Bevölkerungsentwicklung und Geburtenrate

Krisenstaaten sind zugleich die kinderreichsten Länder

Besonders in den Krisen- und Kriegsregionen steigt die Bevölkerung durch hohe Geburtenrate. Dagegen sind Religionszugehörigkeit und Lebensstandard weniger entscheidend für die Zahl der Geburten.

Foto: Rod Waddington / flickr.com / CC BY-SA 2.0 (Ausschnitt)
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Die gute Nachricht zuerst: Die Welt hat ein globales „Peak Child“ erreicht. Es gibt ungefähr 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, davon 2 Milliarden Kinder. Der letzte Wert ist mittlerweile stabil. Während in den 1970er Jahren die Geburtenrate pro Frau global bei 4-5 Kindern lag, liegt sie jetzt bei 2-3 Kindern. Das heißt, ein Ende des globalen Bevölkerungswachstums ist bereits absehbar. Bei rund 10 Milliarden Menschen wird sich die Bevölkerung der Erde einpendeln.

Die schlechte Nachricht: Die Zahl der Geburten pro 1000 Einwohner ist von Land zu Land höchst unterschiedlich. Dabei zeigt sich ein merkwürdiges Bild: Nicht nur das Verhältnis von Stadt- zur Landbevölkerung ist für die Geburtenrate entscheidend. Das wäre vorauszusehen gewesen. Vielmehr zeigt sich, dass je unsicherer eine Region ist, je mehr durch Krieg und Not geprägt, desto höher sind die Geburtenrate und das Bevölkerungswachstum. Die geringere Lebenserwartung wird durch die hohe Zahl der Kinder mehr als wettgemacht.

So sind Bevölkerungswachstum und Geburtenrate in Ländern wie Afghanistan, Irak, Somalia und dem Kongo besonders hoch, obwohl die Krisen und grausamen Kriege Gegenteiliges erwarten ließen. Dies bedeutet, dass es auf absehbare Zeit in den Krisenregionen eine große Anzahl junger Menschen gibt, denen Zukunftschancen fehlen und die deshalb in Massen emigrieren.

Religion und Lebensstandard spielen eine immer geringere Rolle

Überraschend: Religion und Lebensstandard spielen mittlerweile eine geringere Rolle bei der Zahl der Geburten. So haben Länder wie Katar und Bangladesch seit den 1970er Jahren eine ähnlich rückläufige Entwicklung bei der Zahl der Geburten gezeigt, obwohl Katar sehr reich und Bangladesch sehr arm ist. Bei den Ländern der Dritten Welt zeigt sich zudem, dass die Geburtenrate nicht davon abhängt, ob das Land mehrheitlich christlich, muslimisch oder hinduistisch geprägt ist.

Eine interessante Zusammenstellung und Visualisierung der Daten hat der schwedische Statistiker Hans Rosling vorgestellt. Er hat auf einer TED-Konferenz deutlich zeigen können, dass Religion und Reichtum in ihrer Bedeutung für das Bevölkerungswachstum eine immer geringere Rolle spielen und dass weltweit eine klare Tendenz zur geringeren Geburtenrate erkennbar sei.

https://youtu.be/ezVk1ahRF78

In Asien hat das Bevölkerungswachstum deutlich abgenommen

Statistisch besonders signifikant sind die Entwicklungen in Asien. Der indische Subkontinent, d.h. Pakistan, Indien und Bangladesch, hat in seiner Bevölkerungsgesamtheit China bereits abgelöst. Doch ist eine Abflachung des Wachstums erkennbar. Die Geburtenrate ist in Indien auf 2,5 Kinder, in Pakistan auf 3,2 und in Bangladesch auf 2,2 Kinder pro Frau gesunken. In den 1960er Jahren lag die Geburtenrate pro Frau in Indien noch bei rund 6 Kindern.

In China selbst hatte anfangs die Ein-Kind-Politik zu einer geringen Geburtenrate geführt. Doch mittlerweile sind durch die Verstädterung und höheren Bildungsanforderungen die meisten Chinesen ökonomisch kaum in der Lage, mehr als zwei Kinder pro Familie aufzuziehen, selbst wenn sie es wollten. Das hat sich zunächst in Hongkong gezeigt und ist nun auf das Festland übertragbar. Damit schließt China an die Entwicklung an, die sich bereits in Japan, Korea, Singapur und Taiwan abgezeichnet hatte.

