen nennt man diese Form ganz klassisch: Argumentum ad misericordiam.

4.    Ablenken

Statt inhaltlich zu debattieren, wird auch gern mal vom eigentlichen Thema abgelenkt. Hierzu gesteht man z.B., oho, den nicht zu leugnenden Fakt zu, dass unser Land gerade aufgewühlt und gespalten ist. Nur man benennt dann nicht die wahre Hauptursache „Migrationsdesaster“, sondern macht dafür einfach eine Nebenursache auf, wie z.B. hier: Die mangelnde Teilhabe der Ostdeutschen am Aufschwung, - ein linkes Lieblingsthema
( http://www.taz.de/Staatssekretaer-ueber-deutsche-Politik/!5522334/ )

5.    Worte umdeuten

Statt inhaltlich zu debattieren, wird der ursprüngliche Sinn von bestimmten Worten umdefiniert oder stark ausgeweitet. Eine linke Spezialität seit J. Derrida ist die Dekonstruktion von Begriffen, die bis hin zu den Sprachverhunzungen der heutigen Genderist*Innen geht.
Wenn man immer weniger gemeinsame Wortbedeutungen hat, wird logischerweise auch echter Diskurs immer schwieriger. Man streitet sich erst mal über gemeinsame Wortbedeutungen.
Ein klassisches Beispiel ist z.B. die lange unmerkliche Umdefinierung des Wortes „Gleichberechtigung“ zu „Gleichstellung“. Der Unterschied: Das Ergebnis von gleichen Rechten für alle ist in der Regel eben nicht „Gleichheit“. Deshalb erfand man „Minderheiten-Quoten“ und erzeugte so künstliche Gleichheit. Das geschieht immer auf Kosten der Differenzierung von individuellen Fähigkeiten.
Das neue Prinzip der Gleichmacherei nannte man „Gleichstellung“, verkaufte das Wort aber als Synonym der guten alten „Gleichberechtigung“, gegen die man schwerlich etwas haben kann.
Ein anderes Beispiel ist die Ausweitung des ursprünglich nur biologistisch definierten Begriffes „Rassismus“ auf alle möglichen Arten von Diskriminierung, z.B. von Religionen oder sexuellen Identitäten. Rassismus war zu Recht geächtet, denn im Gegensatz zu seiner Religion kann sich niemand seine Biologie aussuchen. Bestimmte Religionen müssen kritisierbar bleiben.

6.    Machtworte

Statt inhaltlich zu debattieren, holt man sich mächtige bzw. populäre Persönlichkeiten, also Promis, sogenannte „neutrale“ Experten, bzw. man erzeugt einfach künstlich den Anschein von Mehrheiten, die bestimmte Argumente unterstützen.
Beispiele sind z.B. Künstler, die (vermutlich gerne) an die Pegida-Front geschickt wurden, also von Roland Kaiser über Grönemeyer bis zum Ensemble der Semperoper. Beispiele sind auch all die Heerscharen linker Rechtsextremismus-„Experten“, die in Talk-Shows plötzlich als „neutrale Wissenschaftler“ aus dem Hut gezaubert werden. Aber auch Zeitungsüberschriften wie „Dresdner…gegen Pegida“, wobei der Anschein von Mehrheiten erweckt wird, die nur eine Seite unterstützen würden, obwohl bei Pegida doch sicher auch viele „Dresdner“ mit dabei waren.
( http://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Dresdner-mit-sechs-Versammlungen-gegen-Pegida-Geburtstag ). Bei den Sophismen nennt man diese klassische Form: Autoritätsargument
https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_verecundiam )

7.    Themensetting

Wenn inhaltlich debattiert wird, dann setzen natürlich die Veranstalter auch die Frage-Themen.
Veranstalter sein ist Herrschaft, dazu muss man sich nur mal eine x-beliebige Talk-Show ansehen.
Ein Vertreter der Macht wird sich kaum je herablassen, auf einer Gegner-Veranstaltung z.B. auf einer Erfurter Demo eine Rede zu seinen Gegnern zu halten und sich ihren Fragen zu stellen.
So etwas wären dann ja fast  „Runde Tische“, was man bisher aber sicher verhindern konnte.

8.    Teilnehmerungleichgewicht

Wenn inhaltlich debattiert wird, dann möglichst mit vielen Anhängern der Macht gegen einzelne Gegner. Den Riss, der durch die Meinung unseres Landes geht, werden sie nicht freiwillig pari-pari durch die Teilnehmerzahl abbilden.
Natürlich kommt, wenn überhaupt, dann jeweils nur maximal ein politischer Underdog (z.B. ein Björn Höcke) mit vielen linientreuen Mitdiskutanten in eine Staatssendung. Als Beispiel muss man sich wieder nur entsprechende Talk-Shows im Fernseher ansehen, wo ein Vertreter „Dunkeldeutschlands“ ™ natürlich ab und an auch mal mitmachen darf.

