Flüchtlingskrise: Erlebnisbericht aus Budapest

Meine Intuition sagt mir, dass sich Europa jetzt warm anziehen muss

Hunderttausende Migranten wollen über den Balkan nach Europa einreisen. Vertrauenswürdige Nachrichten über die Zustände vor Ort zu erhalten, ist schwierig. Ein Augenzeuge berichtet aus Budapest.

Foto: Mstyslav Chernov / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0
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Als alles anfing, wollte ich nur weg von dem Chaos. Aber dann kam die Geschichte im ungarischen Fernsehen. Es war anders als die Berichte in der internationalen Presse. Also machte ich mich auf den Weg zum Keleti-Bahnhof in Budapest, um selber direkt mit den Flüchtlingen zu reden.

Gleich zu Beginn war klar zu sehen, dass es dort verschiedene Gruppen gab. Dabei ist mir folgendes aufgefallen: Einige sahen aus, wie man sich Flüchtlinge vorstellt: große Taschen bei sich, das Gesicht etwas beschmutzt, etwas traurig oder kaputt aussehend, einige mit Frauen und Kindern dabei. Sie reagierten höflich, als ich näher an sie herantrat. Dann gab es noch andere Gruppen: junge Männer in Sportbekleidung. Sie saßen zurückgezogen oder in Ecken, sahen müde aus. Näherte ich mich, reagierten sie gestresst und aggressiv. Schließlich gab es solche, die irgendwie nicht ins Gesamtbild passten: perfekt rasierte Bärte, saubere, fast zu saubere Gesichter. Und sie haben eine gewisse Autorität ausgestrahlt.

»Woher kommen Sie?« - »Nein, keine Interviews!«

Weil es so viele unterschiedliche Gruppen waren, musste ich nachfragen, woher sie denn alle so kommen. Die Antworten: Afghanistan, Irak, Irakisch Kurdistan, Türkei, der kurdische Teil der Türkei, Iran, Palästina, Balkan und natürlich auch Syrien, wobei weniger als 50 Prozent aus Syrien waren. Als ich bei einer Gruppe nachfragte, woher in Syrien sie denn stammten, sagten sie laut und klar: »Wir sind Kurden, keine Syrer!« Als ob das ein Beleidigung wäre.

Die gut rasierten Jungs waren wie eine Art Wache. Sie haben Ausschau gehalten. Dann haben sie einen Mann zu uns geschickt. Der forderte die Personen, mit denen wir sprachen, auf, nicht mehr mit uns zu reden. Einige Gruppen waren regelrecht aggressiv und sagten »Nein, keine Interviews!« Ich erntete Blicke, die mir Gänsehaut machten. Es war nicht zu übersehen, dass sie Hass in sich trugen.

Im Endeffekt war es also ein Art Völkergemisch, von denen nicht alle aus Syrien kommen. Ein Mann erzählte mir von syrischen Banken, die Kredite geben, um eine Flucht zu finanzieren, die nicht zurückbezahlt werden.

Mir war es sehr unangenehm dort. Ich hatte das Gefühl, überwacht zu sein von einigen Männern. Einer ging ständig an mir vorbei und warf mir strenge Blicke zu. An vier verschiedenen Orten positionierte er sich für mich sichtbar im Bahnhof. Er wollte, dass ich Ihm sehe.

Ein Völkergemisch, nicht alle aus Syrien

Im Zentrum des Untergeschosses vom Bahnhof gab es gespendete Mahlzeiten und Getränke. Allerdings fasste sie keiner an, ich sah keinen mit Essen oder Getränk. Es gab eine arabische Hilfsorganisation, die das Ganze überwachte. Dann kamen zwei Jungs mit Pizza und boten sie den Flüchtlingen an. Nur ein alter Mann hat ein Stück genommen, alle anderen haben das Angebot ignoriert.

Ich stand neben einem BBC-Reporter und hörte zu, wie ein Interview geführt wurde. Ich hörte, wie der Produzent sagte: »Noch einmal den Teil mit der Landkarte machen.« Dann drehten sie nochmal eine App, die ein Junge in seinem Samsung-Smartphone hatte, wo die Route schon aufgezeichnet war, woher sie kamen und wohin sie wollten. Doch es war wieder nicht gut genug. So mussten sie drehen, bis es genauso war, wie sie es haben wollten, also gestellt.

Ich wollte dann mit dem Jungen reden. Aber die Regisseurin sagte mir, er müsse zum Zug. Sie versuchte, sich zwischen mich und ihn zu stellen. Ich bin dann doch zu ihm gegangen und fragte ihn, wohin er denn wolle. Er sagte »Deutschland«, weil alle seine Freunde dort seien. Es solle ein wunderbares Land sein. Ich fragte ihn, woher er denn käme. Er antwortete, er arbeitete in der Türkei, aber die 12-Stunden-Tage waren ihm zu viel. Das sei in Deutschland besser. Ich fragte ihn, ob der IS (ISIS) ein Problem sei in Syrien. Er antwortete: »Nein, das ist kein Problem, der Krieg ist das Problem. Deswegen will ich nicht mehr hin.« Ich wünschte ihm viel Glück und eine gute Reise. Er bedankte sich und sagte, wie schön mein Name und wie schön Ungarn sei. Er war sehr höflich, höchst sympathisch und geduldig. Nicht gerade, was ich erwartet hatte. Ich bot ihm Geld an, Essen und Getränke. Doch er lehnte alles ab.

Daraufhin bin ich zum Reporter gegangen und fragte: »Der Junge war doch aus der Türkei, nicht wahr?« Der Reporter antwortete: »Ja, die meisten sind keine direkten Syrien-Flüchtlinge. Viele sind aus anderen Ländern und wollen nun diese Gelegenheit nutzen.« Einige seien »piggy backers«. Aber egal, in seinen Augen schienen alle berechtigt. Er bestätigte mir, dass weniger als 50 Prozent aus Syrien kämen. Dann wurde er ein wenig nachdenklich darüber, was er mir gerade gesagt hatte. Plötzlich kam die Regisseurin wieder und schnauzte mich an, dass man hier doch beschäftigt sei.

Ich wollte dann gehen, sah aber noch eine Gruppe von Männern, die im Bahnhof neben dem Bahnsteig saßen und alles beobachtet haben und auf einzelne Leute zeigten. Ich ging zu ihnen hin und fragte, ob sie Englisch sprächen. Einer bejahte, und ich fragte, ob ich ihm eine Frage stellen könne. Doch er schrie mit erhobenen Händen: »No, go away!« Die anderen Jungs gaben mir böse Blicke, auf dass ich schnell verschwinden solle. Das war sehr deutlich.

Der IS will seine Männer einschleusen - Europa will alle reinlassen

Es wundert mich, dass nur 50 Prozent aus Syrien stammen. Es wundert mich noch mehr, dass niemand das berichtet. Und dann wurde mir bewusst, warum Ungarn so hart reagierte und die alle registrieren wollte. Ich frage mich deshalb, wieso ich von rund 200 Flüchtlingen, die dort waren, nur etwa 15 Frauen und Kinder gesehen habe. Alle anderen waren junge Männer von bis 30 oder 35 Jahren.

Es war nicht angenehm. Man mag helfen. Man will helfen. Man hat das menschliche Bedürfnis zu helfen. Doch dann wird man vom Gegenüber mit einer frechen Selbstverständlichkeit in die Augen geschaut, dass man sich wundert, was hier eigentlich los ist. Meine Intuition sagt mir, dass Europa sich jetzt warm anziehen muss. Es wird ein langer Winter. Der IS ließ schon längst verlauten, dass er seine Männer einschleusen wolle. Es ist schon berichtet worden, dass sie die Situation ausnutzen wollen. Aber trotzdem will Europa (außer Ungarn – aber besonders Deutschland) alle reinlassen, ohne Kontrolle.

Europa ist für immer verändert worden. Es kommen sicherlich kriegsähnliche Verhältnisse. Es kann nicht anders sein. Der IS (ISIS) ist sehr wahrscheinlich mitten drin in dieser Sache. Und die EU lässt es freiwillig zu.

Anmerkung der Redaktion: Der Autor möchte ungenannt bleiben.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gernot Radtke

Deutschland hat seine Souveränität über die Staatsgrenzen einem EU-Versprechen geopfert, das die Außengrenzen zu schützen versprach. Wie viele Versprechen und Verträge ist auch dieses von der EU gebrochen worden. Jetzt haben diese Souveränität diejenigen an sich gerissen, die nach eigenem Ermessen und Belieben in das deutsche Staatsgebiet ohne jede Kontrolle einreisen; gewiß auch ‚echte‘ Flüchtlinge darunter, mehrheitlich aber Glückssucher, Trittbrettfahrer, Kriminelle und Banden, die der deutsche Steuerzahler nach ihrer Einreise auch noch alle unterbringen, durchfüttern und sozialbetreuen muß, Taschengeld extra. Kurzum: Deutschland hat sein Rechts- und Ordnungssystem, das seinen Bürgern Freiheit und Sicherheit gewähren soll, mit der Preisgabe der Grenzsouveränität völlig an das Belieben derer ausgeliefert, die das jetzt völlig skrupellos ausnutzen. So einen Dummen muß man ja auch erst mal finden. In Deutschland ist dies, befeuert vom rotgrünen Rettungsidiotismus, die herrschende Staatsdoktrin geworden. Die Regierung könnte eigentlich zurücktreten. Man braucht keine mehr. Deutschland ist das Siedlungsgebiet muslimischer Hinterweltler-Horden und all des zwielichtigen Gelichters geworden, das jetzt die Gunst der Stunde für sich zu nutzen versteht. Reisefreiheit für alle. Für jeden, der da kommen will. Einfach nur noch verrückt. Unfaßbar. Dem Rechtsbruch mit Vorsatz alle Türen geöffnet. Europas Wertegemeinschaft.

Gravatar: Thomas Rießler

Man könnte den sogenannten Asylanten bei der Aufnahmeprozedur ja mal eine Karikatur des IS-Kalifen oder von Osama bin Laden vor die Nase halten, um zu ermitteln, wes Geistes Kind sie sind.

Gravatar: Reiner Schöne

Auch wenn der Autor nicht genannt werden will, so muß ich ihm dennoch recht geben. Wenn man Flüchtlinge helfen wollte so hätte man nur auf die Flüchtlingslager in der Türkei zurückgreifen brauchen, denn hier sitzen z.B. die von der IS vergewaltigten Frauen die wirklich Hilfe brachen, aber die läßt man im Lager sitzen. Man hilft Menschen die einem Land keine Wahl lassen, die nirgendwo registriert wurden, hier bin ich, wer ich bin sage ich nicht, und wo ich hin will sage ich auch keinen, aber wehe du hilfst mir nicht. Diese Mentalität der in Deutschland angekommenen sog. Flüchtlinge wird uns noch über Jahrzehnte beschäftigen und nicht im "Guten".

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