Kognitive Dissonanz in Presse und Politik

Merkel macht sich ihre Welt, wie sie ihr gefällt

Fehlentscheidungen zuzugeben, fällt Angela Merkel schwer. Und der Presse fällt es schwer, falsche Einschätzungen einzugestehen. Stattdessen wird die Realität schöngeredet und Protest diffamiert.

Foto: European Union
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Was tut man mit einer Politik und Presselandschaft, die überwiegend außerstande ist, die Realität nüchtern einzuschätzen und sie stattdessen schönredet? Angela Merkel hat es wieder geschafft. Sie hat ihr „Wir schaffen das!“ wiederholt. Sie hat von Krieg gegen den islamistischen Terror gesprochen, aber ihre Entscheidungen vom letzten Sommer nicht bereut oder wenigstens relativiert. Sie hat keine eigenen Fehler eingeräumt, sondern lediglich betont, dass die Lage schwierig sei und man alles tun werde, um der Probleme Herr zu werden.

Der Höhepunkt der jüngsten inhaltlosen Pressekonferenz unserer Bundeskanzlerin war die kritische Frage eines mutigen Journalisten. Er hatte sich Merkels sogenannten 9-Punkte-Katalog angeschaut und festgestellt, dass diese neun Punkte alten Forderungen entsprechen, die andere Politiker schon seit vielen Monaten an die Bundeskanzlerin herangetragen hätten. Sei das Merkels Führungsverantwortung, dass sie bis zu elf Monate brauche, um die Forderungen dieser Politiker umzusetzen? – fragte der Journalist die Kanzlerin. Und schließlich die entscheidende Frage: „Was muss passieren, damit Sie […] einem Neustart der Politik in Deutschland und in Europa nicht mehr im Wege stehen?“ Doch Merkel ging nicht darauf ein. Sie wiederholte nur ihre alten Phrasen und betonte sinngemäß, dass man Personal zur Sicherheit aufstocken werde und die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen werde.

Man muss sich ernsthaft fragen: Ist sich Angela Merkel überhaupt bewusst, welche Kritik sich national und international wie eine Tsunamiwelle gegen sie auftürmt? Angela Merkel reagiert auf einen großen Wandel in Europa so unbedarft, wie einst Marie Antoinette bei der französischen Revolution. Ihr hatte man den Spruch nachgesagt: Wenn das Volk kein Brot habe, solle es doch Kuchen essen. Die Berliner Regierung ist jenseits der Realität wie einst der Hof in Versailles im königlichen Frankreich. Das Politikestablishment regiert und agiert in einer Blase aus Scheinrealitäten. Versailles wurde 1789 von der Realität eingeholt. Genauso wie 200 Jahre später beim Fall der Berliner Mauer, als das SED-Regime von der Realität eingeholt wurde. Wie sagte damals Gorbatschow? „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“

Medien verkaufen Merkels Planlosigkeit als „Ruhe“

Angela Merkel hat keinen Plan, tut aber so, als hätte sie einen. Sie speist die versammelte Presse mit einen Aktionsplan ab, der schon vor Monaten umgesetzt hätte werden können, wenn sie auf ihre Kritiker gehört hätte. Doch sie ließ das Fass erst überlaufen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie sich der Tragweite ihrer verfehlten Politik nicht bewusst ist.

Merkels phlegmatisches Auftreten wird von der Presse als „Ruhe“ verkauft. Überschriften wie „Mit Ruhe gegen den Sturm“ (Spiegel-Online) und „Ruhender Pol im Krisensturm“ (GMX-Kurztitel) suggerieren, als hätte die Bundeskanzlerin alles im Griff. In der ZEIT ist von „keine Angst“, „kein Kurswechsel“ und „kein hektischer Aktionismus“ die Rede. Angela Merkel sei „keine Unruhe anzumerken“.

Die Schönfärberei in Bezug auf Merkels Pressekonferenz entspricht der Berichterstattung über die jüngsten Anschläge in Würzburg, München, Ansbach und Reutlingen sowie die Ereignisse in Frankreich. Die Sorge, die Bürger könnten zornig werden, scheint bei vielen Journalisten größer zu sein als die Sorge vor dem wachsenden Islamismus. Daher wird relativiert, kleingeredet, nach „Ruhe bewahren“ gerufen, die Anschlagserie in Einzelfälle aufgespalten, der Islamismus verharmlost. Doch die Gefahr vor eventuellen zornigen Regungen in der eigenen Bevölkerung wird aufgebauscht wie ein Elefant.

Immer noch wird die Reaktion der Bürger kleingeredet

Strafe nicht den Boten für die schlechte Nachricht. Diese Binsenweisheit wird regelmäßig über Bord geworfen. Die Meinungsäußerungen aus der Mitte der Bevölkerung sind ein Gradmesser für die Stimmung im Lande. Da hilft es nicht, die Menschen als „Wutbürger“, „besorgte Bürger“ oder „Pack“ abzutun, nur weil sie gegen den Kurs der Regierung protestieren und sich um ihre Zukunft sorgen. Alle drei Begriffe sind mittlerweile Codewörter für „potentielle Nazis“ geworden. So deutet anscheinend die Politikelite große Teile der Bevölkerung.

Doch die immer lauter werdenden Menschen sind keine Wutbürger, sondern zornige Bürger. Sie sind zornig, weil ihre Rufen nicht gehört wird. Der eloquente Kabarettist Georg Schramm hatte einst treffend den alten Papst Gregor den Großen mit folgenden Worten zitiert: „Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.“

Das ist der entscheidende Punkt: Die Bürger sind zornig, weil die Vernunft nicht in die Ohren der Politik vordringt. Man kann Zahlen auflisten, Statistiken zeigen, Beispiele anführen, doch sie werden nicht gehört.

Hätte Angela Merkel auf die Vorschläge kritischer Politiker schon vor ein paar Monaten gehört und deren Ideen umgesetzt, wäre uns womöglich diese Anschlagswelle erspart geblieben. Und die Bürger bräuchten sich weniger sorgen und weniger zürnen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Reichel

Nennt man das nun "Pippi-Langstrumpf-Syndrom"?

Wenn nicht, müßte man das erfinden und als psychische Störung deklarieren.

Und dann ab in eine geschlossene psychiatrische Anstalt mit der Merkel!

Gravatar: Karin Weber

Zitat: >>Das ist der entscheidende Punkt: Die Bürger sind zornig, weil die Vernunft nicht in die Ohren der Politik vordringt. Man kann Zahlen auflisten, Statistiken zeigen, Beispiele anführen, doch sie werden nicht gehört. <<

Genau das wird sich eines nahen Tages mit einem gewaltigen Plauz entladen. Die Lage in Merkel´s Phantasiadeutschland ist unerträglich geworden.

Gravatar: K Becker

Hätte Angela Merkel auf die Vorschläge kritischer Politiker schon vor ein paar Monaten gehört und deren Ideen umgesetzt - kann sie niemals.
Sie würde ihre Führungskader (Auftragsgeber) verraten. Diese würden dann eine finale Lösung veranlassen.
Merkel kann nur fremdgesteuert sein.
Ihre Gehilfen sind Seelenlos.

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