9.    Nicht-Beweise

Wenn inhaltlich debattiert wird, dann wird sehr gern mit klassischen Scheinargumenten argumentiert, z.B. wird eine Nichtbelegbarkeit als ein Beweis für das Gegenteil genommen.
Beispiel: Die Aussage „Die Deutschenfeindlichkeit von Migranten ist sehr hoch“ kann niemand belegen, da Daten unter der Rubrik „Deutschenfeindlichkeit“ gar nicht erhoben werden. Aus der Nichtbelegbarkeit der Aussage wird nun aber gern geschlußfolgert, dass sie falsch sei. Sie ist aber nur nicht belegt, d.h. es kann sein, es kann aber auch nicht sein. Wir wissen es nicht.
Bei den Sophismen nennt man diese klassische Form: Argumentum ad ignorantam
( https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_ignorantiam ). Ein anderes praktisches Beispiel von Scheinargumenten sind die beliebten Vergleiche von Äpfeln und Birnen, also wenn z.B. in der Statistik der politisch motivierten Kriminalität rechte und linke Fallzahlen verglichen werden, aber nur für die rechten Fälle gibt es die häufigen Propagandadelikte. Linke Propagandadelikte kann es kaum geben, da hier nichts an Propaganda verboten ist. Das weiß leider nicht jeder Zuschauer.

10.  Angst-Recht

Wenn inhaltlich debattiert wird, werden oft schon vorab, also a prioi, Ängste in berechtigte und unberechtigte eingeteilt. Berechtigte Ängste sind dann z.B. Gentrifizierungsängste und unberechtigte, „dumme“ Ängste sind z.B. Ängste vor Identitätsverlust durch ungesteuerte Migration.
Dabei hat jeder ein Recht auf seine persönlichen Ängste, selbst wenn sie sich später als falsch herausstellen – umso besser. Etwas ganz anderes ist dann die Diskussion um Risikowahrscheinlichkeiten. Aber vorab hat niemand anderen die Ängste als „dumm“ abzusprechen.

Diese Auswahl der TOP 10 ist subjektiv. Jeder kann sie nach eigenen Erfahrungen ergänzen oder ändern.
Das Thema Manipulation von Kommunikation ist vermutlich so alt wie die Kommunikation selber.
Doch das tröstet aktuell wenig, denn eine Diskursverhinderung und -verfälschung durch die Herrschenden ist für ein Land immer schädlich, da es Vertrauen in Diskurse und Diskussionen generell vergiftet.
Nichts bräuchte dieses zerrissene Deutschland aktuell mehr, als einen großen Diskurs auf allen Ebenen über seine Zukunft.
Die inzwischen durch den Einzug der AfD erzwungenen lebhafteren Debatten in den kommunalen Parlamenten und im Bundestag stimmen hoffnungsvoll.
Nur, die Bürger müssen sie sich schon aktiv anschauen. Die technischen Vorraussetzungen für youtube dürfte heute fast jeder haben. Die Zeit passiven Medienkonsums a la „Tagesschau, mach mich schlau“ ist vorbei.

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Henry Herbert

Ich habe geschrieben, das ein beschriebenes Mobbing noch nicht mit realer Todesdrohung in kommunistischen oder nationalsozialistischen Diktaturen vergleichbar ist, es aber reicht, um allgemein ein diskursfeindliches Klima zu erzeugen.
Damit habe ich weder Habermas verklärt noch hab ich damit das Mobbing als nicht schlimm bezeichnet, nur weil ich differenziere.
Als Ossi find ich es auch immer etwas nervig, wenn oft gesagt wird, die Repression ist derzeit genauso schlimm oder schlimmer als in DDR-Zeiten. Es stimmt einfach nicht. Eine Pegida-Demo gegen den Staat hätte in DDR-Zeiten nicht lange gedauert, dann hätten die Handschellen geklickt. Die Wahrheit ist leider ganz schlicht, das große Teile unserer heutigen nichtlinken deutschen Mitbürger zu doof oder zu feige sind, um sich gegen das Altparteienkartell zur Wehr zu setzen.

Gravatar: Thomas Rießelr

Wer Neomarxisten wie Habermas verklärt, braucht sich über die aktuelle Diskussionskultur nicht aufzuregen.

Auch die Verharmlosung gegenwärtiger Mobbing-Strategien wie ideologisch bedingten Jobverlust oder Ausschluss von gesellschaftlichen Ressourcen als noch nicht so schlimm, weil es nicht um Leben und Tod geht, lässt tief blicken. Durch diese Art von Mobbing wird Menschen die Lebensgrundlage entzogen und dies kann sehr wohl zu ähnlich schwerwiegenden Gegenreaktionen führen. Diese Gegenreaktionen können auch ohne philosophischen Neusprech daherkommen. Man kann nicht davon ausgehen, dass jeder den Nerv hat, sich mit den Mobbern verbal auseinanderzusetzen.

Gravatar: Werner N.

Es ist zu begrüßen, dass sich Henry Herbert mit Habermas` Diskurstheorie (endlich) befasste und deren „Sprachspiele“ im Prinzip richtig aufzeigte. Die Auseinandersetzung mit ihr bzw. das Unterschätzen oder Ignorieren ist sowohl im Elfenbeinturm als auch bei den „Neu–Rechten“ bislang eine ihrer theoretischen Schwächen und hat hier z.T. tragische Züge. Vereinfacht gesagt, geht es beim „herrschaftsfreien Diskurs der Moderne“ um das Behaupten aufklärerischer, universalistischer Gleichheit vs. ethnischer Besonderheit, Individualität und Relativität. Noch Fragen, warum der Vertreter eines Neo-Marxismus gerade jetzt, im Zuge der gegenwärtig verfolgten Beseitigung von Rassen, Grenzen und Völkern, durch den ultralinken Außenminister Heiko Maas (SPD) ausgezeichnet wurde? Wen der grenzenlose Habermas beherrschen oder ausgrenzen will, sagte er in seiner Dankesrede: ..“Der „Rechtspopulismus“ ist die einzig echte Gefahr für die Menschheit“..

Wenn „Rechte“ beim Habermas`schen „Kulturmarxismus“ in Europa einigermaßen holprig reagieren, dann auch deshalb, weil sie dessen Zusammenhang mit der Diskurstheorie noch nicht erkannten. US–Wissenschaftler sind hier weiter. Es ist verfehlt, wenn man (so auch auf diesem Blog), gegen Derridas „Dekonstruktivismus“, den „Relativismus“, „Irrationalismus“, die „Ideologie“ oder „Postmoderne“ zu Felde zu zieht, die Aufklärung verherrlicht oder "linken Rationalismus" bloß durch einen „rechten Rationalismus“ (den es bereits gibt) ersetzen will. Habermas sollte man trotz seines kommunikativen Teil–Irrtums – dass die universalistische, rationale Wahl des Vokabulars zur „Wahrheit“ führt – nicht unterschätzen. So ordnete Habermas richtig als einer der Wenigen, die »Postmoderne« ohne Wenn und Aber der „Neuen Rechten“ (sic) zu, während diese sich davon (noch) distanziert. Natürlich hält er von Beiden wenig und lässt nur seinen „geläuterten“, „vollkommenen“ Neo–Marxismus gelten. Gegen den konnte die „Rechte“ bislang keine futuristische Gegen–Kultur setzen, weder ideologisch noch rhetorisch oder praktisch.

Es wäre falsch, Habermas ad acta zu legen: Sogar die christlichen Kirchen praktizieren den rationalen „Diskurs der Moderne“, indem sie den „Heiligen Geist“ durch den „Zeitgeist“ ersetzen wollen. Das ist Habermas pur. Richard Rorty erkannte die Schieflage: ..“Eine solche Kultur würde nicht nur die Idee der Heiligkeit, sondern auch die der `Hingabe an die Wahrheit` und der `Erfüllung der tiefsten Bedürfnisse des Geistes` aufgeben oder drastisch uminterpretieren“.. Auch die in diesem Blog noch oft von Autoren und Kommentatoren verherrlichte „Aufklärung“ sieht Rorty anders: ..“Ich werde zu zeigen versuchen, dass das Vokabular des Aufklärungsrationalismus zwar für die Anfänge der liberalen Demokratie entscheidend war, aber jetzt zum Hindernis für die Erhaltung und Verbesserung demokratischer Gesellschaften geworden ist“.. Wumms! Leider muss man heute sogar darauf hinweisen, dass diese zu den bevorzugten ideologischen Prinzipien der »Moderne« gehört. Insbesondere erkannte das intellektuelle Establishment nicht, dass es bei den Auseinandersetzungen zwischen „Linken“ und „Rechten" a-priori und fundamental um gegensätzliche Raum- und Zeit-Auffassungen geht.

Es würde zu weit führen, hier noch auf weitere Aspekte der Diskurstheorie einzugehen. Deshalb nur nochmals Rorty: ..“Es kommt auf die Kontingenz von Sprache, Weltorientierung, Kultur und Institutionen unserer Zeit an“..
(Richard Rorty »Kontingenz, Ironie, und Solidarität« 1. Aufl. 1992, 11. Aufl. 2016. Suhrkamp. Rorty war Prof. an der Stanford University).

Gravatar: Chris Plantin

Oben Gesagtem kann ich nur zustimmen, dabei aber Folgendes ergänzen:
Von Natur aus sind die meisten Menschen dumm und feige. Das Hauptproblem in unserer Gesellschaft besteht darin, daß wir jahrhundertelang dagegen angekämpft haben, um als Gemeinschaft klug, tapfer und erfolgreich zu werden.
Daher sind es die Denkfaulheit und die Angst vor Konfrontationen, was mir bei meinen Mitmenschen so unheimlich auf die Nerven geht. Es könnte anders sein, aber dafür müßten der Staatsfunk und alle anderen Drogen (Pulver und Pillen) verboten werden.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang