Die kommerziellen Spiele in Tokio

Niemand hat ihn bisher bei den derzeit in Tokio stattfindenden Sportwettkämpfen zu Gesicht bekommen und ich gehe davon aus, dass er dort auch nicht anzutreffen ist: der olympische Geist. Denn mit dem olympischen Gedanken haben die kommerziellen Spiele in Tokio nicht zu tun.

Veröffentlicht:
von

Die Spiele von Tokio sollten analog zum bisherigen Vier-Jahres-Rhythmus 2020 stattfinden. Doch wegen der P(l)andemie wurden sie auf dieses Jahr verschoben. Es stand sogar im Raum, sie komplett abzusagen, aber dem machte das Internationale Olympische Komitee unter dem Vorsitzenden Thomas Bach aus Deutschland einen Strich durch die Rechnung. Die Spiele müssen stattfinden, entschied das IOC. Schließlich kassiert man ja für die Übertragung der Wettkämpfe jede Menge Geld. Von vier bis fünf Milliarden Euro ist die Rede, die die Kassen des IOC füllen werden. Gezahlt wird das Geld von den übertragenden TV-Sendern, in Deutschland sind das ARD und ZDF. Letztlich also zahlt der geschröpfte Gebührenzahler dafür, dass er sich mitten in der Nacht aparte weißrussische Gewichtheberinnen oder ebenso zart gebaute tadschikische Ringerinnen anschauen kann. Nun gut, wem´s gefällt...

Zuschauer in den Stadien gibt es nicht. Angeblich wegen Corinna. Auch einige Weltklassesportler haben ihre Teilnahme abgesagt. Sie schieben Verletzungen vor, hinter vorgehaltener Hand aber geben sie zu, dass sie keine Lust darauf haben, vor leeren Rängen anzutreten.

Sogar die beiden großen japanischen Sponsoren Toyota und Panasonic haben sich zurückgezogen. Toyota hat sogar den TV-Sendern untersagt, extra für die Spiele fertiggestellte Werbefilmchen auszustrahlen. Man will nicht in Zusammenhang mit diesen Spiele gebracht werden, das sei schlecht fürs Image, heißt es aus der Firmenzentrale in Japan. Bis zu ARD und ZDF hat sich diese Anweisung aber offenbar noch nicht herumgesprochen. Die schalten nämlich eifrig zwischen die einzelnen Wettkämpfe Werbung und auch von Toyota wird da immer wieder ein Werbespot gebracht. Da stellt sich natürlich die Frage, ob Toyota Deutschland eine andere Sprache spricht als die Zentrale in Japan oder aber, ob man sich bei den deutschen TV-Sendern einfach über die Vorgabe des Automobilkonzerns hinwegsetzt.

Die Kommerzspiele sind für den IOC ein Erfolg, für Japan wird es teuer. Schätzungen zufolge wird der japanische Staat ein Minus von umgerechnet 20 Milliarden Euro machen, die Verluste muss dann der japanische Steuerzahler tragen. Da ist es wenig verwunderlich, dass die Ablehnung der Japaner gegenüber den kommerziellen Spielen in ihrer Hauptstadt sehr groß ist und Thomas Bach als einer der unbeliebtesten Menschen der Gegenwart gilt.

Ihn juckt das nicht. Der Reingewinn des IOC ist groß genung, diesen Erfolg wird er für sich reklamieren und hofft darauf, auch weiterhin als IOC-Präsident fungieren zu dürfen. 2024 sollen die Spiele in Paris sein und sollen natürlich die Kasse auch wieder fett machen. Man wird sehen, ob dieser Plan aufgeht.

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Werner Hill

Nicht der olympische Geist sondern die Corona-Mafia dominiert (leider nicht nur) diese Olympiade.

Und offenbar wurde Japan von diesen Möchtegern-Weltherrschern ganz besonders unter Druck gesetzt.
Man hat das Gefühl, daß diverse Regierungen auf der Welt (bestimmt nicht freiwillig!) geradezu um deren Gunst wetteifern.

Es ist auch verwunderlich, daß vor leeren Rängen und angesichts der lächerlichen Masken-, Test- und Quarantäne-Schikanen überhaupt noch Sportler bereit sind, dort anzutreten.

So sterben zuerst die Lebensfreude und dann die Menschen. Aber nach dem Great Reset wird alles besser!

Gravatar: Hajo

Das ist so eine Sache mit dem Kommerz. In jungen Jahren kann man es noch verstehen, wenn sich einige martern, aus Spaß an der Freud, oder aus dem Ehrgeiz heraus, eine besonderer körperliche Leistung zu erbringen, was ja legitim ist, wenn man es nicht übertreibt.

Nachdem nun aber andere erkannt haben, daß damit viel Geld zu verdienen ist, wurde Hochleistung kommerzialisiert und der Urgedanke des alten Griechenlands ist leider immer mehr in den Hintergrund gerückt und aus den Muskeln aber auch dem Willen des Einzelnen hat man nun ein Geschäft gemacht, wo die Organisatoren weit mehr partizipieren als die Athleten selbst, die ruinieren auf Dauer ihre Körper, haben aber gottseidank noch die Möglichkeit über Werbeverträge sich schadlos zu halten, was ihnen ja bei ihren Bemühungen auch gegönnt sei.

Die Spätfolgen einer Profikarriere können sich furchtbar auswirken und dann kommen immer wieder neue, die sich auch ruinieren wollen, denn eines ist doch klar, der menschliche Körper ist nicht für Daueranstrengung gemacht, es mag Spitzen geben durch unterschiedliche Anlässe, wer aber überzieht wird es später büßen müssen und wenn er es zu gibt, dann wird er noch falsch belächelt.

So wird er unter Umständen zum Schluß noch Opfer einer gewissen Ausbeutung und wer dann noch rechtzeitig loslassen kann, ist in einer glücklichen Situation, alles andere kann zu Langzeitschäden führen, weil der Körper gegen alle Gesetzesmäßigkeiten ausgebeutet wird.

Gravatar: Jürgen

...was ich nicht verstehe, als ehemaliger 10-Kämpfer/Leichtathlet( als ich noch jung war, wohlgememerkt!!! Danke :-) ), das die Atlethen heutzutage, von denen die abgesagt haben( zum Teil) abgesehen, nicht verstehen das Sie vom IOC nur ausgenutzt werden, irgendwelchen unsportlichen Funktionären sowas von die Geldbörse füllen, für einen Achtungs-Erfolg für den man lange lange Jahre daraufhintrainiert hat, seinen Körper über allemaßen beüberansprucht( was ich super gerne gemacht hatte...Grenzen nach vorne schieben, Yeah Baby!!!) mit oder ohne Sponsor soweit gekommen ist und mit ca mitte 30 evtl im Rollstuhl sitzen darf/kann...wird. Ich hatte Glück!!! Dr. Wohlfahrt warnte mich rechtzeitig!!! Ich bin Ihm heute noch dafür dankbar nicht im Stuhl zu sitzten!!! Damals Vereinsarzt TS Jahn München-Bogenhausen. Soviel dazu.
Natürlich haben unsere lieben Freunde, die Japaner, keinen Bock das diese Spiele überhaupt in dieser Weise bei Ihnen stattfinden!!! Sie bezahlen schliesslich dafür und keiner darf kommen...Thomas Bach sollte einfach seinen Stuhl räumen und mit Ihm sein ganzes Funktionärs-Pack!!! Money back and shut up!!!
Ich boykotiere diese Spiel obwohl es mein Lieblings-Sport war!!!
Danke für´s Gespräch, Jürgen Schuster

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang