Sophie Dannenberg im Hayek-Club: Eine literarische Sicht auf die ’68er-Generation

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Die Autorin Sophie Dannenberg warf am vergangenen Dienstag im Hayek-Club Berlin einen «literarischen Blick auf die ‘68er-Generation». Der ausführliche Vortrag vor zahlreichen Gästen behandelte ihr Buch «Das bleiche Herz der Revolution». Der Roman hatte bei Erscheinen 2004 mit seiner eindringlichen Darstellung der inneren Verwerfungen der ‘68er-Studentenbewegung wütende Reaktionen aus der Linken provoziert. Die Abwechslung zum üblichen politisch-ökonomischen Programm des Hayek-Clubs Berlin lockte viele neue Besucher und mündete schließlich in eine engagierte Diskussion.

«Pflege der politischen Anämie»

Links zu sein, schickte Sophie Dannenberg voraus, habe immer eine «eine emotionale Komponente», die bleibe. Ein anschauliches Beispiel sei ihre ungebrochene Sympathie für Arbeiterlieder oder das Leiden mit der Linken, wenn diese sich an Widersprüchen aufreibt. Ihr linkes Herz sei «ausgeblutet» und die «Pflege der politischen Anämie» ermögliche ihr die Betrachtung der Linken mit einem gesunden Abstand. Ihre «mitleidende» Distanz solle aber nicht als konservative Haltung missverstanden werden, wie es Linke in Reaktion auf ihr Buch taten.

Ein wesentlicher Topos des Buches sei die Gewalt, führte Sophie Dannenberg aus. Der Roman zeige im wesentlichen die Gewalt im Kleinen, die wie zum Selbstzweck zelebriert würde. Die Gewalt werde erst im Nachhinein legitimiert. Der Roman konzentriere sich auf die psychologische Verwirklichung, unter der die Protagonistin zu leiden habe. Die psychologische Gewalt habe sich auch gegen die Bindungen der angeblich kleinbürgerlichen Familie gerichtet und versucht, diese aufzubrechen, zugunsten einer beliebig steuerbaren Solidarität.

Totale Gegenwärtigkeit

Sophie Dannenberg attestierte den ‘68ern zusammenfassend, sie hätten mehrere fatale Abschiede eingeleitet. Der erste sei der Abschied von der Bildung in Form einer Enteignung allen Wissens. So sei Piratenpartei heute struktureller Vollstrecker dieses Prinzips, ohne es intellektuell durchdrungen zu haben. Der zweite Abschied sei die Enteignung der Intimsphäre und des Geschlechts gewesen, indem die Sexualität politisiert wurde. Die Familie (und damit das autonome Individuum) seien ebenso entsorgt worden, wie die Geschichte.

Die Revolution der ‘68er sei ein zutiefst ahistorisches Element gewesen. Die eventhaften, reflektionslosen Aktionen stünden «solitär im Fluss der Geschichte». So hätten die 68er die Zukunft abgeschafft, weil alles Gegenwart geworden sei.

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