Für welche Programme stehen die Kandidaten?

Trump versus Clinton – Was bedeutet das für Europa?

Die Wahl des US-Präsidenten hat auch Einfluss auf Europa. Das zeigt sich schon allein aus der unterschiedlichen Haltung gegenüber Russland und in Bezug auf das TTIP-Abkommen.

Foto: Gage Skidmore / flickr.com / CC BY-SA 2.0 (Ausschnitt)
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Es wird immer wahrscheinlicher, dass die US-Präsidentenwahl auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Demokratin Hillary Clinton und dem Republikaner Donald Trump hinausläuft. Beide streiten für ein starkes Amerika. Doch in ihren Programmen unterscheiden sie sich deutlich. Trump will die Steuern senken, TTIP verhindern und solche US-Unternehmen sanktionieren, die ihre Arbeitsplätze massenhaft ins Ausland verlagern. Hillarys will noch mehr für Frauen- und Minderheitenrechte tun. Da Hillary Clinton Teil des in der Bevölkerung verhassten Washingtoner Politik-Establishments ist, versucht sie, über Sozialthemen den Frauenbonus auszuspielen und die weibliche Hälfte der Amerikaner gegen Trump aufzubringen.

Hillarys Problem: Im Vergleich zu Bernie Sanders kauft man ihr die Sozialthemen nicht ab, außer wenn es um Frauenrechte geht. Trump dagegen kann sogar mit wirtschaftsliberalen Themen bei den einfachen Arbeitern punkten, weil er niedrige Steuern verspricht. Und kaum etwas ist in den USA so unbeliebt wie hohe Steuern zu zahlen. Zudem hat Trump politisch noch eine weiße Weste, da er noch kein Amt bekleidet hat, an dem man ihn messen kann.

Für Europa besonders interessant jedoch sind die außenpolitischen Haltungen gegenüber Russland und die Einstellungen zu den transatlantischen Abkommen wie TTIP. Zwar wird in den europäischen Massenmedien überwiegend ein schlechtes Bild von Trump gezeichnet. Doch gerade für Europa könnte er eine Chance für eine Neuorientierung bieten.

US-Außenpolitik: Beide wollen Dominanz – nur anders


Der einzige Kandidat, der die Rhetorik der US-amerikanischen Stärke auf militärischem und außenpolitischem Gebiet nicht herausstreicht, ist Bernie Sanders. Sowohl Hillary Clinton als auch Donald Trump betonen die Größe und Stärke der Vereinigten Staaten, die es auch notfalls militärisch zu bewahren gilt.

Deutliche Unterschiede gibt es bei den Vorstellungen, wie speziell mit dem Iran und wie mit Russland umzugehen sei. Hillary Clinton steht als Hardliner für eine strenge Politik gegenüber Russland und dessen Präsidenten Waldimir Putin. Besonders in Fragen der Syrienkrise, Ukrainekrise und der Sicherheit des Baltikums sollten, nach der Auffassung Hillarys, die USA eine klare Kante zeigen. Bezüglich des Iran verteidigt sie den aktuellen Iran-Deal von Barack Obama, der zur Aufhebung der Sanktionen gegen Teheran geführt hat.

Donald Trump dagegen setzt auf einen Dialog mit Russland. Fast scheint es so, als hege der US-Milliardär gewisse Sympathien für Putin. Auf jeden Fall behauptet Donald Trump, dass er mit Wladimir Putin gut zurechtkommen würde. Beim Thema Iran gibt sich Trump dagegen nicht so nachgiebig. Hier möchte er am liebsten den Iran-Deal wieder zurücknehmen und die Sanktionen erneuern.

Für die Europäer ist es realistisch anzunehmen, dass im Falle eines Wahlsieges von Hillary Clinton der aktuelle Kurs beibehalten wird. Zwar versucht sie sich im Wahlkampf ein eigenes Profil zuzulegen, um sich von Obama abzugrenzen, doch tatsächlich hat sie an der Obama-Politik mitgearbeitet. Schließlich war sie eine Zeitlang Außenministerin und als solche sehr entschlossen, die US-Interessen gegen alle Widerstände durchzusetzen. Im Grunde schloss die Außenpolitik von Barack Obama und Hillary Clinton an die Politik des Bush-Vorgängers Bill Clinton und seiner Außenministerin Madeleine Albright an. Die Chance, hier auf große Veränderungen setzen zu können, ist dementsprechend gering.

Trump ist dagegen außenpolitisch ein unbeschriebenes Blatt. Er hat noch nie ein außenpolitisches Amt bekleidet. Insofern wäre seine Wahl zum US-Präsidenten Risiko und Chance gleichermaßen. Doch es scheint, als sei seine Weltsicht unkonventioneller, was die Möglichkeit eröffnet, die US-Außenpolitik mit neuen Ideen zu bereichern. Zumindest gäbe es die Chance, bei Trump ein offenes Ohr für die Belange der Europäer zu finden. Zwar steht er für das Prinzip eines „America first“, doch scheint er auch Verständnis für europäische Belange zu haben, wenn diese eigene Wege gehen wollen.

Diese Betonung der Werte wie Unabhängigkeit und Souveränität steht immerhin auf der Wunschliste vieler europäischer Bürger, denn in zahlreichen Ländern wünschen sich die Menschen eine Abkehr von der Dominanz der EU-Institutionen. Vielleicht hat Trump hier mehr Einfühlungsvermögen für diese Souveränitätsinteressen als die alteingesessenen transatlantischen Eliten, zu denen am Ende auch die Clintons gehören.

Der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel steht Donald Trump kritisch gegenüber. Ein Aufnahme von ähnlich vielen Immigranten aus dem Nahen Osten in die USA lehnt er ab. Er steht für eine Abschottungspolitik und möchte die US-Grenzen besser gegen illegale Einwanderung absichern.

Trump ist ein Gegner von TTIP


Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel kämpfen für eine möglichst schnelle Umsetzung des sogenannten „Freihandelsabkommens“ TTIP. Doch die TTIP-Gegner haben eine neue Chance, das Projekt zu Fall zu bringen. Denn auch Donald Trump hat sich gegen dieses Abkommen ausgesprochen. Er verweist auf die negativen Erfahrungen mit dem nordamerikanischen „Freihandelsabkommen“ NAFTA. Dieses Abkommen sei, so wiederholte Trump mehrfach seine Einschätzung – mitverantwortlich für den Verlust von Arbeitsplätzen und den Niedergang der nordostamerikanischen Industrieregion. Die Konzerne würden eiskalt die jeweils günstigsten Standortbedingungen hinsichtlich der Arbeitskosten ausnutzen.

Damit steht in Bezug auf TTIP und dem transpazifischen Pendant TPP Donald Trump auf derselben Seite wie der Demokrat Bernie Sanders. Hillary Clinton dagegen ist wie Barack Obama eine Verfechterin des Abkommens. Sie sieht in TTIP Vorteile, doch geht sie dem Thema beim Wahlkampf lieber aus dem Weg. Vermutlich weiß sie, wie unpopulär TTIP selbst in den USA mittlerweile geworden ist. Ihr Mann, Bill Clinton, war der Präsident, unter dem NAFTA Wirklichkeit wurde. Die Menschen in den USA haben noch in Erinnerung, wie in den 1990ern das nordamerikanische Abkommen gefeiert wurde und schließlich dazu beitrug, das ganze Regionen im Nordosten der USA deindustrialisiert wurden.

Haben die innenpolitischen Vorstellungen auch Einfluss auf die Entwicklungen in Europa?


Was immer in den USA innenpolitisch und sozialpolitisch durchgesetzt wird, bliebt nicht ohne Auswirkungen auf Europa. Auch wenn die europäischen Sozialstandards und Auffassungen vom gesellschaftlichen Zusammenhalt sich stark von den amerikanischen Unterscheiden, so werden große Tendenzen zumeist beiderseits des Atlantiks zum Ausdruck kommen. Hierfür werden die multinationalen Konzerne, die in beiden Kontinenten aktiv sind, wie auch die internationalen Abkommen und schließlich die unzähligen aktiven NGOs sorgen. Denn jeder Schritt zur Vereinheitlichung der Märkte zwecks effizienterer Gewinnmaximierung wird automatisch dazu führen, dass amerikanische Entwicklungen in Teilen von Europa übernommen werden.

Hillary Clintons Programme zur Sozial- und Gesundheitspolitik sind europäischer in ihren Kerngedanken, zwar weniger sozialdemokratisch als etwa die Vorstellungen ihres demokratischen Konkurrenten Bernie Sanders, aber doch sozialer als die Ideen von Donald Trump. Sie möchte die Gesundheitspolitik sozialer gestalten, Gewerkschaften stärken, kleine Unternehmen fördern, die Emanzipation von Frauen und gleichgeschlechtlichen Paaren voranbringen, die Reichen und Wohlhabenden weiterhin stark besteuern, um die sozialen Programme zu finanzieren.

Donald Trump setzt mehr auf Eigeninitiative der Bürger. Seine Sozialpolitik beruht auf dem Kernpunkt der Steuersenkungen. Der Spitzensteuersatz soll von 40 auf 25 Prozent reduziert werden. Auch die Unternehmenssteuer soll massiv gesenkt werden. Welche Konsequenzen das auf den Staatshaushalt haben wird und wie er mit diesen Konsequenzen umgehen will, hat er nicht erläutert. Er setzt, wie viele wirtschaftsliberale Republikaner und Libertäre, auf die Hoffnung, dass durch die Steuersenkungen die Wirtschaft und die Eigenmotivation der Bürger angekurbelt werden.

Der Medienbeschuss auf Donald Trump in Europa geschieht nicht ohne Grund


Zusammenfassend ließe sich aus den politischen Forderungen der beiden Präsidentschaftskandidaten Clinton und Trump schlussfolgern, dass unter Trump Europa mehr Chancen hätte, die US-Politik von neuen Ideen zu überzeugen. Clintons Außenpolitik wird dagegen eine Fortsetzung von Obamas Politik werden. Die europäischen Massenmedien, die Obama huldigten, haben schon jetzt begonnen, Hillary gegen Trump zu unterstützen.

Doch die europäischen Medien, die permanent auf Trump verbal schießen, tun dies nicht nur, weil viele seine konservativ-republikanischen Ansichten den tendenziell linksliberalen europäischen Journalisten missfallen. Viele europäische Medien sind mit den US-Medien vernetzt. Hier wird auch nach der Taktik verfahren, Trump in Europa möglichst schlecht aussehen zu lassen, damit man im Wahlkampf darauf verweisen kann, welch schlechten Ruf Trump im Ausland hat. Ob diese Taktik aufgehen wird, zeigen die nächsten Monate.

 

( Schlagwort: GeoAußenPolitik )

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klartexter

Die Clinton ist das Schlechteste was Europa nach Bush und Obama passieren kann. Deutschland hat bereits einen faulen Apfel mit der Frau Merkel auf den Tisch. Neben der Kadavergehorsamkeit von Merkel gegenüber den USA, steht sie auch für das TTIP-Abkommen und den unheilvollen Kurs gegen Russland. Über das Iranabkommen kann man geteilter Meinung sein, aber das ist auch nicht das Wichtigste für Europa. Was im Beitrag nicht berücksichtigt ist, ist Trumps Haltung zur Einwanderungsfrage. Auch in dieser Frage wäre er der richtige Präsident. Trump möge im Endspurt um das Präsidentenamt weiter bei seiner Linie bleiben.

Gravatar: Stump for the Trump

Das Dumme an Clinton ist nur, dass sie gegen Trump keine Chance hat, Präsidentin zu werden, das wissen auch ihre Gönner und Förderer. Die Frauenkarte zu spielen reicht nicht gegen Trump, der zu Recht darauf verweisen kann, ein absoluter Vorreiter dabei gewesen zu sein, Frauen im eisenharten Baugeschäft in topbezahlte Führungspositionen aufsteigen zu lassen. Seine Organisation ist voll von solchen Frauen, seine Tochter Ivanka, inzwischen Multimillionärin, die als Vizepräsidenten agiert, ist nur das herausragendste Beispiel hierfür, er gibt viele andere. Ausserdem hat Clinton, auch das wird Trump weidlich ausbreiten, ihren Mann immer wieder unterstützt, wenn er Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens ausgesetzt war, und damit ist nicht der Levinsky-Skandal gemeint sondern weit schlimmeres.

Erschwerend kommt für Clinton hinzu, dass sie mental und physisch schwach daherkommt. Wie soll sie in Fernsehdebatten gegen Trump bestehen, der immer wieder unter Beweis gestellt hat, wie schlagfertig und brutal er agieren kann?

Deshalb sei hier die Voraussage gemacht, dass Clinton in Bälde fallen gelassen werden wird. Als Vehikel dazu wird die FBI-Untersuchung bezüglich ihres E-Mail-Skandals dienen, der ja auch nur einen von vielen in ihrem Gepäck darstellt.

Als selbstverständliche Alternative zu Clinton wartet hinter den Kulissen Vizepräsident Biden. Er kann mit einer Linksaussen wie zum Beispiel der Senatorin Elisabeth Warren als Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten antreten. Das würde den Sanders-Flügel wenigstens zum Teil einbinden und hätte gegen Trump damit bessere Aussichten als Clinton. Biden kommt weniger skandalgeschwängert daher als Clinton, ist ebenso radikal linksliberal eingestellt wie sie und mit Warren als Vize wäre die Kandidatur sowieso nur ein Vorspiel für den ganz grossen gesellschaftspolitischen Linksruck bei der Wahl 2020, den sich die Demokraten onehin allesamt herbeisehnen.

Gravatar: Aspasia

Die Dämonisierung Trumps in den "Qualitätsmedien" dürfte den Kräften der Think Tanks/ angloamerikanischer Hochfinanz/ Bankeneliten und Milliardenkonzerne geschuldet sein.

Von diesen kann Europa und die Welt nur Katastrophen erwarten.

Hoffen wir also im Gegensatz dieser die Welt zerstörenden Kräfte für uns das Beste.

Gravatar: Stephan Achner

Die mögliche "Taktik" von einigen europäischen Medien, einen schlechten Ruf von Trump in Europa herbei zu schreiben, um Trump im Wahlkampf gegen Hillary Clinton zu schaden, dürfte eher ein Rohrkrepierer und Eigentor werden.

Die meisten US-Wähler haben ganz andere Sorgen als der Ruf von Trump in Europa. Viele müssen täglich um ihr wirtschaftliches Überleben mit Niedrig-Lohn-Jobs kämpfen, ca. 50 Millionen US-Amerikaner können nur noch mit staatlichen Essensmarken überleben, ganz Amerika leidet massiv an der verrottenden US-Infrastruktur und die Deindustrialisierung in den USA ist schon sehr weit fortgeschritten.

Außerdem glauben die meisten US-Wähler ohnehin nicht mehr, was die US-Mainstream-Presse schreibt. Das ist in den USA keinen Deut anders als in Europa.

Und seit Trump sich vor wenigen Tagen persönlich für einen Austritt von Großbritannien aus der EU ausgesprochen hat, steigen seine Sympathiewerte in GB zumindest bei den zig-Millionen britischer Brexit-Fans.

Donald Trump hält niemand mehr auf und schon gar nicht diese lächerliche Mainstream-Presse.

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