Das große Dossier zur Altersvorsorge: Von Riester bis zur Streuobstwiese

Wie schon oft hat die Politik wieder ein von ihr geschaffenes Problem zum Wahlkampfthema gemacht, um dem Wähler eine Lösung zu verkaufen. Diese Vorgehensweise halten viele für unethisch.

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Deshalb ist es wichtig, dass man sich unabhängig macht. In diesem Dossier findet man viele Möglichkeiten , wie man sich unabhängig von der Politik ein Vermögen aufbauen kann, damit man im Alter keine Pfandflaschen suchen muss.

  • geförderte Riesterrente

Der Staat fördert Riesterverträge mit einer Zulage und ggf. einem Steuervorteil. Das Guthaben wird zum Rentenbeginn verrentet. Wahlweise können 30% des Guthabens sofort ausbezahlt werden. Es sind maximale geförderte Einzahlungen i.H.v. 2.100€ pro Jahr möglich. “Riestern” kann man mit Bausparverträgen, Fondssparplänen und Rentenversicherungen. Für alle gilt: Einzahlungen und Zulagen müssen garantiert sein; hierfür darf es kein Verlustrisiko geben. Die sich ergebende Rente muss komplett besteuert werden; keine Ertragsbesteuerung. Durch diese nachgelagerte Besteuerung holt sich der Staat einen Großteil der Förderung wieder zurück. Die Vererbbarkeit ist eingeschränkt.

  •      ungefördertes Riester

Man riestert einfach ohne den Staat. Es gibt keine Zulagen und keinen Steuervorteil in der Sparphase. Kapitalgarantie trotz Nutzung der Chancen am Kapitalmarkt; volle Auszahlung zum Rentenbeginn möglich; 12/62er Regelung zur Versteuerung. Das heißt: Die Hälfte der Erträge werden zum persönlichen Steuersatz versteuert, sofern man über 62 Jahre alt ist und sofern der Vertrag mindestens 12 Jahre gelaufen ist. Keine nachgelagerte Besteuerung wie beim geförderten Riester.

  •      Basisrente (Rürup)

Die Einzahlungen können von der Steuer abgesetzt werden. Die Auszahlungen sind nur als Rente möglich und steuerpflichtig. Wie bei Riester muss die gesamte Rente versteuert werden. Durch diese nachgelagerte Besteuerung holt sich der Staat einen Großteil der Förderung wieder zurück. Die Rente muss dann zum dann als Rentner gültigen Steuersatz versteuert werden. Wie hoch dieser sein wird, wissen nur die Götter und die zukünftigen Politiker, die ihn festlegen. Vererbbarkeit ist eingeschränkt.

  •      Betriebliche Altersvorsorge

Man spart vom Brutto einen Betrag (sog. Entgeltumwandlung) in den Vertrag. Hierdurch ist das Bruttogehalt verringert und man bezahlt weniger Steuern und Abgaben. Bei einer Abgabenquote von 50% sähe dies so aus: 100€ gehen in den bAV-Vertrag; der Nettoaufwand beträgt 50€. Auch die Arbeitgeber haben einen Vorteil, denn sie sparen Lohnnebenkosten. Selbe Problematik der nachgelagerten Besteuerung wie bei Riester und Rürup. Durch die Entgeltumwandlung ist das Bruttogehalt verringert. Hierdurch bezahlt man weniger in die gesetzliche Rentenversicherung ein und verschlechtert damit seinen gesetzlichen Rentenanspruch; das selbe gilt auch für einen eventuellen Anspruch auf Erwerbsminderungsrente.

  •      Private Rentenversicherung

Man bezahlt die Beiträge einmalig oder monatlich in den Vertrag. Zum frei wählbaren Rentenbeginn lässt man sich das Guthaben oder eine lebenslängliche Rente ausbezahlen. Die Verzinsung liegt nach Kosten bei knapp über Null. Von der Auszahlung wird nur der Ertragsanteil versteuert. Die Differenz zwischen Brutto und Netto ist somit wesentlich kleiner als bei den staatlichen geförderten Möglichkeiten. Es gibt für Versicherungsguthaben im Prinzip so gut wie keine Einlagensicherung.

  • selbstgenutzte Wohnimmobilie

Man kauf oder baut sich eine Immobilie und wohnt dann darin. Die Rendite stellt sich nicht prozentual sondern als Nutzwert dar. Die Rendite ist das Lebensgefühl. Als greifbare “Rente” kann man die Darlehensrate ansetzen, die man sich dann im höheren Alter erspart, sofern man den Kredit bis dort getilgt hat. Man hat Eigentum, Freiheit und spart sich die Miete. Hohe Kosten, Steuern und “Stress”; erhebliche Reinvestitionen zum Werterhalt notwendig. Immobilien sind keine schlechte Geldanlage, aber sie sind nicht die sicherste. Aktuell ist derImmobilienmarkt sehr aufgebläht.

  • vermietete Wohnimmobilie

Man kauft eine Immobilie und vermietet sie. Die Mieteinnahmen decken zum Teil die Aufwendungen zur Finanzierung. Es sind erhebliche Reinvestitionen zum Werterhalt notwendig. Diese werden nicht durch die Mietrendite gedeckt. Die Preise von Immobilien können und werden steigen oder fallen. Angesichts der aktuellen Preisblase kauft man sehr teuer. Je weniger Mieter man hat, desto höher ist das Ausfallrisiko, denn einzelne Mieter können krank oder arbeitslos werden. Die Kosten beim Kauf liegen bei knapp 10%.

  • Aktienfonds-Sparplan

Man beteiligt sich per Spardauerauftrag an einem Fonds. Es gibt verschiedene Investmentstile und Anlageformen aus denen man wählen kann. Für den langfristigen Vermögensaufbau eignen sich vor allem global gestreute Aktienfonds. Aktien wären in der Vergangenheit immer die beste Altersvorsorge gewesen. Die meisten Aktienfonds haben in den letzten Jahrzehnten eine Durchschnittsrendite zwischen 5% und 9% erreicht.  Das Guthaben ist jederzeit verfügbar; der Sparer hat vollste Flexibilität. Wird der ursprünglich geplante Anlagehorizont nicht eingehalten und die Sparform für andere Ziele zweckentfremdet, dann bestehen erhebliche Verlustrisiken. Die Kosten sind meist geringer als bei Versicherungen, aber dennoch verlangen einige Anbieter sehr stolze Aufschläge.

  • Fondsgebundene Rentenversicherung

Hybrid aus der privaten Rentenversicherung und einem Fondssparplan. Man nutzt die Versicherungshülle als Depot. Zum frei wählbaren Rentenbeginn lässt man sich das Guthaben oder eine lebenslängliche Rente ausbezahlen. Von der Auszahlung wird nur der Ertragsanteil versteuert. Man hat die Chancen und Risiken der Fonds, die man in die Versicherung legt. Man benötigt keinen “Freistellungsauftrag für Kapitalerträge”. Tipp: Auch Rürup geht fondsgebunden.

  •    Sicht- und Spareinlagen

Man legt sein Geld klassisch auf ein Spar- oder Tagesgeldkonto und verfügt es dann im Alter. Das ist flexibel und einfach. Man ist in kompletter Abhängigkeit zur geldpolitischen Draghi-ödie und liefert sich deren Beschlüsse aus. Man hat im Alter zwar nominell das Kapital, das man gespart hat, wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Kaufkraftverlust erleiden.

  • Edelmetalle

Man kauft und hat sie. Krisensicher als Notwährung. Bei Veräußerung nach 12 monatiger Haltefrist keine Besteuerung der Gewinne. Gold ist i.d.R. von der Mehrwertsteuer befreit. Keine laufenden Erträge. Der Wert in Euro wird schwanken und kann zum Liquidationszeitpunkt auch unter dem Einstand liegen.  Insbesondere Gold ist seit tausenden Jahren wertstabil. Es gibt weitere Details zu beachten.

  • geschlossene Beteiligung

Man beteiligt sich als Gesellschafter an einer nach AIF geregelten Unternehmung. Diese kann aus Immobilien, Mobilien (Schiffe, Flugzeuge etc…), Infrastrukturprojekten oder PrivateEquity bestehen. Wie bei Aktien hat man einen Anspruch auf Gewinnbeteiligung, allerdings ohne die lästige “Volatilität” der Börsenkurse. Beteiligungen (umgangssprachlich: “geschlossene Fonds”) sind je nach Zielinvestment sehr illiquide und funktionieren nur mit höheren Einmalbeträgen.

  • Wald

Eine Investition in Wälder ist auch über eine geschlossene Beteiligung möglich, doch hievon raten viele Experten ab. Stattdessen sollte der Wald eher greifbar sein. Die Rendite definiert sich über die Nutzung oder die Einnahme einer Pacht. Wer mit Holz heizt, macht sich unabhängig von anderen Energieträgern. Wald zu kaufen ist sehr schwierig; in vielen Regionen sind die Wälder seit Generationen im Besitz einzelner Familien.

  • Streuobstwiese

Der Erwerb ist sehr einfach und es gibt in ländlichen Regionen sogar einen gewissen Markt dafür. Man kauft sich einen Acker und pflanzt etwas darauf, das man dann erntet und verkauft oder selbst nutzt. Das macht einiges an Arbeit. Je nach dem, was man anbauen möchte, hat man auch Betriebs- und Lagerkosten. Wenn man es dagegen rechnet, ist Obst und Gemüse aus dem Supermarkt meist günstiger. Die eigene Wiese lohnt sich erst in einem Krisenszenario, weil man sich dann selbst versorgen könnte.

  • Social Trading

Statt einem Fondsmanager folgt man einfach einem fremden Trader. Natürlich informiert man sich vorher über den Handelsstil und bisherige Meilensteine. Der Hauptvorteil dieser Art des Social Tradings ist das hohe Maß an Transparenz. Jeder Trade ist nachvollziehbar und kann vom Trader kommentiert werden. Anders als bei Fonds hat man Persönlichkeitsrisiken. Beim Social Trading folgt man meist Einzelpersonen. Wenn diese krank, knatschig oder einfach nur im Urlaub ist, dann kann das Depot auch gerne mal unbeaufsichtigt sein. Social Trading ist eine Alltagsspielerei und (noch) keine wirkliche Altersvorsorge.

  • Dividendenaktien

Man kauft Aktien, die besonders viel Dividende ausschütten. Um Kosten zu sparen kann man auch einen Fonds nehmen. Das Vermögen des Aktionärs bleibt bei einer Dividendenzahlung rechnerisch gleich: “Aktie runter und Bargeld rauf”. Der gefühlte Mehrwert liegt für manche Anleger in der Natur der Ausschüttung. Sie lieben es einfach, wenn ihnen jemand Geld überweist. Viele Konzerne schwimmen in Geld, können es nicht anlegen (Negativzins) und haben null Ideen, es organisch zu investieren. Die Auszahlung einer Dividende ist da oftmals nur eine Notlösung. Dividendenstrategien sind nur eine Modeerscheinung. Für den langfristigen Vermögensaufbau sollte man eher auf eine breite Mischung mehrerer Strategien setzen.

  • Fonds mit Kapitalerhalt

Man kauft einen Investmentfonds und bekommt vom Verkäufer eine Beruhigungspille. Man bekommt versprochen, dass das Kapital zu einem gewissen Termin zumindest erhalten werden soll. Wer weder Rendite noch Risiko möchte und wer einen Geldbetrag einfach nur nominal erhalten möchte, der sollte weder Wertpapiere, noch Häuser, noch Edelmetalle noch sonstwas kaufen. Investitionen sind mit Chancen und Risiken verbunden. Eine langfristige Kapitalanlage mit Sachwerten und einer breit gestreuten Beteiligungskultur benötigt weder eine Kapitalgarantie noch ein Kapitalerhaltsversprechen. Wer einen geeigneten Anlagehorizont mitbringt und wer den Einstieg temporär diversifiziert, benötigt keine störenden Placebos. “Fonds mit Kapitalerhalt” sind (wenn überhaupt) eher was für die mittelfristige Anlage.

  • Bargeld

Bargeld, welches man nicht für de Konsum benötigt, legt man einfach zur Seite und lebt dann im Alter davon. Man hat keine Erträge, also bezahlt man auch keine Ertragssteuern. Das Risiko der Lagerung kann ziemlich elementar werden. Hinzu kommen juristische Risiken, wie eine Bargeldeinschränkung oder einBargeldverbot. Im Moment haben wir im kaum Inflation. Wenn sich dies in Zukunft ändert, dann zehrt das an der Kaufkraft des Geldes.

  • Kunst

Es gibt 3 große Nachteile: Mehrwertsteuer, Mehrwertsteuer und die Mehrwertsteuer! Dafür hat man aber wie bei Gold einen steuerfreien Ertrag, wenn man das Objekt nach 12 Monaten gewinnbringend verkauft. Kunst bezahlt keine Zinsen und man hat das Risiko der Lagerung. Kunst hat nur dann einen Wert, wenn es auch Nachfrage danach gibt. In sehr großen Portefeuilles kann ich mir Kunst sehr gut zur Beimischung vorstellen, doch für den kleinen Geldbeutel (<10 Mio EUR)  ist das eher nichts.

  • Getränke

Weine, Whiskey und andere Getränke können sehr werthaltig sein. Die Vor- und Nachteile sind ähnlich wie bei Kunst. In hochprozentigen alkoholischen Getränken in kleiner Stückelung (“Flachmann”) sehen viele Experten allerdings den Mehrwert, weil man diese in einem Krisenszenario als Tauschmittel einsetzen könnte. Ähnlich wie Zigaretten dient Alkohol als hervorragendes Zahlungsmittel, wenn alle anderen gesetzlichen Zahlungsmittel eliminiert sind. Schnaps ist sehr lange haltbar. Wer Wein oder Whiskey sammeln möchte hat das Risiko der Lagerung und auch der Veräußerung. Ein eigener Weinkeller lohnt wohl auch nur für den gehobeneren Geldbeutel.

  • Biometrie

Der eigene Körper muss funktionstüchtig bleiben, ansonsten nützt jede Geldanlage nichts. Damit man die Vorsorge bis zum Rentenbeginn durchziehen kann, muss es dem Körper möglich sein, über diese Zeit das Einkommen zu erwirtschaften. Kann er das nicht, dann bricht die Planung zusammen. Man muss also schauen, dass man möglichst von anderen lebt und nicht so sehr auf die eigene Leistung angewiesen ist. Wem hierzu das nötige Kleingeld fehlt, sorgt mit existenzsichernden Versicherungen vor. Tipp: Wer dieBerufsunfähigkeitsversicherung an die Rürup knüpft, kann den kompletten Beitrag von der Steuer absetzen. Risikovorsorge kostet ein bisschen Geld, im Prinzip ist sie aber noch wichtiger, als Altersvorsorge.

  • Weiteres….

Natürlich gibt es noch weitere Assets wie Sammlergegenstände, Oldtimer oder Münzen. Hierbei handelt es sich steuerlich immer um “private Veräußerungsgeschäfte”. Die Vor- und Nachteile gleichen sich in der Regel denen der Anlageklasse Kunst.

Hier noch mal die 5 unterschiedlichen Besteuerungsgrundlagen, denen ALLE Vorsorgelösungen zugeordnet sind:

  1. Nachgelagerte Besteuerung: Komplette Rente, bestehend aus eigenem Geld und den Erträgen wird besteuert.
  2. Ertragsbesteuerung: Man versteuert die Kapitalerträge dann, wenn sie fließen. (Freibetrag 801 p.a. pro Person).
  3. 12/62 Ertragsbesteuerung: Man besteuert die Erträge erst bei Auszahlung. Ist man dann über 62 und lief der Vertag über 12 Jahre dann wird der halbe persönliche Steuersatz genommen.
  4. Private Veräußerungsgeschäfte: Nach der Spekulationsfrist ist der Gewinn von der Steuer befreit.
  5. andere Einkünfte: z.B. V+V  oder Einkünfte aus Gewerbe

Zum Schluss noch ein Tipp: Kann dir dein Bank- oder Versicherungsberaterdas so nicht erklären, dann such dir nen anderen!

Beitrag zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com

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