Die Weltbevölkerung wird afrikanischer

Den größten Bevölkerungszuwachs bei gleichzeitig hoher Geburtenrate gibt es in Afrika südlich der Sahara. Dabei zeigt sich, dass zum einen der große Anteil der ländlichen Bevölkerung bei dieser Entwicklung eine große Rolle spielt. Doch vor allem die geringe Lebenserwartung durch die hohe Kindersterblichkeit, Kriege und Bürgerkriege, Kriminalität, fehlendes staatliches Gewaltmonopol und Armut sowie die mangelnde staatliche Grundversorgung im Alter sind der Grund für die weiterhin hohe Geburtenrate. Nichtsdestotrotz ist auch in Afrika mehrheitlich ein Trend zu weniger Kindern absehbar. Allerdings wird es auf diesem Kontinent noch lange dauern, bis sich der Bevölkerungspegel auf einem stabilen Niveau eingependelt hat.

Die Spitzenwerte haben Länder wie Niger, Mali, Somalia, Uganda, Burkina Faso, Burundi, Sambia, Süd-Sudan, Angola, Kongo, Mosambik, Äthiopien, Nigeria, Malawi, Benin und Tansania. In diesen Ländern liegt die Geburtenrate pro Frau bei 5-7 Kindern. Lediglich Afghanistan lässt sich als außerafrikanisches Land in diese Spitzenliste einfügen.

Worauf müssen wir uns einstellen?

Die Mehrheit der Migranten, die Zuflucht in Europa suchen, wird weiterhin größtenteils aus Afrika und den Krisengebieten des Nahen und Mittleren Ostens kommen. Denn je tiefer die Regionen in Kriege verwickelt sind und je geringer die staatliche Fürsorge und Schulbildung ist, desto mehr Kinder werden geboren, denen in ihrer Heimat keine Zukunftsperspektive geboten werden kann.

Eine vorteilhaftere Stabilisierung der Bevölkerung kann in nahezu allen Ländern durch gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilität erreicht werden. In den Armuts- und Kriegsregionen könnte durch Stabilität das Bevölkerungswachstum verringert werden. In den Industrieländern könnte dagegen eine leichte Erhöhung der Geburtenrate erreicht werden, wenn die jungen Menschen sich weniger Sorgen um die Finanzierbarkeit einer kinderreichen Familie machen müssten.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.von Bugenhagen

Krisenstaaten sind zugleich die kinderreichsten Länder ???
Statt sich gegen die Krise zu stellen und etwas zu unternehmen ist es ja einfacher mal eben für Nachwuchs zu sorgen, der mit ihnen dann zusammen hungern kann,,wahrscheinlich der Gedanke gemeinsam sind wir stark.Kommt nichts im Fernseher machen wir mal eben ein Kind.

Gravatar: Clara West

Der Artikel ist absurd, aber er passt in die aktuelle Gefühlslage und soll nur noch ein bisschen mehr Öl ins Feuer gießen. Es brennt doch so schön.

Afrika hat eine Bevölkerungdichte von 31 pro Quadratkilometer. Im Vergleich dazu hat die USA 33 und die Bundesrepublik 227. Der Vatikanstaat hat 1914 (sieh an) und Monaco ber 15000 pro qm.

Die Monegassen ein bevölkerungspolitisches Problem?

In der Sterblichkeit wird die Weltrangliste der höchsten Sterberaten von 20 afrikanischen Staaten angeführt. Das ist doch mal interessant, wird aber im Artikel nicht erwähnt. Auch nicht erwähnt wird, wie viele der afrikanschen Probleme durch die westliche Welt erst entstanden sind, z.B. Ausbeutung, enge Zusammenarbeit mit korrupten Regimes, Ressourcenkriege und - sieh an - Freihandelsverträge u.a. mit der europäischen Union. Wir schmeißen den Kontinent mit unseren Billigprodukten zu, so dass sich heimische Strukturen und Unternehmen gar nicht erst entwickeln können. Wir verarbeiten Mais zu Sprit und sorgen dafür, dass der weltweite Maispreis in die Höhe geht und sich damit Menschen auf der anderen Seite des Globus ihr Leben nicht mehr leisten können.

