Was will Putin?

Putins Rede vor der UNO

Auf der UN-Vollversammlung in New York forderte Putin eine internationale Koalition gegen den islamistischen Terrorismus und eine multilaterale Welt ohne die Hegemonie eines einzelnen Machtblocks.

Foto: Der Rat der Europäischen Union
Veröffentlicht:
von

Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin werden so manche geostrategisches Ambitionen unterstellt. Doch Unterstellungen verraten oftmals mehr über den Untersteller, als dem Unterstellten. Kurz: Sind die Vorwürfe seitens des Westens eine Projektion eigener Ambitionen auf Russland?

Aus diesem Grunde ist es stets aufs Neue sinnvoll, auf die Worte zu achten, die Staatschefs wie Putin öffentlich äußern. Seine Rede bei den Vereinten Nationen in New York war ein international lang erwarteter Anlass. Putin sprach wichtige Themen an: Krieg in Syrien, Flüchtlingskrise, islamistischer Terrorismus, arabischer Frühling, internationale Sicherheit, die Rolle der UNO einst und jetzt, die Situation in der Ukraine, die Bedeutung Eurasiens als Wirtschaftsraum und die internationale Klimakonferenz in Paris.

In den folgenden Absätzen seien grob die wesentlichen Inhaltspunkte der Rede sinngemäß wiedergegeben. Es handelt sich um keine wörtliche Übersetzung, sondern um eine kurze Zusammenfassung.

Worüber sprach Wladimir Putin?

Putin äußerte sich zur überragenden historischen Bedeutung der UNO. Trotz der Differenzen zwischen den verschiedenen Staaten und den lähmenden Vetos im Sicherheitsrat, sei die UNO eine wichtige Institution gewesen, deren Wert sich in den internationalen Kompromissen unter Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven ermessen lasse.

Doch nach dem Ende des Kalten Krieges sei, so Putin, eine singuläre, dominante Macht entstanden. Diese Macht, mit der Putin indirekt die USA ansprach, sei vom Exzeptionalismus besessen, zu glauben, besser zu sein als der Rest der Welt. In der Folge habe die UNO an Bedeutung verloren.

Doch die UNO würde sich den Veränderungen anpassen. Russland würde bereitstehen für den Weg des breiten Konsenses. Aber die Bemühungen mancher Staaten, die Legitimität der UNO zu untergraben, würden die diplomatische Sicherheitsarchitektur der Welt gefährden. Die Souveränität und Freiheit der Staaten würde durch solche Einflussnahme untergraben werden. Niemand solle gezwungen werden, sich einem Entwicklungsmodell zu unterwerfen, nur weil jemand beschlossen habe, dass dies der einzige richtige Weg sei.

Auch die vergangene Sowjetunion habe sich, so gesteht Putin sinngemäß, schuldig gemacht, indem sie anderen Ländern ihre Vorstellungen vom Sozialismus aufzwang. Putin verwies auf die Situation im Nahen und Mittleren Osten. Die äußere Einflussnahme auf die dortigen Regime habe keine Demokratie und keinen Fortschritt gebracht, sondern Gewalt, Armut und gesellschaftliches Desaster.

Putin stellte bezüglich des Nahen Osten die Frage an jene (gemeint ist der Westen), die dafür mitverantwortlich seien, ob ihnen klar sei, was sie angerichtet hätten. Das Machtvakuum im Nahen Osten und Nordafrika habe Zonen der Anarchie entstehen lassen, mit Extremisten und Terroristen in ihrer Mitte. Ehemalige Militärs des alten Irak hätten sich den Terroristen angeschlossen.

Auch der Terrorismus sei von außen gefördert worden, als Kampfmittel gegen unliebsame säkulare Regime. Jeder Versuch, mit Terroristen zu kooperieren, sei ein Spiel mit dem Feuer. Dies sei ein Grund, weshalb sich der Terrorismus weltweit als Bedrohung weiter ausbreite. Der Islamische Staat habe Krieger aus vielen Ländern rekrutiert. Man dürfe nicht erlauben, dass diese Terroristen nun in ihre Länder zurückkehren, um ihr böses Werk fortzusetzen.

Russland halte es für einen großen Fehler, nicht mit der syrischen Regierung zusammenzuarbeiten. Die einzigen, die effektiv gegen den IS in Syrien kämpfen, seien die Assad-Truppen und die Kurden.

Der Westen würde Russland vorwerfen, internationale Ambitionen zu haben. Doch es gehe nicht um Ambitionen, sondern darum, dass Russland den derzeitigen Zustand in der Welt nicht mehr tolerieren könne. Russland sehe gemeinsame Interessen mit den anderen Staaten. Man müsse eine breite internationale Koalition gegen den Terrorismus schmieden.

Putin erinnerte an die Anti-Hitler-Koalition während des Zweiten Weltkrieges, als unterschiedlichste Staaten und Interessen einen gemeinsamen Nenner gefunden hatten, nämlich den Nationalsozialismus zu bekämpfen. So sollten auch diesmal die Länder zu einer Kooperation zusammenfinden. Den islamischen Ländern käme in dieser Koalition eine Schlüsselrolle zu. Muslime und muslimische Geistliche müssten sich dieser Koalition gegen den hasserfüllten Extremismus anschließen.

Russland befürworte eine Initiative via UN-Resolution, um ein gemeinsames Vorgehen abzusprechen, basierend auf den Prinzipen der UN-Charta. Die internationale Gemeinschaft müsse Wege finden, den Krisenregionen zu helfen. Dann gäbe es auch keinen Bedarf mehr nach Flüchtlingslagern. Doch zurzeit gebe es eine riesige und tragische Migration von Hunderttausenden, Millionen gar. Vor allem Europa sei betroffen. Es sei eine Lektion für die ganze Welt.

Die Flüchtlinge würden Hilfe brauchen. Doch ebenso wichtig sei die Wiederherstellung und Unterstützung der Staaten, aus denen sie fliehen. In Libyen, Syrien und im Irak müsse die Lage wieder stabilisiert werden.

Putin kritisierte, dass es immer noch Staaten gebe, denen es primär um geostrategische Interessen gehe, und nannte das Beispiel der NATO-Osterweiterungen. Hierbei sei die Ukraine ein Beispiel dafür, wie die Unzufriedenheit der Bevölkerung ausgenutzt werde, um ein Land ins Chaos zu stürzen.

Dann sprach Putin die Sanktionen an. Russland befürworte eine freie Welt für Wirtschaft, Handel und Investoren, doch manche Staaten würden unilaterale Sanktionen ausnutzen, um wirtschaftliche Konkurrenten in Schach zu halten.

Stattdessen sollten, so Putin, sich die Regionen frei entfalten dürfen. Er befürworte eine eurasische Kooperation nach den chinesischen Vorschlägen einer Neuen Seidenstraße.

Nach Ausführungen zum internationalen Umwelt- und Klimaschutz betonte er nochmals die Bedeutung der internationalen Kooperation, um künftige Konflikte zu vermeiden. Russland wolle helfen, die Rolle der UNO wieder zu stärken, um die Welt stabil und sicher zu machen.

Wie kann man die Kernaussage von Putins Rede zusammenfassen?

Die Kernbotschaft war die Kritik an den USA, andern Ländern in ihrer Entwicklung Vorschriften zu machen zu wollen und von außen Einfluss auf deren innere Angelegenheiten zu nehmen. Damit schließt er an die chinesische Rhetorik an, die die Einflussnahme auf die inneren Angelegenheiten anderer Länder ganz ablehnt.

Dass Barack Obama in seiner Rede eine ganz andere Richtung einschlug, war abzusehen. Ihm zufolge müsse der Nahe Osten von Diktatoren befreit werden. Putin und Obama sind in New York 2015 keine Freunde geworden. Aber sie haben immerhin den Dialog gesucht. Das könnte ein 

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Bartholomay

Das war Klartext,rückblickend auf 25 Jahre.Das dies Obama nicht passt,bei seinen persönlichen Interessen die er seid Antritt seiner US-Präsidentschaft,politisch auf der
Weltbühne durchsetzt war ja zu erwarten.
Die Hoffnung die Gorbatschow dem Osten, mit Beendigung
der Besatzung durch den Kommunismus,den Menschen gemacht hat ,sind durch vielerlei Schritte des Westens zerstört wurden.
Man betrachte nur den Einigungsvertrag zwischen BRD und DDR. 100% Vertragstext,wieviel davon sind realisiert wurden.Klarer Vertragsbruch !
Da kann man nur beten und hoffen ,das nach Obama die
USA ihre Fehler von Systemexpansion beendet,und
Deutschland nach Merkel zum Sinn des Einigungsvertrages und auf den Boden des Grundgesetzes zurückfindet.Und was den Völkerbund UNO betrifft soll das Handeln mit dem übereinstimmen
wozu es ihn gibt.
Die Wahrheit hat früher oder später immer ans Licht gebracht was im dunklen gemacht wurde.Ein Naturgesetz lautet: "Die Finsternis kann das Licht nicht
ausschalten,aber das Licht beendet die Finsternis.

Gravatar: Alfred

Die Amerikaner sind zur Zeit die Pestbeule der Weltgeschichte.
Weg mit TIPP
Weg mit den Atombomben vom deutschen Boden
Weg mit den Amerikanern aus Deutschland und Europa
Weg mit Frau Atom-Merkel
Weg mit Herrn Steineier
Weg mit Frau Göring
Weg mit Herrn Gabriel.

Gravatar: KritischeStimme

In den letzten Jahrzehnten haben die USA/Nato hauptsaechlich Staaten ueberfallen die militairisch weit unterlegen waren.Russische+chinesische interkontinentale Rakete mit Atomwaffen bestueckt koennen aber zu jeder Zeit NordAmerika treffen.In diesem gefaehrlichen Spiel braucht das dichtbesiedelte Europa Neutralitaet und deutsche Truppen in die Ukraine schicken ist eine grosse Dumheit.Die Nato sollte schnellstens in eine EU Organisation geaendert werden.

Wenn die EU nicht schnell die Nato in eine EU-Organisation veraendert,werden wir ueber die USA in einen 3. Weltkrieg hineingeschleppt.Man sieht wie die USA die Agression im fernen Osten gegen China aufbauen,das ist auch der Grund der militairen Zusammenarbeit von Russland+China.
Nato steht fuer Provokation,Katastrophen,Menschenleid,misslungene Kriegsabenteuer, Missachten von Ordnung+Menschenleben+Ethik+Moral.

Das provokative Vorgehen+der agressive NatoTon ist ganz gut zu verstehen weil Ukraine sieht aus als wieder ein verlorener Krieg,geplant v/d US-NatoKriegsPlanern.Die Liste der US-NatoFehlKriege lautet schon Lybien,Irak,Afganistan,Somalia,Ukraine,Syrien,Kosovo,Yemen,Georgien,mit vielen Menschenrechtsverletzungen+immensen Fluechtlingstroemen.Geldsummen belaufen sich auf Hunderten v Miliarden Euro fuer EU.Vielleicht wachen EU-NatoMinister jetzt auf das Alles wieder ganz schief gelaufen ist.Man hat einfach USA-WeltKriege finanziert,Folge verlorenes Ansehen i/d Welt als Marionnet-Kriegstreiber v USA,sichselbst beschaedigend in Wirtschaftsinteressen+historischen Wachstumschancen.Europa Untergang bringend statt Wohlstand.Fuer diese Politik sollte man die EU-NatoMinister sofort entlassen. Ueberall wo die Nato aktiv war versinken Laender+Regionen im Chaos

Gravatar: H.Roth

Putins Rede ist auch die einzige vom aktuellen UNO-Gipfel, die anhörenswert ist. Ich habe in Ausschnitten auch Obama gehört, und den Kontrast kann ich wie folgt beschreiben:
hier der Staatsmann (Putin) - da der Depp (Obama).

Der "Westen", dessen Angehörige wir ja sind, täte gut daran, auf Putin zuzugehen und mit ihm zusammen zu arbeiten. Im Kampf gegen den IS-Terror und ebenso auch wirtschaftlich. Wir würden sehr von einer neuen "Seidenstraße" profitieren, die Ressourcen und Know-How zu beidseitigem Nutzen zusammenbringen würde.

Aber ein starkes Eurasien ist genau das, was die USA am meisten fürchtet. Und darum wird sie weiterhin ihren Einfluß auf die blinde Gefolgschaft in Europa nutzen, um Europa und Asien zu schwächen.

Gravatar: Jochen Reimar

Danke, daß Sie hier den Inhalt Putins Rede wiedergeben. In der Lügenpresse (so nenne ich sie jetzt einfach mal, die Staatsmedien) wird darüber nichts berichtet. Selbst nicht in einem Programm, das sich NDR "Info" (!) nennt.

Gravatar: siggi

Das "weiße Gesicht" von Merkel, ist die "weiße Revolution" in Europa. Eine Fortsetzung des "Arabischen Frühlings", von Merkel befohlen. Generalstabmässig werden 800 000 Muslime gen BRD gebracht, Schlepper sind Regierungen (Polizisten) des Balkans. Will niemand Deutschland, dann muss deutsche Urbevölkerung mit Zugezogenen integriert werden Gabriel sagt: wir müssen aufpassen, dass uns die Urbevölkerung nicht abhanden kommt. Das ist Merkels neues Deutschland. Klappte es nicht in Syrien, dann eben in Berlin.

Gravatar: Ulli P.

So lange wie es nur eine Hegemonialmacht auf der Welt gibt, wird diese ihre Interessen durchsetzen (ich sage bewusst nicht "durchzuestzen versuchen"). Wir sehen das an den Kriegen im Irak, in Afghanistan, an der Destabilisierung der arabischen Welt (gen. "Frühling"!). Wir sehen das an der Destabilisierung bis hin zu einem gefährlichen Treiben auf einen Krieg zu, der ganz Europa oder sogar die Welt mit entzünden wird. Wir sehen es aber auch in dem Bestreben, so etwas wie TTIP, TISA usw. durchzusetzen.

Nach dem alten Grundsatz "cui bono" sollten wir, die Deutschen und alle Europäer uns fragen, ob die, die sich als unsere Freunde bezeichnen (allein schon der ständige Hinweis, jemandes Freund zu sein, ist in meinen Augen so verdächtig wie sonst gar nichts!) wirklich nur unser Bestes wollen, oder ob sie nicht eher ausschließlich ihr eigenes Machtinteresse verfolgen.

Wenn die Europäische Gemeinschaft uns schon ständig als Gegenpart für die globalisierte Welt gepriesen wird (man damit aber immer nur die kommende asiatische Wirtschaftskraft und auch Militärmacht meint), warum bilden wir Europäer nicht zusammen mit Russland, das auch zu Europa gehört, eben diesen Gegenpart, nämlich zu allen hegemonialen Bestrebungen auf der Welt?

Also, weg von der blinden Gefolgschaft zu einer Macht, zu einem Militärbündnis (das sich von einer Verteidigungsallianz inzwischen zu einem Angriffsbündnis entwickelt), weg von TTIP und allen Folgeerscheinungen und weg von Sanktionen gegen ein Land, die uns mehr schaden als dem Sanktionierten!

Weg von Eiszeiten in den Beziehungen und hin zu Gesprächen mit allen, die uns auch gar nichts getan haben! Überlegen wir lieber, wer uns im Moment einen Wirtschaftskrieg aufzwingt (s. TTIP, s. VW!).

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang