Keine Lehren aus der Krise

London bleibt Weltfinanzzentrum Nummer eins

Das globale Weltfinanzzentrum ist auch im Jahr sechs nach der Finanzkrise London. Dies ist auch auf die Politik der britischen Regierung zurückzuführen, die eine bankenfreundliche Politik betreibt. Die Wirkung der 2011 eingeführten Bankenabgabe ist verpufft.

Foto: [Duncan] / flickr.com / CC BY 2.0 (Ausschnitt)
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Die City of London lässt sogar die Wall Street hinter sich. Dies geht aus dem halbjährlich erhobenen Global Financial Centers Index (GFCI) hervor. Der Index bewertet alle wichtigen globalen Finanzzentren. Die jüngste Veröffentlichung zeigt: London ist auch im Jahr sechs nach der Finanzkrise das globale Zentrum der Finanzmärkte schlechthin. Den zweiten Rang erreicht New York, dann folgen Hong Kong und Singapur. Zum Vergleich: der wichtigste deutsche Finanzplatz Frankfurt liegt auf Platz neun, die einzige weitere deutsche Stadt in dem 80 Plätze umfassenden Ranking ist die bayerische Landeshautstadt München, die den 34 Platz erreicht.

Londons Spitzenposition wurde auch vom Worldwide Centers of Commerce Index bestätigt, einem von Master Card vor einigen Jahren eingeführten Index. Wieder verweist London New York auf den zweiten Platz, gefolgt von Tokio und Singapur.

London ist in allen Bereichen top

Die Führungsposition Londons ist unangefochten und ruht auf einem breiten Fundament: Für den Global Financial Centers Index werden fünf Kategorien ausgewertet: Das Geschäftsumfeld, die Entwicklung des Finanzsektors, Infrastruktur, Humankapital und schließlich Image-Faktoren. Die fünf Bereiche gliedern sich in zahlreiche Unterkategorien auf: Politische Stabilität, Rechtssicherheit, Handelsvolumen und –geschwindigkeit, Verfügbarkeit von Kapital, Bildungsniveau, Verfügbarkeit von gut ausgebildetem Personal usw. London erreicht in allen fünf Kategorien die Topposition und verweist New York stets auf den zweiten Platz. In vielen Bereichen des Finanzsektors ist London der Markt schlechthin. „Wenn man im Mergers & Acquisitions-Geschäft sein will, muss man in London sein“, sagt der Direktor eines Londoner Mergers & Acquisitions-Hauses.

In der eine Quadratmeile umfassenden (ca. 2,6 km²) City arbeiten 383.600 Angestellte, hinzu kommen noch einmal 128.200 in Canary Wharf, dem neuen Finanzzentrum wenige Kilometer östlich der City. In der flächenmäßig winzigen City haben sage und schreibe 14.385 Unternehmen ihren Sitz, davon gehören 2.510 dem Finanzsektor an. Darunter Weltbanken wie Lloyds Banking Group oder Standard Cartered mit Bilanzsummen jeweils im dreistelligen Milliardenbereich. Weitere Großbanken wie Barclays und HSBC haben ihre Konzernzentralen in Canary Wharf. Diese Konzentration trägt entscheidend zum Erfolg des Finanzplatzes London bei. „Der große Vorteil Londons ist, dass man alle wichtigen Shareholder an einem Vormittag sehen kann“, so der Präsident einer globalen Investment-Bank.

In vielen Teilbereichen des Finanzsektors spielt London eine bedeutende Rolle. Bei den Hedgefonds hat es in den letzten Jahren gegenüber den USA deutlich aufgeholt und ist in Europa unangefochten die Nummer eins. Bei den derivativen Finanzinstrumenten (also Zertifikaten, Währungs- und Zinssicherungsgeschäften oder Optionsgeschäften) ist Großbritannien und damit London – mit Abstand – der wichtigste Handelsplatz weltweit. Die täglichen Umsätze im Handel mit Derivaten sind astronomisch: Im Vereinigten Königreich werden täglich zwei Billionen US-Dollar umgesetzt. Deutlich abgeschlagen folgen die USA auf dem zweiten Platz mit einem Tagesumsatz von rund 800 Milliarden US-Dollar. Die Plätze drei und vier erreichen Singapur und Tokio – mit Umsätzen von deutlich unter 500 Mrd. US-Dollar täglich. Die riesige Summe von zwei Billionen Euro verteilt sich auf durchschnittlich fast 800.000 Trades am Tag. Der durchschnittliche Trade umfasst 2,5 Millionen US-Dollar.

Großbritanniens Bankensektor aufgebläht

Die Finanzbranche hat in Großbritannien einen verhältnismäßig großen Anteil an der Gesamtwirtschaft. Insgesamt ist der Finanzsektor für 11,7 Prozent der gesamten Steuereinnahmen des Vereinigten Königreiches verantwortlich. Zieht man nur die Unternehmenssteuern heran, beträgt sein Anteil 16,4 Prozent.

Aufgrund der bloßen Größe des Finanzsektors wurde nach der Bankenkrise in Großbritannien die Frage nach einer Bankenabgabe virulent. Die Geldhäuser sollen einen fairen Beitrag zu den Krisenkosten aber auch zur Prävention künftiger Krisen leisten. Zudem soll die Abgabe die Risiken reflektieren, die der Finanzsektor – aufgrund seiner Größe und seiner Bedeutung für die Gesamtwirtschaft – mit sich bringt. Die Bankenabgabe wurde im Januar 2011 eingeführt – als Teil des Maßnahmenpakets zur Sanierung des britischen Staatshaushalts. 2,5 Milliarden Pfund pro Jahr will der Fiskus damit im Jahr einnehmen. Die genaue Höhe der Abgabe richtet sich nach der Laufzeit und dem Umfang der Verbindlichkeiten der Banken.

Finanzsektor wurde entlastet

Betrachtet man jedoch die gesamte Abgabenbelastung des Finanzsektors, ergibt sich ein differenziertes Bild: Die City of London gibt jährlich eine Studie heraus, in der sie den Steuerbeitrag des Finanzsektors in Großbritannien erfasst. 2013 zahlte der britische Finanzsektor immerhin rund 24,8 Milliarden Pfund Steuern an den britischen Fiskus (Unternehmenssteuern, Bankenabgabe, sonstige Steuern). Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von 4,6 Prozent. Dieser ist jedoch hauptsächlich auf die ab 2011 eingeführte Bankenabgabe zurückzuführen. Zieht man einen längeren Betrachtungszeitraum heran, dann zeigt sich, dass die Steuerlast des Finanzsektors gesunken ist. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2007 lag die Steuerbelastung 2013 um 12,2 Prozent niedriger. Dies liegt vor allem an der niedrigeren Unternehmenssteuer, die die britische Regierung zur Ankurbelung der Wirtschaft nach der Krise gesenkt hatte. Sie sank von 30 Prozent 2007 auf 24 Prozent 2012. Ein weiteres Absinken ist auf 20 Prozent bis 2015 wird angestrebt. Der Rückgang der Einnahmen sollte mit der Bankenabgabe aufgefangen werden. Dies gelang bislang allerdings nicht. Die Bankenabgabe ist in ihrer bisherigen Ausgestaltung also unzureichend. Denn: Unterm Strich wurde der Finanzsektor seit 2007 stärker entlastet als belastet. Diese bankenfreundliche Politik der britischen Regierung dürfte die Position des Finanzplatzes London weiter stärken.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: reiner tiroch

na da geben sich ja auch 1100 Finanzlinge Mühe das Finanzsystem zu zerstören. deshalb brauchen die besonders viel Rauschgift und sind Börni-aut, gell?

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