Natürlich hat eine höhere Geburtenrate etwas mit Tradition und Religion zu tun - aber ebenso hat eine geringe Geburtenrate etwas mit der westlichen Ökonomie zu tun und dem immerwährenden Konkurrenzkampf um Macht, Geld, Ansehen bzw. Status. Wer sich näher dafür interessiert, sollte sich mal mit den Studienergebnissen von Gunnar Heinsohn dazu befassen. Interessant, was die westliche Wertegemeinschaft so alles hervorbringt.

Kurzum. Das Weltbevölkerungsproblem trägt keine schwarze Hautfarbe, wie es der Artikel und das passende Foto (nichts ohne suggestives Bildmaterial) gern vermitteln möchten.

Gravatar: Hans von Atzigen

Die Erkenntnis, der Zusammenhang von Geburtenraten
und allgemeinen Lebensbedingungen ist seit gut 150 Jahren bekannt,Malchus.
Zudem bereits in den 60-70 Jahre gab es wohlmeinende Warner. Unter anderem auch schubladisierte Studien der UNO.
Die rückläufigen Geburtenraten in vielen Regionen sind
keine Grund zur Entwarnung,lediglich eine Entwicklung die viel zu spät einsetzte.
Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren die in der genzen Problematik kaum oder nur am Rande einbezogen wurden und werden.
Eine vertiefte breit angelegte Studie zur Problematk existiert bis heute NICHT. Mehr als oberflächliches zu ofte dilletantisches Stückwerk ist nicht verfügbar, auch Zusammenhänge in den Wirtschaftlichen Bereich existieren kaum im Ansatz.
Was bleibt???
Lediglich eine Grobrastereinschätzung unter einbezug von möglichts vielen Faktoren.
Da ergibt sich ein längst verheerendes Bild.
Es gibt so einiges an Faktoren die darauf hienweisen das die Sache längst über alle Berge ist.
Mangels, Handfest nachvollziehbar schlüssiger, breit angelegter Studien bleiben nur eine Grobrasterschätzungen.
Die einigermassen nachhaltig verkraftbare Bevölkerungszahl Global dürfte bei etwa 3 Milliarden liegen. Eher darunter denn darüber.
Fazit:
Das Ding ist Faktisch gelaufen.
Eine Frage der Zeit dann geht das Ding gegen die Wand.
Der sich abzeichnende Weltwirtschaftszusammenbruch
dürfte absehbar die Finale Desasterphase einleiten.
Freundliche Grüsse

Gravatar: Lisa B.

Dann können wir ja alle demnächst auf Wanderschaft gehen. Wie heißt es in dem Artikel so schön:

"Denn je tiefer die Regionen in Kriege verwickelt sind und je geringer die staatliche Fürsorge und Schulbildung ist, desto mehr Kinder werden geboren, denen in ihrer Heimat keine Zukunftsperspektive geboten werden kann."

Vier Anzeichen stehen in Deutschland dafür, dass wir diesen Tendenzen folgen werden:
1. in Deutschland wird Krieg provoziert
2. die staatliche Fürsorge wird kontinuierlich heruntergefahren, der Staat setzt auf Eigenverantwortung (langweilige Argumente "in Zeiten knapper Kassen", "uns sind die Hände gebunden", "wir benötigen die Milliardenüberschüsse für den Ausgleich in schlechteren Zeiten" bla-bla-bla)
3. die Schulbildung/Allgemeinbildung wird immer schlechter, Eltern müssen sich nach Alternativen umsehen (nicht zuletzt wegen Überfremdung in den Schulklassen)
4. die Geburtenrate hat in einzelnen deutschen Städten zugenommen (z. B. Leipzig, München, Hannover)

Gravatar: Joachim Datko

Die menschliche Population ist mit sieben Milliarden Menschen sehr hoch.

Zitat: "In den Industrieländern könnte dagegen eine leichte Erhöhung der Geburtenrate erreicht werden, wenn die jungen Menschen sich weniger Sorgen um die Finanzierbarkeit einer kinderreichen Familie machen müssten."

Die Geburtenrate sollte in den Industrieländern nicht durch finanzielle Anreize erhöht werden.

Die geringe Geburtenrate in den Industrieländern kompensiert einen Teil der noch sehr hohen Geburtenraten in anderen Teilen der Welt.

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